Wer heiratet braucht starke Nerven!

Den gestrigen Abend verbrachte ich bei meinen Bruder, da ich für seine bevorstehende Hochzeit in 2 Wochen die so genannten Kirchenblättchen, Liedhefte oder Programmpapiere gestalten und drucken soll.

In den 4 Stunden die ich vor Ort war habe ich sehr, sehr, sehr viel über Hochzeiten gelernt. Sehr viel.

Meine Schwägerin verbrachte 2 Stunden damit, eine komplette Gästeliste in Schönschreibschrift nieder zu schreiben, zu diskutieren, ob auf den Tischkärtchen nur Vor- oder auch Nachname stehen sollten und sich selber ins Gedächtnis zu rufen, dass irgendwer erwähnt habe, seine Freundin schreibe man wie das Alien aus Alien 1 bis 3.

Dann beschriftete sie kleine, gelbe Post-its mit den Namen aller Gäste, zeichnete die Tischanordnung auf und begann ihre Gäste zu platzieren.

Ich beobachtete das ganze fasziniert-argwöhnisch und blätterte ein wenig durch den „Hochzeitsratgeber“, der auf dem Tisch lang. Die Planung für diese kirchliche Hochzeit läuft nun seit 4 Monaten, soweit ich das richtig überblickt habe. Vier Monate, in denen eigentlich jeden Tag neue Dinge hinzu kamen, alte Dinge neu diskutiert werden mussten, die Deko im Geiste fünf mal umgearbeitet wurde etc.

Meine Schwägerin sitzt also mit glänzenden Augen am Tisch und redet und redet und redet. Ich höre aufmerksam und nickend zu.

Als ich um Kurz nach 23 Uhr in mein Auto steige, habe ich keine Lust mehr auf kirchliche Hochzeit. Solch ein Trubel schon Monate und Wochen vorher. Gäste, die sich nicht ausstehen können und weit von einander weg gesetzt werden müssen. Angeblich beste Freunde, die nicht kommen wollen, weil sie keinen Bock auf 700 Kilometer Fahrt haben. Väter, die sich darüber mokieren, dass es Schnaps geben wird, nur weil sie selber keinen trinken.

Sie vermuten das Schlimmste und Sie haben recht.

Wenn ich einmal heiraten sollte, dann wird meine Einladung so aussehen.

Hochzeitseinladung

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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26 Gedanken zu „Wer heiratet braucht starke Nerven!

  1. Ich denke nicht, dass den Herrn H. sowas aus der Ruhe bringt. Das Alte hat der lang überwunden. Andernfalls würde ich mir Sorgen machen. :smile:

  2. Deswegen gab’s bei uns nur Standesamt und nachher gemütliche Feier bei den Eltern zu Hause. Ist viel billiger und erholsamer.

    (Das reine Heiraten in der Billigausführung, also quasi die Gebühren, kostete übrigens bei uns 66 Euro. Die Quittung hab ich noch.)

  3. Auf monatelange Vorbereitung hätte ich ja auch gar keine Lust, denn in der Zeit quatschen einem ja auch alle rein. Was man am Anfang „wegen des lieben Freidens“ noch durchgehen , einen nachher aber durchdrehen lässt.

    Ein Kollege berichtete ganz stolz, dass seine Hochzeit ihn damals vier Eisbecher gekostet hat. Die gab es in der Eisdiele für alle nachdem er, seine Frau und die beiden Trauzeugen das Standesamt verlassen hatten.

    Und ich kann es auch verstehen. Entweder läd man gar keinen, nur die Großeltern, Eltern und Geschwister ein oder alle. Weil sonst irgendeiner bestimmt beleidigt ist.

    Ist halt nicht jeder so entspannt wie ich. :cool: Meine Eltern erzählten mir neulich, dass mein Cousin T. heiraten wird und eingeladen hat. Nun, den habe ich das letzte Mal im Jahr 2000 auf einer Beerdigung getroffen. So dicke sind wir also wohl nicht, also warum sollte er mich einladen?

    Ach ja: Nach dem wievielten „Ach Pia, kannst du das nicht eben nochmal ändern, geht doch ganz schnell…“ bekommt Deine Bruder von dir eine Rechnung? :wink: Geld hilft nämlich auch Prioritäten zu setzen.

  4. … kann man so machen, muss man aber nicht.
    Wenn man sich das alles antun will: bitte…

    Es geht aber auch anders:
    Vom Freund eine Scheune mit schönem Ausblick empfohlen kriegen: umsonst.
    Scheune mieten: 1 Anruf.

    Einen Bekannten fragen, ob er DJ macht: 10 Minuten und 1 Kiste Bier.

    Beim Partyservice lecker Essen aussuchen: 1 Std.

    Einladungen gestalten und drucken: etwas länger, das ist aber ein beruflicher Schaden.

    Allen erklären, dass es wrklich eine Party in einer Scheune ist und man sich wirklich dementsprechend anziehen sollte: ca 50 nette Telefongespräche, bei denen man nebenbei hinterher weiss, wer kommt.

    Sich den Raumschmuck vom Verein wünschen: 10 Minuten.

    Eine geile Party mit 120 Menschen feiern, die alle gross genug sind, sich nicht neben ihre Erzfeinde zu setzen, mit denen bis um 2 Uhr nachts ums Feuer zu sitzen, sich an 500 Kerzen zu erfreuen und Millionen Blumen, so bis um 5 Uhr zu tanzen und dann glücklich und mit viel Zeit für sich nach Hause zu fahren, weil ein Freund morgens um 9 zum Aufräumen kommt: absolut unbezahlbar.

    Der zweitgrößte Aufwand: Die „Wollt Ihr das wirklich SO machen“ – Fragen aushalten.
    Die meiste Zeit verbracht mit: hinterher hören, wie schön das war und Jahre später noch drauf angesprochen werden.

  5. oh, das hört sich ja auch genial an… nur was ist, wenn man keinen Freund mit Scheune hat? Ach, ich hab noch ein bisschen Zeit, aber wenn geheiratet wird, dann nur standesamtlich und mit den bessten Freunden + Family und dann auch die ganze Nacht lang ;-) :oops:

  6. aus diesem grund, und aus dem grund, weil ich keine standesamt-wohnzimmer-bei-kaffee-und-kuchen-hochzeit möchte, werde ich mir, wenn es zeit ist, meine geliebte schnappen, wechselgarnitur, bikini und zahnbürste ins handgepäck schmeißen und sie nach las vegas entführen, irgendwas abgefahrenes zum heiraten aussuchen, tierisch die sau rauslassen, hotelzimmer verwüsten und nach einer woche zurück fliegen, eine kleine gartenparty für familie, verwandte und freunde zu geben und gut ist.

  7. Ich mußte sofort an den Priester denken. „Sie dürfen die Braut jetzt küssen…“ – Naja, Theologenassoziationen halt. *g*

    Aber vor so ner Riesenhochzeit graut mir ja auch. Mir wär’s unauffällig lieber – ist nur die Frage, ob ich da die passende Frau zu finde…

  8. Bei uns war es so, daß mit dem Tag an dem wir verkündeten „wir heiraten“ meine Schwiegermutter alles in die Hand nehmen wollte. Wenn wir gewollte hätten, dann hätte sie ALLES organisiert. Es war nervig immer wieder zu sagen: danke, aber wir schaffens allein.
    Wir haben dann auch nicht sooo ein Gedöns gemacht, gerade so daß es für uns aushalt- und gestaltbar war.
    Wo wir dann aber gar keinen Einfluß mehr hatten, nämlich bei der Gestaltung des Abends, da wurde es dann richtig hart: eine große Verwandtschaft seitens meines Mannes und JEDER wollte zeigen was er tolles vorbereitet hat. Ich hatte kaum Zeit mit jedem ein Wort zu wechseln, ein Programmpunkt jagte den nächsten, manoman!
    Das war ANSTRENGEND und das hätte ich mir so nie gewünscht.
    Heute würde ich drauf achten daß das nicht passiert, aber hinterher ist man ja bekanntlich immer klüger…

    einen sonnigen Gruß aus Darmstadt
    Anke

  9. Ich empfehle eine heimlich Heirat und erst nachher eine Feier. Dann gibts komischerweise wesentlich weniger Motzer :) Wobei Heiraten eh sinnlos ist, also lass es gleich bleiben ;-)

    Codo, 12 Jahre verheiratet :pfeif:

  10. Man (vorallem Frau) darf das mit der Hochzeit nicht solange im voraus wissen. So 2 Monate Vorlauf wie bei mir waren echt gut. Es hat gereicht ein super Kleid für ne schwangere Braut und ein super Feier für die Familie zu organisieren. Hätte ich länger Zeit gehabt, hätte ich auch mehr rumgeplant. Da kommt man bloß auf dumme Gedanken. Unsere Freunde kommen auch nicht zu kurz, da gibt es demnächst eine Gartenparty, ohne Sitz- und Kleiderordnung. So eine spontante Heirat kann ich nur empfehlen.

    Meist ist das mit der Hochzeitsfeier auch ein Frauenproblem. Die Eine oder Andere neigt dazu nicht für sich sondern für andere zu planen, dekorieren etc. Da bleibt der Spaß manchmal auf der Strecke. Alles muss perfekt sein. Was sollen denn die Gäste denken? Aber da wird wohl auch vergessen, dass man nicht für die Gäste heiratet, sondern einfach eine wunderschönen Tag mit seinem Liebsten verbringen möchte.

  11. Wenn ich heirate, dann nur auf dem Standesamt. Und kommen dürfen auch nur die Eltern. Nicht weil es günstiger in so kleinem Kreise zu „feiern“, sondern weil es dann keinen Streit gibt, wieso z.B. die Cousine dritten Grades nicht kommen durfte usw.
    Im Grunde genommen will ich nur meine Ruhe… auch bei der Hochzeit.
    Leider verstand das eine Freundin nicht so ganz, als ich ihr meine Vorstellungen mal kund tat. Seitdem ist sie eine Ex- Freundin…. was ich sehr bedauere.

  12. Andi: Eine Freundin im Sinne von „feste“ Freundin oder eine Freundin im Sinne von Freundin?
    Sollte ersteres zutreffen, dann bedauern Sie das ja nicht!!!

  13. jaja, die Gestaltung des Abends…
    das vergass ich bei meiner leicht rosarot gefärbten Erinnerung – das war nämlich die meiste Arbeit: Allen zu erklären, dass sie keine, nein wirklich gar keine, nein, Du auch nicht, nein niemand, wirklich gar keins, nein, auch kein kleines Spielchen machen dürften.
    Das scheint doch irgendwie eine Kollektiv-Unsitte zu sein, sich und andere am „schönsten tag Deines Lebens“ noch mal kräftig zu blamieren.
    Gruselig.

  14. Heiraten kann nett sein. Die 7500 Kilometer entfernte Dominikanische Republik bot ausreichend Sicherheit vor Familienmitgliedern. Auf dem „Standesamt“ habe ich kein Wort verstanden und musste nur immer yo accepto oder so ähnlich sagen. Anschließend ging’s mit den Trauzeugen zum Sonnenuntergang in einen Beachclub und danach gab’s eine kleine Feier mit ein paar Bekannten und allen Leuten von der Tauchschule. War kaum Stress und echt ein toller Tag :-)

  15. meine größte angst wären ja auch diese spielchen. drohungen wie „dann bist du nicht mehr meine freundin“ ziehen da aber erstaunlich gut :grin:

    ansonsten: aussortieren. wer spiele machen will, wird einfach rausgeschmissen. blöd nur, wenn man dann irgendwann nur noch zu dritt zusammen sitzt (sie+er+seine mutter?! *argh*)

    schreibtischgrüße
    jules

  16. Ich finde heiraten toll und verheiratet zu sein ist noch toller und die Planung hat riesen Spaß gemacht. :ja:

    Für mich gehört zu einer richtigen Hochzeit Standesamt, Kirche und eine tolle Party mit Familie und Freunden dazu. Wir haben 4 Tage gefeiert.
    Bei uns gab es auch keine Nörgler und Motzer, alle hatten viel Spaß und heute noch, nach Jahren, wird oft noch über unsere Feier gesprochen.

    Ich würde es jederzeit wieder genau so machen…alles andere wäre für mich nur ein Kompromiss. :smile:

  17. Ich glaube, dass das der entscheidende Satz ist: Ich würde es jederzeit wieder genau so machen«
    Das würde ich auch, obwohl ich, bzw wir einiges ganz anders gemacht haben.
    Wichtig ist doch, dass es genau so ist, wie man es sich vorstellt. Irgendwelche Kompromisse sollte man da halt nicht eingehen.
    Und wer mit Kirche und Kutsche und Brautjungfern in rosa und am Abend vorher Küsschen sammelnd durch die Stadt ziehend feiern will soll das auf jeden Fall genau so tun.
    Und wer nicht, der nicht :smile:

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