Der Kölner an sich …

… ist bekanntlich anders, als alles anderen. Das hört man zwar immer wieder von Besuchern unserer Dom-Stadt, aber so richtig greifen und verstehen kann man das nicht. Was soll an uns schon anders sein, als an anderen?

Als ich jetzt das Fräulein Anna in Trier und um Trier herum besuchte, traf ich unweigerlich auf den ein oder anderen – ja, was sind das da unten? Pfälzer? Schon Saarländer? Hallo, Legolas … Hilfe? – und stellte zum ersten Mal wirklich einen gravierenden Unterschied fest.

Ich will nicht behaupten, dass die Leute nicht nett sind oder waren, dazu habe ich viel zu wenig zeit mit Ihnen verbracht. Immerhin nur einen Abend. Aber ich bin auch noch nie so kontinuierlich ausgegrenzt und ignoriert worden, wie an diesem Abend. Ich bin ein umgänglicher Mensch, finde schnell Anschluss und in ein Gespräch. An diesem Abend, waren all meine Mühen umsonst. Weder wurde zur Begrüßung/Vorstellung die Hand gegeben – was sich ja noch problemlos verschmerzen lässt – noch wurde ich auch nur ein Mal angesprochen, in ein Gespräch mit verwickelt oder gar angeguckt. Sogar meine kläglichen Versuche irgendwie Konversation zu betreiben blieben ohne Erfolg. Es würde mich daher nicht wundern, wenn die Pfälzer/Saarländer/whatever mich für eine arrogante Kuh aus Köln gehalten haben, denn nach drei Stunden des ignoriert Werdens, war ich dies schließlich auch. Ich guckte meinen Weg, trank mein Bier, quatsche ausschließlich mit Anna und ließ den Rest der Sippe links liegen.

Vielleicht wundern Sie sich, dass ich dies hier thematisiere. Vielleicht erscheint Ihnen an meinem Erlebnis nichts schlimm. Aber mir, als Kölner, ist dieser Abend ganz schlimm vorgekommen.

Der ein oder andere von Ihnen wird das Lied „Drink doch eine met“ kennen, in welchem es darum geht, dass hier in Köln niemand alleine rum stehen muss, schnell und problemlos Anschluss findet und aufgenommen wird, sei es nur für einen Abend. Das weiß man aber erst zu würdigen, wenn man das Gegenteil erlebt hat.

Der Kölner an sich ist bekanntlich anders, als alles anderen … Gott sei Dank!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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35 Gedanken zu „Der Kölner an sich …

  1. Als Exilkölner eine ganz andere Erfahrung gemacht: Hier in Sachsen. Komm mal vorbei. Sie verstehen unseren Dialekt nicht, sie mögen kein Kölsch und sie nennen Karneval „Fasching“, aber alleine bist du hier max. 3 Minuten. Obwohl ich meine Heimat Köln schon vermisse, ist es klasse hier im einzig wahren Freistaat!

  2. Wahrscheinlich bin ich deswegen nie weiter als eine halbe Stunde Zugfahrt von Köln weggezogen. Von Köln nach Leverkusen, von Leverkusen nach Bonn und dann wieder zurück nach Leverkusen. Hauptsache nah an Köln dran. :grin:

  3. Danke für die Bestätigung!

    Saarländer sind schon ein komisches Völkchen… vor einem Jahr war ich das erste und letzte mal (leider) dort. Die Gegend ist schön, aber das hilft über die karge Gastfreundschaft nicht hinweg.

    Man sagt, der französische Einfluss dort sei sehr hoch, man sagt zudem den Franzosen nach, dass Sie ein geselliges Volk sind.
    Was aber im Saarland vor sich geht kann man so gar nicht beschreiben… der Einfluss ist nicht zu verkennen, ander der Rest :nein:

  4. Also als Pfälzer muss ist erstmal drauf bestehen, dass wir nicht mit den Saarländern verwechselt werden! :grin:

    Weiterhin möchte ich zum Ausdruck bringen, dass der typische Pfälzer (ich) es sich nicht hätte nehmen lassen Ihnen die Hand zu reichen (zur Begrüßung ebenso wie zum Abschied) und Ihnen darüber hinaus ein Gespräch der unterhaltsamsten Sorte an die Backe genagelt hätte. Leider scheint es so zu sein, dass nach meinem Umzug nach Nürnberg meine Freunde in der Heimat vergessen haben, was ich ihnen beigebracht hab. Ich möchte mich in aller Form dafür entschuldigen! :wink:

  5. Allgemein scheint das so zu sein, dass je weiter südlich man kommt, die Leute seltsamer werden. Man vergleich nur Berliner und Franken…

  6. blödsinn, fahrt einfach mal auf´s land, da sind die alle komisch.. so einfach ist das.

    und kölner sind zwar nett und freundlich, aber in ca 30 minuten haben sie einen vergessen.

  7. Mir persönlich wärs egal gewesen, wenn die mich nach 30 Minuten wieder vergessen hätten. Für die vier Stunden des Zusammenseins hätte mir aber nett und freundlich gereicht.

  8. Nun, ich bin Badener, also Nordbadener oder eigentlich noch besser Kurpfälzer.
    Und bei uns und auch bei den Vorderpfälzer Nachbarn (trier gehört definitiv nicht zur Vorderpfalz) ist es immer gesellig. Ok, wer nur rumsteht und in sein Gals guckt,den lassen wir in Ruhe, aber wenn jemand Anschluss finden will und sich an einem Gespräch beteiligt, dann wird er herzlich aufgenommen.
    Auh auf dem Land. (Wie ist „Land“ eigentlich definiert?

  9. Ich stimme Pia da voll zu: Mir ist es auch lieber, jemand ist nett, freundlich und aufgeschlossen. Da komme ich dann auch damit klar, wenn ich ihm nicht lange ins Gedächtnis gebrannt bleibe.

    Was ist denn die Alternative: Jemand ist unfreundlich und grummelig und hat mich nach dreißig Minuten vergessen? Dann nehme ich doch lieber den netten.

  10. Also die Nord-Süd-Theorie wird vom Niederrhein wiederlegt. Und ich persönlich bin ja Wahlwestfale. Die sind zwar stur, aber dafür ehrlich. Der Rheinländer scheint mir zwar nett zu sein, mich aber tatsächlich nach dem Treffen ruck-zuck wieder vergessen zu haben. ;-)

    Allerdings hat die rheinische Direktheit auch so ihre amüsanten Seiten. Wenn zum Beispiel eine Kölnerin in Münster zwei überrumpelte Passantinnen anfällt und sagt „Sie können mir doch bestimmt sagen, was das für ein Baum hier ist, oder?“ :-D

  11. Kann dem nur zustimmen, hab in Erfurt ähnliche Erfahrungen gemacht. Die Leute waren zwar nicht wirklich unfreundlich, aber der berühmte „rheinische Frohsinn“ hat doch gefehlt. War ziemlich erstaunt über die Art und Weise und war schon ernsthaft am überlegen ob ich irgendwas verbrochen hab, aber nach ein paar Tagen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es wohl regional bedingt sein muss. :wink:

    Jeder Jeck ist anders. :ja:

  12. Ist die Stimmung noch so triiiieb,
    immer hoch die Pälzer Riiieb.

    *räusper*

    die Stuttgarter sind übrigens genauso. keine sozialisierung möglich.

  13. Wahrscheinlich fühle ich mich deswegen auch in Amerika (vor allem Großstädten) immer so wohl.
    Da wird man auch immer – und meistens nett – angequatscht und ein kleines Stück Lebensgeschichte erzählt. Dass ich die Leute wohl nie wieder sehen werden, interessiert mich eigentlich wenig. Dafür wird man eben auch nicht ignoriert.

    Wir haben in Chicago gerade mal eine Minute auf der Straße gestanden, um uns zu orientieren, als uns schon jemand gefragt hat, wo wir denn hin wollten und ob man uns helfen könnte.

    Was die Westfalen angeht, da hab ich mir mal sagen lassen, dass, wenn wir Rheinländer irgendwas „total super und richtig toll“ finden, der Westfale sich dazu eher mit einem „Na ja, ist schon okay“ äußert.

    Und den gelegentlich staubtrockenen Humor der Niederrheiner hab ich bei meinem Mann kennengelernt. Da bin ich manchmal die einzige, die erkennt, dass er da gerade einen Witz gemacht hat, während alle anderen noch denken, dass er das ernst meinte. :grin:

  14. @anne Wie sagte Herr Beikircher so schön: „Was willste von ner Gegend schon erwarten, wo jeder Maulwurfshügel ein Gipfelkreuz trägt…“ Und ich bin da geboren. Ich hab also alle Berechtigung und Grund zu lästern.

    @pia Viele. Sehr sehr viele. Aber gottseidank nicht alle, ich weiß ;-)

  15. Es ist tatsächlich so, dass der Kölner, ich erweiter das mal: der Rheinländer ein geselliger und offener Mensch ist.
    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es für eben diesen geselligen Menschen viel schwieriger ist in einer anderen Region Fuß zu fassen. Mit 14 wurde ich in die „schöne“ Stadt im Land Brandenburg verpflanzt … ich habe es nie wirklich geschafft, mich dort zu integrieren, vielleicht weil man Angst vor einer „Fremden“, die einfach anders ist, hatte, oder vielleicht auch, weil ich mich nicht anpassen konnte/vielleicht auch nicht wollte. (Ein Beispiel: Hat jemand, den man mag, Geburtstag geht man im Rheinland einfach auf ein Kölsch vorbei: Wer kütt, der kütt! Es gab böse Reaktionen bei meinem unangekündigten Erscheinen… Erklärungen zwecklos! Hier ist das nicht so!)
    Als ich konnte, bin ich zurück ins Rheinland und hatte nach all den Jahren schon fast verlernt, so offen und fröhlich zu sein … jetzt ist es anders … ich kann auf Geburtstage gehen und genauso kommen die Leutchen zu meinem.
    Manchmal frage ich mich, ob sich der Rheinländer durch eben diese Lieder von Bläck Fööss & Co. die Kontaktfreude und den Frohsinn angeeignet hat …
    Wie auch immer, Pia, ich kann Dich gut verstehen und freu Dich, dass Du ein Rheinländer bist!

  16. Also Frau Pia, mit den Trierern ist das so: Trier liegt rein geografisch in Rheinland-Pfalz. Wenn also überhaupt, dann Pfälzer. Korrekt ist das aber noch lange nicht. Die Pfalz liegt weiter südlich. Kaiserslautern, Ludwigshafen Mannheim, das ist die Pfalz. Trier liegt im mainfränkischen Sprachgebiet, sieht sich selbst aber als völlig unabhängig. Wenn überhaupt ist der Trierer Mosulaner. Auf keinen Fall und in keinster Weise Saarländer. Dann sind Kölner nämlich auch Holländer. Aber eigentlich ist der Trierer nur Trierer. Was kann man auch mehr werden?

  17. @ sir parker: ich als exil-saarländer möchte ebenfalls darauf hinweisen, daß kurz hinter nohfelden / freisen oder was auch immer eine klare grenze gezogen wird… und ist es eigentlich zufall, daß alle autofahrer, die mir zuhause bisher die vorfahrt genommen haben, ein bir oder tr auf ihrem nummernschild stehen hatten? :baeh::smile:

    ansonsten würd ich mich, was gastfreundschaft im saarland oder der pfalz angeht, der theorie anschließen, daß diese generell im ländlichen raum eher schwächer ausgebildet ist als in den metropolen… und beide bundesländer sind in dieser hinsicht ja auch eher dörflich geprägt. eben deshalb bin ich dann ja auch irgendwann abgehauen. :ja:

  18. Gut das ich nur zugezogen bin und mein Ursprung in Niedersachsen liegt! Ok, Rheinländischen und Einfluss aus dem Bergischen darf man nicht auch nicht ganz ausser acht lassen und ich merke langsam, wie ich sprachlich doch zu einem Moselaner mutiere! Hilfe!:baeh:

  19. Oh ja, ich teile diesen Eindruck, er wurde auch erst letztes Wochenende wieder verstärkt, als ich in Berlin weilte. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnoddrig Berliner sein können – ich bin in den 3 Tagen öfter mit Menschen „aneinandergeraten“ oder habe sie als strunzunfreundlich empfunden, als in einem halben Jahr hier vor Ort.
    Ich liebe diese rheinländische Offenheit einfach, sie ist ein wesentlicher Grund dafür, dass das Rheinland nicht nur mein Wohnort, sondern auch meine Heimat ist.

  20. überall auf der welt gibt es solche und solche menschen… eigentlich ganz einfach… ich als saarländer kann nur soviel sagen: hat man einen saarländer für sich gewonnen, wird man ihn nicht mehr los…

    aber grundsätzlich kann man das von jeder bevölkerungsgruppe sagen… wie hier schon angeklungen – ist die ländliche bevölkerung erst einmal misstrauisch und wenn dann viele da sind, die sich bereits kennen, hast du es als fremder (zugereister) richtig schwer…

    die kölner sind also so etwas wie die amerikanischen deutschen… hello, nice to meet you. who are you? :grin:

    mir tut pia leid – aber du bist dort dann wohl nur den flaschen saarländer/innen und pfälzern begegnet… ich hätte mit dir gesprochen und ein handschlag zur begrüßung ist immer drin – vorallem wenn man sich nicht kennt und vorgestellt wird…

    lg

  21. @jareth: „Allgemein scheint das so zu sein, dass je weiter südlich man kommt, die Leute seltsamer werden.“ Ich bin nicht seltsam. Und München liegt ziemlich weit südlich. :-)

  22. Irgendwie erinnert mich Ihr Erlebnis an meine erste Party in München, auf der sich auch niemand mit mir unterhalten wollte. Ich mußte feststellen, dass die Leute dort auch so einige Monate brauchen um ein wenig aufzuweichen. Aber danach sind sie wirklich sehr umgänglich.

  23. Richtig, Fräulein Pia, wer kann Herrn K. schon vergessen?!

    Vielleicht lag Ihr Erlebnis nicht an den geographischen Umständen, sondern vielmehr an der inneren Unzufriedenheit der angesprochenen Personen. Aufgrund der aktuellen Wetterlage wäre es doch möglich, daß bestimmte Bedürfnisse nicht befriedigt wurden und somit der Gemütszustand mutiert.
    Nichts genaues weiß man nicht … quasi.

  24. @herr H. Ich hatte einen Bart? – Ich dachte den hätt ich mir erst grade wachsen lassen… *wunder* Jedenfalls kommt der auch wieder ab, damit ich mehr Platz fürs Grinsen hab…

  25. aaah macht mir doch keine Angst!

    Aber vielleicht könnt ihr mich mal aufklären. Im Moment leb ich nämlich sehr nett in Sachsen, wenn auch nur zugereist und am liebsten auch nie wieder ausgereist, aber nichts is für die Ewigkeit, ne
    @sachsenwunder: ja genau! hier wäre soetwas nicht passiert. Wir freuen uns immer über neue Gesichter

    Wozu wird denn Koblenz gezählt??? Ich will nette aufgeschlossene Menschen!!!

  26. Als Preuße im Rheinland hat man es leider auch nicht leicht. Auch nicht, wenn man wie du aufgeschlossen und locker und offen ist. ….“schnell und problemlos Anschluss findet und aufgenommen wird, sei es nur für einen Abend.“… Genau das ist es-für einen Abend geht das schon mal. Kann einem aber gutpassieren, dass man am drauffolgenden schon nicht mal mehr gegrüßt wird.

    Also, nimms nicht persönlich. Auch wenns bescheuert ist – so sind die verschiedenen Menshenschläge untereinander.

  27. Da ich von Westfalen nach Trier zum Studieren gezogen war, war mir der Menschenschlag wohl nicht zu fremd. ;) Ich habe auch schnell Anschluss gefunden, vielleicht weil im ersten Semester Jura dort jeder neu und fremd ist (ZVS sei dank). Ein großer Partygänger war ich nie. Grüppchenbildung ließ sich dort aber nicht verleugnen. Zu Zeiten Preußens lag Trier in der Rheinprovinz, nicht in der Pfalz. Kaneval heißt dort auch Karneval. Und wenn sich jemand beim Rosenmontagszug von einer Kamelle einen Zahn ausschlagen lässt, klagt er vor dem Landgericht Trier. Jetzt liegt Trier angeblich halb im Hunsrück, halb in der Voreifel, wie auch immer. Trier ist Trier.

    Jetzt bin ich Rechtsreferendar in Köln. Und Köln ist halt Köln.

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