Ehrenrunde vs. Freifahrtschein

Derzeit werden wieder Diskussionen über die Abschaffung des Sitzenbleibens laut. Mal wieder. Hatten wir doch alles schon. Ich folge der Diskussion eine Weile, höre wie gesagt wird, Sanktionen wären der falsche Weg, um Kinder und Jugendliche zu erreichen. Individuelle Einzelförderung wäre das Zauberwort. 15000 Euro kostet einen Schüler pro Ehrenrunde, sagt der Mann im Radio, und andere Länder, wie Norwegen zum Beispiel, die nehmen die 15000 Euro und stecken die in Einzelförderung. Das mit den 15000 Euro, dass soll er mir erstmal beweisen, denke ich und schalte den Sender ab.

Mag sein, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die wirklich Einzel- oder Sonderförderung benötigen und denen dies hilft. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass die meisten Jugendlichen in der Pubertät aus reiner Faulheit schlechte Schulleistungen abliefern. Ey, Mann, alles ist interessanter, als das Pauken von Vokabeln … in so einer Pubertät. Ich weiß wovon ich spreche.

Und so bin ich gegen die Abschaffung der Ehrenrunde. Allerdings auch für individuelle Beurteilung von Schülern. Ein Lehrer, beziehungsweise mehrere, sollte in der Lage sein, objektiv zu beurteilen, ob ein Schüler faul ist oder individuelle Förderung benötigt. Aber wenn man das Sitzenbleiben generell abschafft, dann wäre das wie ein Freifahrtschein für faule Schüler.

Weiter mit Wetter …

Himmel über Troisdorf (28.06.2007)

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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13 Gedanken zu „Ehrenrunde vs. Freifahrtschein

  1. Einverstanden. Bei den meisten ist es wirklich Faulheit, und manche brauchen auch den Tritt in den Hintern. Es gibt viele, die sich dank des Sitzenbleibens noch zu richtig guten Schülern entwickelt haben.

  2. Richtig! Und ich spreche aus persönlicher Erfahrung *g*. Schön war die Zweitverwertung der 9. nicht, aber zu 100% begründet auf Faulheit. Ohne Wiederholung wäre das Ganze in der 10. nochmals passiert und einen Abschluß hätte ich bis heute nicht. So what?

  3. Das mit den 15.000 Euro kann ich auch kaum glauben. Die Grenzkosten ob ein Schüler mehr oder weniger in der Klasse sitzt, sind glaub ich, ganz minimal. Für diesen einen oder auch zwei oder drei Schüler wird doch nichts extra gemacht.. die Klasse, die Lehrer und den Unterricht würde es doch trotzdem geben!

  4. Genau richtig! Eben diese Faulheit würde dann mit Sicherheit noch mehr Jugendliche befallen. Schon heute wissen sicherlich viele nicht einmal, wozu sie überhaupt in der Schule sitzen. Rasant schnell würde sich das „Ich sitz das hier einfach ab…“-Gefühl breitmachen.
    Das Geld sollte lieber z.B. in die Familienpolitik gehen, um die Erziehung der Kinder zuhause zu fördern!
    Zitat Frontal21 vom vergangenen Dienstag: „Mehr als die Hälfte der 15-jährigen hierzulande sagt, dass sich ihre Eltern kaum Zeit nähmen für ein Gespräch.“

  5. Reen: 15000 Euro soll der Betrag sein, er der Wirtschaft abgeht, wenn der Schüler in einer Klasse sitzt, statt zu arbeiten. So hab ich das verstanden.

  6. Ich bin da zweigeteilter Meinung. Sicher gibt es Teenies, die einfach nur faul sind. Ich aber beispielsweise habe die 10. Klasse wiederholen müssen, weil ich in der 9. und 10. einige Monate aus gesundheitlichen Gründen gefehlt habe. In allen Fächern konnte ich das Verpasste locker nachholen, in Mathe jedoch hatte mein Lehrer kein Interesse daran mich nach der ersten 5 aufzufangen (von 2+ auf 5 in einem Halbjahr) und hat mich von da an fallen lassen. Latein habe ich mir selber eingebrockt. Ich habe es einfach gehasst eine tote Sprache lernen zu müssen. Ende der 10. kam dann die Quittung- wegen Mathe und Latein die Ehrenrunde. Im Nachhinein war es ok so. Notenmäßig war es nicht viel besser, weil ich eh nur 2 schlechte Fächer hatte, aber die Stufe war netter.

  7. Ohne Sitzenbleiben, hätte ich wohl gar nichts mehr gemacht. Ich bin nicht sitzen geblieben, aber zweimal knapp daran vorbeigerauscht. Beides Mal in Latein, einmal mit Klausel (Aufstieg mit Fünfer), einmal ohne.
    Ich habe immer nur soviel gemacht, dass ich weitergekommen bin, außer in der achten und den Fächern, die mich interessierten.
    Mein Maturazeugnis ist annehmbar, die Leher zufrieden.
    Am wichtigsten war die Klassengemeinschaft, die mich mitgezogen hat. Ich wollte meine Klasse nicht verlieren.

  8. Ich bin in der 10 Klasse sitzen geblieben und es hat mir verdammt gut getan meine Ziele zu überdenken. Ich war sicherlich kein schlechter Schüler, aber bin ein halbes Jahr nicht wirlich zur Schule gegangen, mit Faulheit hatte das wenig zu tun, aber ich denke Rückschläge (und das war ein harter) sind auch wichtig in der Entwicklung und stimme dir zu, das so ein Freifahrschein sicherlich nicht die richtige Lösung ist.

  9. Ich finde auch, dass es totaler Quatsch wäre für alle Schüler das Nachsitzen abzuschaffen. Wir sind nicht nur irgendwelche Nummern, sondern Individuen. So sollte von Fall zu Fall entschieden werden, ob eine Versetzung trotz schlechter Noten stattfindet.
    Wer zu faul ist, ist selbst schuld. Wer einfach nicht besser sein kann, braucht andere Hilfe und spezielle Förderung, das Jahr nochmal zu wiederholen ist ´da nicht immer sinnvoll. Wie du schon geschrieben hast, sollte ein Lehrer in der Lage sein soetwas zu entscheiden.
    Bei mir an der Schule ist es in der SekII so geregelt, dass die fachkonferenz der Lehrer entscheidet ob ein Kandidat fürs Sitzenbleiben doch noch versetzt wird. Und das ist auch gut so.

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