Vom Erlegen einer gefährlichen Wurstknifte

Wir haben ja zwei Katzenmädchen, wie ich schon berichtete. Der gute Vorsatz, deshalb nicht zu einem Katzenblog zu mutieren, blieb bisher auch durchaus erfolgreich. Dennoch möchte ich Ihnen heute mit Worten visualisieren, wie das schwarze Katzenmädchen uns jüngst eine neue, tolle Fähigkeit kommunizierte.

An den Kisten- und Tüten-Fetisch haben wir uns inzwischen gewöhnt. Sobald eine neue Kiste (Staubsauger, Kaffeemaschine o.ä.) im Flur abgestellt wird, muss sich erstmal ausgiebig daran gerieben werden, bis man schließlich oben drauf oder innen drin einschläft. Das ist niedlich und muss nicht weiter kommentiert werden.

Nun fiel uns aber bereits mehrfach auf, dass das schwarze Katzenmädchen ein gutes Näschen für Wurstkniften hat. Wenn der Mann also mal sein Brötchen nicht gegessen hatte und es pflichtbewusst wieder mit Heim brachte, kam es schon das ein oder andere Mal vor, dass zehn Minuten nach Betreten der Wohnung die Brötchenhälften fachmännisch mit der Butterseite nach unten auf den Fliesen klebten. Von der Wurst weit und breit nichts mehr zu sehen, nur ein sich ausgiebig putzendes schwarzes Katzenmädchen. Eines Abends konnte ich das bestialische Erlegen der Wurstknifte in letzter Sekunde verhindern, weil die Brottüte laut rascheln aus der Tasche auf den Boden fiel. Von allein, versteht sich. Katzenmädchen, schwarz, saß jedenfalls unschuldig dreinblickend daneben, woraufhin ich den Mann ermahnte, in Zukunft die Tasche richtig zu verschließen. Das tut er auch, wie stichprobenartige Überprüfungen der Tasche bewiesen.

Vor zwei Tagen dann sitzen wir nichts ahnend im Wohnzimmer, trinken unseren täglich Feierabendkaffee und widmen uns dem ausführlichen „Wie war Dein Tag?“ – „Gut. Und Deiner?“ – „Ja, auch.“, als plötzlich aus dem Flur ein schleifendes Geräusch zu vernehmen ist. Ich stehe also auf, spähe um die Ecke und entdecke das schwarze Katzenmädchen, wie es am Trageriemen der Tasche zerrt (welche mindestens doppelt so groß ist, wie das Katzenmädchen selber), um diese offensichtlich zu kidnappen. Ich schimpfe ein bisschen, sage „Nein! Böse Pucca!“ und nehme ihr die Tasche wieder weg.

Fünf Minuten später ein Rrrrrch-Geräusch, unterbrochen von leisen Schleifgeräuschen und Rascheln. Ich stehe erneut auf, spähe erneut um die Ecke in den Flur und sehe ein Katzenmädchen, das den Reißverschlusszipper zwischen den Zähnen und die ganze Krallenpallete der rechten Pfote in eine Ecke der Brötchentüte vergraben hat. Einen Moment bleibe ich ganz still um zu beobachten, was sie vor hat. Sie wackelt ein wenig mit dem Kopf, bis sich der Reißverschluss erneut ein paar Millimeter bewegt, dann zerrt sie mit der rechten Pfote erneut an der Brötchentüte, bis diese ein kleines Stück mehr aus der Tasche lugt.

Mein Herz quillt vor Stolz auf das kleine schwarze Katzenmädchen über und dennoch mache ich mich geräuschvoll bemerkbar. Mit dem Zipper im Maul sieht sie mich an, als wolle sie sagen, dass er ihr aus Versehen ins Maul gerutscht ist und überhaupt scheint die blöde Tasche sie angreifen zu wollen. Mit einem abfälligen Maunzer wendet sie sich also von der Tasche ab und tapst erhobenen Hauptes an mir vorbei ins Wohnzimmer.

Die Wurstknifte habe ich dann befreit und in Sicherheit gebracht. Zu weiteren Angriffen der Tasche auf das schwarze Katzenmädchen kam es danach nicht mehr.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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10 Gedanken zu „Vom Erlegen einer gefährlichen Wurstknifte

  1. Tolle Geschichte :-D
    Katzen sind doch irgendwie kluge Tiere – und auch putzig, auch wenn mir die ganzen Haare und das Gekratze auf die Nerven gehen würde *g*

    Hätten Sie, Frau Pia, im übrigen was dagegen, wenn man diese Geschichte in einem Podcast vertonte?

  2. Ob sie Euch auch noch Spass machen, wenn der ganze Fußboden voll Katzenstreu liegt und Ihr barfuß die schmerzhafte Erfahrung macht, draufzutreten? Wenn im Wohnzimmer unter den Regalen haufenweise Holzsplitter liegen, weil sie ihre Krallen schärfen mussten? Wenn sie aus Langeweile in die Ecken pinkeln und Ihr den Duft tagelang nicht rauskriegt? *Hach* – ich liebe Katzen, echt. Besonders bei so niedlichen Geschichten, wie Ihr sie erlebt… :D

  3. Blabber: Was heißt hier „ob sie Euch noch Spaß machen …“ Das haben wir doch schon alles lange hinter uns. Und an den Möbeln schärfen sie ihre Krallen nicht. Das mit dem Klo haben sie sehr gut drauf. Außerdem haben sie bis heute noch nie woanders gepinkelt, außer ins Klo. Sie kotzen sogar in ihr Katzenklo!

  4. Falschaussage!
    Davor, Frl. Pia; die Katzen übergeben sich vor dem Katzenklo.
    Ob absichtlich oder aufgrund zu langer Wege vermag ich allerdings nicht zu beurteilen.
    Vielleicht sollte ich denen mal etwas Widerliches ins Futter mischen und sie dann genau beobachten, um diese Frage endgültig zu klären.

  5. Und ich dachte schon, daß der Kater meiner Eltern clever gewesen sei. Zwar hätte er wohl nicht einen Reißverschluß mit der beschriebenen Virtuosität öffnen können, aber immerhin reichte es für die Kühlschranktür, so daß er sich zielsicher das darin befindliche Putenschnitzel angeln konnte. Ein vor dem Kühlschrank abgestellter schwerer Koffer beeindruckte ihn anschließend auch nicht sonderlich, denn wenn es sein mußte konnte er schon unter Beweis stellen, was ein wahrer Muskelkater ist. Nur vor dem Verzurrgurt, der durch Türgriff und Gaszuleitung des über dem Kühlschrank liegenden Durchlauferhitzers gezogen wurde, mußte er schließlich kapitulieren.

  6. So, etwas verspätet noch der Hinweis: Die Wurstkniften-Geschichte gibt es von mir höchstselbst ;-) vertont als Podcast. Download der Datei ist hier möglich.

    Viel Spaß beim anhören! Feedback ist natürlich erwünscht :-)

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