Geständnisse #5

Ein internetloses Wochenende liegt hinter mir … und es war gut.

Freitagmittag hatte ich den lange aufgeschobenen Zahnarzttermin, der mir letztendlich nichts Neues verriet. Zwei abgebrochene Zähne, mehrere kariöse Stellen auf Grund der Bruchstellen und falscher Versieglung, entzündete Zahnnerven auf Grund eines komplett entzündeten Zahnfleischs- und Kieferknochens sowie versetzte Weisheitszähne (die ich laut diverser anderer Zahnärzte gar nicht habe), welche für das zusammengeschobene Gebiss verantwortlich sind und dringend raus müssen, da mir ansonsten weitere Backenzähne wegbrechen werden. Ein Kreislauf also, der bei den nicht erkannten, versetzten Weisheitszähnen anfängt und bei abgebrochenen und kariösen Zähen endet.

Sie werden sich jetzt fragen, wie das soweit kommen konnte. Man geht doch zum Zahnarzt, wenn man Schmerzen hat. Spätestens. Nun, wissen Sie, ich habe fast nie Schmerzen. Das erwähnte ich auch schon mal an anderer Stelle. Ich bin nahezu schmerzunempfindlich.

Noch dazu – und das ist dann wohl der entscheidendere Grund – bin ich Phobiker. Dentophobiker. Also bescheinigt und mit Siegel. Das wiederum äußert sich dadurch, dass ich bereits beim Betreten der Praxis Schweißausbrüche und Herzrasen bekomme. Die ersten Tränen fließen beim Shakehands mit dem Arzt und regelrecht epileptisches Zittern setzt schlagartig mit dem aktivieren eines Behandlungsgeräts (Wasser, Luft, Bohrer) ein. Ich bin nicht behandelbar, auch wenn ich genug Mut aufbringe zum Arzt zu gehen. Die Erfahrung ist ernüchternd, aber immerhin eine Erfahrung.

Folglich habe ich mir diesmal einen Arzt gesucht, der auf Angstpatienten spezialisiert ist. Die Symptome sind dennoch dieselben. Herzrasen, Schweißausbrüche, Weinen … nur zum Zittern kam es nicht, da der Herr Doktor nicht mal versuchte, mich zu behandeln. Dafür liebte ich ihn.

Am 30. Mai diesen Jahres werde ich unter Vollnarkose behandelt. Boren, Schleifen, Füllen, Ziehen … das ganze Programm. Lediglich für die Wurzelbehandlungen muss ich später noch einmal zum Arzt, um kontrollieren zu lassen, ob die Wurzeln ausreichend gekürzt sind (der TÜV verbietet den Einsatz des praxiseigenen, fahrbaren Röntgengeräts im OP-Raum, was nur eine blinde Wurzelbehandlung während der Narkose erlaubt.) Bis dahin nehme ich also Antibiotikum und Schmerzmittel. Aber immerhin habe ich ein zeitliches Ziel vor Augen.

Es ist nicht so, dass ich mich darauf freue, aber ich freue mich, dass ich so noch mal die Chance bekomme, bei null anzufangen und mein Gebiss mit zusätzlicher, professioneller Zahnreinigung gesund zu halten. Sind die versetzten Weisheitszähne erstmal ausgezogen, kann ich bis ans mein Lebensende mit meinen richtigen Zähnen leben, sagt der Zahnarzt. Wollen wir ihm mal glauben

Nervlich war ich nach dem 3,5 stündigen Termin jedenfalls so am Ende, dass ich das ganze Wochenende Erholung brauchte. Zum Beispiel eine kleine 20 Kilometer-Radtour bei herrlichstem Sonntagswetter mit dem Lieblingsmann.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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12 Gedanken zu „Geständnisse #5

  1. Oje Du arme Maus! Ich drück Dir schonmal die Daumen für den 30. Mai :-) Schön, dass Du nun einen Arzt gefunden hast, der Dir helfen kann! Hört sich gut an was Du über ihn schreibst.

  2. Hallo Leidensgenossin!
    Mir geht es genauso! Leider bekommt ich die Vollnarkose nicht und muss step bei step alles mitmachen. Am 30.04. ist mein nächster Termin.
    Ich beneide die Menschen, die ganz ohne Angst einfach mal so zum ZA gehen. Ich sterbe auch schon immer Wochen vor jedem Termin.

  3. Uhh, da habe ich ja Glück mit meinen Zähnen. Nur Plomben.

    Angst hinzugehen hatte ich nie, eher war ich zu faul einen Termin zu machen. Weswegen ich es mal drei Jahre ohne Zahnarztbesuch geschafft hatte. Und dann war ich da und es war nichts. (Hätt eich mich nicht 2001 auf diese zweifelhafte Ampullenausbohrerei eingelassen, hätte ich seit 1995 keine Plombe mehr bekommen.)

    Ich saß früher immer verspannt auf dem Zahnarztstuhl, wärend er rumwerkelte. Und ertrug manchen Schmerz beim Bohren, bis ich nach Jahren entdeckte, dass wenn man sich regt, er auch anders weiterbohren kann. Ich dachte immer, das müsse halt wehtun. Und irgendwann habe ich auchnicht mehr auf die Spritze verzichtet – schnickschnack, von wegen Indianer und Schmerz und so.

    Irgendwann ließ ich ich davon überzeugen, dass man eine Karies – die gleich nach dem Zahnarztbesuch ausbricht – leichter in Griff bekommt, wenn man alle 6 Monate anstelle alle 12 Monate zum Nachschauen geht.

  4. Das scheint verbreiteter zu sein als ich dachte. Bin auch so ein Fall. Habe letztes Jahr mich aufgerafft und mit Hilfe es auch fast geschaft. Endlich wieder lächeln ohne Hand vorm Mund.

    Allerdings zu den Kontrolltermin habe ich es immer noch nicht geschafft..

    Frag mich warum der Zahnarzt so ein Schlimmer Angstauslöser ist

  5. Ja, ich fühle mit Dir. Hier liegt auch noch eine Überweisung zum Zahndoktor, der mir zwei Weißheitszähne ziehen soll. Ich mache das unter Vollnarkose. Und „Dentophobiker“ ist genau das richtige Wort und trifft ebenfalls auf mich zu. Wir sollten da zusammen hingehen, zur gegenseitigen Mutmachung…
    Tschaka!!!!

  6. Schon beim Lesen bekam ich Zahnschmerzen. Jetzt sind sie wieder weg und ich unterstelle ihnen eine Verbrüderung mit Ihren Beißerchen, Frau Pia. Ich stimme Ihnen im Übrigen absolut zu: Zahnarzttermine versauen die Laune!

  7. Vollnarkose???? Oh Gott.

    Hoffentlich bekommste Schmerzmittel mit … mir wurde 2 Tage vor Silvester ein zahwurzelentzündeter Zahn gezogen. Da kommt man nüscht mehr machen, der war so brüchig und marode, dass er raus musste.
    Alles andere als gesund, so’n Gammel dann im Mund umherzutragen bzw. zu behalten.

    Und ich hege und pflege meine Zähne .. wer eben Angst vorm Zahnarzt hat, der putzt noch gründlicher.

    Ich denke an dich, in diesem bevorstehenden Elend :-) !!

  8. Oh je, das kenne ich.
    Mir hat damals dieser unglaublich schnuckelige belgische Zahnarzt in Troisdorf jegliche Angst genommen.
    Ich bin so gerne zu ihm gegangen, weil ich ihn dann so schön anschmachten konnte.
    Ist allerdings auch schon 15 Jahre her. wer weiß, wie der jetzt aussieht, der Toni.

  9. ooh, lassen sie uns gegenseitig händchen halten. ich habe mir heute einen termin geholt, da mir ein stück füllung ausgefallen ist… vor einigen wochen… und so langsam tuts weh… und dann muß noch eine andere füllung erneuert werden und und und… uaahh, ich mag nicht………..

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