total doof, ohne Dich!

Diesmal beinahe die ganze Nacht wach gelegen und in den Morgenstunden dann überlegt, ob ich Euch berichten soll, wieso meine vergangenen Nacht so furchtbar war. Es ist ja doch etwas eher Intimes. Und ja, ich denke, wenn nicht in diesem Blog, wo soll ich sonst darüber erzählen.

Der Miezmann leidet seit längerem (wir zählen inzwischen über fünfzehn Monate) an Durchschlafstörungen. Konkret heißt das, dass er zwar schnell ein- und dann auch erst mal relativ ruhig schläft, dass er aber spätestens um 4 Uhr wach ist und dann nicht mehr einschlafen kann. In den vergangenen Monaten haben wir jegliche Ursachen versucht auszuschließen.
Wir schliefen im absolut Dunklen, mit geschlossenem und geöffneten Fenstern, im geheizten und ungeheizten Schlafzimmer, mit Daunendecken, mit Allergikerdecken. Wir kauften für jeden eine neue individuell angepasste Matratze, es gab neue Kopfkissen (flache, dicke, Daune, Kunststoff).
Wir stellten unsere Ernährung um, versuchten es abends mit und ohne Alkohol, mit und ohne Homöopathie, mit und ohne Chemie.
Wir stellten das komplette Schlafzimmer um, tauschten die Bettseiten, verdeckten die Uhrzeitanzeige am Wecker und schliefen sogar auswärts. Der Erfolg blieb immer derselbe, nämlich gänzlich aus.

Inzwischen war dann nicht nur der Miezmann verzweifelt, sondern auch ich. Zwar schlafe ich seit geraumer Zeit auch nicht mehr durch und wache sofort auf, wenn er wach wird, aber mir macht das physisch und psychisch nichts aus. Ich hab noch nie unter Schlafmangel gelitten. Also jetzt wörtlich gemeint. Schlafmangel spüre ich auch, aber er macht mir nichts aus. Ich fühle mich dann nicht schlecht. Dennoch nimmt mich seine Situation natürlich arg mit.

In Hinsicht auf die bevorstehende Zeit und den immer wieder gern erhaltenen Ratschlag doch noch mal richtig auszuschlafen, überlegte ich also fieberhaft, was wir noch nicht ausprobiert haben. Und so schlug ich dem Miezmann vor, dass ich eine Nacht im Gästezimmer schlafen würde, um mal zu sehen, ob es möglicherweise an mir liegt, dass er nicht durchschlafen kann. Er willigte eher zögerlich ein. Wahrscheinlich hat er sich auch gefragt, zu was wohl die mögliche Erkenntnis führen würde, dass genau ich der Grund sein könnte.

Jedenfalls ging er dann gestern Abend allein hoch, ich klemmte mir mein Stillkissen und meine Barbapapa-Nachtlampe unter den Arm und verschwand im Gästezimmer.

Kaum lag ich im Bett und hatte das Licht gelöscht musste ich weinen, wie seit Jahren nicht mehr. Ich heulte wortwörtlich Rotz und Wasser. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so ein Gefühl hatte. Eine Mischung aus verlassen Sein, verlassen Werden, Sehnsucht, Angst und Panik. Was, ja was, wenn wir jetzt herausfinden, dass ich der Grund für seine Schlafstörungen bin?

Vielleicht schmunzelt nun der ein oder andere von Ihnen. Auch wir haben Paare im Freundeskreis, die auf getrennte Schlafzimmer schwören. Ich nicht. Wir nicht. Wir haben geheiratet, weil wir zusammen sein wollen. Die schönsten Gespräche haben wir abends vor dem Schlafen gehen im Bett. Wir kuscheln gern und viel und haben nachts oft das Bedürfnis kurz den anderen anzufassen, nur um zu wissen, dass er noch da ist. Die schönsten Augenblicke sind die, in denen der Miezmann mich unbeabsichtigt weckt, weil er eher grobmotorisch und im Halbschlaf durch mein Haar oder über meinen Arm streichelt.

Meine Gefühlslage heute Nacht war so verzweifelt, dass ich dem Miezbaby immer wieder versuchte zu erklären, dass es sich keine Sorgen machen braucht. Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen solche Emotionen mit dem kleinen Kerlchen im Bauch zu durchleben. Dennoch ging ich nicht hoch und hielt die Nacht durch.

Als sich heute Morgen die Türklinke zum Gästezimmer senkte stand ich augenblicklich senkrecht im Bett. Schneller eingeschlafen sei er. Und ein bisschen ruhiger geschlafen hätte er auch. Aber auch nur bis vier Uhr. Dann habe er wach gelegen und hätte nicht mehr einschlafen können. Außerdem habe ich gefehlt. Das fühle sich total doof an, wenn ich nicht da sei. Das wolle er nicht mehr.

Und ich weine wieder und sage, dass das die schlimmste Nacht seit Jahren war und dass ich nie wieder ohne ihn schlafen will (also getrennt in einer Wohnung) und dass ich ihn vermisst habe und dass ich ihn liebe und … er nimmt mich fest in den Arm und sagt, wie trinken jetzt erst mal einen schönen KaffeeTschoko und dann ist wieder alles gut.

Eine ganz schlimme Nacht. Aber zum Schluss hat sie uns zumindest die Erkenntnis gebracht, dass auch ich nicht die Ursache für seine Durchschlafstörung bin. Immerhin etwas.

(Der Miezmann ist im Übrigen bereits in einer renommierte Schlafklinik in Behandlung, allerdings haben wir die Behandlung/Beobachtung wegen der bevorstehenden Geburt des Miezbabys vorübergehend unterbrochen.)

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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20 Gedanken zu „total doof, ohne Dich!

  1. Ich kenne das Gefühl. Als es dem Gatten mal richtig schlecht ging. (Magen/Darm-Grippe, habe ich auch im Wohnzimmer geschlafen, weil ich mich nicht anstecken wollte und ich konnte so gut wie gar nicht schlafen, der Gatte auch nicht. Und nun habe ich bei Ihrer Geschichte auch Rotz und Wasser geheult.

  2. Oh Du Süße,
    das kenne ich auch.

    Letztens war der Liebste erkältet und hatte starken Husten, vor allem nachts.
    Er dachte er tut mir etwas Gutes wenn er mit seinem Gehuste auf die Couch geht.
    Denkste. Ich hab ihn angefleht wieder zu kommen, weil es tausendmal schlimmer ist ihn nicht neben mir zu haben als von Husten geweckt zu werden.

    Ihr seid süß, so wie Du das schreibst. Bei uns ist das auch so.

    Ich wünsche Deinem Schatz, dass schnell die Ursache für seine Schlafstörung gefunden wird und ihm geholfen wird.
    Wer weiß, vielleicht wird es durch das Miezbaby irgendwie besser?
    (wenn er nachts eh wach ist, vielleicht schläft er dann in den Morgenstunden :-) ) Keine Ahnung..
    Ich wünsch Euch alles Gute.

  3. als ich schwanger war, hat mein Mann die letzten 2 Monate auf der Couch geschlafen – ich hab so dermaßen heftig geschnarcht, das er gar nicht mehr in den Schlaf kam. Sicherlich hat es sich doof angefühlt, vor allem wenn man nachts wach wir und der Mann nicht mehr neben einem liegt aber es ging nicht anders, er musste ja schließlich morgens früh raus und gegen das extrem schnarchen gab es kein Mittel. Ihr habt ja nun rausgefunden, das es nicht an dir liegt und so war es vielleicht die letzte Nacht, die ihr getrennt verbringen musstet.

  4. Ich möchte euch nur kurz einen liebgemeinten Buchtipp dalassen: Mein Buch vom guten Schlaf: Endlich wieder richtig schlafen.von Jürgen Zulley.
    Ich habe einen sehr aufschlussreichen Vortrag vonn diesem erfahrenen Autor gehört und auch das Buch fand ich super geschrieben und sehr hilfreich. Vielleicht ist das auch etwas für euch. Liebe Grüße!!

  5. Ich würde mal ganz ruhig bleiben! Ich würde die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er dann vielleicht ausgeschlafen ist. Oder die Möglichkeit, dass er auch er aufgeregt ist. Aber in Sachen Schlaf steht mal fest, dass sich das sehr verändert mit einem Baby. Man ist nicht nur müder, sondern auch schlafbereiter. Wenn ich abends ins Bett falle, schlaf ich einfach, früher hatte ich auch Probleme. Die sind weg. ;)
    Was ich damit sagen will, ich würde mit den Expermerimenten aufhören und abwarten! Kopf hoch!

  6. Jetzt musste ich mit weinen.

    Wenn der Liebste hier mal Abends länger weg ist, sagt er immer ich kann gerne schon schlafen gehen. Aber ich kann ohne ihn nicht schlafen. Ich brauche ihn.

    Deswegen kann ich dich so sehr verstehen. (Und auch mit fühlen)

    Schlafapnoe wurde ausgeschlossen, oder? Das sorgte beim Liebsten nämlich für Schlaflosigkeit.

    Ansonsten, ihr habt echt schon so viel durchprobiert, vielleicht ist es wirklich besser, die Situation einfach so anzunehmen wie sie ist.

    Ich drück dich, wenn du magst.

  7. Als ich vergangene Woche die paar Tage im Krankenhaus verbracht habe, war es auch mehr als doof, alleine einzuschlafen mit dem Wissen, dass er nur ein paar Meter Luftlinie von mir weg war. Wir haben, bedingt durch den Beruf des Bauchzwergen-Papas, so einige Nächten schon von einandeir getrennt verbracht, aber wenn man weis, der Liebste ist ganz in der Nähe, ist es manchmal umso schlimmer…

    Einen dicken Drücker!

  8. Leider habe ich so gar keinen Rat was die Schlafstörungen anbelangen, da ich selbst eher schlafe wie ein Stein, dafür unabhängig von der Zu-Bett-Geh-Zeit meist immer zur selben Zeit aufwache und dann auch nicht mehr schlafen kann. Hm.. ist Ihr Liebster denn dann tagsüber sehr müde? Denn wenn nicht… vielleicht muss er einfach später in’s Bett, um länger schlafen zu können. Vielleicht meldet sein Körper einfach: Ich bin jetzt fertig mit Schlafen. Aber na ja.. was rede ich, wenn man in Behandlung einer Schlafklinik ist, dann werden die an sowas sicher schon gedacht haben. Ich drück die Daumen, dass sich da bald was tut.

    (Auch in Hinsicht des Miezbabys, denn wenn ich mich richtig erinnere, habe ich auf morgen getippt. ;-))

  9. Ich danke von Herzen für die aufmunternden Kommentare. Ihr könnt sicher sein, dass die Durchschlafstörung vom Miezmann in besagter Klinik in den besten Händen ist. Auch werden wir uns icht zusätzlich verrückt machen … ich wollte nur berichten, wie weh es mir tat, „ohne Grund“ ein paar Meter vom Miezmann getrennt zu schlafen.

    Ich danke für jeden Drücker :)

  10. als lilly so schlecht schlief, da liess ich den mann mal auf der couch schlafen – schliesslich musste der ja am nächsten tag zur arbeit. und kaum hatte er das bett verlassen weinte ich – wahrscheinlich aus den gleichen gründen wie sie. ich kam mir so verlassen vor! er übrigens auch und das blieb auch eines der wenigen male, wo wir getrennt schliefen:)

    ich drücke die daumen, dass sich eine lösung für den miezmann findet!!

  11. Süß :) Da musste ich jetzt auch fast ein Tränchen verdrücken. So richtig nachvollziehen kann ich es (leider) nicht. Mein Mann ist eine derartige Schnarchnase. Ich schlaf zwar trotzdem gut ein, werde aber häufiger wach und muss ihn dann zwicken oder ihm die Nase zukneifen. Wenn ich alleine schlafe bin ich viel erholter. Ist in unserer Wohnung auf Dauer platztechnisch aber gar nicht möglich…

  12. ach, das ist so süß :) und ich kann es so nachvollziehen!

    wahrscheinlich ein blöder einfall, weil ihr wahrscheinlich schon alles durchgemacht habt, aber wie sieht es denn aus, wenn der gatte gaaaaaaaaaaaanz lange wach bleibt? so bis 1 oder 2 uhr oder noch länger? wann wacht er denn dann auf?!

    *hibbel*

  13. Jetzt fühle ich mich richtig schlecht, weil ich das manchmal ganz großartig finde, wenn der beste Vater meiner Kinder mal auf´m Gästesofa schläft. (wenn ich Kopfschmerzen habe oder Schnupfen).
    Aber wir schlafen auch schon seit sechzehn Jahren nebeneinander, vielleicht ist es deshalb so besonders.
    (wenn es längere Zeit weg ist, dann vermisse ich ihn allerdings schrecklich und leide unter ganz ähnlichen Schlafstörungen wie Ihr Mann, allerdings bei mir begründet durch die evtl. irrationale Angst, den Wecker zu verschlafen) Ihrem Mann eine gute Besserung des Schlafproblems, Ihnen mit erholsamen Schlaf gesegnete Nächte und überhaupt: es soll jetzt mal losgehen :-)

  14. Das ist schon so eine Sache mit dem Alleine-schlafen. Auch hier gilt: Es geht, aber es geht nicht gut. Schlafe ich gezwungenermaßen außerhäusig, werden noch zahlreiche Gute-Nacht-SMS hin und her geschickt, bevor ich wirklich schlafe. Nächtigt der Mann woanders, schleiche ich durch die Wohnung, kontrolliere ängstlich alle Ecken und gucke bis in die Puppen fern, nur um nicht alleine im großen Bett liegen zu müssen. Und alleine schlafen, aber beide in der gleichen Wohnung – das geht gar nicht. Wenn einer krankheitsbedingt auf’s Sofa zieht, kommt der andere meist nachts hinterher und legt sich auf das kurze L-Stück zu Füßen des anderen.
    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und allen anderen Nicht-alleine-schlafen-Könnern eine geruhsame gemeinsame Nacht!

  15. Soviele Jahre lebe ich nun mit dem Göttergatten schon zusammen und genausolange hat er mehr oder weniger regelmäßig Nachtdienste. Man sollte glauben, ich hätte mich daran gewöhnt.
    Habe ich aber nicht! Ich schlafe heute noch genausoschlecht wie vor 18 Jahren wenn er nicht da ist…..

    Nur mal ganz vorsichtig angefragt: Vielleicht ist der Miezmann einfach eine ganz besonders frühe Lerche. Gibt es eigentlich eine Möglichkeit dieses frühe Aufstehen sinnvoll in den Miezhaushalt zu integrieren? In der Familie haben wir (allerdings durch eine Krankheit bedingt) einen ähnlichen Fall. Jener Herr betrieb über Jahre hinaus sehr sehr frühen Frühsport….

  16. *knuddel*
    ich kann auch nicht ohne mein herz schlafen. auch wenn er wie ein verrückter schnarcht und mich das manchmal stört, ohne geht noch viel weniger.
    mich stören schon fast die 40 cm mehr an bettbreite die wir nun haben. er ist viel zu weit weg ;-)
    dem miezmann alles gute, hoffentlich darf er bald wieder druchschlafen.

  17. Wenn er deinen Blog liest traut er sich vielleicht nicht zu sagen daß es an dir liegt? Lass den Mann doch einfach mal alleine schlafen. Und ob er nun da ist oder nicht merkt man im Schlaf doch eh nicht.

  18. Hallo Mama Miez ^^

    Ich bin erst vor ein paar Tagen auf deinen Blog gestoßen …. und völlig von den Socken! Ich lese nun in deinem Archiv, weil ich alles von Anfang an mitbekommen mag ;o)
    Und hier muss ich mich zu Wort melden: Auch ich war zu diesem Zeitpunkt schwanger (ET 01.05.2009) und genau „heute“ kam mein kleines Mäuselchen.
    Bin schon gespannt, wie es bei dir weitergegangen ist … ich bin dann mal wieder lesen :D

    VG vom Hummelchen

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