Tschüss, Mutterschutz

Es ist komisch. Kaum war der Mutterschutz offiziell beendet, habe ich mich wieder Hals über Kopf in die Arbeit gestürzt. Wie ein Schalter, der einfach umgeschlagen ist und mich in nur wenigen Tagen zu einer arbeitssüchtigen Furie hat mutieren lassen.

Ich sprach es schon mal in einem anderen Beitrag an. Das Schicksal hat mir einen Auftraggeber zugespielt, der meine Dienste dringend braucht, meine Kreativität und mein Können fordert und der mir vor allem genug Freiraum lässt, um den Quietschbeu nach seinen Bedürfnissen zu Behuddeln und Betuddeln.

Die Arbeit, die ich derzeit leiste, ist unbezahlt. Das habe ich so gewollt. 1) weil selbst bei einem 400 Euro Job jeder Cent vom Elterngeld wieder abgezogen wird und 2) weil ich einfach nur froh bin, dass ich arbeiten darf. Natürlich ist es ein wenig einfältig nur aus Spaß zu arbeiten. Aber Punkt 1) spricht für sich und mein Bauch sagt mir, dass ich ihm kommenden Jahr von dieser Entscheidung profitieren werde.

Die ersten drei Tage plagte ich mich allerdings mit schlimmen Schuldgefühlen gegenüber meinem kleinen Quietschbeu. Jede Minute, die ich in meine neuen Aufgaben investiere geht von seiner Zeit ab. Kein Rumtragen, kein Trösten, kein … Moment mal. Kein Rumtragen? Kein Trösten? Natürlich würde ich mein Baby sofort rumtragen und trösten, wenn er dies einfordern würde. Sofort! Aber seit ich wieder ein paar Stunden am Tag arbeite (wohlgemerkt ja eh von zuhause aus) liegt der Quietschbeu plötzlich fröhlich brabbelnd in seinem Laufstall, trainiert Bauch-, Nacken-, Rücken- und Beinmuskulatur, quietscht vergnügt, steckt sich mit Freude Spuck- und Schmusetücher in den Mund, lutscht an all seinen Stofftieren und schubst alles Holzspielzeug so weit wie möglich von sich weg.

Er weint nur noch, wenn er Hunger hat und ich das nicht früh genug bemerke (wobei er mir wirklich wenig Vorlaufzeit gibt. Hunger ist immer ein JETZT SOFORT!) oder er müde ist (das selbstständige Einschlafen am Tag ist und bleibt ein Problem. Im Regelfall muss ich ihn jedoch nur im Laufstall auf den Bauch legen und ihm einen Nuckel geben. Eine Minute bis Tiefschlaf!). Wir haben unsere Kuschelzeiten, wenn er gegessen hat. Da lasse ich uns auch grundsätzlich soviel Zeit, bis der Quietschbeu ausgekuschelt hat (was er mich deutlich durch Meckern und Zappeln spüren lässt).

Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass die Koliken beinahe gänzlich verschwunden sind. Seit drei Wochen bekommt er kein Lefax mehr und wenn es hoch kommt alle drei Tage mal ein Kümmelzäpfchen.

Wir haben einen richtigen echten Alltag und der gefällt mir sehr gut. Ich fühle mich wohl damit und das ist etwas, was ich vor einem Jahr auch noch nicht geglaubt hätte.

Nur als kleine Erklärung, warum ich im Moment ein bisschen stiller bin. Uns geht es gut und wenn ich mich in meine neuen Aufgaben erst mal richtig reingefuchst habe, dann hab ich auch wieder mehr Zeit Kopf zum Bloggen, Lesen, Kommentieren und Twittern.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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14 Gedanken zu „Tschüss, Mutterschutz

  1. Freut mich sehr, dass es dir damit so gut geht. Man hört deine Erleichterung aus jedem Wort.

    Einen dicken Kuss bitte für den wunderbaren Quietschbeu …. ?!

  2. Find ich toll! Alles. Dass du arbeitest. Dass du Mutter bist. Dass du es kombinieren kannst. Ein Kind merkt, wenn die Mutter zufrieden mit ihrer Situation ist – und viele (nicht alle) Frauen sind das oft nicht, wenn sie sich einer Sache ausschließlich verschreiben, weil irgendein Teil von ihnen sowohl die Familie als auch die Bestätigung in Beruf sucht… Meine höchste Bewunderung hast du, so wünsche ich mir meine Elternzeit auch!

  3. Wie ich dich beneide!!!

    Ich arbeite seit letzter Woche meine Nachfolgerin hier im Büro ein (mein Job geht leider nicht als Home-Office :( ) bzw. versuche es. Leider haben meine Chefs die gute Frau ohne mich ausgewählt und das merke ich jetzt. Von Tuten und Blasen keine Ahnung. Und es fehlt auch irgendwie der Wille etwas Neues zu lernen.
    Ich höre fast jeden Tag: „Kann ich nicht. Hab ich noch nie gemacht. Sowas (ein bisschen was PC-Technisches) mache ich gar nicht. Wen kann ich bei Problemen anrufen?“
    Das raubt mir jeden Nerv, den ich jemals hatte. Wenn ich an die nächsten 7 Wochen denke, bis ich dann zu Hause bleibe, wir mir Angst und Bange.
    Vorallem weil ich genau weiß, an wem der Ärger am Ende dann hängen bleiben wird. Nämlich an meiner langjährigen lieben Kollegin, die das alles mal bei mir gelernt hat. Und das, obwohl sie inzwischen selbst einen eigentändigen Job hier hat, der gar nichts mehr mit meinem zu tun hat. Es trifft leider immer die Unschuldigen :(

    Ich wünsche dir bzw. euch beiden jeden Falls viel Spaß bei der freiwilligen Arbeit!!!! Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie du das genießt. Mir würde es nicht anders gehen *g*

  4. Schön! Also alles das. Dass der Quietschbeu so schön alleine spielt, dass Du einen Job hast, der Spass macht, dass ihr einen gemeinsamen Alltag habt.

    Aber solltest Du doch irgendwann nicht mehr für lau arbeiten wollen: das Geld, was Du verdienst, wird nicht 1:1 aufs Elterngeld angerechnet! Grob gerechnet bleiben Dir etwa 2/3 von dem, was Du jetzt verdienen würdest, plus normales Elterngeld, vereinfacht gerechnet. Bei einem 400-EUR-Job sind das immerhin ca. 250 Eur im Monat. Mehr dazu hier:
    http://www.elterngeld.net/elterngeld-erwerbstaetigkeit.html
    oder ganz offiziell hier
    http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/BMFSFJ/familie,did=116804,textfragment=116888.html#fragment

    (Nur, weil ich seit dieser Woche auch von daheim ab und an ein paar Stunden arbeite. Aber bezahlt.)

    1. Der Vollständigkeit halber: das gilt natürlich nicht, wenn man mehr als 400 EUR über dem maximalen zur Berechnung herangezogenen Nettoeinkommen von 2700 EUR liegt. Kann ja passieren.

      1. Heul, ich kommentiere jetzt hier nicht mehr und du darfst alles löschen. Fast alles. Dir bleiben nicht 2/3, sondern ganz grob 1/3 von dem, was Du verdienst, als Überschuss. Bei mir wären es 150 EUR. Wo ist mein Hirn hin? Offenbar noch im Mutterschutz.
        Sorry für den Kommentarspam.

  5. ich weiß wie gut man sich fühlt, wenn man arbeiten kann und es auch möchte. Ich habe selbst heute einen weiteren Werksvertrag unterschrieben, obwohl schwanger. Und es fühlt sich gut an.
    Du bist sicher auch der Typ Mensch, der einfach gern etwas schafft und geistig tätig sein muss ;) – ich kann deine Entscheidung somit voll nachempfinden.
    Und klar macht der Knopf das mit! Es ist ja auch die Zufriedenheit, die du als Mama ausstrahlst :)
    Viel Spaß beim Schaffen!

  6. Das klingt so toll, Respekt!! Ich würde das gerne ähnlich gut hinkriegen, wenn es bei uns soweit ist (ET Ende November…). Ganz bestimmt spiegelt sich im Verhalten des Kleinen, dass Du voller Elan und zufrieden bist…Glückwunsch!

    1. Hm, also, nee. Noch ist der B. weiterhin ein braves nicht schreiendes Baby. Als wir Samstag gemeinsam auf dem Stadtfest waren meckerte er und ich fragte, ob er das auch in laut könne. Ihre Antwort: Das ist laut.

      Aber ehrlich? Inzwischen kann ich darüber Lachen. :D

  7. Was mich nur wieder darin bestärkt: Glückliche Mütter haben glückliche Kinder! Egal ob das Glück nun daher rührt, dass die Mutter arbeitet oder aber eben nicht.

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