Live is a …

Gestern auf der Geburtstagsgrillparty für meine Mutter, bei meiner Schwester gewesen. Ein sehr angenehmes Fest. Nur wir 3 Geschwister nebst Anhang und insgesamt 5 Enkelkinder – also Enkel meiner Mutter jetzt.

Mein Neffe (12) besitzt 3 Schnuffeltuchpuppen, ohne die er heute noch nicht schlafen kann. Und er steht dazu. Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn er da so cool vor mir steht, Schuhgröße 40, und mir erklärt, er wäre jetzt 12 Jahre alt, immerhin, aber auf die Dinger würde er never ever verzichten. Wir kamen darauf, weil der Quietschbeu 2 identische Schnuffeltuchpuppen besitzt, nach denen ich mir den Arsch abgerannt habe und ohne die er inzwischen auch nicht mehr schläft.

Und weil wir ja die Tage erst beim Thema SIDS waren … ja, ich lasse meinen Sohn also immer mit diesen Schnuffelpuppen schlafen. Dabei ist es wichtig, dass er eine seiner Wangen in das Tuch drücken kann. In Kombination mit dem Schnuller ist das für ihn der Schlafhimmel auf Erden.

Aber ich komme vom Thema ab. Jedenfalls waren wir auf dieser Party und gegen 20 Uhr habe ich den Quietschbeu dann im Zimmer meines Neffen Schlafen gelegt. Es dauerte eine Zeit, weil wir nur einen Schlafsack, nicht aber den Pucksack mit hatten, den der Quietschbeu normalerweise abends zum Schlafen trägt. Außerdem war das Zimmer nicht richtig zu verdunkeln und die fremde Umgebung hat ihn erst mal beschäftigt. Sein Schnuller und seine Schnuffelpuppe konnten ihn aber schließlich doch beruhigen.

Als ich ihn dann schlafend wähnte verließ ich das Zimmer, ohne das mitgebrachte Babyfon anzuschalten. Von zuhause bin ich gewohnt, dass man den Quietschbeu durch alle Wände „bescheid geben“ hört, wenn ihm etwas nicht passt. Nach rund 15 Minuten sagt mein Bruder, dass der Kleine schreien würde. Ich war sehr überrascht, weil ich keinen Piep gehört hatte.

Ich ging also die Treppe hoch und während ich noch so eine Stufe nach der anderen nehme, höre ich, dass mein Baby ganz anders schreit, als sonst. Panisch, irgendwie. Abgehackt. Japsend?

Ich nehme also Geschwindigkeit auf, renne die Treppe hoch, reiße die Zimmertür auf und sehe nur noch, dass er die Schnuffelpuppe über dem Gesicht hat. Ich lasse mich auf die Knie fallen, ziehe die Schnuffelpuppe weg (um dabei festzustellen, dass sie richtig eng um seinen Kopf geschlungen war), reiße mein Baby hoch, in meine Arme und heule Rotz und Wasser!

Der Quietschbeu beruhigt sich sofort, aber ich brauche deutlich länger. Durch die fremde Umgebung und das anfängliche Weinen hatte ich versäumt die Schnuffelpuppe unter ihm festzuklemmen, wie ich das sonst tue. Außerdem hatte ich nicht bedacht, dass er ja gar nicht gepuckt war und somit seine kleinen Händchen greifen, ziehen und fuchteln konnten.

Hätte mein Bruder ihn nicht weinen gehört … ich will nicht drüber nachdenken. Das war der Schockmoment meines Lebens und das Babyfon war danach sofort an!

Vermutlich werde ich mir jetzt anhören dürfen, dass ich es a) selber schuld bin und b) Schnuffelpuppen nichts im Babybett verloren haben. Aber da wären wir dann wieder bei dem Thema Bauchgefühl. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es gut ist, wenn mein Baby einen Trostspender hat, wenn Mama und Papa mal nicht da sind. Und das ist eben diese Schnuffelpuppe, die nach Mama und Papa riecht.

Was ich Ihnen eigentlich damit sagen will: wahrscheinlich kann ich es als Mutter eh nur falsch machen. Aber im Grunde resultiert jeder Fehler irgendwie aus dem Willen und Glauben, seinem Kind etwas Gutes zu tun. Womit wieder mal bewiesen wäre, dass das Leben schon irgendwie eine Schlampe ist.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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31 Gedanken zu „Live is a …

  1. ohich kanndich gut verstehen, ich hatte ein ähnliches erlebnis mit einer mütze, die der shrimp zum schlafen trug als er noch klitzeklein war. irgendwie hatte er es geschafft die mütze zu lösen udn sich komplett über das gesicht zu ziehen. panik ist untertrieben, die bei mir ausbrach… oh mannn
    fühl dich gedrückt

  2. So ein Schock!! Du Arme! Aber Deine Schlussfolgerung ist so richtig wie ernüchternd: Man (Mutter, Eltern, mensch…) kann einfach gar nicht alle Eventualitäten bedenken, für alle Fälle vorsorgen, wie sehr man sich auch bemüht und wie sehr man seine Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen trifft…. ABER: Solange man genau das tut, ist man auf dem besten aller Wege. Ihr macht das super…

  3. Ich kann Ihre Panik nachvollziehen! Allerdings hatte ich das in anderer Hinsicht. Wir saßen bei Schwiegereltern im Garten beim Kaffee, hinter uns ein voll eingezäunter Teich 2, 20 m tief. Meine damals 2-Jährige schaffte es sich durch den Zaun unbemerkt zu wurschteln und stand dann am Rand. Wir vor Schreck ganz starr erst, riefen ihr (möglichst nicht panisch zu klingen) zu, sie solle langsam zurück gehen. Madame entschied sich lachend anders und machte nen Schritt vor! Sie glauben gar nicht wie schnell mein Mann und ich rennen und springen können! Das Bild wie mein Mann sie an den Klamotten kopfüber ausm Wasser zog verfolgt mich heute noch! Sie glauben gar nicht was ich für Schuldgefühle hatte und ich gestehe ich habe den Tag kaum noch aufgehört zu weinen. Zum Glück kam sie mit einem Schrecken und nem großem Schluck Wasser davon. Sie sehen auch wenn etwa 15 Leute vor Ort sind kann was passieren. Hören Sie weiter auf Ihr Bauchgefühl!

  4. Oh ja, das braucht kein Mensch. Beim Knirps hatte ich gottseidank noch keine solchen Situationen, aber ich bin mir sicher, dass sie mir nicht erspart bleiben werden. Als AuPair hatte ich sie und an so manche erinnere ich mich noch heute nach 11 Jahren allzu deutlich. Ich hoffe, Du bist wieder zur Ruhe gekommen (das wir viel nervöser werden als die Kleinen, ist wohl auch normal).

    Und nein, ich will nicht sagen, dass Du eh selbst schuld bist. Oder sonst irgendwas in die Richtung. Und ich bin mir auch sicher, dass Du wie jede Mutter nur Gutes für den Quietschbeu willst. Was gut ist und was nicht, welches Risiko tragbar und welches nicht, entscheidet dann glücklicherweise jede Mutter (und der Papa auch noch) selbst.

    Für mich allerdings (und auch wirklich nur für mich, ganz persönlich) gibt es aus solchen Vorfällen nur genau eine Lehre: Bauchgefühl is a b…. Nicht das Leben, nicht der gute Willen, nicht sonst irgendwas. Bei mir geht Kopf immer vor Bauch, weil ich schon zu viel gesehen habe, wo Bauch nicht zu trauen ist. Für euch kann das aber natürlich anders sein. Und wie Lilsen sagt, das macht eben jeder nach bestem Wissen und Gewissen.

  5. Ja diese total wichtigen „Routinen“ und „Gewohnheit“ können auch mal zum Verhängnis werden.
    Mir ist mal passiert, dass ich nicht gemerkt habe, dass das Kind nicht richtig angeschnallt war und prompt saß das Kind bei einer etwas stärkeren Bremsung im Fußraum… In den Rückspiegel guck, Kind weg, Panik, Angst!
    Obwohl ich doch so genau hinschaue (Kind rein, Gurt festzurren, Kind nach hinten schieben, nochmal zurren, prüfen, nochmal prüfen), wenn es drum geht das Kind im Auto festzuzurren. Und ich prüfe immer zweimal ob alles sitzt (nach dieser Erfahrung dreimal!) und fest ist.

  6. Ich kann Dich sehr gut verstehen. So ein Schreck. Aber es ist vorbei, es ist nichts wirklich schlimmes passiert, morgen weiß der Quietschbeu nichts mehr davon und Du, hör Du bloß weiter auf Dein Bauchgefühl! Man KANN als Mutter nicht immer alles richtig machen… so deprimierend wie das auch ist.

  7. Ich sagte doch, die wichtigste Lehre ist, dass man sein Kind nicht vorallem beschützen kann! Es geht nicht! Man schafft das nicht, und dafür sind wir auch nicht da!
    Meine Kinder haben alle je 2 Kuscheltiere und die werden gebraucht! Also stelle man sich vor bei Übernachtungen ist schon ein Rucksack voll nur mit Kuscheltieren! Daran solltest du denken! Daumen hoch, Schmusetücher brauchen wenig Platz :)

  8. Ach mach dich nicht verrückt, es ist alles gut gegangen und fertig. Ich hab mal vergessen den einen Maxi Cosi fest zu machen (warum auch immer) und während der Fahrt kippte dieser zur Seite. Man mir ging der Ar… auf Grundeis

  9. (Also, ich werde Dir jetzt garantiert NICHT sagen, dass Du Schuld an irgendwas hast und auch nicht, dass Schnuffeltücher im bett nichts verloren haben – schon gar nicht, wenn sie dem Kind ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Was ich Dir jetzt aber mal nahelegen wollen würde, ist folgendes – nimm Dir mal so eine Schnuffelpuppe und halt sie Dir über Mund und Nase. Und? Erstickt? So schnell erstickt man nicht, es sei denn, die Dinger sind aus Plastikfolie ;) Ich bin sicher, er hat sich einfach nur erschrocken.
    Ich will Deine Panik jetzt um Gottes Willen nicht runterreden, ich glaube Dir auf´s Wort, dass Du mindestens ebenso erschrocken warst! Ich versuche nur, Dir ein bisschen von Deiner Last zu nehmen. )

  10. wie giftzwerg und lilsen schreibt. ach und wie du selber :) : „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es gut ist, wenn mein Baby einen Trostspender hat, wenn Mama und Papa mal nicht da sind. Und das ist eben diese Schnuffelpuppe, die nach Mama und Papa riecht.“

    ich glaube, man kann auch unnötig verkrampfen bei der ständigen vorsicht und umsicht und aufpassen und mitdenken – alles ma locker und entspannt. selbst dann machen wir uns alle eh noch ausreichend gedanken! du machst das toll, mama miez – ehrlich. der QB hat eine tolle good-enough mother :o)

  11. …meine Tochter (2 Jahre) ist mittlerweile neben den ganzen Plüsch-Kollegen und Kuscheltüchern und-decken im Bett nur noch schwer wieder zu finden…und sie hatte auch schon immer mind. EIN Schnuffeltuch, und ganz ehrlich: was da passiert ist, ist die klassiche Verkettung unglücklicher Umstände, das hat auch nix mit Deinem Mutterinstinkt/Bauchgefühl zu tun !! WÄRE das Tuch „festgeklemmt“ gewesen, und WÄRE das Babyfon an gewesen – es wäre doch alles im dunkelgrünen Bereich, oder ???

    Es ist alles gut, Du machst nun wieder Deine Befestigungstechnik, hörst das Weinen sofort, und überhaupt…

    Wenn man immer NUR alles nach Kopf macht – echt mal, dann darf man eigentlich auch gar nicht mehr vor die Tür gehen, denn es könnte gut sein, dass ein Stück Gestein aus dem Weltall, wenn auch nur kieselgroß, dem Kind im Buggy auf den Kopf prallt, DARAN darf man auch nicht denken, es ist ja zum Glück auch weit wahrscheinlicher, dass es vorbei fällt !!! (echt wahr, lag in unserem Gemüsebett…ein Klumpen Zeug, verglüht, verschmolzen beim Eintritt in die Erdathmosphäre, ganz tolles kleines Ding…)

    Haben die doch im Kinderkrankenhaus meiner frisch geborene Tochter in ihrem Glaskasten auch mit Handtuchwülsten das „Uterusfeeling“ noch ´ne Woche nachempfunden… sie teilweise ganz schön dicht mit Tüchern abgedeckt… gar sooo dramatisch kann es also allgemein ja nicht sein !!

    Moni

  12. Was ich zum Neffen mit dem Schnuffeltuch noch sagen wollte: Das finde ich SO COOL! Einfach mal souverän! Denn zugegeben: Der Gedanke an den kleinen Halbstarken und seinen weichen Kern amüsierte mich zunächst schon — bis mir dann einfiel: Jawohl, auch ich habe noch ein Relikt aus meiner Säuglingszeit, ohne das ich nicht gerne schlafen gehe — mein Knuffelkissen. Das Kissen ausgedünnt, die Federn zu Krümeln zerknautscht, das Inlet vergilbt? Völlig egal, das geb ich nicht her!
    Ich versteh den Jungen :-)

  13. Oh, man, Dinge passieren, die gibt es gar nicht….
    Aber, alles ist guut gegangen!! Und den Spruch: „Das Leben ist eine Schlampe“ sollte ich mir auf den Oberarm tätowieren lassen…

  14. oh je! Ich kann es mir vorstellen, wie Sie sich gefühlt haben müssen. Ich kann mich meinen VorrednerInnen nur anschließen. JEDER Mutter passieren derartige Dinge. Mir ist es ebenso passiert, dass ich dem MaxiCosi nicht ordnungsgemäß im Auto angeschnallt habe. 2 Mal sogar. Einfach vergessen. Es ist nichts passiert, aber als ich es mitbekommen habe, habe ich mir große Vorwürfe gemacht. Das wirst du IMMER als Mutter empfinden. Schuld. Und ist er noch so klitzeklein. DIR wird er auffallen. Vor zwei Tagen ist unser Kleinchen (16 Monate) vom Stuhl gefallen. Ich war unmittelbar bei ihr, die ganze Zeit. Es ist trotzdem passiert. Ich konnte sie Gott sei Dank vor Schlimmeren bewahren. Ich hoffe, Sie können das Erlebte bald verarbeiten. Es wird eine Weile dauern, aber es wird verblassen. Alles ist gut. Dem Quietschbeu geht es gut. Alles Gute!

  15. Hier auch – mit einer Stoffwindel. Kolja mochte die nach dem letzten Stillen immer gerne fest halten, zog sie sich aber regelmäßig überd as Gesicht. Japste, schrie und strampelte. Ich war durchaus panisch beim ersten Mal – und bin mir heute sicher dass nichts dramatisches passiert wäre, selbst wenn ich es nicht über das Babyfon gehört hätte. Einmal hat er sich aus seinem Schlafsack heraus nach oben gestrampelt und hing zwischen den Metallstreben des Kopfendes. Er hat später dramatischere Dinge überlebt :) Und wer weiß, was noch kommt…

  16. wahrscheinlich kann ich es als Mutter eh nur falsch machen <- mach dich selber nicht so runter … du als Mutter machst s vom Bauchgefuehl her eher richtig als anderum …

    das nun die Schnuffelpuppe auf dem Gesicht gelandet ist … ist unschoen, aber mama giftzwerg hat ja schon alles dazu geschrieben, was geht …

    und bitte, nicht wieder so einen Satz wie oben denken … du bist eine tolle Mutter!
    und: sind wir nicht alles Menschen? mit Fehlern?

  17. Ein richtiger Schreck! Aber ich kann Dir sagen, sowas kommt immer wieder vor, Du kannst Dir nicht die Schuld geben, auch eine Mutter kann nicht hellsehen ;-) Der QB wird vor Deinen Augen noch gegen den Tisch laufen, auf sein Spielzeug fallen, sich in den Gittern vom Bett verhakeln, über seine eigenen Beine stolpern, Dich heulend im Kaufhaus suchen… das ist jedesmal ein HerzstehstillMoment und Du denkst JEDESMAL „Warum hab ich nicht besser aufgepasst?!“, aber Du kannst es nicht verhindern *seufz*…
    Allerliebste Grüsse und nimms Dir nicht so zu Herzen ;-)

  18. Nachdem hier alle davon reden, dass man ja an einem Schnuffeltuch oder einer Decke nicht ersticken kann, möchte ich nur noch mal leise eins anmerken:

    beim plötzlichen Kindstod geht es NICHT um einen Erstickungstod im klassischen Sinne. Also nicht um die Frage, ob man genug Sauerstoff bekommt. Diese Fälle werden als Erstickungsfälle gezählt und nicht als SIDS-Fälle.

    Stattdessen besagt eben die eine Theorie, dass der Tod durch mehrere Faktoren ausgelöst wird, zu denen eine Rückatmung von ausgeatmetem CO2 gehört. Und dafür reicht ein Kuscheltier oder Schnuffeltuch wohl schon, oder eben die Bauchlage, weil in beiden Fällen weniger Frischluft zirkulieren kann. Jeder Erwachsene und jeder gesunde Säugling würde, wenn er zuviel eigenes ausgeatmetes CO2 einatmet, einfach anders atmen oder den Kopf wegdrehen. Aber nach dieser Theorie ist ja genau das Problem, dass das Atemzentrum mancher Kinder aus unbekanntem Grund noch nicht so funktioniert, wie es soll, und der genannte Reflex nicht stattfindet. Dann werden die Kinder im Prinzip mit ihrem ausgeatmeten CO2 vergiftet. (ja, die Theorie ist nicht bestätigt, aber wohl plausibel und die Grundlage für die aktuellen Vorsichtsmaßnahmen. Keiner weiss nichts. Da ist auch noch die Theorie mit dem lageabhängig unterversorgten Atemzentrum, die gerade durch Kopfultraschall überprüft wird. Und noch ein paar andere. )
    (und ja, ich weiss, dass eine CO2-Vergiftung am Ende eigentlich auch ein Ersticken ist, aber eben nicht deshalb, weil man wegen einer Plastikfolie oder einem anderen Hindernis nicht mehr an ausreichend Sauerstoff kommt.)

    Und ja, ich habe vorhin den Selbstversuch mit einem Schnuffeltuch gemacht. Wenn man tief atmet, gar kein Problem. Könnte ich auch eine Stunde so machen. Wenn man allerdings relativ flach und leise atmet, kommt schon bald (ca. 30-60 Sek.) der Drang, einmal tief Luft zu holen. Ohne Tuch vor dem Gesicht kommt der nicht. Was jetzt, wenn genau dieser Reflex zum anders Luftholen bei einem Kind noch nicht ausgereift wäre? Ja? Genau. Probiert das doch mal aus. Ich war erstaunt.

    (Aber trotzdem – jeder ganz wie er mag und niemand ist deshalb eine schlechte Mutter. Wollte nur diese Fehlinformation mit dem Ersticken nicht immer stehen lassen. Bin jetzt wieder weg, ich Kopfmensch.)

    1. Und da haben wir das Problem mit der ewigen, allgegenwärtigen Angst vor SIDS – keiner weiß, warum und woran die Kinder sterben. Es gibt eine Million Theorien, eine haarsträubender als die andere, aber keine Fakten.
      Dafür gibt es Millionen verunsicherter, ängstlicher, verspannter Mütter die nicht mehr wissen, was sie denn jetzt eigentlich dürften und eine Gratwanderung nach der nächsten antreten zwischen „Ich möchte, dass mein Kind sich wohl fühlt“ und „ich möchte jedes „Risiko“ (die Anführungsstriche, weil keiner diese Risiken wirklich fest deifinieren kann) vermeiden“, sich wegen jeder Tendenz zum Wohlfühlen glauben, für eine Ignoranz rechtfertigen zu müssen und schlicht einfach Angst haben. So viel Angst.
      Btw ist das Gähnen ein tiefes Einatmen, dieser „Reflex zum Luftholen“, der dazu dient, dem Körper ein Extra an Sauerstoff zuzuführen. Und auch ganz frisch geschlüpfte Säuglinge gähnen bereits, der Reflex muss also durchaus vorhanden sein.
      Wenn dann das mit dem eingeatmeten CO2 wirklich Ursache des SIDS sein sollte, hieße das, dass überdurchschnittlich viele Kinder in Tragetüchern sterben müssten, oder? Und zumindest da ist mir eigentlich nur ein einziger Fall, definitiv aber keine überdurchschnittliche Häufung bekannt.

      1. Ich glaube, es führt an dieser Stelle zu weit, sämtliche SIDS-Theorien zu diskutieren. Es gibt keine gesicherte Ursache, was aber nicht bedeutet, dass es keine Fakten gibt. Und Tatsache ist, dass es diverse Theorien gibt und Zahlen, die diese Theorien zu stützen scheinen, und dazu Vorsichtsmaßnahmen, die in den letzten 15 Jahren die Todesfälle nachweisbar um das 10-fache (!!) verringert haben. Ob man sich nun an diese Vorsichtsmaßnahmen halten mag oder nicht, ist aber trotzdem jedem seine eigene Sache und das ist gut so. Bei mir muss sich niemand rechtfertigen und ich will auch niemandem Angst machen, das ist doch quatsch. Mir ging es nur um den Unterschied zwischen Ersticken und Rückatmung.

      2. Uppsa! so habe ich das auch gar nicht gemeint! Tut mir leid, dass es so rüberkam – ich habe Deine Argumente nicht als Angriff aufgefasst und wollte schon gar nicht „zurückschießen“ oder so etwas – sorry!
        Auf jeden Fall muss jeder selbst wissen, wie er zu den diversen Empfehlungen steht und absolut möchte ich auch nicht alles, was als solche dazugehört, dazu abtun – wer bin ich denn auch?! Entscheiden kann ich nur für mich, uns, und das ist auch gut so.
        Mir stößt nur ganz oft diese Panik auf, die sich aus der Masse an sich eben zum großen Teil auch ständig irgendwie wandelnden Empfehlungen (sagen wir es mal so) erwächst. Und ich finde die Verunsicherung, die so entsteht, ganz furchtbar, weil sie oftmals total verkrampft. Beispiel – sicherste Schlafposition und furchtbar große Schuldgefühle, wenn man das eigene Kind, das einfach nicht auf dem Rücken schlafen kann, auf dem Bauch friedlich ratzen lässt. Und so gibt es dann zig unglückliche Kinder und zig total verunsicherte Eltern wegen einer wagen Vermutung.

  19. Siehe hier. Solche Situationen treffen jede Mutter und jeden Vater mal irgendwann. Man kann nicht überall sein und man wird es niemalsnicht schaffen sein Kind vor allem zu beschützen. Ich finde nicht, dass du dir an irgendwas die Schuld geben musst. Ebenso finde ich nicht, dass das Schnuffelding nun die Verkörperung der absoluten Gefahr darstellt.

    Und „ob man sich nun an diese Vorsichtsmaßnahmen halten mag oder nicht, ist aber trotzdem jedem seine eigene Sache“ sagt Frau Schussel und hat durchaus Recht. Trotzdem schwingt da immer dieses „wenn du es nicht tust und sowas passiert.. bist DU dafür verantworlich, schließlich hättest du dich ja an die Vorsichtsmaßnahme halten können!“ mit und das finde ich.. furchtbar. Im Ergebnis haben wir dann die von Frau Zwergin beschriebenen Millionen verunsicherter, verspannter Mütter.

    1. @Giftzwergin: Oh, harsch klingen oder blöd oder so wollte ich auch nicht. Ehrlich.
      Das mit der Panikmache finde ich sehr subjektiv… mir machen die Vorsichtsmaßnahmen und so überhaupt keine Panik. Panik hätte ich vielleicht, wenn ich von der Gefahr wüsste und rein gar nichts tun könnte. So weiß ich doch wenigstens, dass ziemlich viele Faktoren (auch wenn der Grund nicht klar ist) nachweislich eine Rolle spielen und ich damit etwas tun kann. Mich erleichtert das, ganz ehrlich. Es ist eben so, dass es eine vage Vermutung ist, *was* die Ursache für SIDS ist, aber dass die Bauchlage ein höheres Risiko hat, steht fest und ist keine Vermutung mehr. Nur weiss man nicht warum gerade die Bauchlage. Es ist doch auch keine Panikmache, wenn Kindersitze verkauft werden und aufs Anschnallen hingewiesen wird- trotzdem denkt niemand ständig an das Risiko Autounfall und macht sich verrückt. Oder? Und man schnallt das kind auch dann an, wenn es das nicht mag und wenn man es lieber im Arm halten würde. Und es sterben wesentlich weniger Kinder bei Autounfällen als an SIDS…

      @agichan Neinnein, das wollte ich da nicht mitschwingen lassen. Hm, wie könnte ich das besser ausdrücken? Vielleicht passt das ganz gut, was die Quietschbeu-Kinderärztin da gesagt hat: könnte man *selbst* damit leben, dass man diese Entscheidung getroffen hat? Also nicht, weil die anderen mit dem Finger zeigen und sagen, dass man schuld wäre, sondern kann man wirklich selbst ruhigen Gewissens sagen, ja, das wäre dann eben Schicksal und ich kann nichts dafür? Das muss jeder selbst wissen. Ich meinte eben, jeder muss wissen, an was er sich hält und warum und warum nicht. Wir beispielsweise lassen den Knirps im Familienbett schlafen, weil wir wissen, dass das Risiko da nur bis zum zweiten Monat und für Raucher statistisch erhöht wird, bei älteren Kindern gibt es womöglich sogar einen schützenden Effekt, und der Knirps fühlt sich offenbar wohl und geborgen. Dagegen lasse ich den Knirps nicht in Bauchlage schlafen oder mit Decke oder mit Kissen, weil mir da das Risiko zu hoch ist, selbst wenn ich ihn zehnmal die Nacht rumdrehen muss. Das haben wir selbst entschieden, in welchem Punkt wir uns an die Vorsichtsmaßnahmen halten und in welchem nicht. Und man entscheidet auch selbst, aus welchem Grund – ob nun deshalb, weil das Kind dann besser schläft, oder weil man selbst alleine besser schläft, oder weil das Kind sich geborgen fühlt – es muss eben nur für einen selbst das vorhandene Risiko wieder ausgleichen. Mehr nicht.

      Aber ich fühle mich grad irgendwie, als würde ich das Miezblog mit der Diskussion kapern… ich wollte irgendwann mal selbst einen artikel dazu schreiben, aber das kann noch dauern ;-) also entschudligung, liebe Mama Miez, fürs Abschweifen :)

      1. Ach, kapern Sie ruhig. Nur dass diese äußerst interessante Diskussion in den Kommenatren verschwindet, das finde ich wiederum schade!

        (im Übrigen hat mein Bauch mich dazu bewogen, dem Quietschbeu die Rückenlage auch tagsüber wieder nahe zu bringen. Dafür allerdings weiterhin mit Schnuffelpuppe.)

  20. Der Schnuffeltuchneffe ist ja cool ;)

    Ich fühlte mich gerade an folgende Situation erinnert: Ich saß mit fünf Bekannten aus der Stillgruppe beim Kaffeetrinken zusammen. Die Babys lagen in der Mitte auf einer großen Krabbeldecke. Plötzlich ein erschrockener Ruf: „Die THEA!!!“ Sie hatte sich so eine dünne Mullwindel über das Gesicht gezogen, lag nun (vor Schreck?) stocksteif da und zuckte nur ruckartig mit den Armen und Beinen. Ohne dabei einen Mucks von sich zu geben. Ich riss das Tuch weg und sie war schon ganz blau um Mund und Nase. Daher glaube ich auch nicht so recht an die die Theorie mit dem Nicht-Ersticken-Können. Als das Tuch weg war fing sie dann auch panisch an zu brüllen – so habe ich sie noch nie schreien gehört. Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht. Da sitzen fünf Mütter im Kreis und keiner merkt das in der Mitte ein Baby keine Luft mehr kriegt. Ich habe dann erst mal alles tuchartige aus Theas Bettchen und Kinderwagen verbannt. Trotzdem hatten wir dann später noch mal eine ähnliche Situation, wo sie sich – ebenfalls auf der Krabbeldecke – den Arm von ihrem Stoff-Frosch in den Mund gesteckt hatte. Ich bin also echt Schnuffeltier-traumatisiert…

  21. hi,
    ohje, diese momente kennt wohl jede mutter! aber ach! was sollen wir denn tun? samuel plumpste mal mit 6 monaten vom ehebett, während ich zähneputzte und andreas für ca 30sec die augen zufielen. der räuber war innerhalb von sekunden von der mitte bis an den rand gerobbt, plötzlich, obwohl er grad erst anfing sich zu bewegen!! wir haben uns vorwürfe ohne ende gemacht. oder luzia, die grundsätzlich (und auch immer noch!) it schnuffeltuch am/überm gesicht schlief, während wir im dm-markt einkauften, sie im buggy so schlief und eine mutter/frau völlig hysterisch ungefragt ruckartig das tuch von ihrem gesicht riß– „oh gott—das kind erstickt ja!!“ und ich sie völlig irritiert anschaute, weil das ja normal war (und wir gelassener, weil 2.kind), und natürlich völlig erschreckt ein brüllkonzert startete, oder teresa, die letztens einfach auf die strasse raste, oder auf dem hochbett wie ei affe ander stange hing, und dann daneben griff, als ich sie herunterholen wollte–und ich sie grad fassen konnte— das sind alles momente, da gefriert einem das blut in den adern.
    fakt ist: du kannst nicht überall augen und hände haben (leider) und 2. diese erfahrungen, auch die grenzwertigen, gehören zum leben mit kindern dazu. bei nr. 1 ist alles noch geballt, wir können vor unsicherheit kaum schlafen. bei nr. 2 wird man gelassener, bei nr. 3 sogar fast schon fahrlässig ;) aber eines steht fest: ich werde meine kinder NIE! in watte packen. ich liess sie auch allein mit 10 monaten auf das große gerüst klettern, damit sie auch natürlich merken, wo die grenze ist. und bin NICHT mit hochgeklettert! du kannst ihnen auch diese erfahrungen nicht abnehmen…ok, das ist ein ganz großes thema. gehört auch zu: was traue ich meinem kind zu?“
    was ich jedenfalls sagen wollte ist: ich kenne diese schockmomente! aber mach dich nicht selbst fertig. es wird noch so weitergehen im leben mit deinem quietschbeu! so schrecklich das sein mag: es hat auch das gute, dass man dann einmal wieder merkt, was für goldschätze wir da doch haben, was ;)
    lg eva

  22. p.s. unsere kinder schlafen seit geburt mit fellen, schmusetüchern und zig stofftieren (die kleinste), ob bauch oder seite oder rücken, mit im elternbett, alles so sachen, vor denen immer gewarnt wird. ich glaube ja, dass das schlafen ohne all diese (für babys+kinder) lebenswichtige dinge, nämlich nähe, wärme, trost) eine grausame erfindung von erwachsenen ist, welche -naja- westlich degeneriert sind ;)

    1. Naja, ich fühle mich nun nicht gerade degeneriert, der Knirps offenbar auch nicht. Und der schläft im Elternbett oder daneben, aber ohne Felle, Schmusetücher, Stofftiere oder Decke, und auf dem Rücken. Sogar ich schlafe dann ohne Kissen und das klappt wunderbar. Ich habe nicht das Gefühl, dass ihnm Nähe oder Trost oder Wärme fehlt – er hat noch keine Nacht in seinem Leben geschlafen, ohne dass ich seine Hand gehalten hätte…

      1. ..ich meinte ja auch die „hardcore alleine- schlafen-lasser“ ;) ohne schmusedings und so. ohne ankuscheln, nur das nackte bett, ohne hand, ohne atem, ohne sonstwas. das finde ich grausam!

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