Wir haben uns übers Internet kennengelernt. Wenn man genau ist sogar übers Bloggen bzw. Podcasten. Ganz plötzlich war da ein Audiokommentar von Dir, Du erzählst Deine Geschichte zu einem Thema. Eine wirklich beeindruckende Geschichte. Fortan las ich bei Dir und machte mir mit der Zeit natürlich auch eine Vorstellung davon, wie Du wohl so bist, im echten realen Leben. Als wir uns dann das erste Mal trafen war ich gelinde gesagt geschockt. Positiv, meine Liebe, aber das kannst Du Dir ja denken. Du warst so völlig anders, als ich es erwartet hatte und das Diskutieren über angestaubte Themen mit angestaubten Thesen und Argumenten blieb aus. Stattdessen flogen die Fetzen. Wir lachten, aßen, tranken, rauchten (jaha, damals©) …
Das aller Erste, was wir gemeinsam taten, war bei Burger King einen riesengroßen Burger zu essen. Man kann einfach ganz wunderbar mit Dir essen. Also genießen, sollte es eigentlich heißen. Denn Du bist einer der wenigen Menschen in meinem Leben, der sich Genuss hingeben kann, ohne sich vorher schon in einem Bach aus Tränen, ob der eingenommen Kalorien, zu ertränken.
In den folgenden Jahren wurden unsere Treffen häufiger, dann wieder seltener, dann wieder häufiger, dann regelmäßig. So regelmäßig, dass sie fester Bestandteil unserer Woche wurden, irgendwie.
Ich habe noch nie zuvor einen Menschen getroffen, der mir so ähnlich und doch so vollkommen anders ist. Manchmal sitzen wir da, bei unserer Kaffeespezialität und Du sagst „Geh aus meinem Kopf raus“ oder ich sag Dinge wie „Du bist voll gruselig, weißt Du das?“ Weil, wenn wir Parallelen haben, dann sind diese so stark, dass es schon so ein kleines bisschen spooky ist.
Es kam sogar schon mal vor, dass ich etwas tat, was Du tun wolltest, woraufhin Du dann stinkig auf mich warst, obwohl ich noch gar nicht wusste, dass Du es tun wolltest (ich weiß ja, dass wenigstens Du mich verstehst …).
Dann gibt es diese Dinge, in denen wir uns gar nicht einig sind. Also bis aufs Blut uneinig, quasi. Politik, wäre da so ein Thema. Ich erwähnte mal, dass ich den Herrn von und zu Guttenberg gut fänd. Du machtest daraufhin 5 Minuten lang anhaltende Würg- und Kotzgeräusche. Im Anschluss haben wir dann gemeinsam N.PD-Plakat umgedreht. Ein gemeinsamer Nenner findet sich halt überall.
Mit Dir kann man wunderbar lästern. Über die Familie oder über die Bloglandschaft. Manchmal verabreden wir uns zum Lästern mit so kleinen IM-Nachrichten wie „Erinner mich dran, dass ich mich dringend über XYZ auskotzen muss!“ Da freu ich mich dann ganz besonders drauf.
Du sagst, ich hätte einen Hang zu Pük, wobei ich auch erst weiß was das ist, seitdem Du es mir erklärt hast: Kitsch. Wenn ich etwas als „süüüüß“ bezeichne, was Du ganz schrecklich kitschig findest, dann sagst Du „Pükalarm!“ und ich grummel so ein bisschen eingeschnappt vor mich hin.
Du magst keine Ballerinas, Blusen und Leggins. Ich habe ernsthaft schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt bei unserem nächsten Kaffeedate in Leggins mit einer knielangen Bluse und Ballerinas aufzulaufen. Nur um Dein Gesicht zu sehen. Nur um zu gucken, wie Du reagierst. Aber ich hab mich dann doch nicht getraut (so ein bisschen ästhetisches Empfinden hab ich dann ja auch.).
Du magst Flat White mit fettarmer Milch und trinkst grundsätzlich nur Cola light. Aber einen Schmackofatz-Riesen-Burger inhalierst Du in nullkommanichts. Genussmensch halt, schrieb ich ja schon.
Du hast mal zu mir gesagt, ich sei „unnahbar“. Man hätte irgendwie immer das Gefühl, dass da noch was ist, an das ich niemanden ran lassen würde. Sowas wie ein Geheimnis. Ich möchte Dir heute ganz ehrlich sagen, dass Du derzeit wohl der einzige Freund-Mensch bist, den ich so nah an mich heran lasse, dem ich eigentlich wirklich alles erzähle, dem ich vertraue und den ich einfach gnadenlos gerne mag. Du bist für mich eine ganz, ganz wichtige Herzfreundin geworden und ich liebe unsere Kaffeedates, das gegenseitige Anraunzen, das Mädchensein, die Zickerei, das Kichern, die tiefgründigen Gespräche …
Ich vergesse beinahe jeden Freunde-Geburtstag und es ist ein Wunder, dass ich deshalb überhaupt noch Freunde habe. Aber an Deinen habe ich gedacht. Gestern und direkt heute Morgen. Und darum schreibe ich Dir mit meinem ersten Kaffee und während des Frühstücksschlafs des Babys diese Zeilen. Ich werde Sie in mein Blog packen, weil da alles anfing, irgendwie. Und ich denke hoffe, das ist für Dich okay.
Liebste Sero, zum Geburtstag wünsche ich Dir von ganzem Herzen nur das Beste. Gesundheit, Liebe, Glück, Erfolg für das kommende Lebensjahr und die folgenden. Ich umarme Dich virtuell und beim nächsten Kaffeedate ganz feste. Habe einen wunderschönen Tag!
Und Du bist der einzige Mensch, dem ich in meinem Blog ein eigenes Tag gewidmet habe (mal abgesehen vom Mann und dem Baby.).
Jetzt muss ich weinen. Das ist sehr sehr schön geschrieben.
Wow.
Auch bei mir kullern grad paar Tränchen weils unglaublich schön ist Freundschaft u. Liebe so in Worte packen zu können. Danke!
Ihr könnt euch beide glücklich schätzen, solch eine Herzfreundin zu haben!
is ditt schön
Wunderschön geschrieben!
(Und ich bin wieder mal neidisch, weil ich das nie so wunderbar formulieren könnte!)
Ich schließe mich den vorherigen Kommentaren an: Zum Heulen schön!!
Das liest sich wirklich schön. Schade dass man es aufgrund der kontextsensitivität nicht einfach mit ersetztem Namen klauen und seinem eigenen Liebsten vorsetzen kann.
Cheers, Sero!
*holt mal Wischmop und Eimer*
stoef: Leiden Sie auch unter dem zwanghaften Dran gnadenlos alles kommentieren zu müssen. Auch mal unpassend?
Hach, das ist doch mal eine richtig schöne Liebeserklärung an eine Freundin! Da bin ich glatt traurig, nicht die angesprochene Person zu sein *lach*
Alles Gute zum Geburtstag, Sero! (so ganz unbekannterweise…. ;-) )