Eine traurige Einsicht

Eine ganze Weile war es hier nun still. Das hatte verschiedene Gründe, aber in erster Linie brauchte ich wirklich einfach mal eine Internet-Auszeit. Überraschenderweise fiel mir die Abstinenz sehr leicht. 2 Wochen habe ich ohne jegliche Online-Aktivitäten verlebt. Gott, war ich entspannt!

Unter anderem konnte ich endlich mal wieder ein Buch lesen. Und aus einem Buch wurden vier, denn ich begann mit dem ersten Band der Biss-Reihe (zufällig, ohne den Film, die Story oder die Hysterie zu kennen) und endete nach Band vier (völlig angefixed und zu Tode betrübt, als die Saga dann beendet war). Nun soll sich dieser erste Beitrag nach Wochen aber nicht um Bella und Edward und diesen ganzen Vampir-Zirkus drehen, sondern um eine andere Sache, die mit dem Lesen wieder an die Oberfläche schwemmte.

Da war dieses Buch, Sie erinnern sich vielleicht … man nannte es B:SEITE. Allein das hier zu schreiben kostet mich Überwindung, denn dieses Kapitel ist für mich ein sehr sehr schmerzhaftes. Ohne Übertreibung.

Damals, als ich völlig überraschend die Zusage zur Veröffentlichung in einem richtigen Verlag bekam, da war ich hysterisch, naiv, euphorisch. Ich trieb alles nach vorne, vorne, vorne und hinterfragte nicht einen Moment, was wir (der Verlag, Lektor etc.) da taten. Das Werbebudget war Null und dennoch habe ich so viel Herzblut in die Werbung drum herum gesteckt, mit jeder lokalen Tageszeitung ein Interview geführt, sogar mit regionalen Fersehsendern. Ich war so glücklich, so begeistert.

Dann konnte der Verlag zum überall groß angekündigten Veröffentlichungstermin nicht liefern. Später erfuhr ich, dass sie die Rechnung bei der Druckerei nicht begleichen konnten und die Druckerei deshalb die Bücher zurück hielt. Viel zu spät kamen dann die Bücher und ich war gelinge gesagt entsetzt über den Satz und das Papier, das verwendet wurde. Bücher werden eigentlich nicht auf schneeweißem Papier gedruckt. Das ist einfach schlecht lesbar. Davon abgesehen waren die Zeitenabstände zu geringen und die Seiten waren generell viel zu voll. Das lag daran, dass der Verlag sparen wollte. Mehr Zeilenabstand und generell mehr Rand hätten deutlich mehr Seiten bedeutet. Mehr Papier kostet … Sie sehen wohin das führt. Unterstützung in Sachen Werbung und PR erhielt ich nicht ein Bisschen. Verdienen wollten Sie an meiner Geschichte, aber nichts investieren.

Wie auch immer. Inzwischen ist der Verlag wortlos Pleite gegangen. Ich bekomme keine Form von Kontakt zu Stande, weiß nicht, ob und wenn ja wie, ich an die Restexemplare von B:SEITE kommen soll. Ich habe das ganze inzwischen als verloren abgehakt.

Aber da kommen wir zum eigentlich Punkt. Das alles tut so unglaublich weh. Diese Figuren, die ich nicht nur auf dem Papier, sondern auch in meinem Kopf und in meinem Herzen geschaffen haben, die sind gefangen und verbrannt in einem Buch, dass niemand mehr in die Hand nehmen wird. Die Geschichte ist gut, da bin ich nach wie vor von überzeugt. Aber man hätte das ganze drum herum vielleicht mit mehr Gefühl aufbauen sollen und mit weniger Profitgier. Lesen hat doch immer was mit Genuss und Emotionen zu tun. Jeder isst doch lieber von einem schönen Essgeschirr, als vom blanken Tisch, wenn Sie verstehen.

Bella, die weibliche Protagonistin in Biss, hat in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeit mit meiner Lena. Beide sind zerrissen, unschlüssig, ängstlich und doch stark. Beide gingen mir an gewissen Punkten ihrer Geschichte sowas von auf den Keks!!! Und so dachte ich beim Lesen von Biss immer wieder an Lena, an Flo und die anderen Jungs. Langsam habe ich mich getraut zu erinnern und zum Schluss saß ich mit einem türkisen Buch im Schoß heulend auf dem Sofa.

Meine Geschichte ist verbrannt. Eine zweite Chance wird sie wohl kaum bekommen. Ich bin unendlich traurig. Das war keine Erfahrung, an die ich mit leichtem Herzen zurück denken werde. Eher eine, die mich lehrte, dass Dinge, die von ganz tief drinnen kommen genau dort vielleicht auch manchmal am besten aufgehoben sind. Eine traurige Einsicht.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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18 Gedanken zu „Eine traurige Einsicht

  1. Hallo Frau Drießen,
    ich gehöre zu den Lesern dieser Webseite die Sie bestärkt haben diese Geschichte zu veröffentlichen und da ich den ganzen Prozess (aus der Ferne) ein bissi miterlebt habe fühle ich mit..

    Ich kann ein stückweit verstehen wie es Ihnen geht und werfen Sie die Flinte bitte nicht ins Korn.. das Buch IST eine tolle Geschichte..

    Wem gehören denn die Rechte an dem Buch? doch nach wie vor Ihnen, oder?

    Kann man dann nicht versuchen ein wenig hausieren zu gehen mit einem gedrucktem Exemplar? Ich kann mir nicht vorstellen das so gar kein Verlag da Interesse dran hat.. Sie haben wirklich ein grosses Talent geschichten zu erzählen (und auch wenn mich manche jetzt steinigen) und das können sie sogar besser also so manche Frau die Geschichten über einen Zauberlehrling schreibt..

    Liebe Grüsse
    Martin

  2. Hallo Pia,

    schön, dass Du wieder was schreibst :)

    Wirklich traurige Geschichte mit der B:Seite. War nach dem ersten Kapitel, dass es ja mal als Podcast gab, sehr gespannt auf das Buch – leider war es mir nicht möglich, eins der Exemplare zu bekommen und auch im Internet habe ich bisher nirgends eines finden können (Amazon, eBay etc…)

    Ich hoffe, dass sich noch etwas positives in dieser Sache ergibt.
    Auch ansonsten alles Gute.

    Liebe Grüße

    Stefan.

  3. Ich habe das Buch gelesen und es vorhin, nach deiner Kritik an Satz und Papier, noch mal aus dem Schrank geholt und angesehen. Mich hat Lena so gefesselt, ich habe das Buch damals in einem Rutsch gelesen und kein schlecht lesbares Papier dabei bemerkt. Soll heißen, wenn das Essen grandios ist, stört sich der Gast auch nicht an einer abgeschlagenen Tellerkante. Aus Gastgebersicht ist es aber verständlich und nachfühlbar. :( Lena und die Jungs sind toll und ich bin froh, dass es das türkise Buch gibt und ich es lesen konnte.

    Ich drücke die Daumen für die Restexemplare und den Kontakt!

  4. Das Buch gibt es nun nicht mehr zu kaufen? Aber es steht doch auf meiner Liste noch zu lesender Bücher. :/

    Dann hoffe ich einfach mal, Sie kommen noch an die restlichen Exemplare, die dann eventuell noch einmal käuflich zu erwerben sein werden.

    Bis dann, liebe Grüße! =)

  5. Ich habe Dein Buch ebenfalls gelesen und so gut befunden dass ich es weiterentfohlen und verliehen habe.
    Es währe schade wenn Du nunmehr nach einer schlechten Erfahrung das Schreiben an den Nagel hängen würdeset.
    Ich habe das Gefühl, in Dir stecken noch viele gute Geschichten die erzählt werden müßen.

  6. Hallo Pia,

    wenn der Verlag in Insolvenz gegangen ist, dann gibt es einen Insolvenzverwalter, dieser läßt sich doch recherchieren. Vielleicht mit dem Verwalter Kontakt herstellen und versuchen die Bücher zu bekommen.

    Aber wem ich erzähl ich das.

    Dennoch schade, daß jemand so unwürdig mit Deiner Geschichte umgeht. Schande.

    LG
    Rebekka

  7. Gelesen habe ich es leider nicht. Wahrscheinlich habe ich Sie hier zu spät entdeckt. Aber ist ja nie zu spät! ;)

    Vielleicht finden Sie neben der Familie doch ein wenig Zeit, sich um die Wiederbeschaffung zu kümmern. Ich würde mich freuen, könnte ich eventuell auch darin lesen.

  8. Liebe Pia,

    ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie gern ich dieses Buch lesen würde.
    Ich finde Ihren Schreibstil einfach so schön erfrischend.
    Gibt es eine Möglichkeit an ein Exemplar zu gelangen?

    Liebe Grüße
    Ellen

    1. Tja, wenn ich das selber wüsste. Ich habe noch 3 Exemplare und auf Grund der Ungewissheit, ob ich je ein weiteres Exemplar sehen werde, möchte ich mich ungern von diesen trennen.

  9. Schade! Verleihen würden sie wohl nicht oder?
    Wir kennen uns zwar nicht, aber ich werde es ganz vorsichtig behandeln;-)
    Bin vor Monaten bei Amazon auf ihr Buch gestossen, aber leider war es ja nicht mehr erhältlich:-(

  10. Ich bin in der glücklichen Lage ein Exemplar zu besitzen (sogar mit persönlicher Widmung) und ich liebe dieses Buch. Im Sommer habe ich versucht an ein zweites Exemplar zu kommen, erst über die Seite des Verlages (dort bekam ich zwar eine Auftragsbestätigung, aber nie ein Buch, nun weiß ich auch warum…), danach über den normalen Buchhandel (habe dort gearbeitet und eigentlich Kontakte zu allem gängigen Lieferanten gehabt) und am Ende hatte ich Glück es über Amazon zu bekommen, denn ich wollte es gerne verschenken (Bücher die ich liebe werden an ausgewählte Menschen verschenkt :-) )
    Ich liebe Lena und Flo und jedes Mal wenn ich lese fange ich an zu weinen und auch wenn das Buch noch so schlecht aufgelegt ist, die Geschichte ist großartig!!!! Vielen Dank dafür!

  11. Wie wäre es denn, das Buch im Eigenverlag als Book on Demand herauszubringen? Wenn die Rechte-Situation geklärt ist sollte das doch mit endlichem Aufwand machbar sein, den Satz könnte man ja eventuell mit LaTeX oder ConTeXt machen (lassen).

  12. Ich bin auch eine stolze Besitzerin Deines Buches, sogar mit persönlicher Widmung *freu* Habe es damals in einem Rutsch durchgelesen und nun steht es bei mir im Bücherregal an einem Ehrenplatz…und so scheint es einigen Deiner Leser zu gehen…als Misserfolg würde ich das ganze nicht sehen, eher als Anfangsschwierigkeiten einer jungen, talentierte und hoffnungsvollen Autorin :-) Ich hoffe wirklich mehr von Dir lesen zu dürfen…egal wann und wo und ich bin mir sicher, dass es klappt. Und vielleicht weiss einer Deiner Blogleser bezüglich der Restexemplare oder Neuveröffentlichung einen Rat…

  13. Seit einigen Jahren bin ich hier einer von den stillen Mitlesern; darum habe ich damals auch mitverfolgt, wie das Buch zum Verlag und in die Öffentlichkeit fand. (ich bekam es auch mal als Wanderbuch, konnte es aber damals aus Zeitgründen leider nicht lesen; was mich vor allem kapitulieren ließ, war leider genau das, was angesprochen wird: der Druck. Das Papier. Da bin ich pingelig.) Aber wenn die Rechte wieder zurück bei der Autorin sind, hindert ja niemand daran, noch mal den Weg über Agentur und/oder einen anderen Verlag zu gehen. (Gute Agenten sind ja, so meine Erfahrung, unglaublich engagierte Leute. Wenn sie ein Buch lieben, lieben sie es wie der Autor und bringen es auf den richtigen Weg.) Ein Buch ist nicht zwingend verbrannt, nur weil es nicht mehr lieferbar ist und der Verlag Schiffbruch erlitten hat.

    Alles Gute!
    Jules

  14. Hallo liebe Pia,

    noch bevor ich diesen Blogpost lesen konnte hat mich Magda, meine Freundin, angerufen als ich im Auto saß und mir von diesem Post berichtet. „Den musst Du unbedingt lesen. Der ist wirklich voll traurig!“ – Da ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin war sie so lieb mir die obigen Zeilen vorzulesen.

    Auch wenn diese Geschichte sehr sehr traurig ist und es mich tatsächlich trifft zu hören, wie der Verlag Dein Buch „verschandelt“ hat möchte ich Dir eine Kleinigkeit dazu sagen:

    Ich habe letztes Jahr von meiner Liebsten ein Buch geschenkt bekommen, weil ich immer davon erzählt habe. Ganz unverhofft lag es dann plötzlich da. Ich hatte zwar keine Ahnung worum es in dem Buch wirklich ging, aber ich wollte es unbedingt lesen. Es dauerte eine gewissen Zeit und dann war ich durch (das lag aber weniger an dem Buch, als mehr an dem Fakt, dass ich nur sehr sehr wenig und langsam lese! ;) ).

    Es war ein tolles Buch. Tolle Story, tolle Figuren und wunderbar geschrieben. Die Wortwahl zeigte, dass sich die Autorin bei jeder Zeile die Mühe gemacht hat, auf jeden Buchstaben zu achten. Zumindest wirkte das so.

    Ach ja. In dem Buch ging es um eine Band, die eine neue PR-Managerin aus Bonn bekommen. So mit Liebe, Rock und Tralala … Es war das Meisterwerk B:Seite von einer gewissen Pia Januszek.

    Auch wenn das alles so doof gelaufen ist möchte ich, dass Du weisst, dass es vielleicht nur wenige Leser Deines Buches gab. Aber die wissen dafür auch heute noch, dass der Club N8Schicht hiess und auf den ersten Seiten in zwei verschiedenen Schreibweisen auftauchte! ;)

    Ich danke Dir für dieses Buch. Für jedes einzelne Wort darin.
    Und ich hoffe, dass es eine Zeit geben wird in der Du erneut den Mut fasst die Dinge von „ganz tief drinnen“ raus zu lassen. Und ich hoffe noch mehr, dass es dann besser läuft. Denn verdient hättest Du es!

    In dem Wunsch auf eine Fortsetzung der B:Seite,
    viele Grüße aus Bonn,
    Oliver

  15. Hallo Pia,

    auch ich hab ein Exemplar der B:Seite mit persönlicher Widmung im Regal stehen. Ich erinner mich noch: Zu Anfang gab es ja immer mal einzelne Kapitel hier im Blog zu lesen, dann wurde das mit dem Buch konkreter und die Vorfreude, auch bei den Bloglesern hier, war riesig.
    Dann war das Buch endlich da und es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Ich bin ein eher langsamer Leser, aber die B:Seite hatte ich dann doch ziemlich schnell durch. Was wohl auch daran lang, dass man das Buch garnicht mehr aus der Hand legen wollte, wenn man erstmal angefangen hatte.
    Umso trauriger jetzt die Zeilen rund um die Veröffentlichung zu lesen.
    Die Aufmachung, Satz, Papier… mich als Leser hat da nichts gestört (sieht man als Autor wohl etwas anders, man will’s ja aus seiner Sicht perfekt haben). Dabei geht es doch aber eigentlich oder hauptsächlich um den Inhalt, um die Geschichte. Und die war grossartig, emotional, witzig, spannend und ich danke dir, dass du sie erzählt hast.

    Gruss
    Holger

  16. Liebe Pia,

    ich find das einfach nur schrecklich, was ich da lesen muss. Vor etwa 2 Jahren hat mir meine Freundin nämlich das Buch empfohlen und ich hab’s mir sofort im Internet bestellt. Innerhalb von zwei Tagen hab ich es dann durchgelesen, einfach, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte. Nachts hab ich sogar davon geträumt.

    Ich schreib inzwischen selber und find die Vorstellung ganz schrecklich, dass sowas mit meinen Charakteren passieren könnte. Einfach, weil sie einem wirklich am Herzen liegen.

    Die Hoffnung nicht aufzugeben und es trotzdem weiterzuversuchen, würd ich jetzt sagen, aber das ist einfach immer leichter gesagt als getan.

    Gibt es nicht in irgendeiner Form die Möglichkeit, die letzten Bücher zurück zu bekommen? Nochmal veröffentlichen geht ja leider schlecht…

    Ich drück die Daumen, dass das vielleicht doch noch irgendwie gut endet.

    Liebe Grüße

    fabulousworld

  17. Also ich habe das Buch im Regal stehen… Die gestalterischen Mängel sind auch mir aufgefallen – insofern hoffe ich, dass es die Gelegenheit geben wird, die Restbücher zu bekommen und vielleicht wirklich irgendwo anders noch einmal neu zu verlegen! (Hab es auch innerhalb weniger Tage durchgelesen ;))

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