Retrobloggen (1)

Bei Anke verfolge ich schon seit Tagen mit großer Freude die altmodische Form des Tagebuchbloggens. Retrobloggen, sozusagen. Man nannte es auch mal Befindlichkeitsbloggen. Und wie ich da so lesen, Tag für Tag, da denk ich mir: das will ich auch mal wieder machen.

19. Januar 2010

Der Beebie und ich sind alleine, weil der Mann auf Geschäftsreise im Osten ist. Wir weinen ein bisschen, weil der Beebie zwei neue Zähne bekommt und ich abends allein ins Bett gehen muss (dachte ich da noch!).

Der Beebie isst Tomatencremesuppe zu Mittag, ich schmier mir zwei Brote mit Wurst und Käse und zwei mit Nutella (ist jetzt auch alle. Muss neu gekauft werden).

Der Beebie macht einen wunderbaren 2 stündigen Mittagsschlaf, von dem ich etwa 30 Minuten ebenfalls auf dem Sofa liege und das Sofakissen vollsabbere. Leider bin ich genau in dem Moment richtig tief eingeschlafen, indem der Beebie dann mit Schlafen fertig ist und laut Bescheid sagt.

Der Beebie ist scheiße gelaunt, was natürlich wieder an den Zähnen liegt. Panisch muss ich feststellen, dass die Zauberperlen gegen Beebiezahnweh leer sind. Also packe ich mich und den Beebie warm ein und stürze ins Ministädtchen, um Zauberperlen zu kaufen (und noch so ein bisschen Schnickeldi beim Klamottenschweden, was aber nicht der Rede wert ist).

Zuhause angekommen gibt es für den Beebie Griesbrei mit Quetschbanane, danach geht’s ab ins Bett. Der Mann ruft an, sagt, dass er ganz schrecklich vollgefressen und satt sei. Was er genau gegessen hat verstehe ich nicht, weil mein Magen so laut knurrt. Dann muss er auch schon wieder weiter, der Mann.

Ich weine, weil der Mann mir kein Geld für fettige Capricciosa-Pizza da gelassen hat, brate frustriert einen Seelachs in Rosmarin und Zitrone und koche Reis dazu.

Ich esse.

Ich langweile mich im Internet.

Ich mache „Zuhause im Glück“ an.

Ich langweile mich.

Ich langweile mich im Internet.

Ich esse einen halben Topf Häagen-Dasz Baileys und bin wieder versöhnlich gestimmt.

Ich gehe ins Bett Ich habe vor ins Bett zu gehen, doch im Schlafzimmer kniet der Beebie in seinem Bett und freut sich wie ein Schneekönig, dass ich zum Spielen hoch komme. Meine Erklärungsversuche von wegen „Es ist tiefschwarze Nacht, alle schlafen. Der Papa schläft, der Opa schläft, die Tante Mi schläft …“ werden mit freudig wedelnden Armen beantwortet. Der Beebie schläft nicht. Zur Feier des Tages (und weil ich ja nicht alleine ins Bett wollte) darf der Beebie heute ausnahmsweise mit in mein Bett.

Von 23:35 Uhr bis 0:25 Uhr untersucht der Beebie in Stockdunkeln akribisch mein Gesicht, meine Haare, meine Arme, meine Ohren. Dann rollt er sich zusammen und schläft, während ich versuche es mir auf den restliche 10 Zentimeter Bett, die er mir gelassen hat, „bequem“ zu machen.

Ich schlafe.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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