2 unter 2 – erste Erfahrungen

Ich bin eine Glucke. Ich gebe es  nicht gerne zu, aber es ist so. Und das Beste, was mir – und dem Quietschbeu – in diesem Zusammen hang passieren konnte, war das Löwenmäulchen.

Als herauskam, dass ich erneut Schwanger war, nur vier Monate nach der Geburt des Quietschbeus, wurde ich für verrückt erklärt. Stress wäre das. Purer Stress. Ich würde zwei Windelkinder haben und mich zerreißen müssen, beiden gleichermaßen gerecht zu werden. Der arme Quietschbeu. Das arme Zweitgeborene. Ich naives dummes Ding, dass ich das auch noch so gewollt habe.

Die Stimmen haben mich echt unsicher gemacht. Ich habe noch nie so sehr an mir gezweifelt, wie in der Zeit der zweiten Schwangerschaft. Auch die „das erste Jahr wird hart, aber dann wird es besser“ Stimmen haben mich wahnsinnig gemacht, denn leider kann man dieses erste Jahr ja nicht überspringen.

Dann kam das Löwenmäulchen und meine erste Sorge, ob ich beide Kinder gleichermaßen lieben könnte, verflog nach nur wenigen Tagen. Ganz von allein. In der Anfangszeit war der Miezmann natürlich zuhause und kümmerte sich überwiegend um den Quietschbeu, während das Löwenmäulchen und ich uns näherkamen, kennenlernten, eine Mutter-Kind-Beziehung aufbauten.

Doch irgendwann musste dieser wieder arbeiten gehen bis er dann ja nun für längere Zeit gänzlich ausfällt.

Ich bin also allein mit zwei Windelkindern. Und ich finde es toll. Nicht das Alleinsein, sondern die zwei kleinen Kinder unter 2 Jahren.

Ich bin eine Glucke, wie eingangs schon gesagt. Wenn der Quietschbeu schrie, dann wurde direkt und unmittelbar das ganze Programm gefahren. Ich glaube so viel, wie ich dieses Baby entertained habe, wäre der Quietschbeu mit 18 noch nicht in der Lage gewesen, sich auch nur 2 Minuten allein zu beschäftigen. Aber es kam ja anders.

Ich lasse mal den Einen, mal den Anderen schreien. Einfach weil ich es muss. Weil ich mich nicht teilen kann und daher abwägen muss, wer gerade das größere Bedürfnis „Mama“ verspürt. Das fiel mir die ersten Wochen schwer, aber inzwischen ist das mehr als okay, denn ich weiß, dass ich es nicht ändern kann. Der Quietschbeu ist seither viel geduldiger geworden. Wenn er jetzt sofort Kuscheln oder Spielen will, ich aber gerade das Löwenmäulchen stille, dann findet er – gerade mal 17 Monate alt – selber Kompromisse.

Eben diese Situation, das Stillen während der Quietschbeu umher wuselt, hat mir im Voraus arges Kopfzerbrechen bereitet. Inzwischen hat es sich so eingestellt, dass der Quietschbeu ein Buch holt, sich neben uns aufs Sofa setzt und wir gemeinsam das Buch ansehen, während ich Stille. Es ist eine gemeinsame Auszeit, die ich sehr genieße.

Seit das Löwenmäulchen da ist, und natürlich sehr viel gekuschelt und geküsst wird, ist der Quietschbeu plötzlich ein Kuschler geworden. Er kommt oft von sich aus und will auf meinem Schoß sitzen und spielen, während ich etwas Lese, zum Beispiel. Oder er legt sich morgens, wenn ich das Löwenmäulchen im großen Bett stille, zu uns und schlingt die Arme um uns. Er hat ein unheimlich großes Bedürfnis nach Nähe entwickelt und lebt dieses Bedürfnis auch aus, ohne dabei einen Hauch von Eifersucht zu zeigen. Er kuschelt mit mir und er kuschelt mit dem kleinen Bruder, den er gerne Mal als Kopfkissen missbraucht (und bisher hat sich das Löwenmäulchen nicht darüber beschwert), wenn wir morgens alle gemeinsam im Bett liegen.

Andersherum ist es so, dass wenn das Löwenmäulchen weint, weil es Hunger oder die Hose voll hat, ein kurzes „Mama kommt gleich!“ reicht und er hört auf zu weinen. Weil er inzwischen weiß (sofern er das wissen kann), dass Mama dann auch wirklich gleich kommt. Und der Quietschbeu ist in dieser Beziehung ein Sklaventreiber. Quiekt der kleine Bruder, werde ich vom Quietschbeu sofort zum Löwenmäulchen zitiert, um jegliches Unbehagen des Bruders im Keim zu ersticken.

Als ich heute Morgen dem Quietschbeu sein Frühstück mache, begann das Löwenmäulchen in seinem Laufstall zu meckern und zu schreien. Ich sagte mehr im Scherz zum Quietschbeu: „Geh mal zum Löwenmäulchen und sag, dass er nicht weinen muss, Mama kommt gleich.“ Und da rennt er tatsächlich los, steht vor dem Laufstall, ruft „Allo,allo“ und schiebt eine Boo durch die Gitterstäbe näher an das Löwenmäulchen heran. Dieses ist wiederum von den „Allo, allo“-Rufen aufgeschreckt, sucht mit den Augen die Quelle, erkennt den Quietschbeu und fängt glucksend an zu Lachen.

Welcher Mutter geht da nicht das Herz auf???

Mein ganz persönliches Resümee aus bisher 3 Monaten Löwenmäulchen:

Ich bin entspannter, als ich es mit einem Kind war.
Es ist für alles Zeit, wenn auch nicht immer sofort.

Der Quietschbeu hat gelernt, geduldig zu sein und seine Bedürfnisse zu kommunizieren und einzufordern.  Außerdem beweist er mit nur 17 Monaten schon ein überaus starkes Einfühlungsvermögen, was mich oft wirklich sprachlos macht.

Die Beziehung zwischen dem Quietschbeu und mir ist noch enger geworden, weil wir unsere gemeinsame Zeit noch intensiver nutzen und bewusster genießen.

Ich bin eine Glucke, die von Ihren zwei Windelkindern täglich so geerdet wird, dass sie überhaupt nicht Gefahr laufen kann, zur Übermutti zu mutieren.

Das macht mich alles sehr glücklich und ich denke, meine Jungs sind es auch.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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18 Gedanken zu „2 unter 2 – erste Erfahrungen

  1. Hi du,
    ich finde, was du leistest, bemerkenswert. Das sollte voller Respekt gesehen werden… es ist deine bzw. eure Entscheidung gewesen und warum nicht?
    Du bist glücklich, deine Jungs sind glücklich = deine Familie ist glücklich ;)
    Ich freue mich für dich, dass du so in deiner Rolle aufgehst ;) Das ist doch toll

    Herzliche Grüße
    Gianna

  2. Das klingt so super! Ich bin manchmal sehr traurig, dass ich nach Caitlin so lang nicht bereit für ein zweites Kind war. Denn der Altersunterschied zwischen den beiden ist zu groß – das merke ich immer wieder!
    Und Cedric ist zu Babys einfach so süß – ich denke, er wäre auch ein großartiger großer Bruder…

    Hach, ich freue mich wirklich sehr für Euch !!! (und es zeigt wieder einmal, wie Unrecht die Unwissenden haben)!

  3. super! das freut mich sehr ;-)
    „denn leider kann man dieses erste Jahr ja nicht überspringen.“
    ich würde sagen Gott sei Dank….denn das geht ja sooo schnell voprbei…Saskia ist im oktober schon fünf ein halb! …..

  4. wenn man in dieser Situation ist, dann schafft man das auch – vor allem, wenn man es genauso wollte :-) Es ist schön zu hören,das es so gut klappt. Für mich immer noch unvorstellbar ;-)

  5. Das liest sich schön und schenkt mir auch ein bisschen Zuversicht.

    Ich habe jetzt keine unwahrscheinliche Angst vor der baldigen Zeit mit 2 unter 2 daheim, aber natürlich frage ich mich, ob ich beiden gerecht werden kann. Derzeit fordert meine Tochter 100% meiner Zeit, wenn wir allein zu Hause sind.

    Sehe ich sie allerdings mit anderen Kindern, beispielsweise bei der Tagesmutter, bin ich sowas von abgeschrieben…

    Ich hoffe, dass unsere zwei Kinder sich ähnlich wie Deine beiden schon früh aufeinander einlassen können und ihr gemeinsames Leben bei uns genießen werden.

    Und ja, Du machst das wirklich toll. Ich hab großen Respekt davor, wie Du das alles hinbekommst!

  6. Das klingt toll, entspannt und wunderbar.

    Wenn es mal stressig und nervig wird, lesen Sie sich genau sowas nochmal durch. Mir hilft das immer (Ich alter schwarzmaler überseh die tollen Sachen dann nämlich ganz gerne mal -.-)

  7. glückwunsch! freut mich wirklich, daß sich alles so gefügt hat. war doch aber irgendwie klar oder? natürlich schafft man es, wenn man muß. egal, was man um dich rum meinte.
    dass der qb sich so wunderbar entwickelt hätte ich aber nicht vermutet (aus deinen vorherigen beschreibungen).

  8. Hallo MamaMiez,
    vielen Dank für deine Berichte. Früher war ich immer der festen Überzeugung, dass ich mindestens 3 Jahre zwischen meinen (späteren) Kinder haben möchte. Aber durch meine Erfahrung hier als Au-Pair (altersunterschied der Kinder von 6 Jahren) und auch durch deinen Blog möchte ich doch lieber einen sehr viel kürzeren Abstand.

    Mein Bruder und ich sind 3 Jahre auseinander und konnten eigentlich schon immer gut miteinander spielen. Aber bei noch geringerem Zeitabstand kann es ja nur besser sein dann.

    Mal sehen, wie es sich später entwickelt, ein bisschen Zeit ist ja noch :)

    Grüße

  9. Liebe Mamamiez!

    Sie machen das ganz wunderbar, hach…seufz. Das hört sich natürlich nach viel Arbeit an, aber nach einer ganz wunderbaren und erfüllenden! Sooo schön!

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