Quietschbeu-?-Kleinkind

Wir haben den Quietschbeu unterschätzt, die letzten Wochen. Er spricht wenig, aber was er sagt verstehen wir gut. Sein Wortschatz ist seit der letzten Aufzeichnung explodiert, so dass ich ihn hier gar nicht mehr nachhalten kann.

Fälschlicherweise ist man ja gerne der Auffassung, dass Kinder auch nur verstehen, was sie selber sagen können. Beziehungsweise war uns schon klar, dass er mehr versteht … allerdings war uns das Ausmaß nicht bewusst.

Gestern Abend schauen wir uns wie jeden Abend ein Bilderbuch an. Der Quietschbeu sucht sich allabendlich ein anderes aus und meist sind es Wimmelbücher. Seit ein paar Tagen sind es vornehmlich wieder „erste Worte“-Bilderbücher. Oft lassen wir ihn die Dinge benennen, die er kennt. Nein, von denen wir wissen, dass er sie kennt. Gestern fragte ich ihn dann einfach durcheinander alle Bilder ab und zu unserer Überraschung konnte er sie alle zuordnen. Selbst Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie ihm nicht erklärt oder benannt habe, konnte er auf Anhieb anzeigen.

Gut, wieso wundern wir uns überhaupt? Schon seit Wochen kann man ihn wunderbar um seine Hilfe bitten. „Bring mir bitte ein Spucktuch.“, „Gibst Du dem Löwenmäulchen bitte das $Spielzeug.“, „Holst Du den $Saft aus dem Kühlschrank?“, „Tust Du ihn bitte wieder rein?“ Alles Dinge, die der Quietschbeu ohne Umschweife erledigt. Und dann immer sehr stolz ist, wenn er gelobt wird.

Überhaupt bin ich unglaublich froh, wie gut er hört. Abgesehen von diesen krawalligen 5Minuten, die hier gerne Einzug halten, wenn man müde wird. Wir nennen den Quietschbeu dann den kleinen Krawallo. Dann werden Kissen geschleudert, Bücher geworfen (was mich fuchsteufelswild macht und das weiß er!) und gegen das Sofa getreten. Natürlich hat er auch bereits versucht uns zu hauen oder zu treten. Jeder muss da seinen eigenen Weg finden, damit umzugehen. Bei uns hat es sich als recht effektiv erwiesen, zu ignorieren, wenn er tritt oder schlägt. Schenkt man ihm Aufmerksamkeit in Form von Ermahnungen, wird er nur noch wilder. So hört er nach zwei, drei Versuchen ganz von alleine wieder auf und widmet sich anderen Dingen.

Mit Vorliebe haut er mich auf den Po, rennt dann weg und wirft sich lachend aufs Sofa. Das hat er bei seinem Papa abgeguckt. Der rennt zwar nicht lachend weg, aber der haut der Mama auch öfters auf den Po und grinst dann frech. Es ist schwer dem Kind zu erklären, dass es einen Unterschied zwischen einem Klaps und einem Schlag gibt. Es ist generell unheimlich schwer einem Kind zu erklären, dass er jemand anderen damit wehtut, auch wenn es ihn selber nicht schmerzt.

Im Großen und Ganzen ist der Quietschbeu aber ein wirklich sehr liebevolles, einfühlsames und rücksichtsvolles Kind. Er kennt den Unterschied zwischen laut und leise und weiß, dass er leise sein muss, wenn das Löwenmäulchen im gemeinsamen Schlafzimmer schon schläft. Dann flüstert er.

In einer Gruppe von Gleichaltrigen geht er noch ein wenig unter, was ich aber keineswegs als schlimm empfinde. Nimmt ihm ein anderes Kind etwas weg, wendet er sich einfach einem anderen Spielzeug zu. Ohne weinen oder erkennbarem Unbehagen. Ich denke, er wird noch früh genug lernen, sich zu behaupten. Mir ist es so derzeit jedenfalls lieber. Wird er gehauen, sagt er klar und deutlich „Nein!“ und geht weg. Ich denke/hoffe, das ist auch ein Resultat unseres Verhaltens, wenn er uns haut.

Es gibt kein universelles Richtig oder Falsch in der Erziehung eines Kindes, aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg, was unser großes Kind betrifft.

Derzeit suche ich für ihn eine Betreuungsmöglichkeit ab August, drei Vormittage die Woche. In den Kindergarten soll er ganz regulär mir 3 Jahren kommen, so ist jedenfalls aktuell die Planung.

***

Das Löwenmäulchen sitzt immer öfters von alleine. Erst geht er auf die Knie, stellt dann einen Fuß auf die Erde und hievt sich so ins Sitzen. Sehr niedlich. So spielt er dann eine Weile vor sich hin, bevor er sich wieder auf die Seite fallen lässt (koordiniertes Abrollen ist anders ;)).

Das Löwenmäulchen ist 6 Monate und 2 Wochen alt.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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4 Gedanken zu „Quietschbeu-?-Kleinkind

  1. Wir nennen einen Klaps „patschen“ und das andere ist „schlagen“. Und das haben unsere Kinder schnell verstanden. Lass den QB auch ruhig mal bei Gelegenheit spielerisch ausprobieren, was noch „patschen“ ist und was schon „schlagen“. Gib ihm einfach direkt Rückmeldung, damit er es lernt. Das mit dem Ignorieren finde ich toll… wenn das bei uns nur auch funktionieren würde! Mit unserem Großen hatten wir das Problem nie, der ist auch heute mit 9 noch ein pazifistischer Kerl. Aber der Kleine, seufz. Da bin ich echt ratlos. Nix hilft. :(

  2. Ich bin durch Zufall auf den Blog gestoßen und einige Beiträge gelesen. Ich stimme da Anja vom 15.01 wirklich zu. Ich lese auch sehr gerne die Beiträge.
    Zu dem Thema, mein Neffe hat das auch immer gern gemacht mit dem Schlagen auf den Hintern, wegrennen und Lachen. Das hat sich aber von alleine wieder gelöst. Ich kann gar nicht mehr sagen ob wir ihn ignoriert haben. Jedenfalls macht er es heutzutage nicht mehr. Jetzt hat meine Schwester aber noch so einen kleien „Satansbraten“, der mit Sicherheit auch noch in das Alter kommen wird. Dann geht das Ganze von vorne los :(

    Liebe Grüße

    Aleksandra

  3. Finde ich sehr toll, was du über den QB schreibst. Die Erziehung klingt sehr angenehm, ähnlich wie ich es auch kenne, erlebe und auch praktiziere(n würde).

    Und so wundervoll, dass der kleine Mann so schön hört und auch gerne Dinge erledigt.

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