Das Karnevalsgen

Obwohl der Miezmann der Antichrist Antikarnevalist ist, hat er sich dieses Jahr für seine Jungs gleich zweimal ins närrische Treiben gestürzt. Beim ersten Umzug, den wir uns ansahen, war der Quietschbeu (als Drache kostümiert) noch mehr als skeptisch. Am meisten beeindruckten ihn die Traktoren, die lauten Musikboxen und die großen Zugwagen (gleich zwei riesen Piratenschiffe in einem Zug!). Dass Süßigkeiten geworfen worden hat er gar nicht wirklich wahrgenommen, da wie relativ weit hinten standen und der Miezmann ihn die ganze Zeit über auf dem Arm hatte.

Das Löwenmäulchen (als Bär kostümiert) begann bei jedem Spielmannszug im Bondolino wie wild zu hüpfen und versuchte diverse Lamettaschlangen zu futtern, die auf uns nieder geregnet waren und sich um uns geschlungen hatten.

Der Umzug dauerte 20 Minuten, dann war alles vorbei. Ernüchternd.

Umso erstaunter war ich, dass der Miezmann bereit war, zwei Tage später einen weiteren Umzug, zusammen mit der Schwesterfamilie und der Oma, anzusehen. Diesmal gingen wir auch taktisch klüger vor. Die Jungs sollten beide im Geschwisterwagen sitzen, damit sie in der ersten Reihe stehen und was sehen konnten. Der Plan scheiterte und ich hatte den Quietschbeu geschlagene 45 Minuten auf der Hüfte (ich Held, ich!) und meine Schwester das Löwenmäulchen auf dem Arm.

Ich schrie aus voller Kehle nach Kamellen, schunkelte zur Musik und bestaunte laut die tollen Kostüme. Ich wollte dem Quietschbeu halt irgendwie die Freude an Karneval vermitteln, die ich als Kind hatte. Auf dem Arm des antikarnevalistischen Miezmannes war die nämlich nicht so wirklich rüber gekommen.

Als der Quietschbeu dann begriffen hatte, dass die Leute Süßigkeiten warfen, wenn man „Kamelle!“ rief, war er ohne weitere Aufforderung voll mit von der Partie. Und ich kann Ihnen sagen, ein „MAMELLE!!!“ schreiendes Kleinkind ist wie ein Mamelle-Magnet. Wir konnten und für Süßigkeiten, Chips, Popcorn und Plüschtieren gar nicht retten. Wenn eine Fußgruppe vorüber gezogen war und eine Lücke im Zug entstand, rief er inbrünstig „Meeehr!“

Er gackerte, wippte bei der Musik mit, grinse, freute sich. Und ich freute mich. Als geborene Kölnerin hatte ich doch Sorge, dass mein großer Sohn nach dem Miezmann käme, was Karneval betrifft.

Noch mal Glück gehabt!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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6 Gedanken zu „Das Karnevalsgen

  1. Den werten Gatten habe ich dieses Jahr auf den Kinderfasching geschleppt – ( dem Umzug geht er immer aus dem Weg – er muss soooooooooooooooo viel arbeiten, der Arme). Der Große hatte eindeutig Spaß und tanzte und tobte mit den anderen Kindern als „Piratengebenst mit Waffel“. Der Kommentar meines Mannes : „Der kommt aber nach meinem Bruder“ – und der Kleine hats gelassen als Froschkönig über sich ergehen lassen.
    Nun mach ich mich fertig und dann gehts zum Umzug….. mit den Großeltern

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