ein Herzchen

Das Löwenmäulchen läuft immer noch nicht frei. Nein, ich bin nach wie vor nicht ungeduldig, allerdings finde ich ganz faszinieren, wie wenig man seine eigenen Kinder doch fehleinschätzen kann. Er war motorisch ja immer recht flott in seiner Entwicklung, weshalb wir nun schon seit Mai täglich damit rechneten, dass er einfach loslaufen würde.

Er läuft ganz wunderbar an der Hand und braucht diese so gut wie gar nicht mehr, um sich auszubalancieren. Es ist seine eigene Angst, die ihn bremst. Lassen wir ihn los, lässt er sich sofort auf die Knie fallen. Er versucht nicht einmal, einen Schritt zu tun oder stehen zu bleiben. Dabei steht er inzwischen sehr oft völlig frei, meist aber nur so lange, bis er sich seiner Situation bewusst wird. Dann macht es wieder Plumps und er lässt sich auf die Knie fallen.

Im April, bei der Kindergartenbesichtigung, da war ich noch fest davon überzeugt, dass er an seinem ersten Kindergartentag laufen können würde. Mein Kind lehrt mich eines besseren.

Und wissen Sie was? Im Moment wünschte ich, er würde noch ein Weilchen krabbeln. Immerhin wird er jeden Tag mehr kleiner Junge und immer weniger Baby. Ich hab ja bekanntlich ohnehin Schwierigkeiten loszulassen. Das Krabbeln ist im Moment irgendwie die letzte Babysache, die er noch voll auskostet.

Er sagt Mamam, Papap und Dadat (und meint den Quietschbeu). Er weint nicht mehr, wenn er aufwacht, er ruft in seiner Brabbelsprache nach uns (außer er hat schlecht geträumt oder Schmerzen).

Und er hat seit inzwischen 6 Monaten keinen Zahn mehr bekommen. 7 Zähne seit seinem 6-Monats-Geburtstag also. Reicht völlig aus. Er ist weiterhin nur zarte 74cm groß, hat aber einen Willen und eine Stärke, ähnlich seinem großen Bruder. Er ist unerschrocken und mutig und dabei schrecklich albern.

Als der Quietschbeu all diese Babydinge hinter sich ließ, da hatte ich ja schon ein „neues“ Baby. Das ist diesmal anders. Vielleicht fällt es mir deshalb schwerer, ihn so selbstständig werden zu sehen.

Er ist so ein Herzchen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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5 Gedanken zu „ein Herzchen

  1. Oh, es erinnert mich an unsere Lütte, bei der war das ähnlich – an Gegenständen entlang und an der Hand lief sie prima, ließ man sie los, plumpste sie sofort zu Boden… Es war auch kein Trick und keine Verlockung so groß, dass sie stehen geblieben und weiter gelaufen wäre… Sie hatte auch einfach Angst und irgendwie (so habe ich es immer empfunden) großen Respekt vor dem Laufen… Und dann, mit 1 Jahr und 4 Monaten lief sie schlagartig los und sie lief und lief und lief :) Im Nachhinein sehe ich es als positiv an, dass sie „so lange“ geübt hat, denn viele Stürze aufgrund von Unsicherheit und der Fehleinschätzung des eigenen Gleichgewichts, wie man es bei anderen Kindern beobachten konnte, die früher anfingen zu laufen, gab es bei uns nicht… Sie hat einfach gewartet, bis sie sich eben ganz ganz sicher war, dass das nun so klappt :)

  2. Hat unser Hasenzahn auch immer genau so gemacht! Lustig. Mit knapp 14 Monaten ist er dann aufgestanden, also vor 2 Wochen. Und jetzt gibts kein Halten mehr. Das ist schon krass, wenn das kleine, kleine, süße Baby plötzlich auf zwei Beinen unterwegs ist. Aber Sie kennen das ja schon. Hasenzahn ist mein Erster, ich bin völlig baff und könnte ihn die ganze Zeit dabei beobachten, weil ichs so faszinierend finde. Zähne sind hier nur vier und nix weiter passiert. Strange. Grüße!

    1. Das Schlimme ist ja, dass ich gar nicht wirklich weiß, wie das beim Qietschbeu war. Er war 9 tage vor der Geburt des kleinen Bruders bei meiner Schwester. An dem Tag, an dem wir ihn dann nach Hause holten, stand er das erste Mal auf und lief los. ich weiß nicht, ob das wirklich das erste Mal war oder ob er die Tage bei meiner Schwester zum Üben genutzt hat. Meine Schwester suggeriert mir immer, er sei erst bei uns gelaufen. Aber ich glaube das nicht. Ich denke, sie will nur verhindern, dass ich nicht traurig bin, dass ich bei seinem ersten Schritt nicht dabei war. Er war auch 14 Monate alt.

  3. Also, bei meinen beiden ging es mit dem Laufen ganz plötzlich. Meine Lütte z.B. zeigte keinerlei Ambitionen, aber als sie dann für zwei Tage bei den Großeltern war, da musste sie natürlich von jetzt auf gleich loslegen. Als ich sie abholte, fand ich ein kleines Wesen vor, das mir stolz wie Oskar entgegengestuppelt kam.
    Mir hat es damals auch wehgetan, dass ich die ersten Schrittchen nicht miterlebt habe. Gleichzeitig habe ich mich aber für die Großeltern gefreut, denn für die war es ein großes Fest. Und ich bin mir sicher, dass sie es mit ihrer Enkelin rechtens gefeiert haben.
    Immerhin: Es gibt noch viele erste Male, die auf uns warten. Und jede Menge Abenteuer, während unser Nachwuchs ach viel zu schnell (!) groß wird.

  4. Die ersten Male sind’s doch, die das Leben – und auch das Leben mit Kind – so toll machen. An das 35te Mal denkt doch keiner, aber das erste Mal Kino, das erste Mal Skifahren, das erste Mal Vanilleeis… Daran erinnern wir uns gern (vorausgesetzt wir waren schon drei Jahre oder drüber alt, drunter klappt die Erinnerung nicht immer so toll).
    Ein Kind ist eine neue Gelegenheit für erste Male. Eine neue Chance, die Welt zu sehen, und sie trotz Allem nochmal so richtig gut zu finden. Oder eben faszinierend und wunderbar.

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