Von Unterschieden

Ein Thema, das ich schon lange mal aufschreiben wollte, ist die Unterschiedlichkeit der Miezbeus. Ich habe hier schon das ein oder andere Mal aufgeführt, in welchen Punkten sie sich unterscheiden. Um es mal kurz und bündig zusammenzubringen: eigentlich in allen.

Gerade jetzt, wo man im Kindergarten viele neue Menschen, Erzieher und Eltern, kennenlernt, über die Kinder spricht und sich austauscht, ist mir eines ganz deutlich aufgefallen: wenn ich über das Löwenmäulchen spreche, dann hört sich das schnell wie Schwärmerei an. Er ist so unkompliziert. Ich habe wirklich kaum Schwierigkeiten mit ihm. Wenn er mal wegen der Zähne heult, dann ist das schon viel.

Der Quietschbeu hingegen ist anspruchsvoller. In allen Belangen. Ich empfinde das nicht als negativ oder belastend, aber wenn man im Gespräch den direkten Vergleich zieht, dann hört sich das gleich immer so viel Schlimmer an, als es wirklich ist.

Ich weiß nicht, ob man versteht, was ich sagen will. Rede ich viel über den Quietschbeu und es kommt die Frage nach dem Löwenmäulchen gibt es zwei Möglichkeiten:

Es hört sich an, als wäre das Löwenmäulchen so viel besser, einfacher und toller, als der Quietschbeu. Sage ich hingegen nur, dass mit dem Löwenmäulchen alles prima läuft, dann klingt es wie geringeres Interesse oder weniger Verbundenheit zum kleinsten Miezbeu.

So oder so fühlt es sich doof an, beide Jungs zu vergleichen. Das bleibt aber nicht aus, wenn man zwei Kinder, die so nah beieinander sind, hat.

Ich wollte einfach mal feststellen, für mich, für die Jungs und auch die die geneigten Leser, dass ich zwei ganz wunderbare Jungs habe. Beide sind ganz tief in meinem Herzen, bringen mich täglich zum Lachen und manchmal zum Weinen. Tatsächlich ist es auch so, dass das Löwenmäulchen mit seiner fröhlichen, herzlichen Art die anstrengende, trotzige Phase des Quietschbeus ins Gleichgewicht bringt. Darum fühle ich mich aber nicht stärker zu ihm hingezogen, als zum großen Bruder.

Vermutlich ist es sogar eher so, dass der Quietschbeu mehr Aufmerksamkeit, mehr Gedanken und auch mehr Nähe erfährt. Eben, weil er das einfordert und braucht.

Als ich damals mit dem Löwenmäulchen schwanger hatte ich viele Ängste, dass ich dieses zweite Kind nicht so lieben könnte, wie das erste. Aus heutiger Sicht eine völlig normale Reaktion. Den Quietschbeu kannte ich damals schon, hatte mit ihm das erste Mal echte Muttergefühle empfunden und Tränen der Sorge um ihn geweint.

Rückblickend hätte ich vermutlich tatsächlich gar nicht die Energie gehabt, ein zweites so forderndes Kind neben dem Quietschbeu fair und gleichermaßen gerecht zu behandeln. So hat sich das Löwenmäulchen aber genau den Platz gewählt und eingenommen, der für ihn da war. Viel mehr bereichert er unsere Familie sogar, gibt uns Energie und Gelassenheit, die wir ohne ihn vielleicht nicht hätten.

Es fügt sich alles so, wie es passt. Die Erfahrung habe ich im Leben schon mehrfach gemacht. Meine Kinder sind der lebende Beweis. Zusammen sind sie eine Einheit, ein Gespann, das man stundenlang beobachten kann. Sie sind wie zwei Duplo-Seite, die wirklich perfekt ineinander greifen.

Vorauf ich eigentlich hinaus wollte: ich habe zwei Kinder. Sie sind grundverschieden. Und sie sind so genau richtig! Ich liebe sie abgöttisch!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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5 Gedanken zu „Von Unterschieden

  1. Du sprichst mir aus der Seele. Auch mein erstes Kind ist „schwieriger“ als mein Zweites. Toby ist sensibel, leicht überreizt und impulsiv. Olivia hingegen ist sehr entspannt, genügsam und fröhlich. Ich liebe sie beide abgöttisch, aber ja, ich mache mir auch manchmal Gedanken darüber, ob das bei anderen auch immer so ankommt.
    Ich finde auch den Gedanken interessant, dass mein zweites Kind so ist, wie sie sein musste. Bereits in der zweiten Schwangerschaft habe ich ihr viel weniger Zeit gewidmet als damals mit meinem Sohn – klar, der Großer war nicht bereit rumzusitzen, während ich Schwangerschaftsratgeber gewälzt habe, oder mit meinem Bauch stundenlang gesprochen habe. Und wenn ich daran denke, wie ich damals bei meinem erstens Sohn schon aufgesprungen bin, wenn er nur im Schlaf ein Mucks von sich gegeben habe, kann ich nur müde lächeln. Bei Olivia fallen in unserem Haus solche Gespräche wie „Livi weint“ „Richtig, oder jammert sie nur?“ „Noch jammert sie“ „Na super, dann kann ich hier noch schnell zu Ende machen!“. Da stellt sich natürlich die Frage: Wie viel von Livi’s Gelassenheit ist einfach ihre Persönlichkeit, und wie viel haben wir ihr von Tag 1 an „anerzogen“?
    Naja, aber im Prinzip ist es natürlich egal. Meine Beiden sind genau so wie deine genau so wie sie sind, richtig und perfekt.

  2. Das kann ich voll und ganz unterschreiben – meine beiden sind auch total verschieden – und in verschiedenen Punkten anstrengend. Der erste war und ist ein Kind, das schnell überall warm wird. 10 Minuten und er ist da – das war schon immer so. Der Kleine hingegen braucht Zeit und braucht mich. Anfangs hat er uns jede Feier gesprengt und es ging nur im Tuch an mir und dann nur über eine gewisse Zeit. Inzwischen ist auch er offener aber so leicht wie der Große macht er es einem nicht. Dafür ist der Große die Ungeduld in Person – klappt was nicht sofort gehts in den Jaul- und Zetermodus… und er kann das gut und ausdauernd *grins*

  3. Ja genau so ist es hier. Auch meine Zwillinge sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht und ergänzen sich so wunderbar und perfekt. Ich liebe sie beide so wie sie sind.
    Ich kenne deine Gefühle so gut. Ich habe auch immer das Gefühl das ich von Beni rede jeder denken muss *man liebt sie das Kind überhaupt* wären ich bei Leon immer mehr erzähle. Das lustigste ist die ersten 2,5 Jahre war es genau um gekehrt. Beni forderte 100% von mir, Leon lief mit. Dann hat es sich gedreht. Meine Liebe zu den beiden ist aber immer und jederzeit da. Es sind einfach perfekte Kinder für mich

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