Der aufmerksame fürsorgliche Wildling ?

Albernerweise war ich heute echt aufgeregt. Warum? Weil ich heute meinen ersten Elternsprechstunde in der Quietschbeugruppe hatte. Wer Familie Miez hier schon ein wenig begleitet weiß, dass der Quietschbeu von beiden Miezbeus der Anspruchsvollere ist. Da er zu Hause gerade in einer 1A Trotzphase steckt, erwartete ich schon irgendwie, dass ich auch im Kindergarten zu hören bekommen würde, dass er gerade in einer „anstrengenden“ Phase stecken würde. Doch ganz im Gegenteil.

Der Quietschbeu ist ein aufmerksamer, fürsorglicher Wildling, der in bemerkenswert kurzer Zeit neue Dinge erlernt und versteht.

Besondere „Plus“-Merkmale sind seine Hilfsbereitschaft, seine sozialen Kompetenzen, sein großes künstlerisches Interesse und Talent sowie seine rasche Auffassungsgabe. Bemerkenswert ist es im Übrigen auch, dass er zwar andere Kinder sehr intensiv und aufmerksam beobachtet, aber nie, wirklich nie nachahmt. Normalerweise lernen Kinder durch Nachahmung. Der Quietschbeu nimmt das Beobachtete hingegen auf, verwurstet es in seinem kleinen Kopf und wendet es für sich praktikabel an. Oder eben nicht. Die Erzieherin bekräftigte übrigens auch meine Meinung, dass er aus diesem Grund nachts oft aufschreckt. Er verarbeitet sehr viel, für sein kleines Köpfchen und sein junges Alter.

Besondere „Minus“-Merkmale sind seine Ängstlichkeit unbekannten und neuen Situationen gegenüber sowie sein nahezu krampfhaftes Festhalten an Ritualen und Gewohnheiten. Dienstagmorgens, zum Beispiel, haben sie im Kindergarten ein gemeinsames Frühstück von der Gruppe organisiert. Dienstagmorgens weint der Quietschbeu, weil wir seinen Rucksack nicht mitnehmen, er sich nicht an den Tisch setzen kann und wir gemeinsam seine Brotdose auspacken können. Wir wollen daher nun versuchen, ihm ein wenig entgegen zu kommen, indem er sich morgen früh an den Tisch setzt und wir ihm etwas zu trinken anbieten wollen. So kann er erst mal ankommen, beobachten und dann mitmischen.

Ab kommendem Jahr, also nach den Weihnachtsferien, wollen sie im Kindergarten mit den großen Kindern, zu denen der Quietschbeu gehört, mit dem Toiletten-Training beginnen. Wobei Training nicht wörtlich zu nehmen ist. Vorher werden wir uns aber noch mal genau abstimmen, damit das „trocken werden“ Hand in Hand und ohne Zwang von Statten geht.

Das Fazit der Erzieher ist also, dass er ein ganz wunderbar entwickelter 2,5jähriger ist, der hier und da etwas weiter entwickelt, aber doch noch recht ängstlich und zurückgenommen ist. Das ist aber eine Typsache, da sind wir uns alle einig.

Ich bin sehr stolz auf meinen großen Jungen, dass er sich so wunderbar im Kindergarten eingelebt und seine Position gefunden hat. Und dass ihn alle ganz offensichtlich und zweifelsohne sehr sehr gern haben. ?

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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3 Gedanken zu „Der aufmerksame fürsorgliche Wildling ?

  1. es ist erstaunlich, wie unterschiedlich doch das verhalten der kinder in den einrichtungen und dann zu hause ist. man könnte meinen sie führen quasi ein doppelleben ;) was in der einrichtung „klappt“ ist zuhause dann wieder total vergessen. wird hier auch oft beobachtet^^

  2. Spannend. Bei der Tochter war es im Kindergarten auch so. Zuhause Choas, im Kindergarten heile Welt. Dann vierzehn Tage später der Wechsel: Grenzen testen im Kindergarten, daheim das liebste Kind :-) Ist ja auch viel zu anstrengend, sich in zwei welten gleichzeitig auszutesten. Schön zu lesen, daß der QB so gut wahrgenommen wird.

  3. Toll. Klasse zu lesen, dass der Quietschbeu so ist, wie er ist ?
    Ein ganz tolles Söhnchen haben sie da, liebe Frau Miez.

    Die Prinzessin war übrigens ganz ähnlich, was die Unterschiede beim „zu Hause“ und „im Kindergarten“ anging. Dass sie schüchtern und zurückhaltend war/ist, wusste ich natürlich schon lange.
    Dass sie aber eine ganz schreckliche Ablehnungs- und Trennungsangst durchmachte, bekam ich daheim gar nicht mit. Damals sollte auf dem Elternabend entschieden werden, ob sie ein Vorschulkind wird – wir beide gingen fest davon aus.
    Doch die Erzieher erzählten mir, dass sie ganz arge soziale Probleme habe und in diversen Situationen der Ablehnung und Trennung von ihren ?-Freunden ganz schlimm „ausflippt“.
    Damit war die Schule gestrichen und wir haben uns zunächst darum gekümmert, dass sich der (frisch getrennt lebende) Herr Vater mehr um das Kind kümmert.
    Dieses Jahr wurde sie dann – endlich – eingeschult und alles ist ganz wunderbar ?

    Jedes Kind ist anders. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und seinen eigenen Weg. Und das ist auch gut so ?

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