Wie meine Krankenkasse mein Vertrauen verlor.

Ich bin Kunde der Barmer GEK. Seit vielen Jahren. Bisher auch immer recht zufrieden. Nun stellt sich mir aktuell ein saudoofes und leider bürokratisch total ungelenkes Problem in den Weg, das mich sogar den Weggang von meiner Krankenkasse in Erwägung ziehen lässt. Die Frage ist, welche Kasse löst mein Problem und wieso kann man nicht zumindest in Ansätzen einzelne Situationen individuell einschätzen und abwägen?

Folgender Sachverhalt:

Ich habe irgendwann im Mai Entbindungstermin. Just ein paar wenige Woche vor dem Termin muss mein allerliebster Ehemann auf einen mehrwöchigen Lehrgang. Gebeutelt durch Krankheiten und sowieso auf Grund der Tatsache schwanger zu sein und 2 Kinder unter 3 Jahren zuhause zu haben, steht mir also eigentlich schon länger eine Haushalthilfe zu, die ich bisher nicht in Anspruch nehme.
In weiser Voraussicht habe ich mir aber Gedanken über die Wochen gemacht, in denen der Mann nicht zugegen, der Bauch noch dicker und mein ganzer Alltag beschwerlicher sein wird. Mir stünde ja, wie schon angemerkt, eine Haushaltshilfe zu. Da meine Kinder aber noch so klein sind – und insbesondere der große Beebie ein starkes Problem mit fremden, ihm nicht näher bekannten Personen hat – kam die Überlegung auf, meine Mutter als Haushaltshilfe einzusetzen. Die Kinder kennen und lieben sie und sie könnte sich für einen gewissen Zeitraum unbezahlten Urlaub nehmen. Was aber wiederum nicht bedeutet, dass sie auf ihr Einkommen nicht angewiesen wäre. Aber die Krankenkasse zahlt eine Haushaltshilfe ja, dachte ich.

So suggerieren mir heute 3 Kundenberater der Barmer GEK am Telefon nacheinander, dass es gar kein Problem wäre, meine Mutter als stundenweise Haushaltshilfe einzusetzen. Erst auf konkrete Nachfrage bezüglich der Vergütung erklären sie mir, dass sie das aber nicht bezahlen würden. Weil das ja Familie wäre und somit unter Familienhilfe fallen würde Ja, Entschuldigung, haben die geglaubt ich frage die nach ERLAUBNIS, ob meine Mutter mich in der Zeit unterstützen DARF?

Besonders nett war dann auch der Hinweis, dass sie nur den Lohnausfall meines Mannes übernehmen, wenn der in der Zeit unbezahlten Urlaub nimmt. HALLO? Mein Mann ist auf einem Lehrgang, weshalb ich diese Haushaltshilfe überhaupt erst in Anspruch nehmen möchte!

Es ist so: ich verstehe grundsätzlich, was die Barmer GEK da für Reglements bezüglich Haushaltshilfe durch Fremde / Verwandte aufgestellt hat. Aber ich erkenne deren Sinn nicht. Meine Kinder sind zu klein, um sich in einem kurzen Zeitraum von fremden Menschen betreuen zu lassen. Allein die Eingewöhnungsphase im Kindergarten dauerte nahezu so lange, wie der Lehrgang des Mannes! Dass meine Mutter, trotz dem sie meine Mutter ist, auf ihr Einkommen angewiesen ist, ist jetzt auch nichts welt-ungewöhnliches. Und nein, ich kann das leider nicht aus meiner Tasche tragen. Gott weiß, ich würde es sofort tun!

Der letzte Berater am Telefon sagte, nachdem ich ihm mein Problem mehrmals von verschiedenen Seite erklärt und verdeutlich hatte: „Ja, dann müssen sie das wohl alleine stemmen. Das schaffen sie schon!“
Ich verstehe das Problem nicht ganz. Es geht um einen wirklich kurzen Zeitraum von 3 Wochen bzw. 15 Arbeitstagen. Und das auch nur stundenweise (die Stunden zwischen Kindergarten und dem Zubettgehen der Kinder). Wir wollen keinen finanziellen Nutzen aus der Sache ziehen, sondern die wirtschaftlichen Grundbedürfnisse meiner Mutter gedeckt wissen. Vermutlich wird sie zeitlich nämlich deutlich eingespannter sein, als es die minimale Stundenzahl abdeckt, die wir angesetzt haben. Würde ich eine fremde Haushaltshilfe in Anspruch nehmen, käme das die Krankenkasse deutlich teurer!

Aber nein. Verwandte fallen automatisch unter Familienhilfe. Wie kann meine Mutter auch eigene wirtschaftliche Grundbedürfnisse haben, wenn sie ihrer Tochter – nein, eigentlich ja ihren Enkeln – doch helfen WILL? Ein Hohn, ganz ehrlich!

Gibt es da draußen eigentlich irgendeine Krankenkasse, die wirklich Familienfreundlich ist und nicht nur so tut? Dass man nicht alle Fälle über einen Kamm scheren kann, sollte selbst bei der kleinsten Krankenkasse angekommen sein und dazu zählt die Barmer GEK ja jetzt nicht gerade.

Geholfen ist meinen Kindern und mir aktuell jedenfalls Null und ich könnte schon jetzt heulen, wenn ich an die bevorstehenden hochschwangeren Strohwitwen-Alleinerziehenden-Wochen denke.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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21 Gedanken zu „Wie meine Krankenkasse mein Vertrauen verlor.

  1. Der Trick ist schon in deinem Beitrag drin: Du bekommst richtigerweise keine Haushaltshilfe, die mit dir enger verwandt ist. ABER: Das Angebot an deinen Mann, dass er den Verdienstausfall bei unbezahltem Urlaub ersetzt bekommt, das gilt eigentlich auch für deine Mutter. Das führt die Barmer (zufälligerweise) natürlich nicht aus. Ich würde das uU noch mal mit Hilfe der http://www.unabhaengige-patientenberatung.de/ versuchen. Viel Glück.

    1. DAS dachte ich auch! ABER der Barmer-Sachbearbeiter sagte mir ganz klar, dass das NUR für meinen Mann gelten würde, nicht für meine Mutter! Er bestätigte das sogar auf meine Nachfrage hin, dass das ja nicht ganz schlüssig sei, mit: „Ist aber leider so.“

      1. sagen können die ja viel. Wenn du das bei denen durchziehen willst, dann musste beantragen (evtl. auch mit Hilfe der Patientenberatung), eine schriftliche Abfuhr bekommen und hast dann einen Grund zur Klage. In der Satzung steht die Beschränkung übrigens nicht.

  2. Hm, als ich neulich mein Hebammengespräch hatte, meinte sie (oder war es jemand anders? Beginnt demenz schon in der Schwangerschaft?), daß auch Familienmitglieder 80% ihres Verdienstausfalls (zb eben bei unbezahltem Urlaub) vergütet bekommen. Vorausgesetzt, daß tatsächlich dein Mann nicht verfügbar ist (isser ja nicht). Kann man kurzfristig die Krankenkasse wechseln? Das ja echt doof. Ich leide mit dir!

  3. Blöd, das. Bei unserer Krankenkasse war es ähnlich. Mein Mann wollte zu Hause bleiben, aber das Entgeld wäre so niedrig gewesen, dass wir davon nicht hätten leben können.
    Ich möchte Dir aber Mut machen, es vielleicht doch mit einer „fremden“ Haushaltshilfe zu versuchen.
    Meine Kleinen waren 4 Monate und 2 Jahre alt, als sie für fast 3 Monate 8 Stunden am Tag von Haushaltshilfen betreut wurden. Ich konnte mir das vorher nie im Leben vorstellen, aber es hat gut funktioniert.

    Ich denke an Dich!

    1. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich für das Abenteuer einer fremden Betreuungsperson aktuell mental überhaupt keine Kraft habe. Es macht mich selber unruhig und nervös, fremde Menschen um mich zu haben. es käme einer zusätzlichen Belastung gleich (kann man jetzt albern finden, wenn man will, ist aber leider so).

  4. Oh man, diese Krankenkassen. Aber eigentlich müssts da was gehen. Während meines Krankenhausaufenthalts teilte ich mir das Zimmer mit einer jungen Mutter, die bei der zweiten SS wegen der gleichen Sache wie ich stationär aufgenommen wurde. Ihr Freund konnte keinen Urlaub nehmen, um die „Große“ von knapp 2 Jahren zu betreuen. Aber ihr Mam und ihre Schwiegermutter bekamen den Verdienstausfall brzahlt… Also bei ihrer Man gabs Probleme, aber nur weil die selbstständig war und keinen Lohnzettel hatte. Kann sein, dass das nur gezahlt wurde, weil sie in der MHH lag. Ich kanns mir aber nicht vorstellen. Ich drücke die Daumen, dass es doch noch klappt!

  5. Ich bin mir nicht sicher, ob vor und nach der Entbindung unterschiedliche Regeln gelten, aber für die Zeit nach der Geburt meines letzten Kinds hatte ich auch wegen einer Haushaltshilfe (BKK ESSANELLE) nachgefragt und eine Vergütung (sprich Verdienstausfall) wäre auch für meine Mutter möglich gewesen. Genutzt haben wir es schlussendlich nicht, weil der Verwaltungsaufwand so hoch war.

    Kurz und gut: es scheint doch Unterschiede bei den KK zu geben.

    Ich drücke Dir die Daumen für eine gute Lösung.

  6. Ame Pia! Ich kann Dich so gut verstehen und natürlich möchte man lieber die eigene Mutter wissen, die sich um die Kinder kümmert, als eine fremde Person.
    Ich will Dich aber ermutigen, sofern alle Stricke reissen, es mit einer fremdem Person zu probieren.
    Während meiner zweiten SS hatte ich auch eine sehr sehr nette junge Frau, die ihren Job wirklich unglaublich gut gemacht hat. Mein Erster liebte sie von Anbeginn an und auch mein Zweiter kommt so gut mit ihr aus, dass sie noch heute immer mal wieder als Babysitterin einspringt, wenn Not am Mann ist.

    Viel Glück!

  7. Hallo! Ich hatte das gleiche Problem. ich hatte 3 Kinder und war mit Zwillingen schwanger. Ich hatte auch ein Attest vom Arzt, die Krankenkasse lehnte immer wieder ab…. Erst wenn ich ins Krankenhaus gekommen wäre dann hätten sie gezahlt. Am Ende habe ich die Zeitung angerufen, am Nachmittag bekam ich die Genehmigung….

  8. .. nur kurz als einwurf, ich meine bei der tkk, bei der meine gesamte familie ist, wäre es jetzt bisher nie ein problem gewesen …

    also genau die von dir geschilderte situation. ansonsten, schriftlich nachfragen, das kann ware wunder bewirken, da es dann ja eine verbindliche aussage ist!

    /jd

  9. Die Techniker Krankenkasse zahlt Angehörigen bis zum 2. Verwandschaftsgrad bei Haushaltshilfe wegen Schwangerschaft das Geld, das sie auch für eine fremde, kassenorganisierte Hilfe bezahlt hätte (solange es sich um Verdienstausfall handelt). Allerdings nur nach triftiger Begründung, da müsstest du dich für deinen Fall einfach mal informieren.

    Nur als Hinweis, falls alle Stricke reißen. Hier ist ein Link dazu: http://www.tk.de/tk/h/haushaltshilfe/haushaltshilfe-selbst-organisieren/33942
    Ich drück dir die Daumen, dass ihr das geregelt bekommt.

  10. Als Krankenkasse kann ich nur zur TK raten. Wie kulant diese bei Haushaltshilfen sind, weiß ich leider aber nicht, da ich bisher keine Schwangerschaft hatte ;) Bei Krankengeld ist die TK auf jeden Fall echt unkompliziert gewesen.

  11. Hallo Pia,

    auch wenn Du, wie Du weiter oben schriebst, im Moment fremde Menschen um Dich herum als Belastung empfindest: wäre es nicht evtl. eine Lösung, wenn Du die Dir jetzt schon zustehende Haushaltshilfe auch tatsächlich jetzt in Anspruch nimmst, damit sich die Kleinen schonmal an sie gewöhnen können? In ein paar Monaten wäre sie dann nicht mehr fremd…

  12. Ich habe vor vielen Jahren mal kurz bei der AOK gearbeitet und ih meine mch zu erinnern, dass die das zahlten, aber damit auch nicht geworben haben. Damals wurde gesagt, dass da eine der wenigen Sachen sei, die nicht bei allen Kassen gleich seien.

  13. wer beschissen werden will, will beschissen werden

    Im Notfall einfach mal ein oder zwei Haushaltsdienste ansprechen, ob sie für die kurze Zeit nicht einfach deine Mutter einstellen und dann abrechnen?
    Bedeutet dann, es kommt sie wahrscheinlich teurer aber du hast die Hilfe, welche du dir wünscht.

    geht aber nur, wenn alle mitspielen.

    und ja, KK sind beschissen und unterschiedlich.

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