Trotzmäulchen

Heute ist der Tag, an dem sich mein jüngster Sohn nach dem Betreten seines Gruppenraums wütend auf die Erde schmiss, seinen Rucksack noch auf dem Rücken, und mit Fäusten und Füßen auf den Boden trommelte, während er „Naiiiiiin! NAAAAAIN!“ quietschte.

Er ärgerte sich, weil ich ihn nicht in den Raum tragen, sondern an der Hand führen wollte. Bis zur Gruppe selber hatte er unbedingt laufen wollen, auch weil er weiß, dass ich ihn nicht mehr heben will/kann/darf.

In der Gruppe angekommen dann der kleine Wutausbruch, der zum ausgewachsenen Trotzanfall mutierte.

Ich setzte mich auf die Kletter-Motorik-Insel in der Mitte des Raums und bot ihm an, noch ein bisschen zu Kuscheln. Das Angebot nahm er auch an, drückte sich schluchzend an mich, stieß sich dann wieder ab und schimpfe, schmiegte sich wieder an mich, stieß mich weg … das ging so hin und her.

Schlimm, dieses Habenwollen aber nicht Bekommen können. Schlimm, dieses Wütend sein, aber nicht wissen, wieso und auf was eigentlich. Schlimm fürs Löwenmäulchen, nicht für mich.

Ich tätschelte ihn schließlich lächelnd, gab ihm einen dicken Kuss auf sein störrisches, immer noch „Naaaaain“ schimpfendes Schnütchen und nahm den Quietschbeu an die Hand.

Da seufzt der kleine Mann ganz tief, kommt auf mich zu, lehnt seinen Kopf gegen mein Bein und sagt „Tzüüüs.“ Ich beuge mich noch mal runter und küsse ihn auf den Wuschelkopf.

„Tschüss Männlein, bis später.“

Wir winken uns noch und werfen Handküsse. Ein Grinsen kann ich mir beim Verlassen der Gruppe dennoch nicht verkneifen.

 

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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12 Gedanken zu „Trotzmäulchen

  1. Ja bei dem Zweiten bleibt man da viel ruhiger. Mich beeindrucken die Trotzanfälle der Kleinen auch viel weniger, sind auch noch Mini-Trotzanfälle. Wobei mich die Grosse mit ihren Wut/Trotzanfällen schon noch manchmal aus der Fassung bringen kann. Ich übe mich in Geduld, das wird dann der Kleinen auch wieder zu Gute kommen. Glück der Zweit/Dritt…Geborenen.

  2. ein guter Tag beginnt mit dem Lesen deines Blogs. :-) Ich freue mich immer wieder über deine/eure Geschichten und hab mir ein Lachen grad echt nicht verkneifen können. :-)

  3. ach ja. die lieben trotzköpfe. tobsuchtsanfälle haben wir hier auch täglich. gern auch das klassische im supermarkt-zu-boden-werfen-und-kreischen. eine, ebenso trotzkindgeplagte, mutti verriet mir mal, dass es durchaus auch etwas gutes ist, dieses trotzen. das machen nämlich nur die kinder, die einen stabilen rückhalt haben und eltern haben, auf die es sich verlassen können. naja, man kann sich auch alles schönreden ;)

  4. Sag mir dann Bescheid ob die Gefahr das Dritte zu vergessen besteht.
    Dann überleg ich mir noch mal, ob wir ein Dittes bekommen sollen.
    Ich vergesse nämlich jetzt schon so Einiges. Bisher aber noch kein Kind… :-)

  5. „Tzüüüss“

    Mein Gott wie schmelzend *sehr hachz*

    *gg*
    Appropos schmelzend, ich würde ja gerne Ihren Pudding weiter unten mal ausprobieren, habe aber aktuell keine Schokolade da.
    Habe ich das richtig verstanden, dass im Grundrezept keine Schokolade sondern nur Kakaopulver reingerührt wird??
    Ohne Hirn ist man wie blöd *gg* :)

    Liebgruß

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