Baby Blues

Wie geht es Dir heute?“, fragt Claudia und ich antworte: „Gereizt!

Sie notiert das auf meiner Patienten-Karte und schmunzelt. Immerhin wäre das mal eine andere Aussage, als das übliche „Ganz gut.“, das ihr die Frauen, die sie betreut, sonst antworten.

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Baby Blues. Grundloses Heulen. Heulen aus Verzweiflung, aus Angst, aus Trauer, aus Wut, aus Liebe … Heulen halt. Ständig. Immer wieder. Dabei umklammerte ich mein drittes Kind und schmiere ihr Rotz und Tränen ins flauschige Haar.

Claudia hatte mir gestern eine Waage mitgebracht, mit der ich das Miezmeedchen vor und nach dem Stillen wiegen konnte, um zu sehen, ob sie wirklich etwas an der Brust getrunken hat. Nach nur einem Tag in meinem Haushalt gab ich ihr die Waage heute direkt wieder mit. Mich hat dieses ständige Kontrollieren und in Zahlen bemessen, was mein Bauchgefühl mir auch so sagen sollte, total kirre gemacht.

Ich hörte und sah das Miezmeedchen saugen und schlucken. Sie hatte eine wunderhübsche Milchschnute und ein Milchtröpfchen perlte ihr schimmernd vom Kinn. Nur diese doofe Waage, die sprang in der Grammzahl total wirr hin und her und sagte doch nichts aus. Also wollte ich sie einfach wieder loswerden, was Claudia total begrüßte.

Von gestern auf heute hat das Miezmeedchen nicht zugenommen, aber auch nicht abgenommen. Das ist also weder gut noch schlecht. Ich pumpte pro Pumpgang sage und schreibe 120 ml ab, was selbst meine erfahrene Hebamme beindruckt und konnte beim abendlichen Pumpen total verzückt und begeistert feststellen, dass das Miezmeedchen beim vorherigen Stillen doch tatsächlich ordentlich was abgetrunken hatte. Das war der Moment, in dem der Baby Blues zu Ende ging. Zumindest für heute.

Seit wir zuhause sind habe ich nicht mehr Zufüttern müssen und lediglich 3 Fläschchen mit Muttermilch gab ich ihr zwischen den Stillmahlzeiten, wenn ich das Gefühl hatte, dass sie nicht richtig an der Brust getrunken hat.

Tatsächlich zeigt sich mal wieder, dass es mir deutlich leichter fällt, mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen, als auf irgendwelche Messwerte. Und darum glaube ich inzwischen ganz fest, dass wir diese Startschwierigkeiten bald überwunden haben. Das Miezmeedchen wird jeden Tag fitter, wacher und agiler. Sie macht die lustigsten Gesichter, beobachtet was um sie herum passiert und gluckst in sehr niedlichen und lustigen Tönen. Sie wirkt schon jetzt so viel älter, als gerade mal 6 Tage!

Claudia sagte heute etwas zu mir, was mir sehr viel Mut in Hinblick auf die Gewichtsentwicklung des Miezmeedchens gemacht hat. Ich solle bedenken, dass meine Jungs zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf der Welt waren, sondern 9 und 13 Tage nach dem ET geboren wurden. Das Miezmeedchen ist heute 6 Tage plus 2, die sie über ihren ET ging. Wir haben also wirklich noch Zeit uns zu finden.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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25 Gedanken zu „Baby Blues

  1. du machst das echt toll
    men großes mädchen war in den ersten tagen wirklich anstrengend
    erst schlafen bis überhungrig, brüllendaufwachen und dann vom brüllen wieder zu müde zum trinken
    zuhause liefs dann auch bei uns besser
    so ist das halt manchmal mit den minizicken ;-)

  2. Oh Frau Miez. Das klingt doch gut. Ich meine so den letzten Teil des Artikels. Vielleicht machen die dritten das extra so, damit sie mehr Aufmerksamkeit bekommen, die sonst an anderen Stellen die Geschwister abzwacken :-) Der Sterngucker hat mehr als 10 Tage gebraucht, um endlich zuzunehmen. Und das, obwohl er wie ein Weltmeister an der Brust trank. Ich kenne also ihre Sorgen. Und dann, schwupps. Von einem Tag auf den anderen hats geklappt. Die Theorie meiner Hebamme: wer weiss, was die Minis von der Geburt her noch alles verarbeiten müssen an Stress…weiss man ja nicht. Ich hab in diesen ersten Tagen auch viel geweint. Aus Sorge, aus Angst, aus Verliebtheit…

    Ihr macht das toll!

  3. Du machst das echt bewundernswert toll. Ich habe auch das Gefuehl, dass in wenigen Tagen alles negative vergessen ist :-) Frauen sind eben etwas komplizierter als die Menns ;-)

    Liebe Gruesse und weiter so. Du bist wundervoll
    FamilieKeks

  4. Macht weiter so und höre auf dein Bauchgefühl. Und diese Wiegerei macht einen wirklich kirre, schön das du dich für die bessere alternative entschieden hast – Mutterinstinkt!!!!

  5. Ihr packt es! Ganz sicher! Und hier noch: alles, alles Liebe zur Geburt des Miezmeedchens (wobei mir das Maimiez besser gefallen hat) Euch alles Gute weiterhin!

  6. Dass du deinem Bauchgefühl vertraust finde ich bewundernswert. Das muss ich noch lernen. Vielleicht wäre es bei uns mit mehr Bauchgefühl und der richtigen Hebamme auch besser gelaufen.
    Ich wünsche euch, dass ihr bald auf dem richtigen Weg seid, aber es hört sich sehr danach an :)

  7. Ich freu mich für Euch, ihr macht das so toll!!!
    Ich bewundere Dich… ^^
    Sag ich doch: Einfach aufs Bauchgefühl hören und dem Mamainstinkt vertrauen – dann wird alles gut!
    Ich stell Sie mir richtig bildlich vor die kleine Maus, mit dem Milchtröpfchen am Kinn, zufrieden glucksend.
    Hach…. schööön… *seufz*
    Alles gute weiterhin! GLG

  8. Erstmal noch herzlichen Glückwunsch zum Töchterchen. Und ansonsten kann ich mich nur anschliessen. Man sollte immer auf das eigene Gefühl hören und sich nicht verunsichern lassen, das fällt zum Glück von Kind zu Kind leichter.
    Solange die Babies lebhaft und munter sind, besteht finde ich kein Grund zur Sorge. Falls das Miezmeedchen aber plötzlich nur noch schlafen und nicht mehr an seiner Umwelt teilnehmen sollte, dann fände ich das alarmierend.
    Alles Gute weiterhin und viel Freude mit dem Tochterkind,

    Katrin

  9. Ihr kriegt das hin, da bin ich mir ganz sicher :-). Miezemeedchen wird schön zunehmen und ein echter Wonneproppen mit ordentlich Babyspeck werden und dann wirst Du sicher drüber schmunzeln.

    Lg Alpha

  10. Liebe Mamamiez,ich hatte schon vor 25 Jahren einen sehr klugen, alten Kinderarzt der nichts vom Wiegen hielt und sagte, wenn ein Kind 2 Stunden am Stück schläft, bekommt es genug Nahrung. Also,das wird schon ! Liebe Grüsse

      1. Genau darauf kommt es an!!!
        Eine gute Entscheidung, dass Sie die Waage zurückgegeben haben.
        Dieses vorher und nachher Wiegen im Krankenhaushat mich beim großen Waldkind einfach nur genervt. Ich habe im Zimmer gestillt. Die Waage stand aber im Säuglingszimmer. Also hätte ich erst dorthin laufen müssen, dann zurück ins Bett und dann wieder vor. nerv, nerv, nerv
        Also habe ich es sehr häufig „vergessen“.
        Beim kleinen Waldkind (Geburtshausgeburt) war der Rat der Hebamme der gleiche wie der von Claudia: So lange die Windeln feucht sind, trinken sie genug. Alles andere pegelt sich ein.
        Alles Gute weiterhin

        Und der Baby Blues gehört dazu.

  11. Schön, dass Du auf Dein Gefühl hören kannst.

    Stellt man sich mal vor, dass unsere Eltern nur mit Waage nach Hause gelassen wurden und zwei mal am Tag wägen mussten, wird einem auch so einiges klar….

    Viel Kraft für den heutigen Tag!

  12. Toll, wie ihr das macht. Und Tränen gehören einfach dazu, finde ich.
    Meine Hebamme hat den Zwuck in der Nachsorge nur ein mal gewogen, weil sie immer sagte: „Ich seh das doch, dass es deinem Kind gut geht und wenn was nicht in Ordung ist bist DU die Erste, die es merkt“.
    Ihr macht das! Ganz wunderbar!

  13. …ich denke auch, dass das Miezmeedchen schon genug Milch bekommt, wenn genug in der Windel drin ist…
    Verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl – das ist eh immer das Beste. Irgendwelche starren Werte können nicht den mütterlichen Instinkt ersetzen ;-)

  14. Hallo MamaMiez,

    ein wenig verspätet zwar, aber trotzdem herzlichen Glückwunsch zur Geburt. Schön, dass alles gut zu laufen scheint!

  15. Ach es freut mich total zu lesen, dass es besser wird mit dem Stillen! Ihr zwei macht das klasse.

    Ich habe auch immer auf mein Bauchgefühl gehört und tue das nach wie vor – zu vielen verschiedenen Themen, sei es Schreien lassen, Rumtragen, wann Zufüttern, Impfen, Reboarder oder weiß der Geier was. Damit habe auch ich bisher die besten Erfahrungen gemacht, auch wenn ich mir von diversen Seiten immer wieder was anhören durfte. Ich kann das mit dem Bauchgefühl also nur unterschreiben und fett unterstreichen! :-)

    Alles Gute weiterhin.

  16. Wunderbar!! Ihr macht das beide wunderbar. Bald kannst du das Pumpen sein lassen und alle Startschwierigkeiten sind Geschichte. Ich freu mich für euch!
    Alles Liebe
    Luci

  17. Das hört sich gut an!

    Durch diese Erfahrung bekommt man ein ganz anderes Verhältnis zu Mengen – da können 40 g mehr oder weniger die Welt bedeuten.
    Bei unserer Tochter gab es in den ersten Tagen auch immer das hin und her, ob nun zugefüttert werden muss oder nicht. Und ich kann mich noch gut erinnern wie stolz ich war, als sie endlich ihr Geburtsgewicht erreicht hatte, ganz alleine mit Muttermilch.
    Und wie du schon sagst, am wichtigsten ist es wohl sich auf sein Gefühl zu verlassen!

    LG
    Saskia

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