Zeitreise 2013

Schon seit einigen Wochen und Monaten beschäftige ich mich in diesen schlaflosen Nächten mit der Frage, wie sich wohl unsere nähere Zukunft als Familie gestalten wird.  Schon als ich den Miezmann vor über 10 Jahren kennen- und lieben gelernt habe, war klar, dass da eine gewisse Unregelmäßigkeit in unserem gemeinsamen Leben herrschen würde. Es ist also nicht so, dass die Neuigkeit, der Miezmann würde ab 2013 in einem anderen Bundesland arbeiten müssen, aus heiterem Himmel kam. Nun wäre mir das vor 4 Jahren sehr egal gewesen. Ich hätte unsere 7 Sachen in 7 Schachteln gepackt, wäre in unser Auto gestiegen und ihm überallhin gefolgt. Nun ist die Situation aber eine andere.

3 Kinder hat unsere Beziehung inzwischen hervorgebracht. Und auch, wenn man das als kinderloses Paar nicht glaubt: so eine Beziehung zueinander ändert sich spätestens mit dem ersten Kind sehr. Ich weiß noch, wie der Quietschbeu auf die Welt kam. Die ersten vier Wochen nach seiner Geburt schlichen der Miezmann und ich wie Fremde umeinander herum, die sich erstmal völlig neu kennenlernen mussten. Jeder war aus seiner seit Jahren gefestigten Position in unserer Beziehung gerissen worden und musste sich jetzt irgendwie um das neue Leben in unserer Mitte neu positionieren. Das war schwierig. Wir sind aneinander geraten, haben uns entfernt und wieder genähert. Ja, das muss mal in aller Offenheit und Klarheit so genannt werden: Eltern werden und Eltern sein ist für die Beziehung  als Paar gar nicht leicht. Überhaupt nicht.

Und was auch nicht unerwähnt bleiben soll: es ist nicht mit der einmaligen Neustrukturierung so einer Partnerschaft hin zur Elternschaft getan. Mit jedem weiteren gemeinsamen Kind mussten wir uns wieder neu sortieren und finden.

Unterm Strich tritt wohl gerade in den Kleinkindjahren so eine Liebesbeziehung und Partnerschaft hinter den Kindern zurück. Was okay ist, für mich und auch für den Miezmann. Wir haben darüber geredet und reden immer wieder darüber, wo wir gerade stehen und wie es uns damit geht. Vermutlich hätten wir uns schon ganz verloren, würden wir diesbezüglich nicht so offen miteinander reden und umgehen.

Jedenfalls kamen wir an den Punkt, an dem klar war, dass der Miezmann in einer anderen Ecke Deutschlands arbeiten müsse. Für unbestimmte Zeit. Also eher Jahre, als Monate. Und ich musste entscheiden, was wir tun würden. Ob wir als Familie – alle 5 – umziehen würden oder ob der Miezmann alleine gehen und wir somit einen Wochenendfamilie werden würden.

Nach vielen schlaflosen Nächten entschied ich mich für die Wochenendfamilie. Nicht, weil mir die Distanz zum Miezmann nichts ausmachen würde, sondern weil ich praktisch für unsere Familie denken muss.

Hier habe ich Familie.
Hier haben wir unsere Freunde.
Hier haben die Kinder ihre Freunde.
Hier haben wir unser soziales Umfeld.
Hier habe ich einen Job.
Hier haben wir Kindergartenplätze.

Mit drei Kindern von einem halben bis 3 Jahren in ein fremdes Bundesland, eine fremde Stadt zu ziehen, in der man weder Familie, noch Freunde noch so eine Art soziales Umfeld hat, ist gelinde gesagt ziemlich abenteuerlich. Hinzu kommt, dass ich dort keinen Job habe und keine Kindergartenplätze für alle drei Kinder. Und ohne Kindergartenplätze lässt es sich schlecht einen Job finden. Und ganz ohne Job und ohne Kindergartenplätze knüpfe zumindest ich auch nicht wirklich neue Kontakte. Außerdem sagt man den Niedersachsen ja auch nicht gerade die überschwänglichste Begeisterung und Offenheit gegenüber Zugezogenen nach.

Der wichtigste Punkt, der gegen den Umzug der ganzen Familie sprach, ist aber die Tatsache, dass der Miezmann Ende kommenden Jahres für ein halbes Jahr ins Ausland geht. Ohne zwischendurch mal nach Hause kommen zu können. Ich säße dann also in dieser neuen Stadt ganz alleine mit meinen 3 Kindern.

Uns deshalb wird das Jahr 2013 jetzt vermutlich nicht mein Lieblingsjahr werden. Irgendwann in der ersten Jahreshälfte wird die Familie Miez zur reinen Wochenendfamilie. Und in der zweiten Jahreshälfte werde ich sogar Alleinerziehende in spe für ein ganzes halbes Jahr sein.

Im Moment freue ich mich über kleine Dinge, wie zum Beispiel die Tatsache, dass der Miezmann an den Geburtstagen seiner 3 Kinder in 2014 wieder da sein wird.

Freundinnen fragen mich immer wieder, wie es mir dabei geht. Ich bin sicher nicht überschwänglich glücklich mit der Situation, aber ich bin zufrieden. Ich habe drei wunderbare Kinder, die ich abgöttisch liebe und den weltbesten Mann, mit dem ich diese Familie gegründet habe. Ich bin lieber temporär alleinerziehend, als unglücklich. Denn das würde der Beziehung als Paar hinter der Elternschaft sicherlich mehr schaden, als nutzen.

Natürlich machen wir uns bereits viele Gedanken, wie es den Kindern damit gehen wird. Wie sie auf die neue Situation reagieren und damit umgehen werden. Ich bin mir sicher, dass gerade die Miezbeus anfänglich mit der Tatsache, dass Papa nur am Wochenende da sein wird, Schwierigkeiten haben werden. Aber ich denke auch, dass man viel Positives daraus ziehen kann, wenn man es nur richtig angeht. Vorfreude aufs Wiedersehen auf beiden Seiten. Intensivere gemeinsame Zeit.

Andererseits die Erwartungen an den Gegenüber. Der Miezmann, der am Wochenende vielleicht ausschlafen und entspannen will, die Kinder, die ihren Papa für sich in Anspruch nehmen wollen (und werden) und ich, die Handwerkliches im/um/am Haus/Auto/Sonstwas erledigt haben will.

Aber was nützen die Spekulationen darüber, wie es werden wird. Wir können es nur abwarten und gegebenenfalls daraus dann weitere Schlüsse ziehen. Ist dies nicht der richtige Weg für unsere Familie, dann muss ein anderer her. Dann ziehe ich auch mit Sack und Pack dem Miezmann hinterher. Oder er findet einen anderen Job in unserer Nähe. Aber das werden erst die kommenden 2 Jahre zeigen.

Spätestens, wenn der Quietschbeu in die Schule kommt, wird eine endgültige Entscheidung für ein hier oder ein dort fällig. Denn einen bundeslandübergreifenden Schulwechsel werde ich ihm ersparen, soweit es in meiner Macht steht.

Soviel zur kleinen Zeitreise in die nahe Zukunft der Familie Miez. Stay tuned.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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36 Gedanken zu „Zeitreise 2013

  1. Hut ab liebe Frau Miez, für diese Entscheidung. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass alles (einigermaßen) nach Plan läuft und sie und der Miezmann sich nicht auseinanderleben.

    Lg

  2. ich wünsche euch alles gute, das wird sicher ne anstrengende zeit. aber ich glaube, dass ihr die richtige herangehensweise habt, um das als familie und paar zu schaffen.

    und: die niedersachsen (zumindest nicht alle) sind nicht so schlimm und verschlossen wie du sie dir vorstellst ;).

  3. Hut ab. Ich könnte das nicht. Meinen Mann nur am Wochenende sehen, wäre mir zu wenig und für mein Kind würde ich das auch nicht wollen.
    Würde ich momentan vor so einer Entscheidung stehen, hätte ich mich wohl so entschieden mit ihm zu gehen.
    Das B’emmchen ist noch klein und geht hier noch nicht in die Krippe – einen Job findet man bestimmt auch in der neuen Stadt und Familie haben wir hier in der Nähe auch nicht. Das sind andere Vorraussetzung als bei dir, aber auch da würde ich es so machen.

    Familie ist mir persönlich das Wichtigste und das nur am Wochenende leben zu können, geht für mich gar nicht.

    Aber mal ganz davon abgesehen – es ist traurig, dass Familien aufgrund von Arbeit, die nicht in der Nähe des Wohnortes gemacht werden kann auseinander gerissen werden.

    Respekt für deine Entscheidung und ich wünsche euch, dass alles gut geht!

  4. oh wow, da kommt wirklich sehr viel auf euch zu. Ich hoffe sehr, dass ihr sehr gut damit umgehen könnt und das ihr ganz viel Kraft habt, für nicht so gute Zeiten.
    Dem Artikel zu urteilen, werdet ihr das auf jeden Fall schaffen!

  5. liebe frau miez, selbst gerade frisch aus einer mit gewalt und risiko beendeten fernbeziehung kommend, möchte ich ihnen einen bisschen mut machen. natürlich ist die situation mit 3 kindern eine ganz andere als bei einem kinderlosen pärchen, dennoch: eine fernbeziehung hat neben all den häßlichen, nervigen und anstrengenden seiten auch ein bisschen was gutes: die zeit, die man miteinander verbringt ist soviel intensiver, wertgeschätzter. man redet viel mehr miteinander, weil in der woche bloss das telefon bleibt, das kann eine beziehung auf eine art intensiver machen. der erste kuss nach einer woche fühlt sich wie der allererste an. viele kleine alltagsverletzungen, -missverständnisse und -unaufmerksamkeiten bleiben einfach aus.

    ich wünsche ihnen allen fünfen viel kraft, diese zeit durchzustehen!

  6. Ich wünsche euch, dass alle mit der Situation klar kommen werden – aber ich glaube, dass ihr es packt.
    Wir arbeiten auch daran, dass der werte Gatte einen Arbeitsplatz näher am Wohnort findet, denn ohne die Familie drumrum könnte ich nicht im nächsten Jahr wieder arbeiten gehen. Also leben wir damit , dass die Kinder ihren Papa oft nur am Wochenende richtig haben und unter der Woche 10 Minuten morgens und hin und wieder 30 Minuten am Abend – und trotzdem bin ich froh, dass er meistens abends und nachts zu Hause ist.

  7. Ich finde eure Entscheidung wirklich mutig, wahrscheinlich mutiger als ein Umzug. Aber ich denke, dass es so die beste Wahl ist. Natürlich wird es schwierig für die Kinder, aber sie werden sich daran gewöhnen. Ich bin auch mit einem Papa aufgewachsen, der nur am Wochenende da war. Für ein halbes Jahr war er zwar nie weg, aber oft auch für mehrere Wochen. Man weiß dann die Zeit mit seinem Papa mehr zu schätzen, aber gleichzeitig nimmt man es auch irgendwo als Normalität an.
    Ich wünsche euch alles Gute!

  8. Das ist keine leichte Situation und ich verstehe sehr gut, wieviele Gedanken dich das in vielen schlaflosen Momenten gekostet hat und noch kosten wird. Wir sind ca. die Hälfte des Jahres Wochenendfamilie, wenn auch nicht immer und vor allem immer nur in kürzeren Abständen, d.h. mein Mann ist mal ein paar Wochen unterwegs, dann aber auch wieder ein paar Wochen da.
    Aus meiner Erfahrung heraus schätzt du die Situation doch recht realistisch ein, denn jede Lösung hat (wie eigentlich alles) Vor- und Nachteile. Ich drücke euch jedenfalls sehr feste die Daumen, dass ihr die für Euch und Eure Bedürfnisse passendste Lösung finden werdet und kann absolut verstehen, dass du erst mal da bleiben willst, wo dein Netzwerk ist!

  9. Ich bewundere dich dafür, wie positiv du das angehst!
    Wir sind meistens nur die halbe Woche ohne Mann, das überfordert mich oft schon und gibt mir Grund genug zum Jammern ;)

  10. Wow, ich finde das sehr tapfer wie du (ihr) das angehst. War bestimmt keine leichte Entscheidung… Nach 4 Jahren 800km-Fernbeziehung (und das ohne Kinder!) bin ich fast schon Ferne-geschädigt, insofern zolle ich der Organistion noch mehr Respekt. Leicht wird das sicher nicht, aber es liest sich sehr gut und zuversichtlich, so wie du das schreibst…
    Für die Kinder ist es sicher schöner, den Papa „immer“ da zu haben, aber wenn man sich anschaut, wie viele Papas unter der Woche auch oft wegfahren müssen oder Arbeitszeiten haben, mit denen sie effektiv auch nur am Wochenende was von den Kindern – bzw umgekehrt – haben, dann ist wohl kaum zu erwarten dass das von der anfänglichem Umstellung traumatisierend wird, den Papa nur am Wochenende zu haben.

    Ich drück euch dennoch die Daumen, dass das mit wenig Bauchweh über die Bühne geht und du für die Zeit viel Unterstützung vom Umfeld für alltägliches Gedöns hast!

  11. Uh, ich beneide Euch wirklich nicht! Ich wünsche Euch viel Kraft und Zuversicht! Um eine Pendelbeziehung zu vermeiden, habe ich meine Heimat verlassen.

    Psssst, und die Niedersachsen-These ist ein bißchen gewagt. Ein Nordlicht im Süden hat es genauso schwer oder leicht ;-)

  12. Wow, hut ab. Ich könnte das gar nicht :/ Ich bin so ein Familienmensch, klar meine Familie gehört dazu, aber würde Schatz nun eine Anstellung in zb Bayern bekommen, ich würde mit ihn gehn :/ Nur WE? UNd dann wahrscheinlich auch noch ko von der arbeit.

    Ich wünsch euch viel viel Glück! Ihr werdet den für euch passenden Weg finden wenn es so weit ist!!

  13. Ist mein Kommentar jetzt eigentlich angekommen?
    Immer nervig mit dem Handy.

    Also was ich sagen wollte, dass hört sich sehr abenteuerlich an!
    Aber das schaffst du! Und umziehen ist wirklich doof, wenn er danach
    eh ein halbes Jahr weg ist und du deine sozialen Kontakte hier hast.

    Was arbeitet der Miezmann denn?

  14. Hi,
    ich habe gerade 2er solcher Jahre hinter mir: 1 Jahr alle in China (3. Kind da geboren), 1 Jahr alleine in Deutschland mit den 3 Kindern, Mann noch in China, plus anspruchsvollem Halbtagsjob.
    Es geht (v.a. das 2. Jahr war besser als das erste in der totalen Fremde). Am meisten muss man immer das Umfeld trösten, das stetig der Meinung ist, dass das ja alles gar nicht funktionieren könne. Der Beziehung gehts gut (das ist wirklich das kleinste Problem *fg*).

  15. OMG! Was für eine fiese Situation und schwere Entscheidung. :-S ich kann deine Entscheidung sehr gut verstehen. Wenngleich ich mich natürlich sehr über euch in Hannover gefreut hätte ;-)

  16. Uhhh. Oje. Grade beim Lesen dachte ich am Anfang: Hurra, vielleicht ziehen sie ja näher zu uns und ich kann sie mal treffen? Und dann ist es wirklich Niedersachsen, aber ihr zieht gar nicht mit :)

    Ach je, ist das schwierig. Keine Ahnung, was ich da täte! Wie viele Kilometer sind denn dann ungefähr zwischen euch?

  17. oh, ich bin wirklich beeindruckt. mein mann und ich (mit nur einem kleinkind) haben gerade eine fernbeziehung für zwei jahre (allerdings gab es keine möglichkeit mitzukommen, weil die orte ständig wechseln) und ich finde es wirklich alles andere als schön… allerdings haben wir hier keine familie vor ort.

    ich drücke die daumen und verfolge die zeit sicher gespannt mit, bei uns geht es noch bis april 2014, also überlappen sich die zeiten auch.
    liebe grüße
    linnea

  18. Respekt vor dieser Entscheidung!! Wir treten in knapp zwei Wochen den Umzug von Bayern nach Berlin an – mit zwei Schulkindern und einem Kleinkind – und ich muss sagen, nach zwei Jahren Fernbeziehung freue ich mich darauf, dann wieder als „richtige“ Familie zu leben, kann jedoch Ihre Entscheidung, die Kinder nicht aus ihrem Umfeld zu reißen vollstens verstehen!! Im Moment hadern unsere größeren Kinder nämlich sehr mit ihrem Schicksal, ich bin jedoch recht zuversichtlich, dass sie dort auch bald neue Freunde finden werden.

    Liebe Familie Miez, ich bin mir ganz sicher, dass Sie diese Herausforderung sehr gut meistern werden! Ich wünsche Ihnen jedenfalls alles Gute dafür!!!

  19. Ich ziehe ebenfalls meinen Hut vor Ihnen. Mein Mann hat einige Jahre als Berater in anderen Teilen Deutschlands oder auch international gearbeitet, und ich konnte damit nicht so wahnsinnig gut umgehen. (Aber da ist sicher auch Jeder anders.)
    Sie werden es vermutlich – mit drei kleinen Kindern – prima meistern, und wenn Sie ‚et ärme Dier krieje‘, ist Ihnen hier bestimmt viel Trost sicher. Ich wünsche Ihnen allen, dass diese Zeit ganz fix vorbeigeht :)
    LG, Spitfire

  20. ich bewundere wirklich euren mut, das alles in angriff zu nehmen!
    und aus erfahrung kann ich sagen, familie, soziales umfeld, kita und job sind wirklich gründe, da zu bleiben wo man ist.

  21. Liebe Mama Miez,

    Zeitreise (hier allerdings rückwärts nach 2011): Der Gatte tritt nach der unsicheren, befristeten Unistelle eine neue Arbeit im anderen Bundesland (300km weit weg) an. Das große Kind ist 4, das kleine gerade 9 Monate. Geplant war, daß ich genau da mit meiner Doktorarbeit weitermache und der Gatte, der ja eine halbe Unistelle hatte, in der anderen Hälfte den kleinen Nachwuchs betreut. Mit dem Angebot einer vollen und vor allem unbefristeten Stelle fielen all diese Pläne in sich zusammen. Und vor uns lagen ähnliche Fragen: Mitgehen? Dableiben? Später nachziehen?
    Wir haben uns für später nachziehen entschieden. Denn meine Befürchtungen waren ähnlich wie Ihre. Kein Bekanntenkreis, keine Eltern (ok, die hatten wir in der Unistadt auch nicht), keine Kindergartenplätze. Ein großer Umzug. Ich glaube, damit hätte ich meine Doktorarbeit vergessen können. Dann doch lieber Wochenendbeziehung und dafür ein festes soziales Umfeld, ein Kindergartenplatz für die Große und eine durch Beziehungen relativ schnell zu organisierende und vor allem gute Tagesmutter für die Kleine.
    Letztendlich war ich 7 Monate quasi alleinerziehend. Ich habe meine Arbeit fertiggeschrieben, nach Wohnungen gesucht und am Ende „nebenbei“ unseren Haushalt in Kisten gepackt. Es war zum Teil sehr stressig, weil man eben alles allein machen muß. Ich habe aber auch festgestellt, daß es manchmal schneller und einfacher ist, Sachen allein zu entscheiden (ohne vorher vielleicht darüber diskutieren zu müssen). Wir haben ein bißchen gebraucht, uns zu organisieren, aber als die Struktur stand, war es einfach.
    Erfahrungen, die ich gemacht habe:
    Es dauert alles länger (vor allem abends, bis ich mal mit dem Haushalt fertig war, war ich auch fertig…), denn da ist kein zweiter, der mit Hand anlegt (z.B. den Tisch abräumt, während ich Zähneputze/Geschichte lese/etc.)
    Die Kinder (bzw. hier aufgrund des Alters nur das große) zeigen eindeutige „Scheidungskindsymptome“: Sobald es zum Konflikt kommt, folgt reflexartig der Schrei „Ich will zu meinem Paaaapaaa!!“ Darunter habe ich persönlich am meisten gelitten, auch wenn ich es rational verstehe, was da in dem Kind vorgeht – aber mein Mutterherz…
    Skypen hat uns geholfen – der Papa war jeden Abend „da“ und präsenter als nur am Telefon.
    Die Wochenenden waren komischerweise fast normal – also nicht, als hätten wir uns zwischendurch nicht gesehen.
    Wir haben einen großen Kalender gebastelt und an die Kinderzimmertür gehängt. Die Wochenenden farbig markiert und dazugeschrieben „Papa kommt“ oder „wir besuchen Papa“. Jeden Abend wurde ein Tag abgestrichen und diese „Struktur“ hat der Großen sehr geholfen.
    Wir haben zusammen mit der Großen Bilder von Papa rausgesucht und in ihr Zimmer gehängt.

    Das sind die Sachen, die mir dazu einfallen. Es ist eine Herausforderung – aber es ist machbar und man wächst auch irgendwie dran. Natürlich war bei uns die Aussicht, daß es in absehbarer Zeit vorbei sein würde, aber ich glaube, ich hätte auch noch ein halbes Jahr durchgehalten – wenn es einmal läuft und sich alle daran gewöhnt haben…

    Ich hoffe, das hilft ein bißchen :-).

    Liebe Grüße!

  22. ich habe eine freundin, deren mann ist grenzwächter. die sind nur noch zusammen, weil er vor jahren schon wegen schliessung seines zolls zum wochenend-papa wurde. es hat ihre beziehung sozusagen gerettet… und auch sie musste immer die andren trösten, weil die sich das nicht vorstellen konnten… :-)) ich bin abends sehr oft alleine mit den drei kiz, und meine erfahrung ist, dass es viel, viel besser geht, weil dann keiner da ist, der als projektionsfläche hinhalten muss/darf/soll – man muss dann einfach selbst machen, und die grossen helfen dabei richtig gut mit.

    viel glück!

    1. Die Erfahrung mit dem „andere trösten“ habe ich auch gemacht, als der Mann 2010 10 Wochen im Ausland war. Jeder ging davon aus, ich wäre am Boden zerstört, dabei ging es mir den Umständen entsprechend wirklich gut!

  23. Das kann ich gut nachvollziehen. Für uns stellt sich mit „nur“ einem Kind auch die Frage, bleiben wir auf der Insel wo eine größere Wohnung eigentlich zu teuer ist oder geht es runter. Ich kann mich nur schwer trennen obwohl es die vernünftigste Lösung wäre.

  24. Liebe Frau Miez,

    ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft und alles Gute für das bevorstehende Jahr!
    Ich habe zwar (noch) keine Kinder – aber ich kann Ihnen aus meiner Kindheit berichten, dass ein Wochenendpapa mir nicht geschadet hat. Aus beruflichen Gründen war mein Vater als ich im Vorschulalter war auch 2 Jahre nur am Wochenende bei uns. Als mein kleiner Bruder und ich uns an die Situation gewöhnt hatten, war es irgendwann ganz normal & wir haben die Stunden mit unserem Papa am Wochenende umso mehr genossen und bewusst erlebt – weil er halt nicht immer da war.
    Ich bin mir sicher, sie meistern das genauso gut & die Zeit ohne den Miezmann vergeht schneller und besser als gedacht.

  25. Wow… was für grooooße Veränderungen da bevorstehen. Ufff….
    Ich könnte vor allem kein 1/2Jahr ohne meinen Schatz auskommen, ganz ehrlich, niemals nicht, das würde mich verrückt vor Sehnsucht machen glaube ich.
    Aber so eine Wochenendfamily hat sicher seine Vor- und Nachteile, wie Du schon schreibst.
    Es wird sich weisen wie es Euch damit geht – hoffentlich gut! – aber man kann ja dann gegebenenfalls seine Meinung immer noch ändern und einen anderen Weg versuchen, wenn der gewählte doch nicht so passen sollte.
    Ich keine Deine Entscheidung gut nachvollziehen.
    Sehr, sehr mutig alles.
    Wow…
    GLG

  26. Wir haben zwei Jahre in Niedersachsen gewohnt, eben weil der Liebste dort arbeitete. Nach unseren Umzug zurück bzw. in der Zeit des Umzuges – was nun auch wieder ein Jahr her ist – haben wir festgestellt, dass wir einfach nur am falschen Fleck in Niedersachsen gewohnt / gelebt haben.

    Allerdings kann ich die Bedenken wegen des fehlenden sozialen Umfeld sehr gut nachvollziehen.

  27. hallo, erst mal muss ich sagen, dass es mich erstaunt wieviele tatsächlich dieses wochenendfamilien-ding leben… und noch mehr erstaunt es mich wie leichtfüßig und unvoreingenommen du mit der situation umgehst. respekt!

    mein mann, unser 2jähriger sohn und ich leben dieses modell nun auch seit einem halben jahr – ich mit kind in bremen, er unter der woche in baden-württemberg, wo er eine zunächst auf drei jahre befristete stelle angetreten hat. insgesamt läuft es gut, wir haben uns entschieden, es erst mal so zu machen und dann nach drei jahren zu schauen wie es jobmäßig aussieht. das problem ist: ich kann mir so GAR NICHT vorstellen nach baden-württemberg zu ziehen und fürchte, dass es – wenn es soweit ist und entsprechende entscheidungen getroffen werden müssen – zum großen knall kommt. ich bin hier sehr verwurzelt, hänge sehr an der stadt, meiner familie, freunden, an meinem job etc. und möchte all das nicht aufgeben. diese frage schwebt mitunter über uns wie ein damoklesschwert und führt nicht selten zu spannungen…

    wenn man deinen blog verfolgt, scheint alles so einfach zu sein. wenn es das wirklich ist freut mich das für euch – ich kann das leider nicht so ganz bestätigen. zwar läuft alles soweit ok, ich bekomme den alltag mit job, kind, arztbesuche, elternverein und all dem was so zu erledigen ist, zwar gut hin, erwische mich aber oft dabei meine lebenssituation mit seiner zu vegleichen, beneide ihn um seine feierabende, seine möglichkeiten sich den tag freier zu gestalten als ich das kann. natürlich ist er nicht wirklich frei, er arbeitet viel, doch der focus liegt bei ihm ausschließlich auf dem job. ich hingegen habe zig baustellen und falle, wenn der kleine im bett ist, gegen 22h tot ins bett…

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