Stillgenuss

In Sachen Stillen kann man ja so ziemlich jede Meinung vertreten, zu hören bekommen, annehmen und weitergeben. Was mir aber wichtig ist, und was ich daher gerne einmal los werden möchte: die Sache mit der Ernährung während des Stillens und die teils dogmatischen Meinungen, man dürfe so gut wie Nichts essen und am besten nur Wasser und Kümmel-Fenchel-Tee trinken, macht mich zeitweise echt wahnsinnig.

In dem Babymassage und Rückbildungskurs, den ich wöchentlich besuche, trinken alle Stillmütter entkoffeinierten Kaffee. Außer mir. Letztens klagte einer der Mütter, ihr würde so ein schöner, starker Kaffee für den Kreislauf morgens schon fehlen und ich fragte, wieso sie überhaupt darauf verzichten würde. Als Antwort erhielt ich die Aussage, dass ihre Hebamme ihr gesagt hatte, dass ihr Baby sonst nicht vernünftig schlafen würde und unruhig sei.

„Und, stimmt das?“
„Keine Ahnung, ich hab ja nie welchen mit Koffein getrunken, seit R. auf der Welt ist.“

Ich habe inzwischen 2 Kinder gestillt und sowohl in beiden Schwangerschaften wie auch in der Stillzeit Kaffee mit Koffein konsumiert. Und beide Kinder sind traumhafte Schläfer. Auch war weder das Löwenmäulchen, noch ist das Miezmeedchen unruhig. Tatsächlich war der Quietschbeu das unruhige Baby. Den habe ich aber nicht gestillt.

Dasselbe gilt im Übrigen für Speisen aller Art. Beim Löwenmäulchen gab es nichts, was diesen kleinen Kerl aus der Ruhe bringen konnte. Zwiebel und Knoblauch gingen sogar roh, beim Miezmeedchen müssen sie hingegen nur gekocht sein, damit sie sich nicht damit quält.

Jüngst fragte mich die Nachbarin, wie ich das denn mit dem Kaffee handhaben würde? Und ich sagte ihr, dass sie einfach ausprobieren müsse. Und zwar alles, auf das sie ungern verzichten würde. Immer ein Lebensmittel nach dem anderen. Nie 2 oder 3 an einem Tag, denn dann wüsste sie am folgenden Tag ja immer noch nicht, welche der Speisen letztendlich vielleicht zu Blähungen und Bauchschmerzen bei ihrem Baby führe. Der Rest sei „Bauchgefühl“. Man muss sich als Mutter in der Stillbeziehung ebenso wohl fühlen, wie der dazugehörige Säugling. Und wenn Einem der tägliche Guten-Morgen-Kaffee abgeht, dann sollte man wenigstens ausprobiert haben, ob der überhaupt irgendeine Auswirkung auf das Baby hat.

Von vorne herein alle Speisen, die eventuell auf die Verdauung des Babys einwirken können, kategorisch auszuschließen, halte ich für einen unnötigen Weg. Es sei denn, man steht auf dieses Verzichtsding und es stört einen nicht, dass man ein Jahr oder länger, je nachdem wie lange man stillt, Genusstechnisch zurückstecken muss.

Ich schreibe Ihnen dies während des Genuss‘ eines großen Bechers Milchkaffee. Hmmm.

Print Friendly, PDF & Email
Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
Beitrag erstellt 4659

25 Gedanken zu „Stillgenuss

  1. Da sprechen Sie ein wahres Wort gelassen aus.
    Bei uns gab’s auch alles, ab und zu hatte das Kind Bauchschmerzen, ohne dass ich ein Muster erkennen konnte, aber das hatten die Kinder der auf alles verzichtenden Muetter trotzdem auch ab und an.

    Ohne Kaffee haette ich die Babyzeit des halben Griechen schlicht nicht ueberlebt ^^

  2. *grins* bei mir ist echter Kaffee das einzige was nicht ging – ach ja und die Mörder – Chilis des werten Gattes… alles andere ging wunderbar – und mit entkoffeiniertem Kaffee klappts mit dem Aufwachen auch, wenn man daran glaubt ;-D

  3. Ich find diese „Ernährungsreligion“ auch jetzt in der Schwangerschaft schon entsetzlich… Natürlich sind mir manche Dinge klar, aber ich glaube dass vieles einfach auch eine Maß-Sache ist. Meine Ärztin hat mir auch auf konkretes Nachfragen meinen täglichen Kaffee erlaubt, und auch wenn ich ihn nicht täglich „brauche“ – ganz verzichten kann ich schon aus verdauungsförderlichen Gründen darauf nicht.

    Letztendlich muss ich oft den Kopf schütteln – über Frauen, die in der Schwangerschaft dann wirklich gar nix mehr essen (zB GAR keinen Käse, „sicherheitshalber“ – hallo??) aber auch über die, die sich so gar nix pfeifen ala *mir doch wurscht ob mein Baby mitraucht*. Etwas mehr so normal-gesunde Mittelhaltung, wie du sie auch beschreibst, wär da schon schön! ;-)

  4. das ist richtig, das habe ich auch genau so festgestellt!
    ich habe bei meinem großen anfangs alles weggelassen, aber da war wirklich keiner irgendwie glücklich mit- der Große war auch so unruhig, und ich müde und ständig auf der suche nach was zu essen was schmeckt und was ich auch essen darf. irgendwann hab ich dann gesündigt, kaffee, und alles war okay. hat mich dann sozusagen darauf aufmerksam gemacht mal meine neuen ungewohnten gewohnheiten zu überdenken…
    man muss wirklich alles ausprobieren und dann merkt man schnell was das kleine nuckelchen verträgt und was nicht.
    kaffee hab ich dann aber trotzdem rationiert. man muss es ja nicht forcieren :-) aber das macht den genuß dann gleich noch toller- wenn man weiß, dass das der einzige kaffee am tag sein wird genießt man ihn viiiel mehr :D

    ….ich glaube, ich hab jetzt auch wieder lust auf kaffee… ;-) den zweiten für heute, ich stille ja nicht mehr *gg*

  5. dazu sag ich nur AMEN! ^^

    Genau so hab ich das auch immer gemacht, nur bei Pfefferminztee hab ich angst gehabt, da ich den echt in Übermaß getrunken habe und der abstillend wirken soll, da hab ich dann aber gern verzichtet ^^
    Sonst hab ich mir alles schmecken lassen, es sei den Sam reagierte am nächsten Tag drauf ^^

  6. Ich habe meinen Kaffee immer getrunken. Was hat das Kind davon, wenn es mir wegen Koffeinmangel schlecht geht?
    Ansonsen gibt es keinerlei wissenschaftliche Studien, die belegen, dass die Ernährung der Mutter überhaupt einen Einfluss auf das Verhalten des Kindes hat. Die Sache mit den Blähungen ist nachwievor eine Vermutung, für die es keine Belege gibt (nachzulesen im Renz-Polster). Und im Ernst, wie soll die schwer verdauliche Paprikaschale, die vielen Menschen Probleme macht, in die Muttermilch gelangen? Das ist genauso absurd wie die Annahme, die Kerne von den Erdbeeren gehen in die Milch über und verstopfen die Milchgänge. In diesem Sinn, haut rein und esst was euch schmeckt!

    1. Die Kerne der Erdbeeren sollen die Milchgänge verstopfen? Jaaaaaa, natürlich… Es gibt wirklich Dinge, die einige Leute glauben, bei denen man sich nur an den Kopf fasst!

  7. Ich denke, es gib eben Kinder und Kinder. Manchen macht etwas nichts aus, den anderen schon. Deshalb stehe ich auch auf dem Standpunkt, dass man einfach alles ausprobieren sollte. Bei uns ging z.B. alles mit Kohlensäure gar nicht, Zwiebeln haben aber nichts ausgemacht.
    Zum Kaffee – ich denke, es macht das Maß, so wie bei allem. Ich habe auf meinen Morgenkaffee nie verzichtet, wenn ich aber am Nachmittag auch noch mal einen getrunken habe (z.B. weil ich eine Einladung hatte), merkte ich das schon am Schlafverhalten des Kindes.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Reaktionen, wenn denn welche kommen, oft erst einen halben Tag später auftreten. Schließlich braucht es eine Weile, bis die Stoffe verdaut sind und in die Körperflüssigkeiten der Mutter übergehen, und dann wiederum ja auch noch vom Kind verstoffwechselt werden müssen, bis sie ggf. eine neagative Wirkung erzeugen.

  8. Nur eine kleine Ergänzung beim Kaffee/Koffeingenuss:
    Koffein sollte man nur in Maßen zu sich nehmen. Nur ungefähr soviel, wie in drei Tassen Kaffee enthalten ist. Das kindliche Herz schlägt noch schneller als das erwachsene und wird mit mehr „Anregung“ nicht fertig.
    Und zu Pfefferminze und Salbei: Diese drosseln die Milchmenge und sollten daher gemieden werden oder können eben „gezielt“ eingesetzt werden.

  9. Hihi, ich saß oft mit einem Stillkind an der Brust und einer Tasse Kaffee in der Hand am Frühstückstisch. Einzig das Brötchen musste ich mir vom Liebsten machen lassen, weil ich nur eine Hand frei hatte.

    LG Anja

  10. Hast Du gut gesagt :)

    Beim Essen habe ich auch nie aufgepasst. Konnte auch nie wirklich ein Muster erkennen.

    Kaffee und Alkohol meide ich allerdings wirklich seit nun mehr bald 3 Jahren (Schwangerschaft + 2 Jahre Stillzeit) konsequent. Das sind einfach Giftstoffe die ich nicht auch nur annähernd in meinem Körper haben will wenn das Kind mittrinkt. Ich weiß dass ein Glas Wein oder normaler Kaffeekonsum vermutlich gar nicht in der Milch ankommt, dennoch möchte ich es einfach nicht.

    Ich brauche aber auch keinen Kaffee und habe auch vor der Schwangerschaft kaum welchen getrunken. ;)

    Deshalb sollte wirklich einfach jeder so machen wie er sich und sich das Kind wohl dabei fühlt.

    LG

  11. Jawoll !!! Das ist die einzig vernünftige Art, die Dinge anzugehen (fast alle Dinge übrigens): gelassen, mit einer Prise Humor und ohne, dass man sich dabei komplett verliert. Klar sollte man den Kaffee nicht literweise in sich hineinschütten und es sollte einem bekannt sein, dass Salbeitee die Milchmenge drosselt. Aber alles andere ist, wie Du schon sagst, ohnehin von Kind zu Kind total verschieden. Und von Mutter zu Mutter auch. Mir zum Beispiel ist es gar nicht schwer gefallen, auf Zwiebeln und Knoblauch vorsorglich zu verzichten, als mir dann aber auch der Spargel abspenstig gemacht werden sollte, habe ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt.
    Du wirst bestimmt ne prima Wochenbettbegleiterin!
    LG

  12. Kann ich so unterschreiben. Ich habe an Heilig Abend damals, als Colin 11 Tage alt war ganz aus Versehen Rotkohl gegessen. Ich hatte mich auf eine unruhige Nacht vorbereitet, aber dem kleinen Bäuchlein hat es nicht geschadet. Dass hat mich damals angetrieben es wenigstens auszuprobieren alles zu essen. Zwiebeln und Knofi habe ich allerdings in Maßen gegessen und nicht so wie ich das sonst bestimmte Dinge vielleicht (sehr stark mit Knofi) würzen würde.

  13. Hihi, ich kannte vor dem Stillen auch immer nur all die strengen Regeln… . Auch wenn mir nie klar war, wie es der schwer verdauliche Kohl bis in die Muttermilch schaffen soll. Ich habe daher auch alles (einzeln) ausprobiert. Und siehe da, selbst Knoblauch hat meinen Racker nicht von seiner Milch abhalten können. Blähungen bekam er nicht von meinem Essen, allerdings lösten rohe Tomaten einen wunden Hintern aus, witzigerweise heute noch, wenn er sie selbst ist (liegt wohl an der Säure).
    Also: alles in Maßen ausprobieren und sich dann nach dem eigenen Kind richten ist hilfreicher als monatelanger, nerviger Verzicht. Mal von „Giftstoffen“ wie Nikotin und Alkohol abgesehen, natürlich.

  14. Dito. Dito. Dito. In allen Punkten.
    Totschlägerargument für alle Ernährungswahnsinnigen während der Stillzeit:
    In Thailand, da essen die Frauen auch alles, scharf, Knofi, Zwiebeln…und stillen ihre Kinder. Die ganze Welt isst, was sie zur Verfügung hat und stillt. 3-Monats-Koliken gibt es nur in der westlichen Welt.
    Morgens n Latte, nachmittags n Latte. Immer, immer, immer.
    LG Eva

  15. Was die Ernährung während des Stillens angeht, kann ich nur beipflichten. Ich habe in all meinen Stilljahren festgestellt, dass die Kinder oft Probleme mit den Lebensmitteln hatten, die ich (aufgrund temporärer Unverträgluchkeit) in der Schwangerschaft gemieden habe. Beim Kaffee bzw. Koffein ist es etwas anders: in der zweiten SS hatte ich es weg gelassen, weil das Baby mit starker Unruhe reagiert hat, und kurz danach gelesen habe, dass schon relativ kleine Mengen das Risiko für eine Fehlgeburt verdoppeln. So habe ich eben eine Zeit darauf verzichtet…

  16. Wohl wahr. Ich kann z.B. keinen Spinat essen. Das wird zwar von allen als sehr gut verträglich bezeichnet, verursacht bei mir und dem Baby aber wahre Pupsorgien :-) Erdbeere, die ja mit Vorsicht zu genießen sind, gehen hier ohne Probleme in großen Mengen. Davon verdrücke ich auch mal gerne ein Kilo auf einmal :-)

  17. Kann mich nur anschließen!

    Und ich gehöre zu den Bösen *vorsteinenduck*, die in der Stillzeit sogar mal ein Radler oder sogar einen Hugo getrunken haben. Rechtzeitig zur Geburt des Kleinen kam eine Studie heraus, die besagte, dass Alkohol (in Maßen) während er Stillzeit noch viel weniger bedenklich sei als angenommen, wogegen das auf keinen Fall für die Schwangerschaft gelte. Hat mich überzeugt, auch wenn die Studie aus Schweden kam.

    Prost.

  18. Mir wurde beim Großen gleich nach der Geburt im KH Linsengemüse aufgetischt, das hatte ich so nicht ausgewählt, hat aber trotzdem überhaupt nichts gemacht u beim Kleinen hatte ich keine Angst mehr u hab mir bei über 30°C im Schatten täglich einen großen Rohkostsalat bestellt (ich meine mich zu erinnern, dass die Alternative einmal Kartoffelpü mit Sauerkraut gewesen wäre!). Wir hatten hier auf jeden Fall auch Stillkinder, die alles gut vertragen haben, auch die Tasse Kaffee zum Frühstück, auf die ich nie hätte verzichten können ;)

  19. mir sagte die hebamme beim ersten kind sogar, dass ein kaffee am morgen gut sei, um das kind zu «wecken» – damit es sich schnell an einen «normalen» rhythmus gewöhnt. :-))) hat nix genutzt.

    in der ersten schwangerschaft war ich extrem konsequent, aus welchen gründen auch immer. bei den beiden folgenden ass und trank ich, was ich wollte, ausser lachs und tartar sowie alkohol. aber einmal ein chateaubriand… WAT LECKER! :-) und auf weichkäse konnte ich auch nicht verzichten, ich mag das einfach zu gern. auf die einnahme von vitaminen und folsäure hab ich ebenfalls verzichtet, das aber vor allem, weil mir das würgereize verursachte, wirklich ganz schlimm. in absprache mit den ärzten war das aber ok und ich hab versucht, viel folsäure und vitamine in gemüse und früchten zu essen…

    folgen: null. nada. glück? zufall? ich finde: jede wie sie will.

  20. Vielen Dank! Das Thema Erbaehrung wird auch glaube ich in keinem Land so uebertrieben wie hier in Deutschland.

    Ich habe unmittelbar nach der Geburt erstmal nen starken Kaffee gebraucht und auch ziemlich schnell mit meiner Diaet ( Achtung nicht steinigen) angefangen. Damit meine ich viel Rohkost und Salate, Gefluegel, und Gemuese und mein Schatz hatte nie Probleme mit Blaehungen und hatte von Beginn an schon lange Stillabstaende. Ein ebensolches Thema ist Sport in der Stillzeit. Damals im Forum wurde ich als egoistisch beschimpft, da ich riskieren wuerde dass die Milch sauer wird.

    Ich habe aber das alles fuer mich gebraucht und dadurch das ich mich wohlfuehlte ging es meinem Kind genauso gut. Immerhin haben wir fast 16Monate gestillt.

    …ausserdem ist eine Tasse Kaffee sicherlich viel gesuender fuer das Kind als ein Glas Cola welches uebrigens auch Koffein enthaelt..

Schreibe einen Kommentar zu chrizzo Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben