Babymassagen-Flashback

Da war ein Vorfall, am Dienstag, bei der Babymassage, von dem ich Ihnen noch gerne berichten möchte, weil er mich seitdem jeden Tag ein bisschen beschäftigt hat. Emotionsdinge, gerade bei Erstlingsmüttern, nehmen mich immer ganz schrecklich mit, weil ich mich dann an meine erste Zeit als Mutter erinnere und wie verloren und hilflos ich mich oft gefühlt habe.

Ich besuche diesen Babymassagekurs nun in der zweiten Runde. Der Kurs dauert 5 Stunden und da er unmittelbar vor der Rückbildung stattfindet, diese aber 10 Kursstunden geht, habe ich den Kurs einfach noch einmal gebucht. Er macht Spaß, die Hebamme ist wirklich sehr nett und das Meedchen uns ich haben so noch etwas exklusive Zeit miteinander.

Nun ist in dieser zweiten Runde eine Erstlingsmutter, vermutlich so in meinem Alter, mit einem kleinen Babymädchen. Und das Babymädchen ist jetzt nicht so glücklich mit der Massage. Sie meckert, windet sich, weint … aber nicht so, dass man sagen würde, sie mag die Massage nicht. Sie ist eben einfach noch sehr klein und vermutlich um die Uhrzeit auch müde und/oder hungrig. Das ist alles kein Drama. Der Quietschbeu fand die Babymassage damals auch nur sehr bedingt gut. Er nörgelte und meckerte die erste Stunde, schrie auch mal eine Zeit lang. Es war immer sehr unentspannt und ich hatte Gedanken wie: „Nervt das nicht die anderen Mütter in denen Eintracht mit ihren glücklichen Babys?“, „Wieso ist mein Kind so unzufrieden mit mir?“, „Was mache ich falsch, dass ihm das nicht gefällt?“ und zu letzte das gute alte „Ich bin eine schlechte Mutter“.

Es gibt keine Erklärung für diese Gefühle und Gedanken. Man hat sie einfach. Man fühlt sich unzulänglich und das schöne Bild von den zusammen sitzenden Müttern, die glücklich ihre Babys massieren und dabei fröhlich schnacken verpufft wie eine Seifenblase.

Auch das Miezmeedchen hat in der ersten Stunde gemurrt und gemeckert. Klar. Die Umgebung und Situation war neu. Vielleicht war ihr ein bisschen kalt oder die Unterlage hat zu laut geraschelt. What ever. In der zweiten Stunde hat sie erst nach einer halben Stunde gemurrt, weil sie müde wurde. Diesmal, mit dem Wissen dass alle Babys immer mal wieder dieses oder jenes doof finden, gute und schlechte Tage haben und dennoch alle groß und glücklich werden, stresst mich das überhaupt nicht mehr. Ich stille sie zur Not, wenn sie Aufregung zu groß ist. Oder mache mit ihr Faxen, von denen ich genau weiß, dass sie dann lachen muss. Nur weil ich einen Babymassagekurs gebucht habe, muss ich nicht zwanghaft 60 Minuten lang mein Baby massieren. Es geht ums Wohlfühlen. Von Baby und Mutter.

Und jetzt komme ich mal zu meiner Ausgangsgeschichte zurück. Die junge Mutter wird durch das Gemecker und Weinen ihres Babymädchens sehr schnell sehr unruhig. Versucht tausend Dinge gleichzeitig, um das Kind zu beruhigen und mach es damit nur schlimmer. Es ist nicht so, dass die Hebamme und auch ich das nicht bemerkt hätten. Aber man sagt einer ohnehin schon unsicheren Erstlingsmama nicht in solch einer Runde, dass sie ihr Kind hibbelig und unruhig werden lässt. Als sie in der letzten Stunde dann urplötzlich und unerwartet aufsprang und aufbrach (und vor der Tür zu Weinen begann), hätte ich mitheulen können. Einfach, weil da wieder dieser Flashback war, der mich an diese blöden Zweifel und Gefühle erinnerte.

Und darum möchte ich ihr nächste Woche gerne vor Beginn des Kurses sagen, dass es mir damals genauso ging. Dass das nicht schlimm ist, wenn die Kleine weint. Dass sie sie nicht zwanghaft massieren und stillhalten muss. Dass niemand von uns genervt ist, wenn die Kleine weint. Sie soll sich in unserer Runde wohlfühlen, unter Gleichgesinnten sein und sich entspannen. Und wenn sie sich nur dazu setzt, ihr Baby stillt und einen Kaffee trinkt.

Ich ärgere mich etwas, dass ich das nicht bereits letzte Woche tat. Aber da war diese akute Situation, die ich vermutlich nur noch schlimmer gemacht hätte.

Ich hoffe im Moment nur, dass sie nächste Woche wieder kommt und sich nicht endgültig hat entmutigen lassen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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21 Gedanken zu „Babymassagen-Flashback

  1. Ohja, bitte mach das unbedingt!!
    Ich war ja auch so eine und habe mich dann wirklich entmutigen lassen, weil mein Söhnchen zusätzlich noch unterträglich schrill quietschte… aber wem erzähl ich das, Quietschbeumama ;)

  2. Jaaa, sag ihr das! Das braucht man so sehr in dem Moment. Ich bin öfter mal heulend vor Erleichterung am Anfang zusammengebrochen, nur weil eine Mutter mir seufzend sagte: „Ach, das war oder ist bei uns auch so und das ist ganz normal!“

    Ich hab diese ganzen Aktivitäten (Krabbelgruppe, Krabbeltreffs) auch immer „Selbsthilfegruppe“ genannt.

  3. Ohja, hoffentlich kommt sie überhaupt noch mal zum Kurs. Dann würde es ihr sicher gut tun, wenn du sie mal ansprichst und ihr sagst, dass du ihre Gefühle verstehst und dass sie auch mit einem meckernden Babymädchen willkommen ist. Schön, dass du so einfühlsam bist und es auch so schön aufschreibst.

  4. Hallo Mama Miez,

    als ich vor zwei Jahren mit meinem Muckelchen einen Babymassagekurs besucht habe, war ich so wie die Mama in Ihrem Kurs.
    Ich hätte mir damals gewünscht, dass jemand wie Sie mir den Druck vom „perfekten Glück“ genommen hätte. Doch leider war es nicht so, jede Stunde war ich sehr angespannt und mein Muckelchen hat es sehr schön nach außen gespiegelt….
    Den Kurs habe ich mit dem Gefühl beendet: „…das hätte ich mir auch sparen können….“
    Vielleicht können Sie durch die Hebamme an die Kontaktdaten der Mama kommen und so schon vor der nächsten Stunde mit ihr sprechen….
    Liebe Grüße Agnes

  5. Super Idee! Du kannst ihr gar keinen größeren Gefallen tun — und ich bin mir sicher: von einer Mit-Mutter kann sie das wahrscheinlich sogar besser annehmen und ernstnehmen, als wenn die Hebamme sie ermutigen möchte. You rock!

  6. Klasse Idee! Ich bin mir sicher, dass die Mama wieder kommt und du die Chance nutzen kannst, ihr ein besseres Gefühl zu geben.
    Es sollte mehr solche Frauen wie dich geben!

    Weiter so! ;)

    GLG Stephie

  7. bei mir wars auch so. die uhrzeit hat nicht gepasst, Fabian war immer müde, hungrig oder beides und so hat er oft gebrüllt oder den ganzen kurs verschlafen oder gestillt. ich hab dann eben zugesehen wie man die massagegriffe macht und mich mit den anderen mamis ausgetauscht. dafür hatte ich den kurs auch in erster linie gebucht, um raus zu kommen und kontakte zu knüpfen.

    aber die momente, in denen er untröstlich gebrüllt hat, waren furchtbar für mich, einmal hab ich das eingeölte nackte brüllende baby durch den raum getragen, das war ja geradezu skurill. am ende hat die kursleiterin, die ich sehr sehr mochte, zu mir gesagt, dass sie es so toll fand, dass ich jedes mal wieder gekommen sei. und dass sie nicht damit gerechnet hätte, nachdem das erste mal so schwierig für mich war. das hat mich sehr überrascht (ich wäre trotz allem nie auf die idee gekommen, den kurs zu schmeißen) und dann auch sehr stolz gemacht.

    also die betroffene mutti aus Ihrem kurs freut sich bestimmt über ein bisschen aufmunterung!

  8. Ja, bitte, liebe Frau Miez, sprechen Sie diese Mutter an. Wenn man als Erstlingsmutter von Anderen gezeigt oder gesagt bekommt, dass es bei ihnen auch manchmal schwierig und nicht-perfekt war (oder ist) – eine bessere Hilfe gibt es gar nicht.
    Sehr lieb, dass Sie sich solche Gedanken machen. Viel Erfolg!

  9. Ich habe mich auch entmutigen lassen und meine Tochter während des Mutter-Kind Jogas nicht mehr mitgenommen ;( schade, dass da keiner war der mir gesagt hat, dass es nicht schlimm ist wenn mein Kind mal weint. Alle anderen Babys waren immer sauglücklich und meine nicht… Bitte hilf der armen Mama, dann hilft sie sicher auch der nächsten. ;)
    LG

  10. Das erinnert mich ans Babyschwimmen mit dem Kleinen…. da flogen wir aus dem Kurs, wiel er schrie und das unzumutbar für die anderen war und die Gruppenleiterin jedes Mal, wenn er etwas ruhiger wurde, sofort zur Stelle war um ihn zu beschäftigen…..Jonas mochte das damals nicht, er mochte keinen Trubel, er mochte keine fremden Menschen in seiner Nähe, er mochte es nicht, wenn andere ihn anfassten – ( inzwischen ist er der offenere von den Beiden) und wir sind auch heulend raus – weil der Hauptkommentar war, dass das den anderen nicht zuzumuten ist und wenn es ums Geld geht…… das könne man regeln.
    Aber es ging nicht um Geld…
    und wir sind mit ihm schwimmen gegangen ins ganz normale Hallenbad – dort war es noch lauter, das Wasser kälter, mehr Trubel ABER man hat ihn in Ruhe gelassen und gut wars.

  11. Ich hatte auch so ein unruhiges Baby und war schon vor dem Kurs total nervös. Unsere Kursleiterin hat gleich am Anfang erklärt, dass es total normal ist, dass die Babys weinen, unruhig sind, Hunger haben und wir uns davon nicht stressen lassen sollen. Das hat meine Nerven (und die der Anderen) sofort beruhigt und wir haben dann eben gefüttert, sind aufgestanden, rumgelaufen etc. wenn das nötig war und alle waren total entspannt.

  12. Dein Babymassagen-Flashback hat mir echt Mut gemacht! Auch ich habe bei unserem letzten Babytreffen den Druck verspürt, dass mein Kind zu dieser Zeit funktionieren und brav sein muss. Das ist wirklich Quatsch! Im Vordergrund soll etwas ganz anderes stehen. Ich werde deine Worte beherzigen und beim nächsten Mal versuchen, entspannt zu bleiben und das Treffen trotzdem zu genießen! Danke für diesen Blogeintrag! <3

  13. deine ehrlichen Worte tun mir echt gut!
    mir ging es genau wie der Mama in dem Kurs. ich bin nicht einmal in dem ganzen Kurs mit meiner Tochter auch nur 10 min zum massieren gekommen. alle anderen Mamas hatten toll entspannte Kinder u ich war auch immer den tränen nah. meine Hebamme damals gab mir leider nicht solche helfenden Worte.
    jetzt bin ich auch klüger und bin gespannt, wie mein nächstes Baby wird :-) und ob man als Mama mehr entspannt an die Sache heran gehen kann.
    liebe Grüße
    Luisa

  14. Das kennen wohl die meisten Erstlingsmuetter einschliesslich mir, und mir geht es heutzutage noch teilweise so, dass ich denke, Mist, mein Kind muss doch „funktionieren“ und soll „nicht stoeren“, trotzdem der halbe Grieche inzwischen schon zweieinhalb ist und ich es *eigentlich* natuerlich besser weiss.

    Und es ist immer Balsam fuer Seele, gesagt zu bekommen (gerade von Muettern mit mehr Kindern) wie normal das alles ist.

    Kurzum – sie wird sicherlich sehr dankbar sein, die Mama.

  15. Das ist supertoll von Dir, damals war es die Hebamme die uns Unterstuetzt hat und Mut machte das es nicht schlimm sei wenn der Keks das alles doof findet.

    Alle lachten immer, da der Keks nach etwa 10 Minuten in die Windel keckerte und anschliessend den Verlust wieder auffuellen musste. Also haben wir die meiste Zeit nur gewickelt, gestillt und geschlafen. Aber das war ok, nachdem ich aufgehoert hatte mich darueber aufzuregen.

    Ich hoffe sie kommt wieder.

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