Frau Miez macht Kwatsch mit Babys.

Wie das meistens so ist war der große erste Kurs-Tag dann doch schneller da, als ich es zuvor empfunden habe. Bis heute Morgen war ich auch sehr entspannt und gänzlich unaufgeregt. Der Miezmann lachte und kicherte seit Tagen, wenn ich abends vor meinen Netbook saß und leise Fingerspiele und Reime übte. Eine große Anzahl an Fingerspielen, Reimen und Liedern kannte ich ja schon aus der Babyzeit vom Quietschbeu und dem Löwenmäulchen. Aber da ich ein Freund von Abwechslung und Neuem bin, stöberte ich viele Abende im Internet und suchte nach etwas Anderem.

Letztendlich hatte ich für die ersten Stunden ein kleines Dokument mit den gängigsten und hübschesten Fingerspielen und Reimen zusammen. Der Rest war Improvisation, da ich nur ins Schleudern gerate, wenn ich zu viel Struktur habe. Albern, aber das war schon immer so. In der Schule und auch im Job. Alles was mehr als Stichwörter ist, bringt mich total aus dem Konzept.

Ich fuhr heute Morgen also nach dem Kindergarten kurz nach Hause, lud die Kiste mit den Spielutensilen ins Auto, packte mein Meedchen ein und fuhr zum Kursraum. Dort hatte ich schnell die Matten aufgebaut und mit großen Decken abgedeckt, so dass eine hübsche Spielfläche enstand. Darauf verteilte ich dann die selbstgebastelten Wasserrasseln, Spielringe, Obälle, Igelbälle und Chiffontücher. Viel mehr braucht man zum Entertainment von Babys im Alter von 9 bis 20 Wochen ja auch nicht.

Dann wollte ich noch schnell die Texte ausdrucken, damit ich im Zweifel schnell einen Blick drauf werfen konnte. Doch der Drucker wollte nicht so wie ich. Das war dann der Punkt, an dem ich höllisch nervös wurde. Das Meedchen spielte derweil bereits sehr ausgelassen auf der großen Spielfläche und perfektionierte das auf den Bauch rollen mit großer Freude. So viel Platz für so ein kleines Menschlein. Während ich im kleinen Büro den Drucker verfluchte und beschimpfte, hörte ich das Miezmeedchen freudig quieken und jauchzen.

Als es kurz vor halb neun war entschied ich mich den Drucker am Leben zu lassen und die Texte halt am Netbook selber abzulesen, wenn nötig. Ich fing also an die mitgebrachten Trauben zu waschen, damit die Muddis was zu naschen hatten. Da kamen dann aber auch schon die ersten Damen und die Trauben gerieten in Vergessenheit.

Heute waren wir also 5 Mütter mit Babys zuzüglich dem Miezmeedchen und mir. Eine Mutter konnte aufgrund ihrer kranken Kinder heute nicht kommen, wird aber nächste Woche dabei sein.

Nach kurzer Vorstellungsrunde, wer wie alt ist, wie die Geburt war und obs noch Geschwisterkinder gibt, hab ich dann mal unser Willkommenslied angestimmt. Fakt ist: ich singe für meine Kinder unheimlich gerne, viel und laut. Fakt ist auch: als Vorsinger für „Fremde“ komme ich mir rasant blöde vor. Fakt ist außerdem: man überlebt das sich-blöd-vorkommen echt gut, wenn man einfach drauf hält.

Zur Melodie von Bruder Jacob gabs also zur Begrüßung:

Hallo Meedchen*, Hallo Meedchen*
Wo bist du? Da bist du!
Wie geht es dir heute? Wie geht es dir heute?
Hoffentlich recht gut, hoffentlich recht gut.

* jeweiliger Babyname

Außerdem sangen und spielten wir Klassiker wie

  • Die Maus hat rote Strümpfe an
  • 10 kleine Zappelmänner
  • Butter machen
  • Wie ein Fähnchen auf dem Turme

Mein Lieblings-Sing-Spiel ist übrigens Alle meine Boote. Dazu setzt man sich im Schneidersitz hin und nimmt sein Baby auf den Schoss, mit dessen Rücken an den eigenen Bauch. So, dass es in die Runde gucken kann. Dann schaukelt man gemeinsam sanft hin und her und singt dazu auf die Melodie von Alle meine Entchen:

Alle meine Boote schaukeln auf dem Meer, schaukeln auf dem Meer
Und die kleinen Segel flattern hin und her.

Alle meine Wellen geleiten an den Strand, gleiten an den Strand,
und die kleinen Krebse kringeln sich an Land.

Was die meisten Babys und auch ich sehr gerne mögen, sind Spiele mit bunten Chiffontüchern. Die Tücher sind schön leicht und durchsichtig, verändern aber das Sehen und die Wahrnehmung, wenn man hindurch guckt. Zudem streichen sie ganz sanft über die Haut, wenn man das Baby damit streichelt. Ich habe die Muddis dann ihre Babys mit je einem Tuch zudecken lassen. Also das Tuch über das Gesicht gleiten lassen. Dazu haben wir gesungen:

Unsere Kinder sind verschwunden, wir haben keine Kinder mehr.

Dann haben wir die Tücher wieder gelüftet – sie gleiten dann ganz sanft durch die Luft, was wirklich toll aussieht – und man singt:

Hui, da sind die Kinder wieder, trallala-lala-lala.

Statt Kinder kann man auch direkt den Namen des eigenen Babys singen. Da wir das aber alle gemeinsam gemacht haben, haben wir den Text verallgemeinert gesungen.

Zwischendurch haben die Babys dann alle die verschiedenen Spielutensilien erkunden und bespielen dürfen. Am beliebtesten waren die Obälle, in die ich Chiffontuch hineingesteckt hatte. Außerdem die Jako-o Spielringe, die sowieso mein kleiner Babyspielzeuggeheimtip sind. Die Mütter haben sich währenddessen locker unterhalten und ausgetauscht.

Die Mutter mit dem jüngsten (9 Wochen) und schwersten (7 Kilogramm) Baby hat mich besonders fasziniert. Der Kleine war relativ schnell unruhig, da so viele neue Eindrücke auf ihn eingeprasselt waren. Als ich merkte, dass seine Mama ebenfalls unruhig wurde, habe ich ihr direkt gesagt, dass es hier nur darum ginge, dass sich ihr Baby und sie selber wohl fühlen. Wenn sie also Stillen möchte, solle sie stillen. Wenn sie den Kleinen ins Tragetuch nehmen möchte, solle sie ihn ins Tragetuch nehmen. Ich würde keine Noten und keine Zeugnisse verteilen. Es bestünde ebenso keine Mitmachpflicht, nur die eine, und die wäre eben: Wohlfühlen!

Sie hat das dann sofort und ganz großartig umgesetzt, den Kleinen ins Tragetuch genommen, sich auf einen großen Petziball gesetzt und einfach von dort aus mitgesungen und sich unterhalten. Am Ende der Stunde hat sie sich dann bedankt, dass es so schön gewesen wäre, obwohl ihr Kleiner kaum mitgemacht hätte. Da war ich ein bisschen gerührt, denn wir erinnern uns an die Mutter aus dem Babymassagekurs, die sich so furchtbar selber unter Druck gesetzt hatte, weils nicht sofort so lief, wie sie sich das vorgestellt hatte. Schön, dass ich so ein bisschen Entspannung weitergeben konnte.

Geschlossen haben wir übrigens mit diesem hübschen Abschiedslied:

Winke winke winke – wink, auf Wiedersehn,
winke winke winke  – wir wolln nach Hause gehn.
Wiedersehn Meedchen*! Wiedersehn Meedchen*!
Winke winke winke – wink, auf Wiedersehn.

*Name des jeweiligen Babys

Das erste Feedback war sehr positiv, aber ich habe auch noch einmal betont, dass sie sowohl Anregungen wie auch Kritik jederzeit gerne anbringen können und sollen. Es hat ja keiner was vom Kurs, wenn man keinen Spaß daran hat und ich möchte ja bitte gerne auch etwas dazu lernen.

In diesem Sinne:
Wer hat an der Uhr gedreht?  Ist es wirklich schon so spät? Soll das heißen, ja ihr Leut´, mit der Miez ist Schluss für heut´!

Ta-ta-ta-tam. Damm. Damm.

 

 

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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11 Gedanken zu „Frau Miez macht Kwatsch mit Babys.

  1. Hach da wünsch ich mir doch die „alte Zeit“ zurück…. Damals… (genauer genommen vor 1 Jahr) durften wir auch noch die Krabbelgruppe besuchen.
    Wir gern würd ich mal bei dir schnuppern kommen. :)

    Toll wie du das alles meisterst! Herzlichen Glückwunsch für so einen tollen Start! Weiter so!!

  2. Das klingt soooo schön! Und auch das Foto vom Kursraum sah toll aus. Echt schade, dass es so weit weg ist, zu deinem Kurs würde ich definitiv auch kommen.

    Darf ich noch mal fragen, was eigentlich aus der Mama im Babymassagekurs geworden ist? War sie nochmal da und konntest du ihr die Anspannung nehmen?

  3. Also das klingt wirklich toll :-D
    Ich freu mich für Dich und für die Teilnehmer, die eine schöne Zeit mit ihren Babies haben konnten.
    Toller Kurs-Start also… weiter so!
    GLg, MamaMia

  4. Hey, schön das Du so einen tollen Start hattest!
    Ich habe mal eine oder mehrere Fragen. Mußt Du irgendeine Ausbildung für so einen Kurs haben? Oder dürfte ich das auch machen? Denn bei mir in der Gegend herrscht sozusagen eine Dürreperiode, was solche Kurse angeht! Und vor allem finde ich die Wohlfühlsache toll! Ich habe nämlich keine Lust meinen Zwerg zu Entschuldigen, nur weil er keinen Bock auf irgendwas hat oder etwas mehr macht als andere!
    Ob ich sowas machen könnte, von der Person her, weiß ich jetzt nicht, aber wenn man jemander weiß, wäre das für unsere Trauerregion doch schon mal was!!
    LG und weiter so! Hört sich echt kuschelig an!

  5. „Alles was mehr als Stichwörter ist, bringt mich total aus dem Konzept“

    Ach das beruhigt mich jetzt, dass ich nicht alleine an diesen Symptomen leide ;-)
    Viele Grüße
    Viola

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