Luft holen. Ausatmen. Lächeln. Winken.

 „Du hast das ja so gewollt!“ Das ist so ein Satz. Einer, nachdem ich gerne mal tief Luft hole, die Backen aufblase, die Luft wieder raus presse und lächle. Aber definitiv nicht antworte. Lächeln und Winken.

Vielleicht kommt es auch so ein bisschen darauf an, wer diesen Satz sagt. Zuletzt gehört habe ich ihn vom Mann einer Elternbeiratskollegin und von dessen Vater – völlig unbekannterweise – als dieser seinen Enkel vom Kindergarten abholte.

Ja, ich habe meine drei Kinder gewollt und gewünscht. Sie sind alle drei absolute Wunschkinder und das kann ich mit jeder Faser meines Herzens bejahen und unterstreichen. Nun ist es aber doch so, dass allein die Tatsache, dass ein Kind ein Wunschkind ist, dieses nicht automatisch zu einem angepassten, folgsamen, höflichen und leisen Lebewesen macht. Die kommen trotzdem alle als Individuen, mit eigenem Charakter und Emotionalität zur Welt, entwickeln trotzdem ihren eigenen Willen und müssen trotzdem lernen, sich in ihrem sozialen Gefüge zu behaupten und ihren Platz zu finden. Und wie im letzten Artikel schon geschrieben, ist das für uns Eltern oft auch sehr anstrengend, nervenaufreibend und fordernd.

Gerade die oft stressige Situation, wenn ich die Jungs vom Kindergarten abhole, bringt mich da manchmal ganz schön ins Rudern. Im schlechtesten Fall weint das Miezmeedchen, weil es gerade wach gemacht worden ist, der Quietschbeu will lieber noch Kettcar fahren und das Löwenmäulchen will unbedingt, dass ich ihn trage, ihm keine Schuhe anziehe und sowohl Schwester wie auch Bruder zurück lasse. Die Jungs sind müde und geschafft vom Kindergartentag, das Löwenmäulchen vielleicht vom Mittagsschlaf auch noch nicht wieder richtig wach und dann kommt die Mama und holt sie auch noch aus ihrer aktuellen Beschäftigung heraus. Das fände ich als Kind auch doof und da kann ich als Mutter einfach nicht jedem Kind gleichermaßen gerecht werden. Zwar habe ich da inzwischen so meine Methoden und Taktiken, aber manchmal heult der eine oder der andere eben doch, manchmal stehe ich dann 10 Minuten am Tor, das heulende Miezmeedchen im Arm und flöte ein genervtes „Kommtihrbitte?“ nach dem anderen vor mich hin.

Und in so einer Situation kommt dann einer vorbei und sagt „Du hast das ja so gewollt!“ Im Grunde würde ich in diesem Augenblick gerne alles fallen lassen, dem Kerl an den Hals springen und ihn zu Boden würgen. Luft holen. Ausatmen. Lächeln. Winken.

Nur weil man es so gewollt hat, darf man jetzt nicht genervt sein, oder wie? Nur weil ich mich ganz bewusst für 3 Kinder mit geringem Altersabstand entschieden habe, darf ich weder Seufzen, noch die Augen rollen oder auch mal laut Stöhnen? Das finde ich jetzt doch so ein mikro-µ-bisschen ungerecht, diese Einstellung.

Im Umkehrschluss ist es übrigens ebenso anstrengend, wenn einem nahezu jeder, der das erste Mal von den drei Kindern hört, die Hand auf die Schulter legt, einen mitfühlenden Blick aufsetzt und Sinngemäß so was wie „Sie Arme, da müssen Sie ja ganz schön was schaffen!“ sagt. Jetzt mal unter uns, wo ich hier gerade vom genervt sein und von Anstrengung referiere: sooo schlimm ist es jetzt auch nicht, das Leben mit 3 Kindern. Unterm Strich vermutlich nicht anstrengender als das Leben mit einem oder mit zwei Kindern. Rückblickend empfinde ich das jedenfalls so. Wenn ich nur mit zwei Kindern unterwegs bin oder nur mit einem Kind, dann ist das total easy peasy. Denn ein Kind ist kein Kind. Sie lachen. Aber wenn man dann 1+ Kinder hat, dann ist das so. Gefühlt zumindest. Man wächst ja auch mit und an seinen Aufgaben. Und außerdem: ich hab das ja so gewollt, nicht? Gnihihi (nieistsiezufrieden).

Luft holen. Ausatmen. Lächeln. Winken.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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26 Gedanken zu „Luft holen. Ausatmen. Lächeln. Winken.

  1. Oh- das kenne ich auch nur zu gut!

    Sobald man mehr als zwei Kinder hat, scheint man das Recht verloren zu haben auch mal zu stöhnen und genervt zu sein – man hat es ja so gewollt!
    Gewollt habe ich meine ersten beiden Kinder aber auch!

    Den Satz: „Ein Kind ist kein Kind!“ unterschreibe ich auch sofort – wenn man mehrere hat ist das einfach so!

    Vielleicht hast du ja Lust, dich an unserer Blogparty für größere Familien zu beteiligen? http://kleinesfamilienunternehmen.blogspot.de/2012/10/kinderreich-die-blogparty-fur-groe.html

    Liebe Grüße
    Stephanie

    1. Die „Party“ finde ich prinzipiell eine tolle Sache. Da ich mich aber nicht an alle Teilnahmebedingungen halten kann/möchte (Button einbauen z.B.), lehne ich dankend ab, mache aber gerne auf FB dafür Werbung. :)

  2. Wahre Worte: so geht es mir mit meinen dreien (4, 2, 4 Monate) auch oft.

    Und besonders das „ein Kind ist kein Kind“ schießt mir manchmal durch den Kopf wenn ich Eltern mit einem Kind sehe.

    Gleichzeitig sage ich mir dann aber auch immer: sei nicht ungerecht, auch ein Kind ist anstrengend, denn wie du schon schriebst „man wächst mit seinen Aufgaben“

    Ich wurde letztens auch gefragt, ob drei Kinder denn anstrengender als zwei sein und ich musste sagen: ja und nein. Wenn sie meckern, trotzen oder zanken dann natürlich ja. Aber wenn sie (miteinander) spielen, fröhlich sind: nein. Dann muss ich immer Innehalten und bin so froh, dass sie einander haben <3

    Und dass ich sie habe!

  3. Ich habe selbst drei Kinder im Alter von (fast) 3, (fast) 6 und (fast) 9. Vielleicht ist der Altersabstand der Grund dass ich keine Sprüche bekomme. Oder ich bin so zen, dass alle ruhig bleiben. Vielleicht denkt sich der ein oder andere auch seinen Teil. Was mir wiederum egal ist, was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
    Aber – vielleicht darf ich das, weil ich selbst drei habe? – bei geringem Altersabstand neige ich auch dazu zu denken „Gut, das war so gewollt“.
    Aber das mit „Ein Kind ist kein Kind“ ist ein weeeeenig hochmütig, finde ich. Wir alle haben mit einem Kind angefangen, und je nach Temperament des Kindes und Lebenslage (wie sehr beruflich involviert, wie viel Unterstützung von außen, wie ist die Familiensituation, ist da ein Mann oder ist man alleinerziehend etc) kann ein Kind schwerer auf den Schultern sitzen als 2, 3 oder 4..
    Wer allerdings mal einen Tag statt drei Kindern „nur“ eines hat, der hat praktisch Freizeit, gefühlt.

    Aber das wird alles noch ein Spaß sobald sie in die Schule gehen..

    Viele Grüße,
    Nina mit einem (fast)-Kindergartenkind, einem Vorschüler und einem Kind in der 3. Klasse

    1. Der Spruch „Ein Kind ist kein Kind“ ist nicht hochmütig, sondern Augenzwinkernd. Ich zitiere mal das komplette Satzgefüge:

      Denn ein Kind ist kein Kind. Sie lachen. Aber wenn man dann 1+ Kinder hat, dann ist das so. Gefühlt zumindest. Man wächst ja auch mit und an seinen Aufgaben.

      Man könnte auch „Wer allerdings mal einen Tag statt drei Kindern “nur” eines hat, der hat praktisch Freizeit, gefühlt.“ schreiben. Sind nur andere Worte für die selbe Aussage :)

      1. Ich meine diesen Spruch auch nicht herablassend – ich weiß noch sehr gut wie anstrengend ein (Schrei-)Kind sein kann!

        Es ist wirklich dieses Gefühl von Freizeit, wenn man sich mal nur um ein Kind kümmern muss. Das man einfach mal auf ein Kind eingehen kann ohne noch weitere Ansprüche erfüllen zu müssen. Oder dass sich das eine Kind dann schön beschäftigt und man tatsächlich freie Zeit hat!

  4. Im Idealfall braucht man nur zu warten, bis sich der Andere auch mal beschwert oder stöhnt oder seufzt – über den Job, die Beziehung, die Lebensweise… Denn das haben sie ja auch alle ’so gewollt‘. ;)

    (Ich kann übrigens auch mit einem Kind situationsbedingt total überfordert sein, gar kein Problem :D Na, nicht mehr lange.)

  5. Ich denke mal, das Leben ist immer relativ, die Wahrnehmung sowieso. Ich finde es mit dreien ziemlich locker und habe schon fast Ferienstimmung, weil es nur die Hälfte ist, welche dann da ist, aber ich hatte auch mal drei und zwei und eines, und jede Kinderzahl dehnt sich halt einfach aus in die ganze Kapazität, welche ich zur Verfügung stelle. Ob man dadurch hochnäsig wird, hat wohl mehr mit Charakter zu tun als mit der Familiengrösse.
    Lieben Gruss,
    Gabriela, die sich noch ziemlich gut erinnert, wie das war vor 14 Jahren, als der Dritte 10 Monate und der Älteste noch nicht vier war.

    1. Ich weiß jetzt gar nicht wie Begriffe wie „hochnäsig“ und „hochmütig“ überhaupt im Bezug auf meinen Beitrag fallen können. Wurde da möglicherweise einfach etwas falsch interpretiert?

  6. …ich habe zwar „nur“ ein Kind, kenne den Spruch aber auch. Wann immer es etwas „negatives“ zu sagen gibt, hört man das. Mal davon abgesehen, dass ich die Prinzessin ganz sicher nicht mit 18, mitten in der Ausbildung und in einer zerrütteten Beziehung so geplant hab, aber nun… Den Background kennen Menschen in der Regel ja auch nicht…

    Ich würde ja sagen „ziehen Sie sich den Schuh nicht an…“, aber das werden Sie auch so. Und dass es nicht einfach ist, dann einfach auf Durchzug zu stellen, ist auch verständlich…

  7. Solche Sprüche muss man, wie sie es ganz richtig tun an sich abperlen lassen. Zwar habe ich bis jetzt „nur“ ein Kind (hoffe auf mehr ;-) muss mir aber aber solche Aussagen von ehemaligen Singel-Freunden auch anhören. Schaut man auf die Bevölkerungspolitische Entwicklung dollte man solchen Sprüchen entgegrnhalten Wie Sie haben nur ein Kind? Na ja sie haben es ja so gewol

  8. Wie Tanja habe ich auch nur „ein“ Kind und habe diesen Satz schon öfter gehört!! Und ich wage zu bezweifeln, das er jemals ernst gemeint sein könnte! Denn meistens kommt der Satz von Leuten die selber nie Kinder hatten oder von älteren Damen und Herren, die schon so alt sind, das sie vergessen haben wie es mal war!
    Und ich schreie es quasi laut heraus, auch wenn der Zwerg gewollt ist, ich bin trotzdem am Augen rollen und am seufzen und stöhnen und fluchen usw…..
    Ich liebe es!
    Denn ich habe es ja so gewollt!!!! Und trotzdem bin ich Mensch….mit allem was dazugehört! Unter anderem auch mal Schwäche….

  9. willkommen im wahrem leben der mehrfachmamas.

    meine 14,12,9 und 6.bekomme auch oft zu hören dass ich das ja so wollte. es war zwar nicht so geplant aber ich bin stolz drauf alle zu haben auch wenn es manchmal stressig,nervend und was weiss ich ist. oder der blöde spruch dann haben sie aber genug zu tun? das ist aber ne menge arbeit?oder wenn einer spielen kommen will;sie haben doch schon soviele kinder .

    das tollste ist aber wenn ich meistens mit nur den 3en unterwegs bin und dann schockiere dass ich eigentlich 4 habe. allerdings fand ich die blöden sprüche mit 3 schlimmer als mit 4. da bekommt man schon fast respekt rübergebracht und bewunderung.

    stressiger ist es nicht mehr mit 4 als mit 2 und nur ein kind zu haben wäre mir zu langweilig.

  10. Waaas , noch einen Jungen… du Arme – das ist das was ich meistens höre, aber ich bin glücklich mit meinen 4 Männern und ja, es war geplant und nein, wir wollen keine Fußballmannschaft…

  11. :-)
    Ich halte mich da immer an den Spruch meiner Mutter, die bei anstrengenden Situationen immer zu mir sagt: „Na ein Kind (oder zwei, drei… Kinder), welches immer nur stumm in der Ecke sitzt, hättest du ja nicht haben wollen, oder? Das wär doch langweilig!“ :-D
    Und genau so ist es nämlich.
    Ja! So hab ich das gewollt und nicht anders! alles andere wäre laaaaangweeeilig!!!
    :-)

  12. Ein Kind ist kein Kind. Wie wahr.
    Ich hatte nun den direkten Vergleich. 10 Tage Kur mit allen drei Kindern und 10 Tage Kur mit nur einem Kind. Die letzteren 10 Tage waren Erholung pur.
    Auch wenn manche Ein-Kind-Mütter sich durch diese Äußerung herabgesetzt fühlen, so ist es nun mal einfach so.

  13. Schade eigentlich, dass Mütter ihre wahrhaft großen Leistungen immer nur so messen können, indem sie andere herabsetzen. Soll ich jetzt schreiben, dass ein Kind für Alleinerziehende mit nahezu Vollzeitjob ganz gewiss nicht kein Kind ist und ich es viel schlimmer hab als Mütter mit Mann und ohne Job? Ich fänd es schöner und entspannter die tollen Leistungen anderer Mütter nicht immer zu vergleichen und zu messen und abzuwerten. Die heutige Zeit fordert von fast jeder Mutter ein Höchstmaß an Timing, Zurückstecken der eigenen Bedürfnisse, Belastbarkeit und so weiter und so fort. Vielleicht ginge es uns besser, wenn wir uns dann nicht noch gegenseitig mit „ein Kind, kein Kind “ bzw. „Du hast es so gewollt“ in die Hacken schießen?

    1. Noch mal, weil ichs jetzt schon so oft richtig gestellt habe: das „Ein Kind ist kein Kind“-Statement ist ironisch gemeint! Es fühlt sich als Mehrkindmutter halt so an, wenn man mal nur eins um sich hat. Das ist keine Herabsetzung von irgendwem!

      1. Ich hatte es von Dir auch gar nicht so verstanden, aber für mein Gefühl glitt die Diskussion über Deinen Eintrag sehr in die Richtung ab, und das fand ich schade.

        1. Dann bin ich froh, dass Du mich nicht missverstanden hast.
          Es ist doch wie mit jedem Thema uns Mütter und die Erziehung unserer Kinder betreffend: Wir haben nicht das Recht die Einsatz, die Handhabung und Belastbarkeit anderer Mütter zu bewerten!

  14. Finde das „Tagebuch“ von „Mamamiez“ ganz toll – liest sich spannender als irgendwelche „Weltliteratur“ oder „Belletristik“ – weil voll aus’m Leben gegriffen – weiter so!

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