enttäuscht von mir.

Heute war ich sehr enttäuscht von mir. Der Tag war wirklich schön und herrlich, wir hatten Spaß, haben gelacht … doch am Ende  des Tages knallte es so gewaltig zwischen den Jungs und mir, dass all meine positive Energie wie eine Seifenblase verpufften.

Ich kann nicht einmal sagen, was genau passiert ist. Einer nach dem anderen ging auf der Toilette Pipi machen, putzte sich die Zähne, wusch sich Hände und Gesicht und sollte anschließend den Schlafanzug anziehen. Der Quietschbeu, leicht aufgeputscht und übermütig, zankte in einer Tour das Löwenmäulchen, das verbissen mit seinem Schlafhemd kämpfte, indem er ihm das Hemd aus der Hand riss, damit wegrannte und der kreischende, schreie Bruder hinterher. Ich schickte nach dreimaliger Ermahnung den Quietschbeu in sein Schlafzimmer und das Löwenmäulchen ins Spielzimmer, damit jeder für sich in Ruhe seinen Schlafanzug anziehen konnte. Doch das sah der Quietschbeu so gar nicht ein und wurde direkt bockig. „Ich kann das nicht!“, „Ich will nicht!“, „Du bist nicht lieb!!!!“ (seine Variante von „Du bist blöd!“). Ich durfte mir so einiges anhören, aber seinen Schlafanzug zog er nicht an.

In der Zwischenzeit begann das Löwenmäulchen im Spielzimmer ebenfalls zu weinen, weil es einfach nicht in seine Hose kam. Ich stand also im Flur, zwischen Schlaf- und Spielzimmer, und versuchte den einen zu besänftigen, während ich den anderen weiterhin ermahnte seinen Schlafanzug endlich anzuziehen. Schließlich ging ich zum Löwenmäulchen und wollte ihm helfen, woraufhin der völlig fuchsig wurde, mich anschrie und wegschubste.

Ich habe dann kurzerhand beide Jungs ins ihr Schlafzimmer verfrachtet, sie in ihre Betten gesteckt – ohne Schlafanzüge – und ihnen eine sehr laute Ansage erteilt (Ja, man darf das durchaus auch als Geschrien bezeichnen!), die darin endete, dass ich die Tür zuknallte. Hinter mir.

Dann ging ich runter, brachte den Müll raus und atmete drei Mal tief durch.

Nach nur wenigen Minuten wurden das Gezeter und Geschreie ruhiger und ein zartes „Mama?“ war zu hören.  Noch einmal tief Luft geholt, wieder hoch gegangen und die Höhle des Löwen betreten. Die traurigen Blick, die mir begegneten, trieben mir direkt die Tränen der Scham ins die Augen. Ich hasse es, wenn ich die Geduld verliere, besonders vor den Jungs. Kommt selten genug vor, aber wenn, dann quält mich das selber Tage lang.

Ich erklärte, wieso ich so geschrien hatte, wieso ich wütend geworden und ich einfach weggegangen bin. Ich denke Letzteres war das, was sie am meisten getroffen und verunsichert hat. Dass ich einfach weggegangen bin und sie zurück gelassen habe. Für mich war es in diesem Moment die einzig sinnvolle Möglichkeit Spannung aus der Situation zu nehmen. Für die Jungs, insbesondere den Quietschbeu, muss aber genau das die Hölle sein. Als ich ihn in den Arm nehmen wollte sagte er leise, er habe spucken müssen. Das war dann das Tüpfelchen auf dem „i“ und ich musste doch Heulen.

Wir machten ihn schnell sauber, kuschelten uns dann zu Dritt ganz feste zusammen und lagen eine Weile nur stumm gemeinsam auf dem großen Bett der Jungs. Dann zogen wir gemeinsam die Schlafanzüge an, jeder kuschelte sich unter seine Decke und ich sang La Le Lu. Nachdem Beten baten mich beide noch ein bisschen bei ihnen zu bleiben, also legte ich mich zwischen sie und nahm beide feste in den Arm.

„Mama, ich hab Dich ganz feste lieb!“
„Ich auch, Mama, biep!“

Sie können sich nicht vorstellen was das mit mir macht, wenn meine Jungs das sagen. Und dann erst recht nach so einer Situation. Dieses Verzeihen von Kindern ist so groß, stark und ehrlich. Da fühlt man sich als Erwachsener, der Fehler gemacht hat, plötzlich ganz klein und dumm.

Vom anstrengenden Tag gezeichnet schliefen sie dann ganz rasch ein. Ich lag noch eine Weile zwischen Ihnen, streichelte ihre Wangen und gab kleine zarte Küsse. Der Quietschbeu griff im Schlaf meine Hand, zog sie feste an sich und bettete sein Gesicht darauf.

Liebe. Unendliche Liebe. 

Manchmal frag ich mich, wenn ich „auch nur ein Mensch“ bin … was sind dann meine Kinder, dass sie emotional so stark sein können?

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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20 Gedanken zu „enttäuscht von mir.

  1. Puh , da sind mir glatt ein paar Tränchen gekullert …

    ich kenne das momentan zu gut .. meine große ist 7 uns steckt gerade in einer wirklich wirklich schwierigen Phase :-/ sie schreit ständig rum, hört absolut nicht auf ein “ Nein “ oder “ lass das bitte sein“ , zickt rum und rastet manchmal richtig aus und wirft wahlos sachen durch die Gegend , oder ähnliches , es gibt momentan kaum einen Tag an dem wir nicht das Problem haben . Da passiert es auch mehr als es mir lieb ist , das sich etwas lauter werde …hnterher tut es mir unheimlich leid und ihr auch , wenn ich dann sehe wie sie mir unter Tränen sagt wie leid es ihr tut , dann zerreist es einem fast das Herz

  2. die erste Strohwitwenwoche sollte so nicht beginnen aber nu isses passiert.

    Menschen machen fehler, die kleinen genauso wie die großen. Wichtig ist nur was man draus lernt.
    Und egal was ich hier lese .. du machst das toll.Ich wäre des Lebens froh so eine Mama wie dich zu haben. Wirklich.

    – – –
    & ..
    Waaaaas !? Der Vorzeigemutti ist der Geduldsfaden gerissen? #sarkasmusaus

  3. So, und jetzt heul ich.
    Am wichtigsten ist doch, dass ihr nicht grimmig schlafen gegangen seid, und dass ihre Miezbeu-Welt vor dem Einschlafen wieder in Ordnung war.

    Schlaf du auch gut!

  4. Oh man da krieg ich doch glatt feuchte Augen.

    Das die Situation so zuende gegangen ist und ihr nicht im Streit ins Bett seid ist doch schon mal viel Wert! Ich glaube auch als Mutter hat man das Recht Fehler machen zu dürfe, und ja auch mal laut zu werden (das sollte natürlich nicht die Regel sein ;-) ) Mach dir bitte, bitte nicht tagelang Gedanken darüber, das wäre viel zu Schade um die Zeit!

    Du bist super so wie du bist! MIT alles Fehlern und Macken, ohne ist auch nicht gut!

  5. Nur ein kurzer Kommentar nach all den lieben Worten, die dich sicher schon ein bisschen trösten konnten: deine Jungs sind emotional stark, weil du und der Miezmann ihre Eltern seid. Weil sie in ihrer kleinen Welt, im Miezuniversum sicher geborgen sind und in eurer Liebe ruhen. DAS macht sie stark. Und dass sie versöhnlich sind, da bin ich sicher, das geht auch auf euer Konto: denn ihr lebt ihnen vor, wie man sich entschuldigt und wie man verzeiht. Wie man LIEBT. Das sind eure Söhne. Sie passen zu euch. Zu dir.
    Liebe Grüße!

  6. Ehrlich gesagt, ich bin davon überzeugt, dass genau solche „Erziehungsunfälle“ gut für Kinder sind. Zumindest wenn sie noch einen versöhnlichen Ausgang haben und am Ende alle sich wieder lieb haben. Und wenn es nicht grad 100 am Stück sind jeden Tag.
    Denn für Kinder ist es doch wichtig zu sehen, dass auch die Eltern Fehler machen und wie die Eltern sich dann verhalten, also sich entschuldigen, erklären usw. , damit sie lernen, was sie selbst tun können, wenn sie mal Mist gebaut haben. Außerdem zeigt es den Kindern, dass auch Eltern nicht bis ins Unendliche belastbar sind und auch mal schlechte Gefühle in uns allen stecken. Und ich finde es super, wenn dann auch mal Tränen fließen. Tränen reinigen die Seele. Weinen ist okay, für Kinder und Erwachsene. Und Kinder sind ganz tolle Tröster.

  7. Vielleicht bin ich ja blauäugig, aber wo war da ein Fehler? Weil du geschrien hast und erstmal rausgegangen bist?

    Seh ich nicht als Fehler an, sondern als richtig.

    Auch Kinder dürfen spüren, dass Sie zu weit gegangen sind. Und du bist wieder gekommen, warst da, hast es mit ihnen aufgearbeitet.

    Solche Situationen, dass man die Geduld verliert – sind doch normal – und dann rausgehen, durchatmen um dann wieder da sein zu können – mit vollem Herz.

    Ich versteh wirklich nicht was daran falsch sein soll.

    Mütter sind auch nur Menschen und ich denke, dass Kinder das durchaus auch merken (und die Grenzen auch bis dahin austesten könnten müssen).

    Ich wünschte mir, dass das viel mehr Mütter (oder Väter) so machen würden.

  8. Ich persönlich sehe nichts Falsches an der Situation, so wie sie abgelaufen ist, außer des Schreiens. Kinder müssen auch lernen, dass es Grenzen gibt und wenn sie nicht mehr zuhören, muss man sie in ihrem Zimmer alleine ausbocken lassen. Insbesondere der QB ist alt genug, um diese Erfahrung zu machen. Ist nur meine Meinung, aber ich weiß, dass es jetzt nur Kritik hageln wird.

    1. Mein Bestreben ist es sicher nicht perfekt zu sein, aber wenn es sich falsch anfühlt, ist es das in meinen Augen auch gewesen. Ich denke, ich hätte mehr Geduld aufbringen können. Es ging ja nur um Schlafanzüge.

      1. Werte Frau Miez,

        Nicht wenige Ehen werden sogar wegen Zahnpastatuben und Klobrillen geschieden… dagegen hat ein Schlafzanzug doch deutlich mehr Brisanz, oder? :)

        Ich finde es nicht schlimm zu lesen, dass ausrasten offenbar nicht nur menschlich, sondern eben auch miezisch ist.

        Ich wünsche weiterhin viel Spass hier beim Bloggen!

        Eine sonst eher stille Leserin :)

  9. Auch Dir als Mama darf mal der Geduldsfaden reißen. Wie sonst sollen Deinen Jungs sonst lernen, wann die absolute Grenze erreicht ist.
    Natürlich sollte Schreien nicht zum Alltag gehören, aber ab und zu geht es nicht anders.
    Und zum Spannung abbauen ist das Zimmer verlassen immer noch die beste Lösung. So können sich beide Seiten beruhigen.

  10. Ein Kommentar sagt: „Gut, dass ihr nicht grimmig schlafen gegangen seid“ und das möchte ich betonen!
    Ich habe beim lesen auch zwei Tränen (im Büro) verdrügt – jede Mama kennt die Situation.
    Allerdings finde ich es auch richtig, was Sie gemacht haben! Auch wenn es schmerzvoll ist, verstehen Kinder „nur so“, was für Konsequenzen ihre Taten haben. Und Sie haben es ihnen erklärt (!), was passiert ist. Das ist beeindruckend!

    Kopf hoch!

  11. Also ich finde nicht das Du da einen „Fehler“ gemacht hast. Gar nicht. So etwas gehört doch auch mal zum Leben, findest Du nicht?
    Das man einfach mal kurz überfordert ist und halt explosiv und mal nicht so schön reagiert.
    Aber ich denke auch so etwas müssen die Kinder mitbekommen, wichtig ist nur das danach die Situation ruhig geklärt und erklärt wird.
    Das hast Du ja dennoch sehr gut gelöst finde ich!
    Mach Dir keine Vorwürfe.
    Wie Du siehst können Kinder auf Ihre Art oft sehr gut mit sowas umgehen und es ist eben nun mal keiner perfekt.
    Das Leben besteht eben nicht nur aus grenzenloser Liebe, Ruhe und total durchdachten Augenblciken, sondern eben auch mal aus solch unerwarteten „Explosionen“.
    Am wichtigsten ist das sie danach wieder Deine innige, unendliche Liebe gespürt haben und das haben sie Dir dann eben auch gedankt.
    Schön.
    Alles ist doch gut. ^^
    GLG, MamaMia

  12. So ist das eben manchmal. Streit gehört zum Leben ob mit dem Partner , Freunden, oder den Kindern/Eltern. Kinder verzeihen schnell und sie sind in der Regel nicht nachtragend. Wenn ich an die Streitereien mit meiner Mutter denke, aiaiaiaiaiai einige unschöne Situationen, an die ich mich erinnere sie aber nicht übel nehme oder mich zu einem traurigen Kind und jetzt Erwachsenen gemacht haben :-) Deine Jungs sind toll weil sie tolle Eltern haben und auch tolle Eltern dürfen mal die Beherrschung verlieren.
    <3

  13. Eine Situation die jede Mama schon erlebt hat. Wir sind alle nicht perfekt, die meisten fühlen sich danach schlecht, aber trotz allem wird es wieder passieren. Ihr habt darüber geredet. Vielleicht so als Gedanke weil das für den großen Beu so schlimm war, nur vor die Tür gehen (?)statt ganz raus. Ich kündige auch schon an,ich muss jetzt raus und mich beruhigen.
    Mach dir nicht allzu viel Sorgen das belastet dich und ändern geht nicht mehr.

  14. *schnief*

    Darf ich mal mal noch was anderes fragen, so aus logistischen Gründen und völlig eigennützig – wo war denn das Meedchen die ganze Zeit über? Ich rätsel nämlich jetzt schon, wie man manche Situationen handhabt, wenn nicht mehr nur ein Kind da ist. :)

    Liebe Grüße

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