Was weißt Du schon …

Letzte Woche sagte mein Mann zu mir, ich solle mich langsam damit auseinandersetzen, dass er bald sehr lange Zeit fort sein würde. Ich hab genickt. Dann hab ich das Thema wieder weg geschoben.

Tatsächlich ist es aber so, dass ich seit dieser Micro-Konversation an nahezu nichts anderes mehr denke. Ständig. Ich schlafe kaum noch, weil mein Kopf mich mit Bildern überflutet. Schöne Erinnerungen, traurige Erinnerungen, Angst, Liebe, Nähe. Aber ich bekomme da keine Ordnung rein. Meist schlafe ich mit dem Gedanken ein, dass er bald fort muss und wir alleine sind. Ein halbes Jahr. Ohne ihn.

Ich bin traurig für meine Kindern, ganz besonders die Jungs, die ihren Papa so intensiv wahrnehmen und vergöttern. Ich bin traurig für mich, weil mir mein Partner, meine andere Hälfte, so fehlen wird. In allen Bereichen unseres Lebens.

Und ich habe Angst vor der Distanz. Körperlich. Seelisch.

Da werden keine Besuche sein. Nur Briefe und Telefonate. Dazwischen die ständige Angst um ihn. Ich werde ja schon verrückt, wenn er 3 Stunden über die Autobahn fahren muss.

Ich lerne gerade stark zu sein. Für unsere Kinder. Sicherlich auch für uns. Ihn und mich.

Ich kann die Fragen nicht mehr hören:

  • Hätte er eine Wahl gehabt?
  • Kann er nicht doch bleiben?
  • Kann er euch nicht mal besuchen? Oder ihr ihn?

Oder auch Sätze wie:

  • Also ich würde das nicht ertragen.
  • Das käme für uns gar nicht in Frage.
  • Mein Mann würde mir das niemals antun.

Dann bin ich wieder wütend, ziehe mich zurück und denke: Was weißt Du schon von uns?

Ich stehe hinter meinem Mann, hinter dieser gemeinsamen Entscheidung und werde diesen gewählten Weg gehen. Aufrecht. Mit dem Blick nach vorne.

Ich muss mir nur kleine Ziele suchen, die ich stoisch verfolgen kann. Bei seinem letzten Auslandsaufenthalt hatte ich so eine hübsche Liste. Leider ist diesmal a) der Zeitraum bedeutend größer und b) die zu erledigenden Aufgaben eher alltäglicher Natur. Ob sie mich trotzdem ein Stückchen tragen wird? Nur so weit, dass ich ohne Angst und Sorge schlafen kann? Dass ich überhaupt schlafen kann? Dass ich nicht ungerecht zu meinen Kindern bin und irgendwie Zeit und Raum für mich finde?

Die vielen Fragen danach, wohin er geht, wieso er geht, wann er genau geht, etc.  werde ich übrigens nicht beantworten. Auch wenn Sie mir diese hundert Mal stellen. Ich bitte dies zu akzeptieren.

Jedenfalls dürfen Sie sich schon mal darauf einstellen, dass es hier möglicherweise etwas melancholischer zugehen wird, in den nächsten Wochen und Monaten. Ich bin aber redlich bemüht aufrecht da durch zu gehen. Darauf können Sie wetten.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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34 Gedanken zu „Was weißt Du schon …

  1. Liebste Mama Miez,
    ich sende Ihnen für diese Zeit ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen.
    Machen Sie das Beste daraus. Sie haben schon öfters die Zeit alleine mit Ihren Kindern gemeistert und werden dies auch dieses Mal mit Sicherheit meistern. Und ein bisschen melancholisch zu sein in dieser Zeit steht wohl jedem zu.
    Fühlen Sie sich gedrückt <3

  2. Liebe Mama Miez,

    [aus persönlichen Gründen editiert. Danke von HERZEN!]

    Ich wuensche Dir ganz viel Kraft fuer die bevorstehende Zeit. Ihr werdet das schaffen! Und traurig und melancholisch sein darf man in dieser Zeit auch.

    Viele liebe Gruesse,
    Katja

  3. [aus persönlichen Gründen editiert. Danke von Herzen!]

    Ich wünsche Euch, dass ihr das gut hinkriegt. Bei meiner Freundin hat es letztendlich dazu geführt, dass sie auch bei der nächsten Versetzung wieder mit umgezogen ist, obwohl sie eigentlich geplant hatte mit den Kindern am vorherigen Ort zu bleiben. Alleine mit drei Kindern und Wochenendpapa war für sie danach keine Option mehr. Aber diese Entscheidung habt ihr ja schon gefällt :-)

  4. Eine Trennung auf Zeit ist hart, ich selbst war 7 Monate in Kanada…aber wenn man sich danach wieder in die Arme schließt ist es einfach nur wundervoll, denn die Gefühle werden intensiver… ! Für die Kinder wird es sicherlich etwas schwieriger, aber sie haben so eine tolle Mama die sie durch diese Zeit begleiten wird! Ich wünsche euch viel Kraft und freue mich auch auf die „melancholischeren“ Blogs, denn das wahre Leben ist nun mal kein Ponyhof und gerade in der heutigen Zeit gehört sowas nun mal leider einfach dazu. Ihr werdet das schaffen :-).
    Liebe Grüße Daniela.

  5. Ohje, das stelle ich mich sehr nervenaufreibend vor. Da ist dieses große Ding, das Wissen, dass er weg sein wird, schon für sich so bedrohlich. Dann kommen dazu noch Kommentare von anderen, sicher auch Nachfragen der Kinder und überhaupt.
    Ich weiß gar nicht, was ich da machen würde. Vermutlich sämtliche Räume neu streichen, alles umräumen, 2mal, 3mal, immer wieder, nur damit ich beschäftigt bin. Und ich würde mich in mich selbst verkriechen und zur leeren Hülle werden.
    Ich hab aber auch keine Kinder, um die ich mich kümmern muss/kann.

    Ich wünsche dir, den Kindern und auch deinem Mann starke Nerven und genug Ablenkung (positiver Art!), damit ihr diese Zeit meistern könnt und sie schnell vergeht. Ein halbes Jahr ist schon viel, wenn man jemanden vermisst. Aber wenn man zurück sieht, dann ist ein halbes Jahr eigentlich gar nicht so wahnsinnig viel und irgendwie ging das letzte halbe Jahr doch auch so schnell rum.

    Alles Gute!

  6. Liebe Miez,
    ich denke ja oft an Dich bzw Euch, bei dem einen oder anderen Thema, und besonders bei diesem, und ich wünsche Dir persönlich so so so viel Kraft und Nerven!!!

    Wahrscheinlich ein sehr schwacher Trost, eigentlich gar keiner, aber abgesehen davon daß Du eh sehr toll schreibst kannst Du das „melancholisch“ noch viel besser…..

    Du wirst sicher und hoffentlich einen guten Weg finden Dir dir Zeit für Dich und mit den Kids einzuteilen und ich glaube daß es viele Menschen gibt die Dich zumindest stückweise und in für Dich akzeptabler weise unterstützen werden und möchten!

    <3 <3 <3

    Hau rein!

    Alles Liebe,
    Katja

  7. Liebe Mama Miez,

    ihr habt diese Entscheidung gemeinsam gefällt, und nun wo der Zeitpunkt des Abschiedes immer näher kommt habt ihr Manschette vor der eigenen Entscheidung. Das ist normal. *tätschel*

    Ich gehe davon aus das Sie diese Zeit hervorragend meistern werden, und hinterher sagen werden – so schlimm war es gar nicht.

    Sie haben so wundervolle Freunde, die schon oft bewiesen haben das sie eben nicht nur Schönwetterfreunde sind. Mit diesem Hintergrund müssen Sie gar keine Angst vor der nahenden Zeit haben.

    Liebe Grüße
    Zickenbändigerin

  8. Wünsche euch alles Liebe, viel Kraft und Weisheit und vor allem viele schöne aufregende Dinge, die euch ablenken und euch trotzdem ein bißchen die Zeit versüßen bis er wieder da ist ? Du/ ihr schafft auch das! :)
    Liebe Grüße :)

  9. Ich will gar nicht fragen, warum, wieso, weshalb, sondern wünsche einfach nur alles, alles Gute und viel Kraft für die kommende Zeit.
    Alles Liebe von Ilsa

  10. Oje. Auch ich wünsche Dir bzw. Euch ganz viel Kraft, Liebe und Verständnis für die bevorstehende Zeit!
    Auch wenn ich ganz ehrlich sagen muss, kein Grund, wirklich KEINER, weder finanziell noch sonstiger Art, rechtfertigt so etwas für mich.
    Ich finde es ganz schrecklich sich zu entscheiden 1/2 Jahr seine Kinder nicht zu sehen.
    So eine Zeit ist unwiderbringlich und würde etwas passieren, man würde es sich niemals verzeihen.
    Gemeinsame Zeit ist unendliche Male wertvolelr als ALLES ANDERE auf der Welt, aber heutzutage geht das irgendwie scheinbar in all dem Wollen und Sollen einfach unter.
    Das ist aber meine sehr persönliche Meinung und natürlich kenne ich Eure Umstände nicht.
    Darum alles alles gute und liebe für Euch, ihr schafft das ganz bestimmt.
    Auch wenn es Dich viel Kraft kosten wird.
    GLG, MamaMia

  11. Es wird wahrscheinlich solche und solche Tage geben… Ich drücke Dir und Euch ganz fest die Daumen, dass alles so klappt wie ihr es euch wünscht!

  12. Bleibt wohl nur der virtuelle Wunsch, dass das reale Freundeskreis- und Familiennetzwerk gut genug funktioniert, um ein bisschen auffangen zu können … obwohl unbekannt, wird man gleich ein bisschen mit traurig …

  13. Ihr habt schon so vieles gemeinsam geschafft und auch das schafft ihr (gem)einsam – ich wünsche für die Zeit trotzallem wunderschöne Momente, die es leichter werden lassen.

  14. solange es eine zeitliche begrenzung der trennung gibt, ist es gut. und wenn man bis 720 zählen müsste oder 3640 – wichtig ist dass man zählen kann. und mit jedem tag dem letzten strichlein ein großes kleines stück näher kommt. der fluch mit den kindern ist dass ohne sie alles soviel einfacher war und mit ihnen alles soviel besser ist :) in diesem sinne: wir sind ja auch da um dich zu nerven äh zu trösten

  15. Liebe MamaMiez,
    auch wir senden die ganz viel Kraft und Stärke.
    Was ihr durch macht, können wir vermutlich nicht einmal im Ansatz verstehen.
    Wir wünschen euch, dass ihr die getrennten Monate schnell und gut übersteht. Mit soviel Liebe werdet ihr es schaffen!

    Ganz liebe Grüße von Frau Hummel

  16. Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen, auch wenn es nicht leicht wird, ihr schafft das und ihr werdet daran wachsen, da bin ich ganz sicher.
    Wenn die Texte melancholischer werden, nachdenklicher oder so, ich lese sie trotzdem, wenn ich passende Worte finde werde ich sie mitteilen, wenn nicht schicke ich dir nur eine Umarmung, die kannst du sicher auch ab und zu gebrauchen.
    Liebe Grüße

  17. Hach – das kann ich grad gut verstehen. Hatten einen Kuraufenthalt
    über 4 Wochen im Dezember (inkl. Weihnachten) und das Gefühl
    auf sich allein gestellt zu sein, die volle Verantwortung für die Kids 24 h zu haben ist nicht einfach. Zudem merkte ich persönlich da zum 1. Mal das
    mein Leben schlicht nicht mein Leben ist ohne meinen Mann.
    Wir waren bis dato nie getrennt… Zumindest weißt Du, dass Du da durch kommst und Du bist guten Willens es zu meistern. Das schaffst Du auch,
    irgendwie ist man sich sicher – wenn eine dann Mama Miez.
    Auch wenn wir, deine Leserschaft nur ein Teilbereich im Alltag sind
    hoffe ich doch, dass es irgendwie hilft das wir zuhauf da draussen sind und
    Anteilnehmen an allem.

    LG,
    G.

  18. Liebe Miez,
    ich wünsche euch allen ganz viel Kraft, möge die Zeit bitte bitte schnell vergehen . Papamulle fährt morgen auf Montage – da kommen mir die drei Wochen wirklich wie ein Klacks vor und doch jammere ich. Ihr seid eine tolle, starke Famile. Ich denke an euch.

    :)

  19. Manchmal hilft eigentlich nur eine ordentliche Portion Sarkasmus, Galgenhumor und Ironie. Meine liebste Antwort war damals: hast du dir deinen Mann auch nach seinem Beruf ausgesucht?

    Ich wünsche ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen (sowie wahre Freunde) für diese 6 Monate.

  20. Liebe Miez,

    es ist jetzt 02:20 Uhr mitten in der Nacht. Und ich konnte nicht schlafen, bis ich endlich beim aktuellen Beitrag angelangt bin. Ich habe Ihren Blog vor etwa einen oder zwei Monaten entdeckt (so genau weiß ich das nicht mehr) und seit dem immer wieder gelesen. An dieser Stelle wollte ich mich für die vielen interessanten Gedankenanstöße bedanken, die Sie mir beschert haben <3 Und auch für die vielen wertvollen Erfahrungsberichte (sei es im Kontext von Erziehung oder auch über materielle Dinge). Ich finde Ihren Blog großartig und werde ihn sich weiter verfolgen! Und ich wünsche Ihnen viel Kraft für die kommende Zeit!

    Ich selbst habe übrigens noch keine Kinder, bin aber Sozialassistentin und studiere Kindheitspädagogik, daher fand ich auch besonders die Sicht auf die Kita interessant zu lesen :) Nächstes Jahr nach meiner Hochzeit geht es dann bei mir auch endlich an die eigene Kinderplanung, Ich freue mich schon wie Bolle, das können Sie mir glauben :D

    Liebe Grüße,
    Nadine

  21. Liebe Mama Miez,

    auch ich habe grossen Respekt vor Eurer Entscheidung.
    Ich weiss aber auch, dass wer, wenn nicht Du das wunderbar meistern wirst!
    Ich wünsche Dir/Euch ganz viel Kraft, Zuversicht und vor allem auch Durchhaltevermögen für die kommende Zeit!

    Alles Liebe!

  22. Liebe Mama Miez,

    ich wünsche Dir für diese Zeit viel Kraft. Aber ich mache mir da keine Sorgen, das Du bzw. Ihr das schafft. Es wird sicher hart und an manchen Tagen wirst Du alles verfluchen, aber auch dieses halbe Jahr wird rum gehen.

    Alles wird gut!

  23. Oh, das ist ja traurig. Sicher ist es das keine leichte, aber notwendige Entscheidung gewesen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ohne Papa/Mann ist. Aber als ganz kleiner Trost, die Zeit geht meist viel viel schneller rum, als man jetzt so denkt.
    Lieben Gruß, Steffi

  24. Ganz toll sind ja auch immer Kommentare wie: „Er hat es sich selber ausgesucht“ und „Ihr wusstet das doch vorher, dass das auf euch irgendwann zu kommt“.

    Jajaja, natürlich .. das weiss man alles, aber es ändert ja nichts an den Gefühlen mit denen der Eine geht, und der Andere zurück bleibt. Und das ist ja eben nur ein kleiner Auszug von dem, was in dieser Zeit wirklich passiert. Das ist eine harte Zeit für alle.

    Ich wünsche dir alle Kraft der Welt für diese Zeit .. dass sie schnell um ist und ihr euch alle gesund und heil wieder habt.

    ?

  25. Ich bewundere Euch!
    Seit 1 Jahr alleinerziehend weiß ich, wie es sich anfühlt, allein für 3 geliebte Seelen stark zu sein und für sich selbst. ..
    Und 1 Jahr habe ich auf den Herzensmann gewartet. ..und nun sind wir gerade zusammen in Südamerika in Urlaub :-)
    Das Leben ist das Beste, was man hat.
    Haltet zusammen. …gemeinsam aufeinander warten macht stark!
    Ganz liebe Grüße mal wieder, Eva

  26. Hach, das kenne ich zu gut! Vor „lauter Gedanken machen und das schlimmste ausmalen“ kommt man gar nicht dazu die gemeinsame Zeit zu genießen. Und die Angst ihn zu verlieren ist leider immer dabei… Ich wünsche dir und euch ganz viel Kraft!

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