Keine weiteren Kinder geplant. Sorry.

Ich werde oft gefragt, wann denn nun das vierte Kind kommt. Scheinbar sind drei Kinder die magische Grenze zu „und noch eins, und noch eins und noch eins.“ Wenn ich dann antworte, dass kein viertes Kind geplant ist, ziehen die Leute eine Augenbraue hoch und grinsen so, als wüssten sie mehr als ich.

3_Miezkinder

Mich lässt das kalt. Tatsächlich ist hier kein viertes Kind geplant und sowohl Kopf, Bauch wie auch Herz sind sich da einig. Wenn ich Neugeborene sehe freue ich mich, aber da ist keine Wehmut und kein „Ach hätten wir doch auch noch mal so einen kleinen Menschen“. Natürlich kann ich das jetzt final bis ans Ende meiner Tage als gesetzt erklären. Hormone sind Biester und man weiß nie, wie der nächste Morgen von ihnen bestimmt wird. Aber es gibt viele kleine Gründe, die für mich – emotional und körperlich – gegen ein weiteres Kind sprechen.

Zum einen ist der Quietschbeu auf Grund seiner Hochsensibilität sehr Aufmerksamkeitsbedürftig. Deutlich mehr, als seine kleinen Geschwister. Ich denke, dass er sogar schon an der recht geringen Geschwisterzahl zu knabbern hat. Bei uns ist es immer laut und meistens unordentlich, ob des herumfliegenden Spielzeugs, einem vom Meedechen ausgeräumten Schuhregal oder kontroverser Vorstellungen von „Ich will jetzt malen!“.

Umso mehr Kinder in einem Haushalt leben, umso mehr Nerven und Geduld braucht man. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass es durchaus Kräftezehrender ist, seine Nerven und Geduld unter drei Kindern gleichermaßen aufzuteilen und gerecht zu bleiben. Wenn das Löwenmaul eine seine theatralischen „Alles doof!“-Anfälle hat, dann fällt es mir zum Beispiel schwer, auf eine an sich normale Frage des Quietschbeu ruhig und angemessen zu reagieren, weil ich in dem Moment einfach gar keinen Kopf für so etwas „belangloses“ habe. Auch wenn mir letztendlich natürlich bewusst ist, dass seine Frage für ihn ganz und gar nicht belanglos ist.

Schwierig ist es zum Beispiel auch, wenn alle gleichzeitig etwas von mir wollen. Ganz besonders oft haben wir die Situation, dass beide Jungs gleichzeitig mit mir reden, mir etwas erzählen wollen. Generell ist es für kleine Kinder schwer zu warten, wenn ihnen doch etwas ganz akut auf der Seele brennt. Und das tut es in dem Alter quasi immer. Brennen. Ein 20fachies „Mama? Mama!? MAMA!?!“ ist daher völlig normal, wenn ich mich mal 5 Minuten mit einem Erwachsenen unterhalten möchte. Sei es mein eigener Mann oder eine Freundin. Ich versuche daher immer und immer wieder zu vermitteln, dass sie kurz warten sollen, wenn ich mich unterhalte. Ich unterbreche meine Unterhaltung auch gerne, nach Vollendung eines Satzes, um ihnen zuzuhören. Denn ich weiß ja, dass sie in Flammen stehen und unbedingt sofort mit mir sprechen müssen. Dann sage ich aber auch noch mal ganz deutlich, dass ich mich gerade unterhalte und sie bitte warten sollen, bis ich fertig bin. Manchmal funktioniert das, manchmal nicht.

Wenn ich mit den Kindern alleine bin, wollen sie grundsätzlich immer zeitgleich mit mir reden. Ich muss also Redezeit zuteilten. „Jetzt höre ich gerade mit dem Löwenmaul zu, dann gerne Dir.“ Und umgekehrt. Es ist ein ständiges Wetteifern um Aufmerksamkeit, um Zuspruch und Bestätigung unter den Jungs. Dass sie in ähnlichem Alter sind macht es nicht einfacher. Es liegt in der Natur der Dinge, dass sie sich aneinander messen und so voneinander abgrenzen. Meine Challenge besteht derweil darin, gerecht zu sein und zu bleiben. Das ist nicht immer ganz einfach. Ich bin ja nicht Supermom.

Das Löwenmaul und das Miezmeedchen zum Beispiel fordern ganz deutlich und unmissverständlich Kuschel- und Schmuseeinheiten. Wenn der Quietschbeu das mitbekommt reagiert er oft bockig. Einfach, weil er das nicht kann, aber vermutlich dasselbe Bedürfnis hat. Wenn ich ihn dann auffordere ebenfalls zum Kuscheln zu kommen, hat er maximal eine Minute genug Ruhe, um Nähe zuzulassen. Dann ist ihm das schon wieder viel zu viel und viel zu eng. Ich habe daher Rituale geschaffen, in denen er so viel Nähe wie er möchte zulassen kann, ohne in Konkurrenz zu stehen. Wir gehen am Wochenende mittags gemeinsam ein Stündchen in sein Zimmer und hören gemeinsam ein Hörspiel. Manchmal kuschelt er sich dabei an mich, manchmal sitzt er aber auch neben mir auf dem Bett und erzählt mir etwas.

Auch das Meedchen hat inzwischen ein sehr ausgeprägtes „Jetzt bin ich dran“-Verhalten entwickelt. Zwar macht sie das nicht mit Worten deutlich, wohl aber mit lauten krähen und Gestikulieren. Manchmal schubst sie ihre Brüder oder zerrt sie am Arm, wenn ich einen von ihnen auf dem Schoß habe. Ich muss dann darauf achten, dass ich ihr nicht immer den Vortritt lasse, nur weil sie die Kleinste ist. Oft ist es aber auch so, dass die Brüder das Feld dann freiwillig räumen und ihr den Vortritt lassen. Inzwischen kann ich aber auch immer wieder mal beobachten, dass die Geschwister sich zusammen kuscheln. Insbesondere der Quietschbeu kann die Nähe des Meedchens sehr viel besser zulassen, als meine oder die des Löwenmauls. Vielleicht, weil sie noch keine Forderungen an ihn stellt. Vielleicht, weil sie in seinen Augen noch nicht so schrecklich kompliziert ist, wie ein Mensch, der mit Worten seinen Willen und Unwillen ausformulieren kann. Ich weiß es nicht.

Aber worauf ich ja eigentlich hinaus wollte: sicherlich würde ich auch ein viertes Kind nicht weniger lieben. Sicherlich würde ich auch das Leben mit vier Kindern einigermaßen geordnet hinbekommen. Aber mir missfällt schon heute manchmal, wie sehr ich meine Aufmerksamkeit unter den Kindern aufteilen muss und wie oft mal der Eine, mal der Andere, zurück stecken muss. Natürlich haben sie sich auch untereinander und keiner von Ihnen ist alleine. Aber mir ist es absolut wichtig ihnen allen gleichermaßen emotional gefestigt und gerecht gegenüber zu treten. Ich möchte nicht, dass sich einer weniger geliebt oder ernstgenommen fühlt, als der andere, auch wenn ich glaube, dass das früher oder später so oder so eintreten wird. Auch wenn es nicht der Realität entsprechen mag.

Ich möchte, dass sie alle kleine Individuen werden und keine Abziehbilder von einander. Jeder soll seinen eigenen Freundeskreis finden, seine eigenen Hobbies entdecken, seine kleine Exklusivzeit haben. Weil ich fest daran glaube, dass sie dann auch die gemeinsame Zeit miteinander in einer anderen – besseren – Qualität wahrnehmen. Ich möchte nicht zu viele Situationen schaffen, in denen sie sich vergleichen müssen. Würden die Jungs zum Beispiel morgen ihr Interesse an Fußball anmelden, würde ich versuchen, sie in unterschiedlichen Teams unterzubringen. In dem Zusammenhang befürworte ich heute übrigens auch, dass sie in unterschiedliche Kindergartengruppen kamen, auch wenn ich das damals zunächst weniger positiv empfunden habe.

Um allen drei diesen Raum für sich ganz alleine und für ihre persönliche Entwicklung und Entfaltung zu geben, brauche ich selber Raum und Zeit. Ein viertes Kind würde die Situation nicht besser, sondern eher noch anstrengender machen.

Meine Kinder hängen sehr aneinander. Ich glaube, dass das auch daran liegt, dass ich sie ganz unterschiedlich und individuell wahrnehme; Daran, dass ich ihre unterschiedlichen Fähigkeiten wahrnehme ihre unterschiedlichen Charaktere nicht versuche zu vereinheitlichen.

Ich finde es zum Beispiel ganz wunderbar, dass die Jungs oft Wert darauf legen, identisch gekleidet zu sein. Oder dass sie unbedingt in einem gemeinsamen Zimmer schlafen wollen. Sie lernen Kompromisse zu schließen, wenn sie sich gemeinsam auf ein Hörspiel zum Abend einigen müssen oder wer am Abend das Licht löschen darf.

Geschwister sind toll und wichtig. Ich würde kein Einzelkind haben wollen. Aber für mich persönlich ist zu diesem Zeitpunkt das ideale Maß an Kindern bzw. Geschwistern erreicht. Meine Energie und Geduld reicht gut für diese drei kleinen Menschen mit all ihren unterschiedlichen Facetten und Bedürfnissen. Aber ich habe auch das Gefühl, dass es nicht weniger Aufmerksamkeit für den Einzelnen und für alle drei zusammen sein dürfte.

Insofern sind Kopf und Bauch und Herz da momentan sehr im Einklang. Keine weiteren Kinder geplant. Sorry.

Print Friendly, PDF & Email
Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
Beitrag erstellt 4659

12 Gedanken zu „Keine weiteren Kinder geplant. Sorry.

  1. Für uns Blogleser ist das natürlich schade – je mehr Kinder, desto mehr Input ;-)
    (Eigentlich wollte ich auch noch was inhaltlich substanzvolles schreiben, aber ich finde nicht die richtigen Worte, dreimal gelöscht, weil es sich so missverständlich liest – deshalb einfach danke fürs Teilen)

  2. Unterschrieben, genau so.
    Bei mir kommt noch dazu dass ich ein weiteres Kind vermutlich körperlich zwar noch irgendwie schaffen würde, aber gut würde es mir nicht tun, dafür haben 3 ausgetragene und 3 …missglückte Schwangerschaften schon zu sehr an meinem Körper gezehrt…
    Außerdem bin ich froh, dass der Jüngste jetzt (tagsüber) ohne Windeln ist und vor allem alleine aufs Klo geht, selber die Hände waschen kann, nicht mehr ununterbrochen bei allem Hilfe braucht. Jetzt noch mal ein Baby? Urgs, nein.
    Aber leihweise von Freundinnen: GERNE! :D

    Liebe Grüße
    Katha

  3. find ich gut. sie haben das gespür was ihr baucht und was nicht. wo eure grenzen sind und sie nehmen rücksicht auf die kinder. bei uns wiederum fehlt noch jemand. das sagen unsere älteren beiden immer wieder (4 u. 7) und auch wir eltern, die sich damals ganz gut mit zwei kindern fühlten, denken jetzt noch an ein oder sogar zwei kinder. warum nicht, wir sind super jung, er mann verdient gut, wir haben platz und unsere dynamik lässt es wohl irgendwie zu. jede familie ist anders und ich bin begeistert von ihrer rücksicht den kindern gegenüber <3 und die drei sind hertallerliebst.

  4. Ich finde deinen Entschluss vollkommen richtig und frage mich, warum man bei 3 Kindern gleich darauf schließt, dass noch ein 4. kommen muss? Ich denke 3 Kinder sind doch toll.

    Wir selbst waren daheim 4 Kinder. Mein kleinster Bruder ist allerdings ein Nachzügler. Es kommt doch, wie es kommt.

    Ich selber wollte immer auch 4 oder 5 Kinder, als ich jünger war. Mittlerweile denke ich, wenn Nummer 2 jetzt auf der Welt ist, ist erstmal gut, schließe aber irgendwann ein 3. nicht aus. Ich denke mir immer: „Hey. Ich bin 25 und mitten im Studium, da habe ich noch jede Menge Zeit das abzuwägen.“ ;-) Ich denke aber, wenn das 3. ein Nachzügler ist (im Sinne von 10 Jahre Altersunterschied oder so), ist es eher der Fall das noch ein 4.kommt, als bei euch.

    Eure Kinder haben einen tollen Altersabstand und wenn ihr euch komplett fühlt, ist das doch super so. ich würde da gar nichts auf das Reden von anderen geben :)

  5. Moment, es gibt tatsächlich Leute, die die Augenbraue hochziehen, wenn du sagst, dass kein viertes Kind geplant ist?
    Fehlt für solche Leute irgendwas? Wie kommen die darauf?
    Allein auf solche Reaktionen zu kommen macht mich gerade verständnislos. Sowas geht mir einfach nicht in den Kopf. O.o

    1. Ach, „die Leute“… wenn sie jetzt noch ein viertes Kind bekommen würden, würden auch einige die Augenbraue hochziehen und das „zu viel“ finden oder was auch immer…

  6. ich gebe dir vollkommen recht, auch wenn ich die doppelte Anzahl an Kindern habe (siehe FB-Kommentar). Ich bewundere an dir das du mit 3 kleinen Kindern noch so entspannt bist und schreibst. Ganz besonders kann ich mich an die Zeit erinnern da hatte ich nur 2 Kinder altersmäßig so ca. 2.5 Jahre auseinander. Ich war manchmal mit den Nerven am Ende weil die eine nicht mitspielte und der kleine so wild war. Jeder wollte was von mir, sei es die Firma, mein Mann oder die Kinder. Manchen Tag war ich völlig fertig und ich wollte nie wieder Kinder. 5 Jahre später dann hatte sich die Situation entspannt, ein Kind in der Schule, eins im Kindergarten und ich fing mit dem 3. Kind an. Aber in kurzer Zeit hätte ich das nicht geschafft. Und auch bei mir kommen selbst heute noch die Sprüche „Hast du zugenommen oder bist du schwanger“ gerade erst zur letzten Geburtstagfeier von Verwandten. Ja ich habe zugenommen und stehe auch dazu. Meine Antwort. Trotzdem denken viele auch in der Nachbarschaft mir ein Kind in den Bauch reden zu wollen. Und bei noch einer Sache kann ich dir zustimmen. Ich kann seit meiner jüngsten in fremde Kinderwagen schauen und freue mich mit den Eltern. Und auch darüber das ich keine Windeln mehr wechseln brauche und meine Kinder außer bei Krankheit im eigenen Bett schlafen. Das hat doch auch was.

  7. Herrlich geschrieben. Obwohl ich die Frage eher immer nach 2 Kindern höre. „Seid ihr komplett? Wollt ich noch eins?“ Nein, wir wollen keins mehr! Wir haben 2 ganz tolle Kinder (großer Bruder und kleine Schwester auf den Tag genau 2 Jahre auseinander) und ich persönlich finde die Konstellation (für uns) am besten. Es gibt 1 zu 1 Betreuung ( 2 Erwachsene, 2 Kinder), ich habe nur zwei Arme, meine Nerven sind nicht die besten :-) und persönlich finde ich Dreierkonstellationen nicht so dolle – wenn viele Kinder, dann gleich 4 Kids. Aber das wäre mir schon wieder zu viel. :-) Obwohl viele Kinder auch viel Glück (und natürlich auch viel Leid) bedeuten. Deswegen haben wir für uns die perfekte Zahl 2 gewählt. Vielleicht hätten wir aber anders gedacht, wenn wir 2 Jungen oder 2 Mädels haben würden. Aber so ist alles perfekt. Alles Liebe!

  8. Ich finde, du kommst der Supermom sehr nahe! Weiter so.
    Und bei mir ist das Gefühl im Übrigen so mit meinen zwei Jungs. Ich glaube für mehr Kinder bin ich einfach zu harmoniebedürftig.
    LG!

  9. ich denke, dass die leute ihnen darum zuzwinkern weil sie ihnen insgeheim wohl mehr als drei kinder zutrauen. sie bekamen in so kurzer zeit drei kinder (trotz körperlicher wehwehchen (rücken etc)) wuppten die zeit mit den zwei jungs direkt nach der geburt allein und zogen auch noch um. sie machten neben dem babymädchen auch noch kurse (oder war es in der schwangerschaft? egal. ich empfände es so oder so als eine herausforderung). sie hatten ein „schreibaby“ und haben ein (oder mehrere?) hochsensible kinder und wirken dennoch ziemlich gelassen, läßig und frisch. jetzt gehen sie auch wieder außerhäuslich arbeiten… das ist nicht wenig. das ist in summe ein wahnsinn und ich hätte bei all der liebe und dem engagement für die kinder, das man hier so liest, mir auch immer wieder ein viertes bei ihnen vorstellen können. sie sind sehr rücksichtsvoll und respektvoll im umgang mit den kindern. und mit sehr! meine ich sehr! ich muss gestehen, dass ich bestimmt oft nicht diese weitsicht und ruhe/fairness in gewissen situationen hatte, wie sie in vielen berichten schilderten. aber wohl genau dieses „kontrolle und überblick“ haben, wohl auch dass sie viel auf sich allein gestellt sind und die bedürfnisse der kinder sehr ernst nehmen, hat zur folge, dass sie denken es ist gut wie es ist. und das ist gut so. ich glaub nicht, dass man sie nicht ernst nimmt, wenn sie sagen „wir haben fertig.“ ich denke eben, dass man sich bei ihnen einfach noch ein oder 2 :P gut vorstellen hätte können. das ist doch auch irgendwie fast ein kompliment.

  10. Also ich ziehe schon bei zwei Kindern den Hut, drei Kinder zu erziehen finde ich so etwas von bemerkenswert, dass ich dafür gerne einen Feiertag einführen würde. Statt hochgezogener Augenbraue, deswegen ganz viel Respekt.

Schreibe einen Kommentar zu isabella strak Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben