„Der Will wohnt hier nicht!“

…sagt der Quietschbeu.

„Nein?
„Nein! Der wohnt nur in Afrika!“

Schon als Kind habe ich nicht verstanden, was daran so schlimm oder falsch sein soll, wenn man „ich will“ sagt. Wille, der eigene, ist so etwas Wertvolles und ganz oft von Herz, Bauch und Hormonen gesteuert, dass man ihm ganz sicher nichts Widernatürliches nachsagen kann.

Mir ist schon bewusst, dass das Fordernde, was oft dahinter gehört, gesehen oder nur vermutet wird, das ist, woran sich vielerorts gestört wird. Aber mal ehrlich: das ist doch ein Empfängerproblem und sollte dem Sender – in diesem Fall dem Kind – nicht angelastet werden.

Es heißt Willen. Nicht Möchten.

Sicherlich kann man einem Kind erklären, dass es sich netter anhört, wenn es „ich möchte“ sagt. Was ja aber nichts daran ändert, dass es seinen Willen kundtut. Nur in verschwurbeltere Worte verpackt.

Der Quietschbeu tyrannisiert mich also Tagein, Tagaus mit seiner oberlehrerhaften Ermahnung.

„Will jemand noch Kakao?“
„Mama, der Will, der wohnt hier nicht. Und wenn der hier ist, fliegt er im hohen Bogen raus!“

Das hat er aus dem Kindergarten, natürlich. Was also tun, wenn die eigenen Erziehungsmethoden und Vorstellungen von Benehmen und „Regeln“ mit denen der Erzieher kollidieren? Ich könnte nun das Gespräch suchen, was mir angesichts der Tragweite der Will-Thematik ziemlich überzogen scheint. Ich könnte einfach dagegen halten und dem Quietschbeu sagen, dass seine Erzieherinnen da großen Quatsch reden. Was aber auch nicht Sinn der Sache ist. Immerhin lernt er eine Menge von Ihnen und in den meisten Fällen sind wir uns ja auch einig.

So kam es eines Tages, nach vielen aufgestellten Nackenhaaren meinerseits, weil ich meine eigene Mutter aus meinem Sohn sprechen hörte, zu diesem Dialog:

„Mama, der Will wohnt hier nicht!“
„Doch!“
„Nein!“
„Oh doch.
„Die Frau S. hat gesagt, der Will wohnt hier nicht. Der wohnt in Afrika!“
„Dann kannste der Frau S. sagen, dass der Will vielleicht nicht im Kindergarten wohnt, sehr wohl aber bei uns zu Hause. Und der fühlt sich wohl hier. Der will Kekse und Kakao und das bekommt der auch. Und wenn der Will will, dann darf er baden, Playmobil spielen, Malen und Toben. Alles was er will, der Will! Er muss nur freundlich fragen.“

Der Quietschbeu starrt mich mit großen Augen an, so als hätte ich etwas ganz Schlimmes gesagt und mir wird die tatsächliche Tragweite der „Der Will wohnt hier nicht!“-Thematik bewusst. Für den Quietschbeu ist „ich will“ sowas wie ein Schimpfwort. Das muss man sich mal vorstellen. Er ist 4 Jahre alt und hat schon heute aberzogen bekommen, seinen Willen klar und deutlich als solchen zu formulieren. Das macht mich vollkommen kirre!

Was ist, wenn er mal in eine für ihn unangenehme Situation kommt? Vielleicht bedrängt wird?
„Ich möchte das bitte nicht!“ – Oder wie?

Es ist so wichtig, dass ein Mensch – und ganz besonders ein Kind – seinen eigenen Willen erkennt, versteht und ausformulieren kann. Ob er diesen Willen nachher bekommt ist ein anderes Thema, aber verbalisieren, was Bedürfnis/Wunsch/Wille ist, das muss doch ohne Konventionen erlaubt sein.

Im Übrigen wird die Dringlichkeit und das Fordernde eines Kindes nicht weniger, nur weil es „ich möchte“ statt „ich will“ sagt.

Ich stell mir auch gerne vor, wie der Quietschbeu irgendwann mal mit seiner Freundin Paulina vorm Altar steht, sie ein atemloses „Ich will“ flüstert und er ihr daraufhin erst mal erklärt, dass der Will in Afrika wohnt. Also BITTE!

Vielleicht sollten Menschen, die ein „ich will“ als unhöflich, unpassend oder unangebracht empfinden, ein bisschen Tonlagen üben. Denn, ich erzähle ihnen da sicher nix Neues: der Ton macht die Musik.

Wenn der Quietschbeu mit geballten Fäusten und starr wie ein Stock vor mir steht und mir ein „ICH MÖCHTE DAS ABER!“ entgegen brüllt, dann tätschel ich ihm nämlich auch nicht stolz den Kopf und sage: „Ach, mein Kind, gerne. Weil Du so hübsch ich möchte gesagt hast.“

So, dann wissen Sie jetzt Bescheid. Der Will, der wohnt bei Miezens. Und der kriegt hier fast alles, was er will, der Will. Wenn er freundlich fragt.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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83 Gedanken zu „„Der Will wohnt hier nicht!“

  1. Tolle Beleuchtung des Themas! Du hast so recht! Danke dafür! Ich werde jetzt auch mal meine Kommunikation zu meinen Kindern überdenken. LG aus Hamburg

  2. Wahre Worte. Find ich ähnlich „problematisch“, wie das „bitte“. Der Bub stampft hier nämlich, seitdem er in den Kindergarten geht, auch mal mit dem Fuß auf und motzt mich an: „Mama, ich hab aber bitte gesagt!! B.I.T.T.E.!“ ;)

  3. Wie recht Du hast… und ich finde es nicht schlimm, wenn meine Kinder sagen: „Ich will jetzt Gummibärchen!“, es kommt eben wie Du schriebst, auf den Ton an. Ich habe mir nämlich auch angewöhnt, „ich will“ zu sagen, wenn ich etwas will.

  4. Danke, danke für diesen wunderbaren Beitrag!
    Nebenbei frage ich mich, warum der Kindergarten den von ihm als so negativ angesehenen Will ausgerechnet in Afrika verortet.

      1. Ich finde es gut und wichtig zu hinterfragen, wie eine solche Aussage Kinder in ihrer Identität beeinflusst. Ihnen über die Sprache den eigenen Willen abzuerziehen ist schlimm.
        Sicher wollen die Erzieherinnen nicht bewusst das Kind in seinem Willen einschränken / es klein machen mit dieser Aussage

        — aber genau das „steckt dahinter“.

        Genau so schlimm finde ich es ihnen zu vermitteln, dass dieser — hier inakzeptable — Wille in Afrika wohnt, dort also Raum und Ausdruck findet.
        Auch wenn das nicht bewusst so gemeint ist, wird da nicht nur kommuniziert dass es einen Unterschied zwischen „dort“ und „hier“ gibt. Es findet auch eine klare Abwertung statt (In Afrika „wohnt“ was hier nicht sein darf / was hier negativ bewertet ist).

        — auch das „steckt dahinter“.

  5. Bei uns wohnt auch der „Will“, denn ich sehe das ebenso wie Sie liebe Frau Miez, dass Kinder ihren eigenen Willen im Leben benötigen! Denn wenn ich nur etwas möchte, dann bin ich auch weniger bereit dafür etwas zu tun (ich beziehe das jetzt mal auf Ziele die man sich im Leben steckt – kurz oder längerfristig, klein oder groß – völlig egal)

  6. Im letzten Kindergarten, in dem ich gearbeitet habe, wurde immer gesagt „Der Will ist im Urlaub und kommt nicht mehr wieder.“
    Ich erwische mich hier zu Hause auch immer wieder dabei, dass ich mein Mäuschen maßregele, weil sich das einfach höflicher anhört. Und sie mich dann immer (verständlicherweise) schräg anschaut.
    Ich werde mal in mich gehen :-)

  7. „Der Ton macht die Musik“ ist hier bei uns Zuhause gerade Thema. Das Tochterkind (4Jahre) mag nicht recht verstehen wieso ein gemotztes „Ich will diesunddas bitte“ nicht unbedingt zum Erfolg führt.
    „Aber ich hab bitte gesagt. Bitte ist doch nett“

  8. Im Kindergarten vom großen Sohn hieß es: der Herr Will ist gestorben! Erst Unverständnis, dann Schock über so ein negatives Bild des eigenen Willens… Danke fürs Nagel auf den Kopf treffen!

  9. Wahre Worte, denen nichts mehr hinzu zu fügen ist.

    Aber es ist doch auch irgendwie paradox, das man Kindern aberziehen will, das Wort „will“ zu benutzen, während es bei Erwachsenen tolliert wid.

    Ich stelle mir gerade folgenden Dialog zwischen zwei Eheleuten vor:
    Er: Schatz, ich gehe heute etwas früher ins Bett. Ich will morgen vor der Arbeit noch beim Bäcker vorbei.
    Sie: Schatz, das heißt „ich möchte morgen vor der Arbeit noch beim Bäcker vorbei“!

    o_O

  10. Bei uns wohnt der „aber ich möchte nicht“.
    Schöne höfliche Worte, aber gebrüllt oder geheult kann das auch ganz schön an die Nerven gehen…

  11. Hallo,

    schön geschrieben. Ist wirklich wichtig die persönliche Sprache zu entwickeln. Nachzulesen bek Jesper Juul ‚das komoentente Kind‘.

    LG

    Kim

  12. Ach wie herrlich! Ein toller Artikel, der mich lachen und aber auch etwas nachdenken lässt.

    Was ich aber mal anmerken will (!) ;)
    Ich zitiere dazu aus deinem Post. Dort schreibst du:
    „Will jemand noch Kakao?“ – ja was soll er damit wollen? Auf den Teller schütten? In den Ausguss kippen? Blumen damit gießen?
    Es ist klar, dass du „trinken“ meinst. Sicher. Für uns Erwachsene vollkommen logisch. Umgangssprachlich eben. Aber es ist kein vollständiger Satz. Und was macht das mit der Sprache unserer Kinder?
    Wie oft höre ich auf der Arbeit von Kindern: „Kann ich mal bitte Kleber?“ – Das ist kein vollständiger Satz!
    Oder insbesondere, wenn wir rausgehen: „Ich krieg meine Jacke nicht zu!“ – Warum können Kinder nicht mehr gezielt nach Hilfe fragen?

    Ich schweife ab. Es geht hier schließlich um den Herrn Will.

    Grüßle :)

    1. Da gebe ich Dir Recht und tatsächlich ist es so, dass ich den Quietschbeu öfters frage, was er mit dem Brötchen, das er WILL, genau WILL. Sehen wir mal wieder, dass wir Eltern eben auch nicht Fehlerfrei sind ;)
      Was die Sache mit der Hilfe bzw. dem Feststellen des „Problems“ angeht, da könnte ich auch noch was zu referieren. Aber wir schweifen ab. Ein anderes Mal vielleicht :)

      1. Ok, manchmal frage ich mich, was ihr wollt? Oder besser möchtet? Ich hab 3 Kinder zwischen 7 und fast 2 aber über sowas denke ich gar nicht nach? Will/möchte ist für uns genau das gleiche. Entweder es ist ok oder nicht? Wenn sie morgens eine schokomilch möchten ist es ok, abends nicht weil dann die zähne geputzt werden. Mir stellen sich alle Haare auf wenn ich höre, dass der will in Afrika wohnt oder gestorben ist. Was soll das? Versetzt euch mal in die Lage der Kinder!

  13. hihihihihihihihihi! ich lach mich schief! diskussionen, die in der schweiz nicht geführt werden, denn: in dialekt sagt man nur „ich will“. grosse und kleine. da, wo ich wohne, gibt es noch – eventuell in anderen landesteilen auch – ein „ich mag“. das ist aber nicht die nette form von ich will, sondern exakt dasselbe oder aber es besteht noch handlungsspielraum seitens des empfängers :-)

  14. Danke. Ich hab mich oft gefragt, warum „ich will“ hier so negativ besetzt ist.
    Mich stört es nicht; wenn meine Kinder das sagen.
    Schließlich habe ich in den letzten Jahren viel zu wenig „ich will“ gesagt. Und zuviel runtergeschluckt.
    Deswegen: es lebe der eigene Wille!
    Lg Eva

  15. Zufällig habe ich genau vor zwei Tagen diesen Spruch auch von unserem Sohn gehört. Und zwar in der Abwandlung: „der Herr Will ist gestorben“. Ausgesprochen hat ihn meine Mutter, die sich allerdings darüber beschwert, wie den Kindern ihrer Generation konsequent jeder eigene Wille aberzogen wurde. Es lohnt, hin und wieder über solche komplett hirnrissigen Sätze nachzudenken.
    Finde es klasse, wie Du mit dem QB darüber sprichst. Unser Sohn ist ebenfalls HSP und ich habe oft das Gefühl, dass er manchmal solche „Regeln“ oder „Sprüche“ sehr tief verinnerlicht.

  16. Oh, ein herrlicher Artikel. So gut geschrieben – wie immer. ?
    Allerdings wohnt auch bei uns der werte WILL eigentlich nicht. Wie gesagt, eigentlich. Denn mit 9 Jahren hat man sowieso eine ganz eigene Sprache. Viel schlimmer finde ich ALTA, GEIL etc. – bäh! Das sind die Dinge, die ich aktuell maßregeln muss. Da gerät der werte WILL in Vergessenheit, weil ich diese Dinge viel viel schlimmer finde.
    Leider, leider machen das alle Kinder so. Scheinbar. Zuletzt hatten wir 2 Übernachtungsbesuchsmädchen da und… waaaah! Ein ständiges „ALTA ist das GEIL!“ – da bekommt die werte Frau Mama ganz schöne Zustände bei.
    Dabei habe ich gedacht, dass es hier – auf dem ländlichsten aller Gebiete – „sowas“ nicht gäbe. Pah!

    Ach und zu den unterschiedlichen Ansichten: Mein wertes Tochterkind ist ja auch beim Papa (Trennungskind halt) und er hat nun mal sehr häufig sehr andere Ansichten, die ich bei uns aber nicht einführen möchte. Andersrum möchte ich auch nicht ständig hören „Beim Papa darf ich das aber *schmoll*“ – daher gibt es bei uns eben andere Regeln, als sie beim Papa gegeben sind. Ebenso auch in der Kita damals oder auch in der Schule heute. Nicht alle Regeln weichen ab – klar – aber es sind doch ein paar und ich möchte gerne die Freiheit haben, unsere eigenen ansetzen zu dürfen. :-)

    Liebe Grüße,
    die Alltagsheldin

  17. Frau Miez,
    Herzlichen Dank für diesen Eintrag! Das Thema kam bei uns noch nicht auf, wird aber kommen und dann werde ich mich an diesen Eintrag erinnern und in meiner Erziehung berücksichtigen. Ich finde es nämlich richtig, habe mir aber keine Gedanken dazu gemacht, sondern kenn diese will/möchte Gespräche nur aus meiner Kindheit.

    Danke :-)

  18. Den Satz (in etwas anderer Form) habe ich in meiner Kindheit auch ausreichend zu hören bekommen, ihn nie wirklich verstanden und daher ignoriert.
    Und jetzt haben wir bei uns die Situation, dass ich zu dem Thema nie was gesagt habe, und der Kleine meistens sagt „ich möchte bitte“. Wenn mich jemand fragen würde, wie ich das denn gemacht habe, könnte ich nur mit den Schultern zucken. Ich habe da, soweit ich zumindest weiß, gar nichts gemacht. Vielleicht kommt das ja auch aus dem Kindergarten? Ich werd mal nachfragen.

  19. Dies ist für mich echt erschütternd. „Ich will!“ ist doch eines der ersten Worte eines Kindes!
    Ihm diese mit komischen Geschichten abzutrainieren, ist ein unnötiger Aufwand! Im besten Fall bindet es Energie, im schlechtesten Fall zerbricht er das Kind.
    Sie haben recht, diesen Unsinn zu Hause nicht zu akzeptieren!

  20. Liebe Mama Miez,
    ich danke ihnen für diesen Artikel, sie haben mir grad was ganz wichtiges erklärt. ;) Ich gehöre zur Quietschbeu Fraktion, mir
    wurde immer erklärt wie es *richtig* heißt und ich gab das unüberlegt an meine Kinder und Tageskinder weiter.
    Ihre Sichtweise bringt mich sehr zum nachdenken, im positiven Sinn für die Kinder, ich werde mich da noch mal reflektieren und denke in Zukunft es etwas anders machen.
    Liebe Grüße
    Stephanie

  21. *lach* Sehr schön. Dem Goldneffen wurde auch beigebracht, dass es nicht „ich will“ sondern „ich möchte“ heißt. Er lag dann halt nicht mehr „ich will“ brüllend sondern „ich möchte“ brüllend auf dem Boden. Mit dem Erfolg, dass man sich der Komik dieser Situation nur schwer entziehen konnte.

    Meine Therapeutin hat mir das „ich möchte“ mühsam abgewöhnt. „Sie möchten nicht, sie wollen“ – ich seh sie noch die Augen verdrehen ;-)

  22. Hab sehr laut losgelacht, bei der Vorstellung der hochfeierlichen Hochzeit und dann kommt der Kommentar „Der Will wohnt hier aber nicht!“

    Sehr toll geschrieben!

  23. Ich glaube die gesunde Mischung macht es, ich finde durchaus das du Recht hast, der Wille eines Kindes ist wichtig und sollte gestärkt werden, aber ich finde auch das Kinder durchaus die vielen Formulierungen des Lebens lernen müssen, so ist dein Ansatz das WILL in der Kita nicht akzeptiert ist aber bei euch durchaus eine gute Lösung.
    Allerdings denke ich sollte ihm die Wahl der Worte überlassen werden
    LG
    Fio

  24. Ich könnte mir auch vorstellen,dass der Will in Frankreich wohnt!!!da kämpfen die Menschen noch für ihre Rechte.nur die dummen Deutschen machen immer „BitteBitte“ ;-)

  25. Wenn ich so etwas lese, will ich einfach nur kotzen. Ach ja, sagt man nicht. „Will“ nicht, und „kotzen“ erst recht nicht. Sorry!

    Ich war als Kind ein konsequenter-Bitte-Verweigerer…das war meine Reaktion auf „Wie heißt das?“-Fragen von Verwandten und Bekannten. Und ich bin auch heute noch davon genervt, wenn ich mitbekommen wie Eltern/Verwandte/Erzieher Kinder damit „erziehen“ wollen. Für mich hat das nichts mit Erziehung zu tun…und ich verstehe auch diesen Wahn nicht, dass Kinder lieb und nett und freundlich und höflich sein müssen. Kinder müssen vor allem Kinder sein. Und man kann Ihnen auch erklären, dass es verschiedene Arten gibt sich auszudrücken. Ihnen beibringen, wie man Sprache anwendet. Aber mit mit so einem pseudo-rassistischem Der-Will-wohnt-in-Afrike – was ja impliziert, dass dort Kinder wohnen, die immer nur wollen (=gierig sind) und keinen Anstand haben – da bringt man doch einem Kind nichts bei!? Außer dass dumme Vorurteile in Ordnung sind!

    Bisher hat noch jeder irgendwann gelernt, dass man in machen Situation mit „Ich möchte bitte…“ oder „Könnte ich bitte…“ vielleicht weiter kommt als mit „Ich will…“. Oder zumindest habe ich noch nie erlebt oder gehört, dass sich jemand beschwert, dass seine Eltern ihm kein „Bitte“ oder kein „Ich möchte bitte“ beigebracht haben. Ich weiß um die unterschiedlichen Wirkungen, der verschiedenen Ausdruckweisen, kann sie entsprechend anwenden und auch entsprechend reagieren. Wenn zu mir jemand „Ey, Alter, ich will…“ zu mir sagt, habe ich auch kein Problem zu anworten „Ey, Alter, nein kannst Du nicht…“.

    Ich kann auch einfach beim besten Willen (!) nicht verstehen, dass „will“ schon fast ein Schimpfwort ist. Als erwachsener Mensch muss man in vielen Situationen genau das – seinen Willen ausdrücken. Wieso sollte man das einem Kind aberziehen?

  26. Schön, mal eine andere Seite dazu zu hören.
    Ich habe – bevor ich Mutter wurde – an einer Förderschule gearbeitet. Da habe ich auch das „Ich möchte“ bei den Kindern eingeführt.

    Wobei ich das auch differenzieren würde. Zu Hause ist einfach einiges anders, als in der Schule oder im Kindergarten. Meinem Kind möchte ich sein „Ich will“ später auch nicht aberziehen aus den von dir genannten Gründen. Anderen Leuten gegenüber würde ich aber schon wollen, dass er eine gewisse Höflichkeit an den Tag legt. Ich sage beim Bäcker auch nicht „Ich will“, sondern „Ich möchte“.

    Wobei ich den Kindergarten da auch etwas früh für solche Höflichkeitsunterscheidungen finde.

    Liebe Grüße!

  27. Jahaaaaaaaaaaaaaaaaaa! ÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄNDLICH lese ich mal genau das, was mir auf meiner „Ichwill-Seele“ liegt.
    Als Kind wurde mir dieses Wort verboten, auch ich selbst habe es, aufgrund meiner Prägung, meiner heute 16-jährigen Tochter nicht erlaubt, dieses Wort zu benutzen.
    Die 9-jährige und sowohl die 4-jährigen Zwillinge dürfen und sollen und wollen dieses wollen gern in ihrem Sprachgebrauch benutzen. Und wirklich immer wieder passiert es, dass meine Kinder diesbezüglich von Außenstehenden korrigiert werden. (Die widerum korrigiere ich dann.)
    Ich bin so dankbar, dass meine Kinder ihren Willen so äußern.
    Natürlich passen die Kinder, die ein „Ich möchte bitte so gern…“ von sich geben, viel angenehmer in das Musterschubfach, klar. Da ich selbst und auch für meine Kinder will, dass sie nicht in Musterschubfächern liegen, lebt bei uns auch der Wille und das bleibt auch so!
    Vielen Dank für diesen Beitrag!

  28. Ich finde es sehr wichtig, daß ein Kind sein Wollen ausdrücken kann und darf. Ich finde diese Fragestellung nicht zu unwichtig für ein Gespräch mit den Erzieherinnen. Die ganzen sexualpädagogischen Konzepte (z.B. „kein Küßchen auf Kommando“) beruhen darauf, daß Kinder klar ausdrücken können, was sie im Hinblick auf Körperberührung wollen oder nicht. Spätestens da wird der Quietschebeu dann wieder umlernen müssen.

    Abgesehen davon ist das Konzept „der Will wohnt in Afrika“ rassistisch. Bei uns im Kindergarten hat er keinen Platz, weil er daneben ist und wir ihn nicht wollen. Aber klar: Wir schieben unseren Schrott nach Afrika ab, egal ob Altklamotten oder den Will. Den primitiven „Neger“kindern macht das nix aus, wenn sie so einen Will, den bei den Weissen niemand haben will, neben sich haben.

    1. Bezüglich Deines letzten Absatz bin ich ein wenig irritiert. Ich denke nicht, dass solch ein rassistischer Hintergrund, wie Du ihn hier hinein interpretierst, gegebene ist. Afrika ist für die Kinder einfach sehr weit weg. Das ist auch schon alles. Natürlich folgt auf die Aussage: „Der Will wohnt hier nicht!“ die Frage: „Ja, aber wo wohnt der denn?“ Viel weiter denken Kinder diesbezüglich noch nicht, weil sie eben nicht so schrecklich sensibilisiert sind, wie wir Erwachsenen. ZUM GLÜCK! Selbst ich wäre nicht auf so eine harte Interpretation von „Der Will wohn in Afrika!“ gekommen, wie Du.

      1. Genau solche Äußerungen, die nicht „geplant“ sind (eine Erzieherin sagt das nicht um Arika oder Menschen von dort zu benachteiligen) legen aber die Grundlagen für rassistische Wahrnehmungsmuster. Es ist ja nicht diese eine Äußerung, die ein Kind hört, sondern diese ist ein Teil eines größeren Gesamten, was die Wahrnehmung über Afrika und schwarze Menschen prägt. Und eine Sprache, die von „schwarz fernsehen“, „schwarz arbeiten“ oder „schwarz fahren“ redet, prägt in eine bestimmte Richtung.
        Man könnte das Kind ja auch fragen, was es meint, wo der WILL wohnt.

        1. Das ist nun wirklich off Topic. Wie man von der Erwähnung Afrikas direkt auf „schwarz arbeiten, fahren, sehen“ kommt, erschließt sich mir nicht. Meinem Kind (und ich denke den wenigsten 4jährigen) ist nicht mal bewusst, dass es in Arika mehr dunkelhäutige als hellhäutige Menschen gibt.

      2. Ich glaube der Rassismusgedanke kommt daher, dass auch bei „Der wohnt in Afrika!“ der Ton die Musik macht. Und den Ton der Erzieherinnen, den hört man eben nicht beim Lesen. Es kann nämlich bedeuten, „Der wohnt hier nicht, weil wir den hier nicht wollen. => Der soll nach Afrika!“ oder „Der wohnt hier nicht, weil der wohnt eben in Afrika. Nicht, weil er muss, sondern weil er da eben einfach wohnt.“ Und das zweite finde ich gar nicht rassistisch.

        1. selbst wenn der Will „einfach da wohnt“ — weil er das selber so WILL ;-) wird den kindern ein unterschied vermittelt. hier wohnt er nicht (er darf hier nicht geäussert werden), aber dort wohnt er (heisst das er darf dort geäussert werden!?)

          — ich finde man kann das genauso kritisch hinterfragen (vielleicht auch einfach im Gespräch mit dem Kind), wie die Frage warum Will denn überhaupt hier nicht wohnen soll…

          was denkst du wo er wohnt? Warum gerade in Afrika? Was glaust du was die Erzieherinnen in Afrika den Kindern sagen wo er wohnt, wenn sie ihn nicht hören wollen? Vielleicht gibt es dort auch Eltern die ihn bei sich wohnen lassen?
          — ich würde das zumindest machen. einfach um nachzufühlen wie die kinder so eine aussage tatsächlich auffassen. Es kann ja sein dass es für sie einfach „weit weg“ bedeutet, genausogut kann es sein dass sie da schon weiter denken… und im letzteren Fall kann man dann mit einem solchen Gespräch Vorurteile „zerstreuen“.

  29. Ich bin da anderer Ansicht. Der Spruch ist zwar wirklich daneben, aber die Message ist in meinen Augen ok.
    Der eigene Wille ist wichtig. Da stimme ich uneingeschränkt zu. Aber mein Wille wird durch den meiner Umgebung beschränkt. Wenn ich etwas von jemandem möchte, dann greife ich damit auch gleichzeitig in dessen Willen ein, denn derjenige möchte das evt nicht. Ich weiß es nicht und darum frage ich höflich.
    Das klingt jetzt evt etwas sehr theoretisch, vielleicht ist es an einem Beispiel klarer: „Ich möchte, dass du mir noch etwas von dem Kartoffelbrei auf den Teller schaufelst. Bitte.“ Klar ist, das Gegenüber soll nach meinem Willen argieren und darum kann ich auch höflich fragen.
    „Ich will nicht von dir begrapscht werden!“ Hier spielt der Wille des Gegenübers keine Rolle, da wäre Höflichkeit auch unnötig.
    „Will“ ist in meinen Augen ein Ausdruck des unbedingten Willens. Ich will diese(n) zur Frau/zum Mann nehmen. Unbedingt. Da gibt es keinen Zweifel. Ein Schimpfwort ist das natürlich noch lange nicht. „Möchte“ zeigt dem Gegenüber, dass ich mir seiner bewusst bin, dass ich Rücksicht nehme.

    Letztendlich kommt es natürlich sehr darauf an, was man meint seinem Kind zumuten zu können. Im Kindergartenalter sind viele Kinder meiner Meinung nach früher oder später in der Lage zu differenzieren und meine Rolle als Elternteil sehe ich darin, dem Kind alle Nuancen der deutschen Sprache zu vermitteln. Ein unpassend angewendetes „will“ verbessere ich daher genau so, wie ein „Einhörnchen“. Nicht indem ich abwerte (weder das Wort noch das Kind) sondern, indem ich einen freunlichen Hinweis gebe. Ein „Ah, du MÖCHTEST, dass ich dir das Buch vorlese?“ wird mein Kind ganz sicher nicht in seinem freien Willen hindern sondern vermitteln, dass in diesem Kontext dieses Wort das richtige ist.

  30. Liebe Mama Miez,

    sonst bin ich ja eher der stille leser auf ihrem blog aber zu diesem superduper Beitrag muss, nein, will ich etwas sagen.

    Bei uns wohnt der will auch. Denn der Will kommt vom Willen und den haben wir alle, wie es schon passend geschrieben wurde.
    Leider gibt es viel zu wenig Leute die so denken – aber vielleicht erreichen Sie mit ihrem Beitrag ein paar wenige. Wenn diese dann schon anders denken und darüber erzählen, ja, vielleicht gibt es dann die Möglichkeit dass der Will eines Tages doch wieder „in Deutschland wohnen“ kann.

  31. in meinem poesiealbum vom 1972 steht:

    „ich will!“ das wort ist mächtig
    spricht’s einer ernst und still –
    die sterne reißt’s vom himmel
    das eine wort „ich will“

    herzlichst

  32. Treffend, passend und auf den Punkt gebracht. Super Herangehensweise an ein so alltägliches Thema im Alltag mit den Kindern. Mein Kleiner ist zwar erst 2 Jahre alt und kann Herr Will noch nicht aussprechen, zeigt mir aber dennoch recht deutlich, dass Herr Will schon bei ihm eingezogen ist :) es gibt nämlich genügend andere Zeichen der Körpersprache…die sie selbe Sprache sprechen!
    Der Ton macht die Musik…nicht mehr und nicht weniger!!!
    Lg und einen schönen Abend,
    Maxie

  33. Pingback: Bemerkenswert
  34. Ich habe gerade zum allererstenmal einen Blogartikel ausgedruckt. Pinnen werde ich ihn auch noch, aber ich will doppelt sicher gehen, dass ich ihn parat habe, wenn irgendwann die liebe Verwandschaft unserem Sohn das wollen abgewöhnen will. Pardon, möchte.
    Dankeschön, du schreibst mir aus der Seele!

    1. ich glaube nicht, dass den Kindern ein Zacken aus der Krone bricht, wenn sie mal bitte und möchte sagen und lernen, höflich zu sein und da es den lieben Verwandten jetzt auch noch abgewöhnt werden soll, ihrem Enkel oder wem auch immer das beizubringen, na dann Prost Mahlzeit, schöne Gesellschaft, wo alle immer nur WOLLEN und keiner mehr bitte sagen kann, da weiß ich ja, woher es kommt, den Spruch kannte ich übrigens nicht, bei uns hieß es „Wie heißt das?“ und die Kinder haben kein Problem damit, aber es muss ja immer alles in Frage gestellt werden

      1. Was mich doch immer wieder start irritiert ist die Tatsache, dass meine Texte entweder nicht ganz gelesen oder nur überflogen werden. Anders kann ich mir nicht erklären, wir man auf solche Stellungnahmen kommt? Wo habe ich geschrieben, dass ein Kind nicht bitte sagen soll und es nur ums WOLLEN geht? Ich zwinge ja niemandem meine Texte zu lesen, aber wenn man sie kommentiert, darf man sich die Mühe schon gemacht haben.

        „Wie heißt das?“ ist für mich übrigens der Sinnbefreiteste Satz in der Erziehung eines Kindes ever. Seid Euren Kindern Vorbilder, dann sagen Sie von allein „Danke!“ und „Bitte!“

        1. Es war im Prinzip nur die Quintessenz dessen, was man aus fast allen Kommentaren rausliest.Und wenn der Kindergarten oder wer auch immer, unseren Kindern soetwas beibringt, werden wir es ändern. Unser Kind kann weiter WILL sagen. Der Ton macht die Musik. Und manche tun hier so, als ob man ein lebenslanges Trauma davon trägt, wenn ihre Kinder „gezwungen“ werden, möchte zu sagen. Und manche Argumente mit der Hochzeit sind nun wirklich etwas an den Haaren herbei gezogen. Ich finde so ganz normale Umgangsregeln müssen nicht immer in Frage gestellt werden nach dem Motto: Mein Kind muss nicht danke sagen, wenn es nicht möchte, es muss auch nicht grüßen, weil es so schüchtern ist undso weiter. Das lese ICH da raus. Aber wahrscheinlich nur, weil ich auf der Straße oder sogar im eigenen Haus mit vielen Kindern sehe, was die Folge ist. Ich weiß nicht, ob es immer nur nach dem Willen des Kindes gehen muss, aber das klingt für die meisten wahrscheinlich wieder zu autoritär.

          1. Ich zitiere mich mal selber:

            Es ist so wichtig, dass ein Mensch – und ganz besonders ein Kind – seinen eigenen Willen erkennt, versteht und ausformulieren kann. Ob er diesen Willen nachher bekommt ist ein anderes Thema, aber verbalisieren, was Bedürfnis/Wunsch/Wille ist, das muss doch ohne Konventionen erlaubt sein.

      2. Wollen und bitten schließt sich nicht aus. Wie Mama Miez bereits schrieb, drückt beides den Willen des Kindes aus. Das Kind will oder möchte etwas. Es kann sagen: „Ich will bitte“ oder „Ich möchte bitte“. Ein Kind welches „Ich will“ sagt hat sicher trotzdem gelernt höflich zu sein.

  35. Der Spruch meiner Oma war:

    „Kinder die was wollen, kriegen was auf die Bollen.
    Kinder die was willen, kriegen was auf die Brillen.“

    Oh ich habe es soo gehaßt.

    Vielen Dank für diese wunderbaren und wahren Zeilen.

    1. Ich habe diesen Spruch abgewandelt zu hören bekommen:
      „Kinder mit einem Willen, kriegen welche auf die Brillen“.
      Jede Willensäußerung wurde gnadenlos gebrochen und ich kämpfe im Alter von fast 50 Jahren noch immer mit manchen „Erziehungsleistungen“ meiner Eltern. Daher kann ich Frau Miez nur von Herzen danken, dass sie ihre Kinder zu freien Menschen mit einem eigenen Willen erzieht.

  36. Liebe Mama Miez. Ich glaube in diesem Fall ist die Antwort von Manu 68 nicht nur auf deinen Artikel, sondern auch auf die vorrangegangenen Antworten bezogen! Also nicht gleich so beleidigend werden, sondern auch selbst erst etwas genauer nachdenken. Ich glaube du schreibst deinen Blog doch auch, um Resonanzen darauf zu bekommen und diese können zwangsläufig bei so vielen Lesern nicht immer uneingeschränkt positiv sein!

    Ich persönlich (Mama eines 3jähr. Jungen und auch mit „alter Schule“ erzogen) finde den O-Ton in deinem Post vollkommen richtig, bin aber der Ansicht das manchmal auch das Wort eine Rolle spielt und „will“ dann besser durch „möchte“ ersätzt werden sollte! Aber ein will aberziehen finde auch ich definitiv falsch.

    Ich finde dazu die Antwort von „fishly“ sehr treffend!

    1. Ich lese keine Beleidigung in meiner Antwort und habe auch keine zwischen den Zeilen versteckt.
      Der Kommentar gibt meinen Artikel inhaltlich falsch wieder. Auch habe ich nie geschrieben, dass das Wort WILL einem MÖCHTE vorzuziehen ist.

  37. Wie schön, ich freu mich schon. Wenn meine Kröte seinen Willen entdeckt, bzw. ihn anders artikulieren kann als mit „da!da!da!“, werden wir sicher eine Menge Spaß haben.
    Irgendwo weiter oben habe ich gelesen, dass „bitte“ auch ein so nerviges und teilweise unnützes Füllwort ist, gerade dann wenn die Kleinen glauben, dass man diese schönen Zauberworte nur laut und oft genug sagen muss, bis der Wunsch in Erfüllung geht.
    Mit „danke“ verhält es sich doch auch ähnlich: wie oft ich die oben beschriebenen gesträubten Haare habe, wenn ich ein „wie sagt man…?“ höre…

    naja,

    was ich aber noch erwähnenswert finde: wie wäre es mit den ErzieherInnen mal über latenten Rassismus zu sprechen. Oder wie soll man das nennen, wenn nicht wünschenswertes einfach in Afrika verortet wird. So a la: „da wohnen die wil(l)den, aber hier sind wir zivilisiert und möchten bitten nur“

  38. Liebe Mama Miez,

    der Beitrag gefällt mir sehr gut und ich lese (leider) aus vielen Kommentaren, das er nicht 100% verstanden wurde.
    Ich jedoch sehe das genauso, wie Du, einem Kind den gerade erst entdeckten Willen zu untersagen oder gar zu brechen ist sehr gefährlich.
    Denn man muss das ja weiter denken, wer selber keinen eigenen Willen haben darf, wird auch Schwierigkeiten damit haben, dass andere diesen haben (dürfen).
    Und letzendlich „lernen“ die Kinder zum überwiegenden Teil durch abschauen des Verhaltens der Menschen in seiner Umgebung. Mein Sohn ist erst 2 und bei einem so kleinen Kind sieht man das sooo deutlich, dass Kinder großenteils einfach nachahmen. Er sagt auch schon bitte und Danke, aber nicht, weil wir ihm das eingebläut haben, sondern weil wir das einfach konsequent im Umgang miteinander immer sagen. Er hat sich das also abgeschaut und auch wenn eine Phase der Auflehnung dagegen kommen wird, gehe ich davon aus, dass er sich irgendwann wieder besinnen wird und für sich selber feststellen wird, dass Höflichkeit zum eigenen Vorteil nützt und dann wird er es sein, wenn es angebracht ist.
    Das ist einfach eine Frage des gegenseitigen Respekts und der Wertschätzung untereinander. Wie es in den Wald reinschallt, so schallt es auch wieder heraus. Dass es also einen Unterschied zwischen „ich will“ und „ich möchte“ gibt werden die Kinder ganz selber heraushören und es dann so verwenden, wie es in die Situation passt. Und das klappt am besten, indem man als Umfeld genau das vorlebt. Da ich kein unhöflicher Mensch bin, wird mein Kind das sicherlich auch nicht, selbst wenn ich nicht ständig sage, dass er bitte, danke oder möchte, statt will zu sagen hat.

  39. Super!!!! Ja da höre ich doch auch meine Kindheit durch…. Und leider habe ich das anfangs auch falsch gemacht….. ich war bei unserer Tochter gerade mal 22 Jahre alt geworden, da sitzt noch so mancherlei fest! „grins“
    Ganz liebe Grüße
    Christel

  40. Vielleicht sollten die Erzieherinnen nochmal die ‚Unendliche Geschichte‘ lesen und nochmal genau nachlesen, was es mit der Zauberkraft des AURYNS auf sich hat….’Tue, was Du willst‘. Ich fand das als Jugendliche bahnbrechend. Nicht in dem Sinne ‚Mach was dir grad gefällt ohne Rücksicht auf andere‘, sondern gerade in der Farge danach, was will ich wirklich, im Sinne von ‚wer bin ich‘. Also bei uns wohnt Will auch und er versteht sich prächtig mit Willnicht, möchte, bitte, danke und auch Wut! ?

    Liebe Grüße!

  41. Meega Beitrag! Ich bin geflasht vn deiner Wortwahl…wahrscheinlich ähnlich wie der Quietschbeu bei deiner „Der Will wohnt hier“-Rede!

    Aber eines bereitet mir Kopfzerbrechen und lässt mich stark grübeln:
    „Der Will wohnt in Afrika“??? Diese Aussage hat eine Erzieherin getroffen?
    Was soll der Sinn dieser Aussage sein? Was soll das Kind daraus mitnehmen? Ist der Afrikaner unkultiviert, weil „wollen“ es ist? Oder sind Afrikaner alle dumm, weil sie dort „wollen“? Das ist rasistisch!
    Ich bin fassungslos! Darauf sollte man diese Erzieherin dringend ansprechen. Das geht doch wohl gar nicht!

  42. Pingback: 8. Juli 2015
  43. Ein herrlicher Artikel!! Besonders bei der „Altar Szene“ habe ich gerade herzhaft und laut gelacht und dabei fast meinen Kaffee verschüttet :-)
    Kenne das auch aus meiner Kindheit, besonders oft von meiner Oma gehört.
    Ihr Blog ist meine aktuelle Urlaubs Lektüre, muss mich nur zum langsamer lesen zwingen, sonst bin ich zu schnell durch …
    Danke ?

  44. Ja ich will:)
    Danke fuer den schoenen Artikel.
    Zu Thema Rassismus.
    Ich denke der spruch war nicht rassistisch von der Erziejerin gemeint fuehlt sich fuer mich jedoch trotzdem problematisch im hinblick auf dogmen an.
    Ich frage mich wie sich mein Sohn wohl fuehlen wuerde wenn er diesen Spruch zu hoeren bekaeme. Sein Vater hat seine Wurzeln naemlich eben in Afrika. Wenn er ganz klever ist wird er sagen gut dann gilt der Spruch ja nicht fuer mich und ich kann auch will sagen. Im schlimmsten fall geraet er in zwiespalt mit seiner Herkunft…

  45. Unser Kleiner hat im Kindergarten aufgeschnappt: „Der Will, der Will, der macht was er will.“ Und er kann mit seinen 4 Jahren das schon bei anderen Kindern nicht mehr hören. Wenn Kinder zu Besuch kommen, die irgendwas wollen, dann erklärt er es ihnen mit seinen eigenen Worten. Das klappt bei diesen Kindern und bei seinen Geschwistern mittlerweile richtig gut, ohne daß wir etwas machen mussten.

  46. Also diesen Beitrag habe ich 2013 gelesen, quasi als er ganz frisch war. Damals war meine Tochter 1,5 Jahre alt, und ich hatte mir schon überlegt, wie das wohl werden wird mit dem „ich will“ (über das ich mir nie Gedanken gemacht hatte, ich fand es nie schlimm, das zu sagen, aber ich wurde etwas beeinflusst von anderen Müttern und fühlte mich plötzlich so, als „müsse“ ich bei uns auch „ich möchte“ einführen.
    Deinen Beitrag fand ich so toll, und ich empfinde da ganz genau so wie du. Warum ich jetzt kommentiere ist einfach deswegen, weil ich in den letzten Jahren SO oft daran denken musste, an genau diesen Beitrag („der Will, der wohnt hier nicht!“, das ging mir gar nicht mehr aus dem Kopf), und ich wollte dir einfach nochmal dafür danken. Ein ganz toller Beitrag, im Laufe der Jahre merkt man, wie oft einem das Thema doch über den Weg läuft.

  47. Sehr schöner Beitrag. Ich denke man muss sehr genau unterscheiden: ich finde ein „ich möchte“ einfach höflicher und freue mich, wenn meine Kinder im täglichen Benehmen wenn es um Kakao und Co geht möchten und nicht wollen. Das muss nicht automatisch den eigenen Willen einschränken. Sie wissen genau wo ein „Ich möchte“ angebracht, weil höflich ist und wo sie etwas wollen und wollen sollen. Man muss sie nur für beides sensibilisieren, wenn man das will ;-). Und wer den WILL bei sich wohnen haben möchte, macht es genauso richtig für sich, wie die Leute von der Möchte-Fraktion, wenn sie gleichzeitig den Willen ihrer Kinder stärken. LG Ines

  48. Liebe Pia,

    danke für deinen Artikel, er hat mich ganzschön zum nachdenken und an die eigene Nase fassen gebracht.

    Natürlich will ich, dass meine Kinder ihren Willen kundtun können. Und dennoch habe/hatte ich ein großes Problem mit „ich will“ weil es mir auch als Kind eingetrichtert wurde, dass es ganz unhöflich und ungezogen ist „ich will“ zu sagen. Da werde ich mal schön dran arbeiten. Dein Satz er darf alles was er will, wenn der will nur nett fragt ist klasse und trifft es auf den Punkt!

    Auch in die Kategorie und für mich schrecklich ist, dass meine große (4 Jahre) jetzt plötzlich „könntest du bitte“ sagt … hallo? Ja könnte ich, ich denk mal drüber nach, mach ich irgendwann, bestimmt, vielleicht.

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