Wie ich mal die Beherrschung verlor.

Ich habe heute die Jungs angeschrien. Sehr laut und sehr verzweifelt. Das ist nichts, womit man sich rühmen kann. Nichts, was man laut und selbstbewusst seinem Umfeld mitteilt. Aber es ist passiert. Und ich möchte drüber schreiben.

Ich habe schon seit vielen Wochen nicht mehr geschrien. Das lauteste, was es hier dann und wann gibt, ist ein laut gerufener, eher gebellter Name. Wenn man einen der Jungs zum Beispiel 10 Mal anspricht und immer noch keine Reaktion erfolgt. Oder wenn sie so laut spielen, dass man sich anders keine Aufmerksamkeit verschaffen kann. Aber sie wirklich angeschrien habe ich ewig nicht.

Das Drama nahm seinen Lauf, als sie am Abend fragten, ob sie den kleinen Nick gucken dürften und ich bejahte, sofern sie im vorher das Wohnzimmer aufräumen würden. Sie dödelten hier und da ein bisschen rum, stritten, zankten das Meedchen, warfen die Holzschienen der aufgebauten Holzbahn umher, statt sie einzuräumen und so weiter. Irgendwann erklärte ich das „Aufräumen“ für beendet und schickte sie in ihre Zimmer, wofür ich einige weniger nette Sprüche kassierte. „Dann rede ich nie wieder mit Dir!“ oder auch „Du Blödmann!“ Letzterer ist derzeit des Löwenmäulchens liebster Wut-Satz, wenn er sich richtig ärgert. Leider klingt das zu allem Übel auch noch ziemlich niedlich. Und wenn ich dann „Na, na, na, was hast Du gesagt?“ sage, dann antwortet er: „Das hab ich nich zu Dia gesagt. Ich hab das zu dem Stuhl/Tisch/Sofa gesagt!“ 

Aber ich schweife ab. In der Zeit, in der ich mit den Jungs oben war und ihnen erklärte, warum es heute kein Fernsehen für sie geben würde und wie der weitere Ablauf des Tages – also Abendbrot, Baden, Bett – aussehen würde, räumte das Meedchen das ganze Wohnzimmer auf. Alleine. Alles an Ort und Stelle. Die Holzschienen in die Kiste, den Deckel auf die Kiste, die Kiste an ihren Ort. Die Spielsachen des Löwenmauls in die gelbe Spielzeugkiste, die Sachen des Quietschbeus in die grüne Kiste. Die Bücher in das Regalfach für Bücher, die Wolldecken sowas wie gefaltet aufs Sofa, die Kissen aufs Sofa, die Bobby Cars in ihre Parkbucht, die herumfliegenden Hausschuhe in den Flur …

… mir schossen die Tränen in die Augen, als sie mir strahlend entgegen kam, klatschte und „All!“ rief, was ihr Wort für alle, leer oder fertig ist. Sie stimmte mich dadurch so versöhnlich, dass ich den Jungs doch noch gestattete, den kleinen Nick zu gucken. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Während sie fern sahen richtete ich Brote fürs Abendessen. Die 5 Minuten zwischen dem Ende vom kleinen Nick und dem Abendessen reichten den Jungs, um das Wohnzimmer erneut zu verwüsten. Ich war gelinde gesagt etwas angepisst, wollte aber einfach den Tag schnell und friedlich zu Ende bringen.

Wir gingen also im Anschluss an das Essen nach oben, um zu Baden. Mich traf fast der Schlag, als ich ins Quietschbeuzimmer kam und feststellen musste, dass sie alle – wirklich alle – Spiele aus den Regalen gerissen und auf den Boden gekippt hatten. Der Arztkoffer war in alle Windrichtung verstreut, das Innenleben herausgerissen und platt getreten. Sämtliche Still-, Kuschel- und Kopfkissen waren auf der Erde verteilt und teilweise abgezogen. 

Sie waren vielleicht 15-20 Minuten oben gewesen. Das ist keine Zeit um ein so wildes Spiel zu inszenieren. Das war einfach nur Randale. Und da kann ich gar nicht drauf. Gar nicht! Ich kochte also innerlich vor Wut, sagte ihnen, sie sollen sofort aufräumen und ging ins Badezimmer, um Wasser einzulassen. Ich badete zuerst das Meedchen, weil sie so einfach mal entspannt und alleine in der Wanne plantschen konnte. Dann ging ich wieder zu den Jungs, um ihnen zu sagen, dass sie jetzt in die Wanne könnten. Sie hatten genau NIX aufgeräumt. Ganz im Gegenteil hatten sie alles nochmal ordentlich durchgewühlt und gemixt. 

Und dann schrie ich. Dass das ja jetzt wohl nicht ihr Ernst sei, ob sie gar kein Respekt vor ihrem Besitz hätten, dass das alles viel Geld kosten würde und dass ich auch alles in den Müll werfen könnte, wenn es ihnen eh nichts wert sei. Eben all das Zeug, dass ein 3 bzw. 4-jähriger nicht versteht und was sie auch nicht belasten sollte. Viel mehr als meine Worte schockierte die Jungs allerdings meine Aufgebrachtheit. Wie angewurzelt standen sie da, der Quietschbeu mit Tränen in den Augen, das Löwenmaul drückte sich die Hände auf die Ohren. Ich musste an den Artikel denken, den ich erst vor kurzem selber auf Facebook geteilt hatte. Aber es änderte nichts an dieser Hilflosigkeit, die da in mir tobte.

Es kam, was immer kommt, wenn ich explodiere. Danach werde ich äußerlich total ruhig, ja, fast ignorant. Ich schnappte mir das Löwenmaul, wusch ihm die Haare und den Körper, trocknete ihn ab und legte ihm Wortlos seinen Schlafanzug aufs Bett und sagte ihm, er solle den anziehen und dann nach unten gehen und das Wohnzimmer aufräumen. Er nickte nur.

Dasselbe machte ich mit dem Quietschbeu, nur dass ich ihm auftrug, sein Zimmer tip top aufzuräumen. 

Während ich das Meedchen Bettfein machte, hörte ich das Löwenmäulchen unten heulen. „Ich kann das nich‘!“ Er kann. Oha ja. Es ist momentan seine Masche rein gar nichts zu können. Er kann nicht alleine aufs Klo, sich nicht an oder ausziehen, nicht mit Messer und Gabel essen, etc. pp. Wobei er das natürlich alles seit Ewigkeiten ganz hervorragend beherrscht. Ich knirschte bereits erneut mit den Zähnen, als der Quietschbeu hinter mir aus seinem Zimmer trat, meine Hand nahm und flüsterte: „Mama, ich bin fertig. Darf ich jetzt dem Löwenmaul helfen geh’n?“

Ich nickte, ließ ihn die Treppe runter gehen und setzte mich auf den Klodeckel, um erstmal diese ganze angestaute Wut, die Hilflosigkeit, die Scham und das schlechte Gewissen herauszuheulen. Das Meedchen kam angedackelt, legte die Hände auf meine Knie und den Kopf schrägt und fragte: „Aiii?“ Ich nickte und sie begann meinen Arm zu streicheln.

Natürlich fühlt man sich dann noch mieser. Soviel Liebe, Verständnis und Fürsorge von so einem kurzen Mini-Menschen und man selber hat nicht genug Stärke, Kraft und Geduld, um fair und gerecht zu bleiben. 

Ja, ich bin auch nur ein Mensch und ja, ich habe natürlich auch Grenzen. Das sollte aber dennoch nicht als allgemeingültige Rechtfertigung missbraucht werden. Auch schreibe ich diese Zeilen nicht auf, um von Ihnen Absolution zu erfahren. 

Ich schreibe es auf, weil ich Ihnen auch erzählen möchte, was ich tue, wenn ich mich falsch verhalten haben. Was ich tue, um meinen Kindern den Schreck und die Angst zu nehmen, die ich in ihnen ausgelöst habe. Ich rede mit ihnen.

Ich sagte den Jungs ganz klar, dass es falsch war, was ich getan habe. Dass ich sehr wütend war und mich hilflos gefühlt habe. Und dass das Gefühl so doll von innen gedrückt hast – wie ganz schlimme Bauchschmerzen – dass es irgendwie raus musste. Und dann habe ich eben gebrüllt. Und all die Dinge, die ich gesagt habe, die habe ich nicht so gemeint. Es ging mir in dem Moment, wo ich sie gesagt habe, ein bisschen besser. Aber ich könnte es nie übers Herz bringen all ihre Spielsachen wegzuwerfen. Oder ihnen zu verbieten, Karneval zu feiern. Das war auch eine Drohung, die ich ihnen an den Kopf geworfen hatte. Und ich habe ihnen gesagt, dass meine größte Angst nun wäre, dass sie glauben könnten, ich hätte sie nicht mehr lieb.

„Aber Mama, ich weiß doch, dass Du mich lieb hast. Da musst Du doch keine Angst haben, dass ich das vergesse!?„, rief der Quietschbeu echauffiert, während das Löwenmaul nur breit grinste und „Kuscheln!“ rief, bevor er mir um den Hals fiel.

Und das ist die ganze Geschichte. Eine traurige. Eine, auf die ich nicht stolz bin. Eine, die ebenso dazu gehört, wie die sonnigen gute Laune-Einträge. Eine, die mir nachhängt.

Print Friendly, PDF & Email
Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
Beitrag erstellt 4659

33 Gedanken zu „Wie ich mal die Beherrschung verlor.

  1. Ich kann, will und werde keine Absolution erteilen. Aber als manchmal leidgeprüfter Vater von zwei (mehr oder weniger) kleinen Zicken, die Kleine ungefähr so alt wie der Quietschbeu, kann ich nur sagen, dass das eben mal passiert. Es ist nicht schön, es macht uns selber traurig, aber ich denke, es ist wichtig für Kinder, auch mitzubekommen, dass das, was sie tun, auch mit uns Eltern etwas anstellt. Und dass auch wir nicht immer gelassen und erhaben über Frustreaktionen sind. Wenn es Ausnahmen bleiben, kann das für die kleinen Menschen eine wichtige Erfahrung sein. Ändert nichts daran, dass sich alle Beteiligten hinterher zurecht bescheiden fühlen.

    Aber das Meedchen … zuckersüß! Eine ganz besondere junge Dame!

  2. Liebe Miez!
    Ich finde es gut und mutig von dir, dass du auch solche Szenen aus deinem Alltag mit deiner Familie teilst.
    Ich schreibe auch hauptsächlich, weil ich das Verhalten des Meedchens in ihrem Alter so faszinierend finde und dir eigentlich genau das zeigen sollte, dass du mit deinen Kindern und deiner Erziehung trotzdem alles richtig machst, auch wenn es dir heute nicht so vorkam und du dich schlecht gefühlt hast.
    Danke, für diesen sehr persönlichen und emotionalen Einblick!

  3. Danke und *drück* fürs Aufschreiben – ich habe das jetzt gebraucht! Wut und Hilflosigkeit ist auch hier genau der Punkt gewesen, warum ich den großen Bruder wie oben beschrieben angeschrien habe. Er steckt dem Babybruder seine Finger in den Mund, obwohl wir es ihm mehrfach ausdrücklich verbieten. Er weigert sich ohne mich auf’s Klo zu gehen, selbst wenn wir Blickkontakt hätten (ich wickel gerade das Baby und kann nun mal nicht vom Wickeltisch weg…) und kreischt mich stattdessen an. Auch ich habe danach versucht zu erklären und zu reden… Am traurigsten macht mich, dass der Babybruder das von Anfang an so mitbekommt, wo es für den großen Bruder in der gleichen Zeit nur Plüschstimmung gab… *seufz*

    Ach Mensch, das Meedchen – ich wäre wohl beim „Aii“ wieder in ein Tränenmeer ausgebrochen. So ein Herz!

  4. Auch so was passiert, ist einfach so. Und wenn eine solche Szene aufgearbeitet wird (was du ja ganz vorbildlich getan hast :) ), dann glaube ich, dass Kinder eher noch daraus lernen können. Dass auch Erwachsene nicht endlos belastbar sind, zum Beispiel. Und dass man sich auch nach einem ganz schlimmen Streit wieder vertragen kann.

    Ich wünsche dir und den Miezkindern einen richtig schönen, entspannten, liebevollen Tag :)

    Viele Grüße,
    Stjama

  5. Danke für deine Ehrlichkeit!
    Als Mutter von drei Kindern (3, 6, 7 J.) bin ich auch hin und wieder an dem Punkt angekommen, wo ich einfach nicht mehr ruhig bleiben kann und der Ärger laut heraus muss. Stolz bin ich darauf auch nicht im geringsten.
    Aber dieser Umgangston ist zum Glück bei den meisten von uns nur eine Seltenheit. Unsere Kinder lernen dabei – wenn auch nicht in idealer Weise – dass wir Eltern auch nur Menschen sind.
    Bei drei Kindern in diesem jungen Alter immer ruhig zu bleiben, kann man als normaler Mensch gar nicht immer schaffen. Ein kleiner Trost, dass wir mit solchen Reaktionen nicht alleine sind.

  6. Ich bin zu Tränen gerührt.

    Jeder macht Fehler, jeder hat Momente, in denen er es nicht schafft, so zu reagieren, wie er es gerne möchte und wie es eigentlich angemessen wäre, jeder braucht ein Ventil, um angestaute Gefühle rauszulassen. Ich verstehe sehr gut, dass das Mutterherz nach so einem Abend brennt, aber was ich viel, viel wichtiger finde: auch durch solche Situationen lernen Kinder – wir sind eben alle nicht perfekt, haben starke und schwache Momente. So schwach der Moment des Anschreiens auch war (und das soll keine Kritik an Ihnen sein, sondern mein Mitgefühl, dass Sie sich eben schwach gefühlt haben) – mindestens genauso stark war es auch, den Kindern die Sache so zu erklären, dass sie es verstehen.

    Und abgesehen davon, liebe Mamamiez, haben Sie da drei sehr bezaubernde Kinder, die durch ihre Reaktion ganz deutlich gezeigt haben, dass sie Sie lieben und Ihre Gefühle verstehen. Jedes auf seine ganz besondere Art und Weise – ein unglaublich empathisches Miezmeedchen (andere in dem Alter und auch noch viel später hätte vielleicht eher mitgeweint), ein Quietschbeu, dem es offensichtlich sehr leid tut und der gleichzeitig auch noch bemerkt, dass sein Bruder Hilfe braucht (damit Sie ihm eben nicht helfen müssen, denn er ist schon so groß, dass er Sie dabei entlasten kann und das auch merkt), und schließlich ein Löwenmäulchen, das zwar anfangs noch nicht richtig weiß, wohin mit seinen Gefühlen, aber durch sein „Kuscheln!“ wunderbar zeigt, dass es Sie versteht – schließlich kuschelt er selbst auch gerne, wenn er traurig ist.

    Ich nehme mir jetzt mal einfach so heraus, aus der Ferne zu konstatieren – bei allem, was Sie hier so aus ihrem Leben erzählen:
    Sie sind ein guter Mensch und eine gute Mutter, geben Ihr Bestes für Ihre Kinder und Sie dürfen auch mal schwach sein. Das ist doch menschlich und schadet den Kindern nicht, vor allem wenn Sie die Situation anschließend so meistern, wie Sie es an diesem Abend getan haben.

  7. Hi,
    toller Artikel! Ich find du hast dass ganz super gelöst. Es ist schön dass du es bemerkt hast dass du falsch reagiert hast, dass können einige nicht und dann noch den Kindern zu erklären und deinen Fehler einzugestehen, hast du gut gemacht. Ich glaube es ist auch nicht schlimm wenn Kinder mal mitbekommen das Eltern auch ihre Grenzen haben und nicht Perfekt sind und in dem du Ihnen dass noch erklärt hast konnten sie es auch verstehen und vielleicht auch dabei etwas lernen. Wenn ich dann noch lese wie deine Kinder reagiert haben, dann kann man nur sagen du hast echt tolle Kinder und die sind sehr gut erzogen!
    Liebe Grüße

  8. Danke für diesen Text, solche Situationen kennen wir hier auch nur zu gut. Niemand ist perfekt. ;) Ich denke auch dass es für Kinder wichtig ist, auch diese Grenze kennen zu lernen. So lange es die Ausnahme mit gutem Grund ist. Und dein Meedchen ist echt ein Herzchen, ich wäre wohl auch in Tränen ausgebrochen. :)

  9. Danke für diesen Artikel

    Und ich kann so gut nachempfinden, wie es sich angefühlt hat.
    Ich verstehe auch die Nachbeben, die diesen Artikel verursacht haben.

    Zum Glück, gibt es überall solche Momente. Solche auf die man nicht stolz ist, die einem im Nachhinein selbst am meisten weh tun.

    Das Endergebnis ist: alle lernen daraus. Alle.

  10. irgendwie hatten wir gestern genauso einen tag, ich hab auch geschrien und bin nicht stolz drauf, aber manchmal ist es halt so und das Versöhnen ist das wichtigste.

    (Meine maus „kann“ zur Zeit übrigens auch nix alleine – stur – wie das LM . Da merkt man mal wieder das die im selben Alter sind ;) )

    LG und gut das es auch andere Tage gibt und die überwiegen

  11. Heul, Danke für den Bericht. Ich kann das so nachempfinden, habe selber drei Kleine Kids (2,4,6) und manchmal fühlt man sich sooo alleine und dann passiert es. Ich bin so gerührt und habe geheult. Ich schreie selten, bin sehr harmoniesüchtig und erschrecke selber wenn ich mal die Grenze überschreite. Versuche auch danach alles zu erklären. Aber auch wir Mütter sind halt keine Maschinen die immer perfekt fuktionieren müssen.

  12. Hallo, ich bin gerade durch Zufall darüber gestolpert.
    Ich find’s gut, dass du das aufgeschrieben hast, denn es fällt vielen schwer, so etwas zuzugeben. Dabei finde ich es voll OK, wenn Kinder lernen, dass auch Mama mal richtig wütend werden kann und wie es sich dann anfühlt. Zum einen müssen sie ja deine persönliche Grenze kennen lernen (und das geht nur wenn die Grenze überschritten ist UND sie das auch MERKEN) und zum anderen müssen sie auf das Leben vorbereitet werden, denn spätestens im Schulalter ist es mit der Kuschelpädagogik meistens aus. Das bedeutet natürlich nicht, dass man sie in Vorbereitung dessen nun ständig anbrüllen soll ;-)
    Ich bin Mami von 4 Kindern zwischen fast 4 und 11 Jahren. Meine Grenzen wurden natürlich schon mehr als nur 1x überschritten und mehr als einmal wurde ich zur „bösen Hexe.“
    Aber wo ich wirklich mal gar nicht mehr aufhören konnte wütend zu sein und laut rumzutüttern (und irgendwie erinnert mich dein Bericht so sehr daran – deshalb muss ich auch unbedingt kommentieren), war, als meine beiden Mittleren Buben (damals 5 und 7), angeführt durch den Älteren der beiden, alle sich im Kinderzimmer befindlichen Gesellschaftspiele öffneten und auf einen Haufen kippten, der am Ende so breit war, wie das ganze Zimmer selbst. Ich habe sie dabei die ganze Zeit kichern gehört (so ein Kichern, wo ich eigentlich weiß, dass es nichts Gutes bedeutet), aber dass mich so eine krasse Überraschung erwartete, damit hatte ich nicht gerechnet, denn wir haben natürlich recht viele Gesellschaftsspiele (eigentlich war mir bis dato gar nicht klar, dass es soooooo viele sind) und die ganzen Würfel, Spielfiguren, 1000 HABA-Holzteilchen, Karten und Kärtchen, Murmeln, Spielbretter, Holzteile vom „Wackelturm“, Spielchips in hunderten von Ausführungen, Stäbchen, Sanduhren, Glasnuggets und, und und …. Ich werde diesen Anblick des Zimmers wohl nie vergessen und meine Kinder haben bis heute nicht den Anblick ihrer Mutter vergessen, als ihr die Gesichtszüge entglitten (das ist 2 Jahre her und heute können wir darüber lachen).
    Aber „Aufräumen“ ist sowieso so ein Thema. Inzwischen bin ich da sehr gelassen geworden – reiner Selbstschutz ;-)
    Liebe Grüße!
    Jenny

  13. Hm, ich sehe es nicht so tragisch. Als Mutter macht man sich in solchen Situationen mehr schlechtes Gewissen selber als realistisch wirklich angemessen ist. Erstens bin ich als Mutter ein Mensch mit meinen Emotionen, die ich eben fühle. Ich finde, es gehört in ein Familienleben rein, auch als Mutter mal laut zu werden. Kinder sollen und müssen diese Emotionen spüren, so bekommen sie sehr schnell mit, daß eine Grenze überschritten ist. Und manchmal merken sie es eher über die Emotionen als über lange Worterklärungen. Eben ganz lebendig. Zweitens wurde in diesem Beispiel tatsächlich von den Jungs Mist gebaut. Sie haben weder ihr Spielzeug respektiert noch die dahinter stehende Arbeit. Sie müssen eben lernen, mit den Dingen ordentlich umzugehen. Klar gibt es diese Situationen, gehören eben dazu, dann lernen sie eben die Konsequenzen. Fertig. Punkt. Aus.
    Wann man als Mutter wirklich schlechtes Gewissen beim Anschreien haben sollte, ist dann, wenn man seine innere Wut, die nicht vom Kind in einer konkreten (Erziehungs)Situation entstanden ist, an ihm ausläßt – sei es, weil man durch Arbeit gestreßt ist, Geldsorgen o.ä. Dann muß man sich als Erwachsener selbst zurückpfeifen und zur Ordnung rufen.
    Und was auch immer hilft: Kinder haben einem immer grundsätzlich ohne Vorbedingung lieb, ohne ein Geben (wie hier im Sinne ich schreie als Mutter nicht, dafür hast Du mich aber auch lieb, ja) und Nehmen im aufgerechneten Sinne. Und wir haben unsere Kinder lieben, ohne es auch aufzurechnen. Zudem nicht jede Situation bis ins Kleinste dahin durchdenken, daß man sich selbst kasteienden sagt, wie schlecht man da als Mutter nach ominösen Naturvorschriften als Mutter versagt hat, weil man eben nicht wie vorgeschrieben auf A mit B, sondern eben mit C reagiert hat.

  14. Danke für’s Teilen!
    Das macht dich, wie hier schon gesagt wurde, nur menschlicher. Sowas passiert und du hast es ja wieder hingebogen. Nicht schön, aber jetzt ja auch nicht mehr zu ändern.

    Alles Liebe
    ?

  15. Auch von mir ein lieber Tröster an dich Mama Miez,

    du leistest im Moment soviel, da ist es normal einmal an die Grenzen zu stossen. Und für Kinder, die selber auch gerne schreien, toben, ausrasten, ertragen sowas.
    Das ist einfach menschlich und normal!

  16. Bei mir kullerten auch die Tränen …. weil die Situation so bekannt ist … Man sich danach sooo schlecht fühlt und einem die kleinen so leid tun … Das kennt bestimmt jeder von uns … Und deine kleine Maus ist so ein Sonnenschein … Hast du wieder sehr schön geschrieben …. DANKE dafür!!!

  17. liebe mama miez,

    ganz am Rande und etwas off Topic, ich wollte nie ein Mädchen aber seit ich hier lese und merke wie unbeschreiblich süss dein Meedchen ist (die Jungs sind das auch keine Frage) will ich nun doch ein Mädchen haben, ganz umbedingt. Sie scheint so voller Liebe und Emphatie zu sein, da geht mir richtig das Herz auf.

    zum Thema „beherschung verloren“ – bei den ganzen Kommentaren hier, wie hätte es den „richtig“ laufen sollen ?? ich frage mich ständig was ich getan hätte und was z.b. jmd geraten hätte der sich mit Kindern sehr gut auskennt, also so jmd vom Fach.
    Weil ich komme nicht drauf was 100 % richtig wäre. Fehler zu sehen und mit den Finger aufzuzeigen ist bei anderen doch immer leicht, selbst die situation zu lösen muss erstrmal jmd nachmachen.

    mhhh :)) so

    lg Juli

  18. Ha! Was meinst Du, wie hier manchmal bei renintenten 11Jährigen die Haare wehen ;)
    Alles menschlich, auch wenn es nicht toll ist. Wichtig ist, dass jeder sich trotzdem geliebt fühlt, und da musst Du Dir wohl wirklich keinen Kopp machen.
    Helauuuuu :)
    Lg Eva

  19. Gut zu wissen, dass es auch bei anderen so aus dem Ruder läuft manchmal… In solchen Situationen ist es wirklich schwer, sich noch zu beherrschen aber man darf, ja soll, als Mutter oder Vater, auch Emotionen zeigen, laut werden, sich selbst sein, sagt auch der Herr Juul… im Nachhinein erst merkt man dann die klitzekleinen Fehler, die man beging und ohne die es nicht hätte soweit kommen müssen, z.B. hier einfach das Angebot, gemeinsam aufzuräumen bzw. zu helfen da es zu viel erwartet wäre, die Kinder mit der Anweisung aufzuräumen, alleine zu lassen… Leider oft zu spät aber für’s nächste mal weiss man es dann ;)

  20. und du auch einfach nur ein Mensch bist mit starken und schwachen Seiten und mehr nicht. Wir sind alles nur Menschen und wir machen Fehler, wenn wir daraus lernen ist es gut. Kopf hoch und überlegen wie man es das nächste mal anders machen kann. P.S: vielleicht das Spielzeug nicht wegwerfen, aber mal zwei Wochen in den Keller räumen, das ist ein Idee ob du sie aufgreifst ist natürlich dir überlassen.
    Ich habe es schon gemacht und seit dem klappt es eigentlich meist recht gut.
    Ach und ich bin froh das ich nicht alleine bin

  21. …und eine Geschichte, die Ihnen – liebe Frau Miez- an der Reaktion Ihrer Kinder zeigt, wie gut Sie Ihre Aufgabe als Mutter an all den anderen Tagen erfüllen.

    ?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben