„Mei‘ Mama! MEI‘ PAPA!“

Vergangene Nacht hatte ich ein paar sehr berührende und auch besorgniserregende Momente mit meinem Meedchen. Nach dem langen und anstrengenden Tag ging ich um 21:30 Uhr ins Bett. Die Kinder schliefen bereits seit 20 Uhr. Normalerweise schläft das Meedchen durch. Wenn, dann wird sie gegen 4 Uhr wach und hat Durst. Es irritierte mich daher etwas, dass sie bereits um 23 Uhr fürchterlich aufgebracht nach mir rief. Sie weinte auch nicht, wie ich es sonst von ihr kenne, wenn sie Schmerzen hat. Es war ein stets, sehr panisches „Maaaamaaa!“ Ich sprang also aus dem Bett, lief zu ihr rüber und fragte direkt besorgt, was los sei. Sie riss die Arme hoch, griff immer wieder in die Luft und flüsterte richtig aufgebracht: „Mama. Mit. Mit! Ob’n!“ Ob’n sagt sie, wenn sie „hoch“ meint, also hoch genommen werden möchte oder nach oben gehen möchte. Ich nahm sie auf den Arm und sofort drückte sie ihr kleines Gesicht fest in meine Halsbeuge und flüsterte immer wieder „Mama. Mein Mama!“ 

Allein das rührte mich schon sehr. Sie muss richtig Angst vor wasauchimmer gehabt haben. Ich fragte sie daher, ob sie mit in mein Bett kommen wolle, was sie sofort bejahte. 

Als wir dann nebeneinander im Bett lagen, meine Hand ruhte auf ihrem Bauch, begann sie ganz furchtbar zu weinen. Es war nicht auszumachen, was sie so verzweifeln ließ.

„Tut Dir was weh?“
„Nei!“
„Hast Du durst?“
„Nei!“
„Willst Du lieber in Dein Bett?“
„Nei!“

So ging da eine ganze Weile. Ihre kleine Hand zerrte die Ganze Zeit an meinem Nachthemd und es schien, als wolle sie in mich rein kriegen. Ich schhhhte die ganze Zeit leise, strich ihr über die Haare und küsste kleine Tränen weg. „Mama? Mei Mama!“  – „Ja, ich bin ja hier.“

Irgendwann griff ihre kleine Hand nach meiner und schob sie sich selber unter den Körper, so dass ich sie wirklich sehr fest und eng im Arm hielt. Ich hätte niemals gedacht, dass sie das bequem finden und so einschlafen könnte. Aber genau das tat sie. Und immer, wenn ich meinen Arm ein wenig zurückziehen wollte, griff sie wieder fester zu, umklammerte meine Hand und flüsterte „Nei„.

Die ganze Nacht klebte sie wie ein kleines Klettbällchen an mir, summte im Schlaf, flüsterte „Papa. Mei‘!„, kicherte und schmatzte. 

Wir schliefen bis 7:30 Uhr. Alle. Der Quietschbeu war als erster wach, kam gutlaunig ins Schlafzimmer und fragte, ob er das Löwenmaul wecken dürfte. Das Meedchen räkelte sich neben mir, knieperte gegen das helle Licht an, grinste breit, setzte sich auf und warf sich dann laut lachend auf mich. „MAMA!?“ – „Ja, ich bin immer noch da!“

Für PapaWir frühstückten ausgiebig und ich freute mich daran, dass meine Kinder heute grandios gute Laune hatten. Alle drei. Nur das Miezmeedchen schien irgendwie anders. Offener, kommunikativer, fordernder und lustiger. Den ganzen Tag fragte sie mich immer wieder nach dem „Papa?“ und trug mir teilweise mein Handy hinterher, weil der Papa ja da drin ist. Oder zumindest raus guckt. Am Abend konnten wir dann endlich mit ihm Skypen und es ist wahrlich eine Herausforderung überhaupt ein Wort mit ihm zu wechseln. Zumindest für die Jungs und mich, da das Meedchen ihn gerne dauerhaft in Beschlag nimmt und laut kreischt, wenn ein anderer mal ein Wort mit dem Papa wechseln möchte. „MEI PAPA! MEI!!!!

Ich glaube ja, dass das Meedchen ihren Papa viel stärker vermisst, als allgemein angenommen wird. Sie trägt nach wie vor sein inzwischen sehr abgeschmustes Fotos herum, muss sich jeden Tag aktuelle Fotos in meinem Handy ansehen, die der Papa mir extra für sie schickt und wir schicken dann im Gegenzug Fotos von ihr zurück. 

Sie drückt tausend kleine Küsse auf seine Fotos und sein Bild beim Skypen. Und sie muss jetzt nur noch 19 Mal schlafen, bis ihr Papa endlich wieder hier ist. Langsam startet der Herzklopf-Countdown. Bei uns allen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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10 Gedanken zu „„Mei‘ Mama! MEI‘ PAPA!“

  1. Es freut mich für alle Miezmenschen, dass die lange Wartezeit bald vorbei ist. Auch wenn die letzten Tage vielleicht noch ein wenig nervenaufreibend werden könnten, wenn bei den Kindern die Vorfreude steigt!

    Wirklich sehr berührend, auch beim Lesen. Danke fürs Teilhaben lassen!

    (Und wie erholsam die Nachtruhe der Mama Miez war, frage ich mal lieber nicht *g)

  2. Ach Gott. So herzzerreißend. Gänsehauttränenfeeling.
    Ich hätte ehrlich gesagt gedacht, dass das Meedchen am wenigsten dieses „Vermissen“ fühlt, weil sie noch so klein ist – Vorurteil deluxe, wie Dein Artikel zeigt.
    Ohje, armes Meedchen – hoffentlich gehen die Tage bis zur Wiederkehr auch noch fix rum und Ihr habt alle den Miezmann zurück. Ganz bald. ?

    Liebe Grüße,
    die Alltagsheldin

  3. Eigentlich bin ich eher stille Leserin, aber dieser Post hat mich so berührt, dass ich einfach mal schreiben wollte, dass ihr alle stolz auf euch sein könnt, die lange Trennung bald durchgestanden zu haben. Und sooo niedlich, was du vom Meedchen schreibst. Andererseits echt berührend, dass sie diese Verlustangst durch solche Angstattacken äußert.
    Lg Eva

  4. Ich lese noch nicht allzu lange mit, dafür aber regelmäßig und mit großem Interesse.
    Dieser Beitrag hat mich sehr berührt und mir schossen sofort die Tränen in die Augen! Bald ist euer Papa wieder da und ich freue mich unfassbar für euch alle vier!!!!

  5. Oioioi, das klingt aber ganz sehr nach Herzschmerz und Sehnsucht!
    Solche Momente hatte ich als Kinder aber auch gelegentlich. War wohl schon früh verlustängstlich.

    Bald ist der Papa ja wieder da. :)

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