„Du, ich hab Dich lieb!“

Am Muttertagsabend erklärte der Quietschbeu mir, er wolle seiner ?-Erzieherin zum heutigen Abschied Blumen schenken. Eine einzelne Blume, um genau zu sein. Er wolle sie selber aussuchen und von seinem Taschengeld bezahlen. Weil man Menschen, die man lieb hat, ab und an mal Blumen schenkt, um ihnen eben zu sagen: „Du, ich hab Dich lieb!

Das machte mein Herz ganz flüssig und schenkte mir diesen weichen Muttiblick und kleine Herzchen in den Augen. „In Ordnung. Wir kaufen morgen eine Blume.

Am Abend, als er im Bett lag, beschäftigte ihn noch etwas. Das spürte ich ganz genau. Also bohrte ich nach. „Was ist los? Irgendwas macht Dir doch Sorgen?

Ich mag nicht, dass die ?-Erzieherin dann Danke sagt, wenn ich ihr die Blume schenke. Die weint dann bestimmt wieder. Das will ich nicht.“ Ich schluckte ein bisschen und nickte. Irgendwie würde ich das am nächsten Tag mit der anderen Erzieherin des Quietschbeus schon klären.

Und so tat ich, wie mir geheißen war. Ich erklärte also, dass der Quietschbeu gerne am Dienstag zum Abschied der Kollegin eine Blume für sie mitbringen wolle. Dass er aber nicht möchte, dass sie sich bei ihm dafür bedankt, weil ihm das unangenehm sei. Wir verabredeten dann, dass wir die Blume in die Küche stellen, sie die nachher holen und übergeben würde und dann auch sagen würde, dass die ?-Erzieherin sich bitte nicht dafür bedanken solle. Dann sagte sie noch zum Quietschbeu, dass man aber auch ohne Worte Danke sagen könnte. Zum Beispiel mit einer Umarmung. 

Am Nachmittag fuhren der Quietschbeu und ich dann zum Floristen. Erst überlegte er, ob er eine Blume für drinnen oder draußen kaufen wollte. Da ihm die Topfpflanzen aber nicht gefielen, sollte es dann doch eine Drinnenblume sein. Es gab wunderschöne Blumen. Drachenblumen, Gerbera, Orchideen, … aber der Quietschbeu wollte unbedingt eine Rose. Eine langstielige rote Rose. Ich schmunzelte und fragte, ob es nicht doch eine weiße oder gelbe sein sollte? Nein! Eine rote Rose!

Wir suchten also eine besonders Hübsche aus, ließen noch ein wenig Grün drum herum drapieren und das ganze in Folie einpacken. Als die Floristin dem Quietschbeu die Rose übergab, leuchteten seine Augen. Ich sah den Schalk durchblitzen, bevor er hervorbrechen konnte und mahnte grinsend: „Das ist KEIN Laserschwert!“ Er grinste breit, was mir sofort verriet, dass er eben genau diesen Gedanken hatte. „Du musst die Rose vorsichtig tragen, damit sie nicht abknickt.“ Und so trug er sie wie ein rohes Ei zum Auto, später ins Haus und heute morgen dann in den Kindergarten.

Als wir heute Morgen auf den Kindergartenparkplatz fuhren verkündete mir der Quietschbeu selbstbewusst: „Ich geb die Blume doch selber ab. Sonst weiß die ?-Erzieherin ja gar nicht, dass die von mir ist. Und die soll ja wissen, dass ICH sie lieb hab!

So hat er es dann auch gemacht. Der Rest ist Geschichte ?

(Ich würde gerne mehr schreiben, aber ich kann/darf nicht. So ist das manchmal.)

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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17 Gedanken zu „„Du, ich hab Dich lieb!“

  1. Ich lese hier noch nicht lange mit, aber ich habe den Eindruck, dass du bei der Erziehung deiner Kinder viel richtig machst.

    Du kannst sehr stolz auf deinen großen Jungen sein. Und auf dich!

  2. Wie ich schonmal schrieb. Kinder machen sich mehr Gedanken, als man glaubt (und an sich selbst erinnert).

    Ich glaube auch, sie machen sich Gedanken, wenn sie Unsinn oder richtig blöden Sch… machen. Nur merken sie an den Reaktionen („Was hast Du Dir denn dabei gedacht?“ etc.), dass das wohl nix war – und dann sagen sie lieber nichts mehr dazu, weil die Überlegungen dazu halt „falsch“ waren. Und da stellen sie sich lieber doof, als sich noch weiter reinzureiten.

  3. ??
    Du hast einen absolut zauberhaften kleinen Mann in die Welt gesetzt.
    Wenn meine Kinder später auch nur im Ansatz so „große“ Menschen werden, dann habe ich alles richtig gemacht.

    Ich freue mich jedes Mal über diese <3-Geschichten.

    Liebste Grüße

  4. Danke, dass du uns an diesen kleinen besonderen Geschichten teilhaben lässt, die mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen und ab und zu mal ein Tränchen in den Augenwinkel zaubern. Deswegen liebe ich deinen Blog.

  5. Oh – mein – Gott! Da hast Du mit deinem Quietschbeu aber wirklich alles richtig gemacht. Mir ist da auch beim Lesen das Herz richtig aufgegangen. Vielen Dank fürs Teilen der Geschichte!

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