fast unglaubliche ZWEI

Es ist so ein bisschen skurril, wenn mich diverse Leute immer wieder daran erinnern, dass mein Meedchen am kommenden Samstag 2 Jahre alt wird. ZWEI! Wie krass ist das bitte? Die war doch gestern noch ganz klein und geboren hab ich sie quasi auch erst vorgestern. Irgendwie kann ich mich an den Gedanken noch gar nicht richtig gewöhnen, dass sie einfach gar kein Baby mehr ist. Vermutlich wird sie tatsächlich immer sowas wie mein „Baby“ bleiben. Einfach weil sie die jüngste ist. 

War sie vor knapp einem halben Jahr noch absolut wortkarg und sagte gerade mal „Mama“, wo alle anderen gleichaltrigen Kinder schon fröhlich drauf los plapperten, ist sie inzwischen sprachlich total explodiert. Ihre Aussprache ist bewundernswert gut (bilde ich mir ein. Wir wissen ja alle, dass Muttis ihre Kinder immer zuerst verstehen, wenn alle anderen noch das „Hä?“-Zeichen im Gesicht stehen haben). Sie benutzt 3, 4, 5-Wortsätze und tut unmissverständlich ihren Willen kund.

Inzwischen kann sie auch wunderbar schmollen, wütend und einen mit Ignoranz strafen, wenn sie mal nicht ihren Willen bekommt oder einer Aufforderung nicht folgen möchte. Als sie am Samstag Mittagsschlaf halten sollte, hat sie den Miezmann und mich hardcore-ignoriert. Wir haben sogar mit so kleinen Kissen nach ihr geworfen, damit sie sich zu uns umdreht. Doch sie blieb hart, starrte weiter an die Wand und tat so, als ob sie uns nicht hören würde. Ausdauer und Sturheit kann sie schon mal.

Heute morgen hatten wir dann eine kleine Auseinandersetzung beim Zähneputzen, weil sie mich partout nicht nachputzen lassen wollte. Es gibt Tage, da lass ich sie dann. Sie putzt die Schneidezähne auch schon richtig gut. Allerdings werden die 4 Backenzähne von ihr nur leicht angeschrubbt, da das motorisch noch eine echte Herausforderung ist. Heute ließ ich mich aber nicht beirren, was das Meedchen veranlasste, geschlagene 20 Minuten mit hängendem Kopf und vorgeschobener Unterlippe auf dem Wohnzimmerteppich zu sitzen und mich zu ignorieren. Das tat schon so ein bisschen weh. Nicht das ignoriert werden, sondern dass sie ihre Fröhlichkeit für diesen Zeitraum verlor. Aber wie macht man es richtig? Gar nicht putzen und warten bis die Zähne kariös werden, ist ja auch keine Option.

Ihre Stimme ist unglaublich tief oder sehr schrill. Das hat sie dann wohl von mir. Wenn sie lacht, ist das ein tiefes raues Lachen, das so ein bisschen versoffen und verraucht klingt. So hört sich der Quietschbeu aber auch an. Schon immer. Ich weiß noch, wie ihn Fremde immer für heiser hielten. Inzwischen passt die tiefe Stimme zum Alter. 

Wenn das Meedchen erzählt, singt, quietscht, trifft sie die selben Tonlagen wie ihr QUIETSCHbeu-Bruder. Allerdings ist sie bei weitem nicht so oft schrill, was das ganze erträglich macht. Generell ist sie aber schon eher laut. Klar, sie muss ja auch ganz oft ihre Brüder übertönen, um Gehör zu finden. Sie hat für jede Stimmung eine ganz spezielle Tonlage, die sie nutzt. Die traurigste ist definitiv die von „Papa, Nofa fahn. Tsüüüs.

Motorisch ist sie nach wie vor ganz weit vorne. Inzwischen kann sie Laufrad fahren, bevorzugt aber oft noch das Wutsch. Auch springt sie problemlos mit beiden Füßen zeitgleich ab und landet sicher. Sie liebt Trampolinspringen und Schaukeln und bekommt es immer besser hin, sich selber anzuschaukeln. Auf Wipptieren rastet sie regelmäßig vor Freude völlig aus, so dass ich immer befürchte, sie reißt so ein Ding eines Tages aus der Erde.

Sie ist der Ordnungsliebend und ja, auch Regel verliebt. Dinge, die einmal so sind, sind so und bleiben so. Sie geht nicht ohne Kopfbedeckung aus dem Haus. Wenn sie sich Kekse klaut, futterte sie die nicht aus der Tüte, sondern nimmt sich erst ein Schüsselchen und füllt die Kekse da rein. Es ist auch völlig egal, was man ihr zu Essen anbietet: Sie muss mindestens einmal probieren, ob man es mit einer Gabel oder einem Löffel essen kann, bevor sie etwas widerwillig die Hände benutzt. 

Sie mag weiterhin keine Tiere (außer in Bilderbücher), kein Wasser im Gesicht (auch keine Tränen, Rotz oder Regen), nicht ohne Jacke oder Hut aus dem Haus gehen, barfuß über Gras oder Sand laufen und fremde Menschen.

Sie liebt ihre Bibi (Sorgenfresser) und den Huun (Hund), Miich (Milch), Joju (Joghurt) und Päns (Pancakes), Dudut und Dio (ihre Brüder), Mama und Papa, Tante Mimi und Cousine ‚anna. Sie fährt gerne Auddo und puuz gerne Zähne (aber nur selber und allein). 

Miezmeedchen

Im Grunde ist sie eine ganz normale Zweijährige. Und genau das ist total schön und traurig zu gleich. Zwei, ey. Ich fass das gar nicht.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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10 Gedanken zu „fast unglaubliche ZWEI

  1. Liebe Pia,

    ich sitze hier schon seit einer Weile mit genau demselben Gefühl. Unsere Maus wird in drei Wochen ebenfalls schon zwei. Und ich frage mich die ganze Zeit nur: „Wo verdammt nochmal ist die Zeit abgeblieben?“ Gestern waren mein Mann und ich alleine bei IKEA und dort sahen wir eine Frau mit einem wenige Wochen alten Säugling auf dem Arm. „War E. auch mal so klein?“, klang es neben mir. Ja. Unglaublich aber wahr. Es war doch erst gestern, dass sie zur Welt gekommen und unsere Herzen im Sturm erobert hat…

  2. Hey, warum denn traurig? Ist doch toll, wenn sie größer werden. Obwohl ich Dich verstehen kann, meine Kleine wird immer mein Baby bleiben, obwohl sie schon 3 ist.

  3. ich kenne den Stolztrauerseufz-Brei zu gut. Toll, dass du es notierst- wir haben auch eine Hitliste der Babysprache und leider zu wenig der Alltagseroberungen.

    Und: klass sie schmollen. Sie fühlt sich geborgen durch die Grenzen. ( schreib grad einen Artikel darüber):)

  4. Mein Mopsibär wird morgen auch schon zwei und ich weiß genau, was Du meinst mit „kein Baby mehr“ *seufz*
    Alles Gute und einen schönen Geburtstag für Euch ;)

  5. Ich kenne die Situation auch. Zwar als große Schwester und das bei einer Teenagerin und einem jungen Erwachsenen, aber auch ich habe ein Gefühlsgemisch von Unbehagen und Stolz wenn ich sehe, dass mein Bruder (18) gerade sein Abi schreibt und die Fahrprüfung macht und meine kleine große Schwester (10) in die 5. Klasse kommt und irgendwo zwischen ihrer Püppi und den ersten Style- und Schminkversuchen dümpelt. (Modisch ist sie top und schlägt mich um längen)
    Als ich letzten Oktober von Zuhause auszog waren sie noch so „klein“ und jetzt darf ich sie nicht mal mehr „Schnecki“ nennen…und mein Bruder… der spuckt mir auf den Kopf wenn ich ihm mal auf den Schlips trete…. Echt verrückt.

  6. Das kann gar nicht sein, dass sie schon zwei wird. Als sie geboren wurde, war ich nämlich noch gar nicht so lange schwanger und das würde demnach bedeuten, dass der Kleine in drei Wochen schon anderthalb wird und den hab ich WIRKLICH grad erst geboren.

    Oh.

    Waaaah, sie ist schon so groß!

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