Herzstolpern

Seit etwa einer Woche geht es mir körperlich gar nicht gut. Ich habe ständig Kreislaufprobleme, Herzrasen, Herzstolpern, Schweißausbrüche und bin unendlich müde. Manchmal beschleicht mich auch wieder dieser Weltschmerz, den ich aus meiner Kindheit und aus meinen frühen 20ern kenne. Das beklemmende Gefühl, dass die Erde nur ein mini kleines Etwas in einem unendlichen Universum ist. Dass wir wie Ameisen sind, deren Leben von einer Sekunde auf die andere vorbei sein kann. Angst vor Atomangriffen, vor einem Bus, der mich überfährt, vor Feuer, dass heimlich in der Nacht zwischen meinem und den Schlafzimmern der Kinder ausbricht. Es ist irrational und ich weiß das. Das macht die Angst nicht unrealistischer, aber ich bekomme sie schneller wieder in den Griff.

Am schlimmsten ist die ständige Erschöpfung. Vergangenen Freitag sogar so schlimm, dass ich bereits eine Stunde nach dem Aufstehen wieder sterbensmüde war, mich auf dem Nachmittags-Picknick im Kindergarten kaum wach halten konnte und kaum waren wir zuhause, auf dem Sofa einfach umfiel. Zum Glück war der Miezmann die Woche da und hat mich entlastet, wo es nur ging. Er ließ mich viel schlafen. Wann immer die Möglichkeit bestand. 

Er fehlt mir so sehr, in meinem Alltag. Er ist mein Lachen und mein Weinen. Niemand kennt mich so gut, so tief, so wahr wie mein Mann. Wir haben gemeinsame Pläne. Immer noch und immer wieder Neue. 

Netto sind es noch 7 Sonntage, an denen wir ihn verabschieden müssen. Diese Sonntage sich nach wie vor mein Horror, obwohl unser Alltag auch ohne ihn sehr gut funktioniert. Aber ich kann mich nur fallen lassen, wenn er da ist. Also laufe ich immer auf Hochtouren und funktioniere, wie ich eben muss. Freie Zeit fülle ich mit Projekten, kreativem Zeug, Sport, Arbeit. Anstatt wirklich einfach nur mal „zu sein“. Das geht nur mit ihm gemeinsam.

Die Kinder sind anstrengend wie eh und je. Zuckersüß und fordernd wie eine ganze Herde. Aber sie halten mich auf Trab, bringen mich zum schmunzeln und auf die Palme. Vor allem wärmen sie mein Herz. Immer.

Ich denke das erste Mal seit Jahren ernsthaft darüber nach zu einem Arzt zu gehen, um den Kreislauf und vor allem das Herzrasen abklären zu lassen. In 3 Wochen dann, wenn der Mann Urlaub hat und ich ein Zeitfenster größer als 30 Minuten zwischen Arbeiten und Kinder abholen zur Verfügung habe.

Solange werde ich alle Projekte einfrieren, nichts mehr nebenher annehmen und einfach mal versuchen, mich fallen zu lassen. Und schreiben. Natürlich. Schreiben geht einfach immer.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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