Rabaukenmeedchen

Ich weiß nicht, wie oft ich während meiner Schwangerschaft mit dem Meedchen zu hören bekam, dass es ja total toll wäre, jetzt noch ein Mädchen zu bekommen. Die wären ja soviel ruhiger und braver. Ich dachte mir damals schon, dass das vermutlich ein naiver Irrglaube ist. Jetzt hab ich aber den Beweis. Klar, meine Jungs haben es ebenso faustdick hinter den Ohren, aber das Meedchen tut all die Dinge, die die Jungs nie getan haben. Jedenfalls nicht mit 2 Jahren. 

20140924_01Sie boxt und rangelt. Dabei ist es ihr egal, ob ihr Gegenüber 5 Köpfe größer ist. Es ist zwar auch so ein bisschen niedlich, wenn sie giggelnd mit ihren Mäusefäustchen auf meinen Oberschenkel eintippelt und dabei „Box Dich, Mama!“ lacht, aber das findet man vermutlich auch nur als Mutter süß. 

Sie steht immer wieder aus ihrem Bett auf, verführt das Löwenmaul mit ihr das Zimmer zu verlassen (hat keiner der Jungs auch nur in Erwägung gezogen!) und kräht, sobald man das mitbekommt: „Jussus Lotätte gehn!“ Jaja, der Bruder muss natürlich nur aufs Klo. Zumindest legen sie sich dann beide auch wieder alleine in ihre Betten und machen das Licht aus.

Sie bedient sich ständig selber am Kühlschrank und wird obergrantig, wenn man ihr in die Parade fährt. 

Sie klettert unerschrocken auf jedes Gerüst, das sie finden kann. Auch wenn das 2 Meter hoch oder schräg ist. Inzwischen halte ich dabei nicht mehr die Luft an, sondern atme nur noch gaaanz flach. Wo sie alleine drauf kommt, kommt sie in der Regel auch selbstständig und sicher wieder runter. So denk ich mir das.

Sie ist generell unerschrocken und – zu meinem Leidwesen – absolut kein Klettbällchen, wenn man sich in großen oder fremden Menschenmengen bewegt. Schwups, ist sie weg. GPS-Peilsender wäre ne Überlegung wert. Ohne SOS-Armband kann man sie jedenfalls gar nicht unter Leute lassen.

Sie ist soviel wilder, als ihre Brüder das in dem Alter waren. Ständig rennt, springt, kletter sie durchs Haus. Sie springt von der vorletzten Treppenstufe, dem Hocker vorm Waschbecken, klettert auf Stühle, Tische, Arbeitsplatten und geht eigentlich nie in normalem Schritttempo. 

Ich weiß, dass das jetzt nicht sooo gravierende Züge bei einer 2Jährigen sind, aber wie ich eingangs schon schrieb: die Jungs haben das alles nie (oder nur sehr selten) getan. Die sind mir in fremden Gefilden nicht von der Seite gewichen, habe nie ihre Betten ohne meine Anwesenheit verlassen, sich nie selbstständig am Kühlschrank bedient ohne vorher zu fragen und auf hohe Gerüste kletterten die auch erst später. Und gerangelt/geboxt haben sie auch nicht, bis sie so 4/5 waren. Und ja, auf der einen Seite schaut sich das Meedchen natürlich tagtäglich das Verhalten von 4 bzw. 5Jährigen ab. Auf der anderen Seite ist sie einfach grundsätzlich viel unerschrockener, waghalsiger und experimentierfreudiger, als ihre Brüder. 

Ich würde jedenfalls nie auf die Idee kommen, Mädchen generell als ruhiger oder braver zu kategorisieren. Ich hab nämlich son Rabaukenmeedchen abbekommen, das sich zudem noch gerne von ihren Brüdern von vorne bis hinten bedienen und sich helfen lässt. Heute morgen witzelte ich noch, dass es wahrscheinlich das Meedchen sein wird, das mich nach ihrem Auszug jammernd anrufen und fragen wird, wie man denn nun eigentlich Kaffee kocht  oder wo das Waschmittel in die Maschine kommt. Aber vielleicht ruft sie auch einfach direkt einen ihrer Brüder an. Wir werden sehen ;)

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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21 Gedanken zu „Rabaukenmeedchen

  1. Herrlich. Das würde ich jetzt gern den Eltern zeigen, die mir gestern im Indoorspielplatz sagten mein Kind sei so vorsichtig weil es ein Mädchen ist. Ihr Junge hüpfte nämlich überall runter ohne irgendeine Scheu und fiel alle zehn Sekunden hin weil er so übermütig war. Ich glaube nämlich auch das ist einfach Typsache und hat mit dem Geschlecht nichts zu tun.
    Wobei dein Mädchen sich ja trotzdem auch gut einschätzen kann und nicht häufiger weh tut deshalb oder?

  2. Hey,
    diese Mädchen-sind-braver-Theorie ist völliger Humbug. Meine beiden (4 + 1) stecken ihr jeweils 1 Jahr älteren Cousins völlig in die Tasche. Wenn die Jungs beim Mittagessen brav sitzen bleiben und wenn sie fertig sind, Bilder malen oder sonstiges, klettert meine große einmal quer durchs Restaurant und die kleine setzt sich an fremde Tische um dort Nachtisch abzustauben. Bei uns gibt es jeden Tag neue Kleidung, da die vom Vortag schon freiwillig zur Waschmaschine läuft, während die Jungs 3 Tage in Folge das gleiche anziehen können. So sauber ist das noch! Aber ich habe tausendmal lieber meine Wirbelwinde als irgendjemand anderen.

  3. Meine Tochter ist auch eher so eine, die im schicken Kleid auf Bäume klettert, aber am Kühlschrank war sie nachts nie. Beim jüngeren Bruder muss ich zusehen, dass der hinterher wenigstens die Kühlschranktür auch wieder zumacht. Der klettert auch auf Schränke, wobei ich nen halben Herzkasper bekomme. Das hat seine Schwester nie gemacht, die sich dafür aber nur halb so lange auf ein Puzzle konzentrieren kann/will, wie er.

    Rabauken sind sie beide mal.
    Von daher: Nee, Mädchen sind keinesfalls weniger wild als die kleinen Kerle.

  4. Das kann ich nur bestätigen, meine Große, 6 Jahre alt, macht alles typisch Jungshafte seit es sie gibt mit Begeisterung. Sie erklettert die höchsten Höhen, springt waghalsige Sprünge im Trampolin, misst sich gerne mit ihrem jüngeren Bruder, rauft ihn auch mal um, isst äußerst undamenhaft und möchte am liebsten nur Jungsoberteile tragen. Eine richtige Räuberprinzessin eben, emanzipierter als ihre Mama…

  5. Wir haben in der Nachbarschaft auch so eine ähnliche Konstellation, zwei Brüder, 10 und 6 und ein Mädchen, 2. Die Mama hat sich sooo gefreut, endlich ein zartes Mädchen nach zwei typischen Jungs.
    Tja, kam ganz anders. Die kleine wird unter den Jungs nur noch Kampfschwester genannt. Sie ist mutig und wild und stürzt sich auch überall herunter. Haut, beisst und schubst ihre Brüder (sind aber auch lieb zueinander ;) und ist auch sonst nicht auf den Mund gefallen obwohl sie gerade mal sprechen kann. „War ich nich“ ist immer ihre Ausage wenn sie was angestellt hat… So sind die Mädchen die mit großen Jungs aufwachsen. Habe ich schon oft beobachtet. ;)

  6. *lach* Mädchen sind ruhiger als Jungs? Also wenn ich mir anschaue wie brav so manche Jungs sind dann frag ich mich wer so einen Quatsch erzählt.

    Meine Zaubermaus ist deinem Mädchen sehr ähnlich … dummerweise bekommt sie jetzt aber Höhenangst – aber raufklettern muß sie dennoch überall. Dann sitzt sie in Panik ganz oben und Mama muss retten.

  7. Guuuuter Artikel! :-)
    Bei mir und meiner kleinen Schwester ähnlich. Ich die, die immer brav und lieb bei Mama saß und ewig mit Stützrädern fuhr und sie mit vollem Karacho direkt ohne auf das Rad und immer bei Papa und mit bohren, hämmern etc.! Wo ich noch Höhenangst hatte, da sprang sie schon. :-) Und das ist das Wunderbare, dass wir alle sind, wie wir sind! ?
    PS: Mein Sohn kommt übrigens stark nach seiner Tante… ;-)

  8. Also manchmal denke ich du hast bei uns durchs Schlüßelloch gespinxt ;)
    Wir haben auch so ein kleines Rabaukenmadl und sie hat ihre beiden großen Brüder gut im Griff :)
    An manchen Tagen frage ich mich schon wer diese Geschlechterklischees aufstellt. Bei uns treffen die jedenfalls nicht zu.

    Liebe Grüße

  9. Lol. Kenn ich. Meine ist auch zwei. Hat aber keine Geschwister, bei denen sie sich das abkucken konnte. Bedient sich auch gerne selber am Kühlschrank oder am Süßigkeitenschrank. Beim Kühlschrank bekomm ich’s noch mit, weil ich hör, wie sie den Hocker zum hochsteigen ranschiebt. Bei den Süßigkeiten informiert sie mich wenigstens, dass sie sich was genommen hat. Klettergerüste sind auch nur wenn hoch interessant. Und für die Menschenmenge haben wir auch eine SOS Kette. Dachte das unerschrockene und wilde liegt vielleicht auch daran, dass sie fast nur mit Jungs in der Kitagruppe ist, aber eigentlich ist’s ja auch egal. Auch wenn’s tierisch anstrengend ist und manchmal nervt, letztendlich finde ich, kann man stolz wie Bolle sein :-)

  10. Ich kenne auch genug Mädchen, die nur Schwestern haben, die ganz genau so wild sind… die sind aber dann doch meist „Mädchenhafter“ beim Spielen als Mädchen mit Brüdern. Weniger Pistolengeballer, nur halt nicht ruhiger ;-)

  11. Ich glaube das sind Vorurteile die schon sehr alt sind!
    Früher wurden Mädchen vielleicht anders erzogen als heute.
    Meine Kleinste ist auch sehr viel lauter und aktiver, als ihre Vorgängermodelle:)
    Ich denke, das liegt im Wesen des Kindes und dabei ist es völlig egal welches Geschlecht!

  12. ich glaube auch das ist nur Wunschdenken. Typisch ist glaub ich gar nix.
    Wenn man mehr als ein Kind hat dann sieht man doch bereits ab der Geburt, dass jedes Kind ganz eigene Charakterzüge hat. Und das ist nichts geschlechtsspezifisches.
    Ich habe auch Sohn und Tochter und im Grunde haben die beiden alles in sich. Mal wild mal laut mal mutig. Aber auch beide mal ruhig, mal schüchtern mal ängstlich.
    Ich fand aber auch im Umfeld immer, dass Söhne ein klein wenig anhänglicher sind. Irgendwie versuchen Mädels früher selbständig zu werden. Was nicht bedeutet das die sich nicht gerne helfen lassen und den Hintern hinterhertragen lassen. …..
    Und bei uns war es auch so, dass der Sohn sich besser alleine beschäftigen konnte. Die kleine Schwester brauchte mehr Gesellschaft- zur Not in Form von Mama. Ist bis heut noch so- mit 17! Wenn keiner Zeit hat werde ich bespaßt oder muss bespaßen. Andererseits kann ich ja froh sein, dass das Pubertätsmonster überhaupt mit mir spricht!
    Jedes Kind ist ein ganz individuelles Wesen! Geschlecht ist eben auch nur ein Teil im Leben.
    Vielleicht ist das, wie die Kinder heute groß werden auch die wahre Emanzipation- die können sein wie sie wollen- Geschlecht ist egal.

  13. Habe dasselbe Rabaukenmädchen zuhause. Die beiden würden sich wohl gut verstehen ;) Keine Ahnung woher die Vorurteile kommen, ruhig und brav gab es hier nämlich noch nie. Sie war da aber auch schon immer so. Wollte schon als Baby überall rankommen und lief uns schon mit 10 1/2 Monaten weg. Das ist halt von Kind zu Kind unterschiedlich – hat mit dem Geschlecht nichts zu tun.

  14. Ich hingegen habe ein „typisches Mädchen“ zuhause (2,5). Sie ist ruhig und brav und würde nie auf die Idee kommen, zu boxen oder wegzulaufen oder etwas Gefährliches zu tun. Ihr großer Bruder dagegen (5) ist ein „typischer Bub“! Das ist aber auch eine Lektion des Mutterdaseins, finde ich: du kannst dein Kind nicht ändern, es ist, wie es ist! Und das ist gut so! Viel Spaß noch mit deinem wilden Meedchen! :)

  15. Ich hab zwar kein Maedchen, aber zwei Jungs, die gegensaetzlicher nicht sein koennten :) Der aeltere scheint ein Seelenverwandter Deines Meedchens zu sein. Der juengere schaut sich zwar manche Sachen vom Grossen ab, war aber schon immer das ruhigere und zurueckhaltendere Kind. Scheint also stark eine Typ- oder Charakterfrage zu sein.

  16. Also diese Theorie ist wirklich Stuss! Ich hab zwei fitte Räuberkinder – beide weiblich! Im Familien- und Freundeskreis sind auch meistens die Mädels die Rabauken und die Jungs die pflegeleichteren Kids, die eher Bestätigung brauchen, bevor sie sich was richtig waghalsiges trauen. Die Mädels diskutieren viel mehr – gern auch mal im Nachhinein, wenn sie schon was verzapft haben.

  17. hihi, ich hab hier auf der einen Seite ein ganz typisches Mädchenmädchen: keine Hosen, nur Röcke und Kleider, Haare abschneiden? Nein, die sollen so lang werden, wie die von Rapunzel…oder Mindestens wie Dornröschen ^^
    Alles was glitzert und funkelt ist toll, Schmuck, Nagellack…Mädchenkram eben ^^

    Aber genau dieses Mädchenmädchen spielt Fußball, klettert unerschrocken in den Bäumen rum, haut sich auch mal und hasst malen und basteln über alles. Bei Wind und Wetter draußen und es kann eigentlich nie wild genug sein.
    Im Freizeitprak war sie empört, dass sie noch zu klein für diese wilden Über-kopf-teile ist (wir waren erleichtert, müsste doch sonst einer von uns da mit rein ^^)

    Meine wilde Hummel, ich finde die Mischung perfekt! Auch wenn ich manchmal die Mama ihrer besten Freundin beneide…. eben diese Freundin kann stundenlang am Tisch sitzen und die tollsten Bilder malen, kommt selten mit schmutzigen Sachen nach Hause und zerrissen ist da glaub ich nie was…. aber bissl langweilig stell ich mir das auch vor ^^

    Und was ist? Unser Junge schaut sich das nicht ab… der sitzt stundenlang am tisch und malt und puzzelt… meckert wenn er bei nicht ganz so schönem wetter mit raus soll rum… ist eher richtung heulsuse, aber so charmant und süß dabei :)
    Das einzige, was er sich wirklich jungstypisch angeeignet hat, ist das schießen spielen im kiga… er ballert hier mit begeisterung rum und spielt polizei…das wiederrum hat die große nie interessiert…

    Also auf der einen Seite erfüllen meine beiden Kinder die Klischees, auf der anderen Seite machen sie ganz andere Sachen, aber das ist auch egal- solange sie spaß daran haben und sich selber finden ist alles super!

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