Meedchensprünge

Das Meedchen legt gerade einen rasanten Entwicklungssprung nach dem anderen hin. Sie redet wie ein Wasserfall. Ihre Grammatik ist immer wieder überraschend gut, ebenso wie ihr Wortschatz. Das kam quasi über Nacht und bringt einen ganz entscheidenden Vorteil: Sie kann sich jetzt auch hervorragend mit ihren Brüdern unterhalten. Missverständnisse oder „nicht verstehen“ gibt es so gut wie gar nicht mehr. Wenn sie das Löwenmaul ruft, reagiert er sofort. Wenn ich ihn rufe, könnte ich mich auch direkt an die Wohnzimmerwand wenden. Soviel zu den Wertigkeiten. Inzwischen hat sie auch ihr eigenes Wort für den Quietschbeu gefunden, nachdem sie ihn ja sehr lange gar nicht benannte, oder nur „nich der Jussus!“ sagte. Sie nennt ihn „Dede„, was ich ziemlich niedlich finde. Er im Übrigen auch.

Ihre Grob- und Feinmotorik ist bemerkenswert. Sie springt problemlos von 50 cm hohen Gegenständen und landet sicher auf beiden Füßen, ohne sich abfangen zu müssen. Sie baut Lego. Also das normale kleine Lego, was besonders ihre Erzieherin erstaunte. Immerhin braucht man doch einige Kraft und vor allem feinmotorisches Geschick, um die kleinen Steine sinnvoll aufeinander zu bauen. Am liebsten baut sie Türme (klar) und Flugzeuge. Das hat sie sich beim Quietschbeu abgeschaut. Überhaupt saugt sie alles, was ihre großen Brüder tun, wie ein Schwamm auf. 

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Sie schneidet leidenschaftlich gerne und das auch wirklich gekonnt. Eine Lernschere mit Öffnungsautomatik braucht sie schon lange nicht mehr. Im direkten Vergleich zum Löwenmaul in diesem Alter, hat sie ihn mit weitem Vorsprung schon lang in der Tasche. 

Sie ist unter den Geschwistern inzwischen ein vollwertiger Spielpartner und darf sich in Lego- und Playmobilrollenspielen ihre Figur und Rolle selber aussuchen. Meistens will sie Catwoman sein. Oder direkt Mättmän.

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Ihre Unerschrockenheit im körperlichen Spiel ist manchmal sehr grenzwertig. Egal, ob sie die Kleinste ist, sie springt mitten rein, ärgert ihre Brüder gezielt und kann auch ganz schön was einstecken. Neulich schlug sie dem Quietschbeu mit einem Holzschwert auf den Kopf und war danach ziemlich entsetzt, weil er sehr laut schrie und heulte. Unterm Strich ist sie eben auch erst 2,5 Jahre alt und kann zwar viele, aber bei weitem nicht alle Zusammenhänge erkennen, bzw. ihre Kraft richtig einschätzen. Das macht sie dann aber wieder mit viel Charme und Mitgefühl wett. Egal wer weint, sie ist sofort zur Stelle und tröstet. 

Abends, im Bett, singt sie mit dem Löwenmaul gemeinsam La Le Lu. Immer wieder, bis einer von beiden einschläft. Manchmal liegt sie dann noch wach und erzählt sich selber eine Geschichte. Aber sie weiß sehr wohl, wann es Abend ist und Zeit zu schlafen. Sie versucht mir zwar jeden Abend möglichst überzeugend zu versichern, dass sie „gaa nich müde!“ ist, macht aber so gut wie nie Theater, wenn sie dann doch ins Bett soll. Eine Zeit lang hat sie das Löwenmaul angestiftet, noch mal aus dem Bett zu steigen und auf die Toilette zu gehen oder sich beim Quietschbeu ins Zimmer zu schleichen. Nachdem wir da aber sehr konsequent gegen hielten und sie immer wieder in ihr Bett steckten, gab sie solche Ausbruchsversuche dann doch auf.

Beim Turnen ist sie ebenfalls sehr unerschrocken, bewies bisher aber auch eine gute Selbsteinschätzung, was sie wirklich schon alleine kann und was nicht. Sie balanciert sehr sicher, hüpft und springt von Kästen und auf dem Trampolin und klettert mehrere Meter hohe Sprossenwände hoch und runter. Dabei muss sie sich aber auch immer rückversichern, dass ich in der Nähe bin. Ohne Mama geht nach wie vor wenig bis nix. Aber das ist okay. In meiner Nähe bewegt sie sich frei und selbstbewusst.

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Was sie nach wie vor überhaupt nicht ertragen kann, sind Tiere. Große Tiere, kleine Tiere. Hunde und Katzen auf der Straße, ebenso wie Ziegen, Schafe, Esel im Streichelzoo. Selbst Fliegen können sie zu Tode ängstigen. Letztens wollte ich ihr eine Biene zeigen. Sie kam ganz aufgeregt angelaufen, schaute sich die Biene an und schrie dann entsetzt auf: „Das is nich die Maja!“ Äh. Ja. Einzig Schildkröten scheinen für sie keine Bedrohung darzustellen. Da muss man dann aufpassen, dass sie die als Schnappschidkröten ausgewiesenen Tiere nicht streichelt.

Unser Meedchen ist so albern und lustig. Sie hat mit Abstand die witzigste Mimik, die ich bei einen so kleinen Kind je sah und dabei den puren Schalk im Nacken. Erstaunlich ist auch ihre Stimmtfarbe. Spricht sie normal, hat sie so eine Minnie Mouse Stimme. Aber sie kann auch unfassbar tief sprechen und mich damit zu Tode erschrecken. Ein Phänomen, das schon das Löwenmaul gut beherrscht. Es ist sehr lustig, wenn man die beiden beim Spiel mit ihren Stimmfarben belauscht. Da könnte man auch schon mal vermuten, dass da 6 statt nur 2 Kinder sprechen. Generell haben das Meedchen und das Löwenmaul die selbe Klangfarbe. Nach wie vor muss ich wirklich erst hoch gehen und nachsehen, wer von beiden mich jetzt gerufen hat. 

Es ist, wie es ist. Das Meedchen ist ein bezauberndes Wesen, das mich täglich zum lachen bringt. Natürlich ist sie auch widerspenstig und eigensinnig, wie es 2 Jährige eben sind. Ich bin überglücklich und so unendlich dankbar, dass sie bei uns ist. Dass sie ein Teil dieser Familie ist und jeden Tag ihren kleinen Beitrag zu unserem Familienleben bei steuert. Große Liebe, Du kleine Wildsau!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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19 Gedanken zu „Meedchensprünge

  1. Ich lese den Blog seit einigen Wochen immer wieder mit großer Begeisterung! Ich muss immer wieder lachen und verdrücke hier und da mal eine Träne. Ich hab zwar noch keine Kinder und eine Weile wird das auch noch so bleiben, aber das eine oder andere hat mich schon inspiriert und einiges möchte ich ähnlich machen. Ich bin immer wieder gerührt mit wie viel Liebe dieser Blog geschrieben wird. Danke, dass Sie/Du uns daran teilhaben lässt! Ich wünsche der Miezfamilie weiter alles Gute auf ihrem Weg und freue mich auf weitere Beiträge wie diesen!

  2. Beschreibst Du gerade meine Tochter? Die mittlere ist auch gerade 2 1/2 und ist deiner sehr ähnlich. Langsam glaube ich dran, dass Kinder, die zur gleichen Zeit geboren worden sind, aus der selben Produktionsreihe kommen…

  3. Liebe Pia, so schön geschrieben… der letzte Satz so richtig eine Liebeserklärung an das kleine Wesen mit seinen Eigenheiten. 3 Kinder sollten ärztlich verordnet werden.. so wunderbar wie diese voneinander lernen können. Liebe Grüße von Elke

  4. So schön! Das erinnert mich sehr an unsere Jüngste. Manches ergibt sich wohl auch aus der Stellung in der Familie. Dieses „will ich auch“ und „kann ich schon“ kommt wohl nicht so schnell ohne größere Geschwister. Auch die soziale Ader, kümmern, trösten etc. ist bei unserer Dritten am stärksten ausgeprägt. Und trotzdem hat jedes Kind seine ganz eigenen Spezialitäten. :-)

    LG Doro

  5. Ein schöner Post der zeigt, wie stolz Du auf deine Tochter bist und wie sehr Du sie liebst. Manchmal rauben die Kleinen uns den letzten Nerz aber am meisten sind wir stolz auf sie und froh das sie da sind :-)… LG Nina

  6. Hallo pia, bin seit geraumer Zeit stiller mitleser hier bei dir und muss nun doch mal meinen senf dazugeben, weil der Zufall einfach zu kurios ist. Ich bin chinesischer Abstammung und bei uns ist „dede“ tatsächlich die Bezeichnung für grosser Bruder. Krass oder?

  7. Hi Pia,… du so wie ich das oben geschrieben habe wg „großer Bruder“ kann man das nicht ganz stehen lassen. Ich hab gerade mit meinem Papa telefoniert und die Bezeichnung „dede“ hat schon was mit „Bruder“ im weiten sinn zu tun aber es dauert zu lange das genauer zu erörtern. Punkt: vielleicht magst den Eintrag löschen denn so stimmt das halt nicht ganz. Sorry! Da hab ich mich zu früh gefreut! Aber so hab ich mir wenigstens mal ein herz genommen um dich wissen zu lassen, dass ich deinen blog regelmäßig gerne besuche. Ich habe auch drei Kinder (5 und 4 Jahre + 4,5 Monatsbaby) und erkenne uns in deinen beiträgen immer wieder mal zwischendurch. Es tut gut zu wissen, dass eine Frau nicht immer alles perfekt wuppen muss um trotzdem eine „Superwoman“ zu sein. Ich finde es auch so schön, dass du deine Kinder „siehst“…. wirklich „siehst“ und „anerkennst“. Du nimmst sie ernst und für das was sie sind. Das versuche ich auch im Alltag und es kostet Kraft und ist nicht immer leicht. Um so schöner ist es zu wissen, dass man nicht alleine an vielen Fronten kämpft und noch andere ähnliche Ansichten teilen. Glg aus dem Süden, Alex

  8. Alles super und finde ich klasse, aber … MÄTTMÄN!!! Ich lache Tränen! Mättmän ist sicher aus Mettmann ;-)
    Mein Vater hat früher immer versucht mir weiszumachen, dass die Mettbrötchen aus Mettmann kommen, allerdings hätte er das tun sollen als ich jünger war- 15 ist einfach kein Alter mehr um seinen Kindern Quatschgeschichten beizubringen ;-)
    Aber dass Mättmän aus Mettmann kommt, das glaube ich sofort *gg*

    Liebe Grüße
    Katha

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