Ich wär dann bereit für Besinnlichkeit

Vergangen Freitag erledigte ich den großen Weihnachtseinkauf. Ich hatte einen DIN A 4 großen Einkaufszettel, dreispaltig und arbeitete alles zügig ab, damit ich mir das Einkaufen diese Woche sparen kann. Sogar den Rinderbraten für den 1. Weihnachtsfeiertag kaufte ich schon. Der freundliche Metzger vakuumisierte mir diesen und gab mir die Anweisung mit auf den Weg, den Braten an der Rückwand des Kühlschranks zu lagern. Dann hielte sich dieser auch bis Weihnachten.

Schnittlauch! Weil ich den jedes Jahr vergesse, musste der auch schon mit. Meine Hauselfe hatte gesagt: „Frau Miez, kaufen sie den im Topf. Dann hält der sich.“ Und ich antwortete: „Liebe Hauselfe, ich hab den braunen Daumen des Todes!“ „Eine Woche wird da ja wohl überleben. Jeden Tag ein bisschen Wasser. Soviel kann man da nicht kaputt machen.

Ich kaufte auch Rotkohl in Gläser, weil ich nix weniger kochen mag, als Rotkohl. Bei allem anderen bin ich wirklich sehr kochfreudig, aber Rotkohl … die Zeit verbring ich lieber anders. Nun ja, ich kam mit meinem 3 Einkaufskisten nach Hause, verteilte den Inhalt auf 3 Kühlschränke und beließ den Rest zum Verräumen für den Mann in der letzten Kiste. 

Dann kam der Mann nach Hause. Und guckte etwas komisch. „Du weißt doch, dass ich heute einkaufen gehen wollte!?“ sagt er. Und ich so: „Äh. Nö?!

Jedenfalls haben wir jetzt 30 Eier im Haus und 5 Gläser (!) Rotkohl. Unter anderem. Bis ins neue Jahr kann uns rein theoretisch nichts mehr ausgehen. Außer mir fällt morgen früh noch irgendwas ein. Oder ich brauche Schnittlauch, weil der Schnittlauch im Topf, der lässt die Halme hängen. „Frau Miez,“ sagt meine Hauselfe heute „dem ist zu warm! Stellen Sie den besser auf die Terrasse.“ Habe ich dann so gemacht. Und gefüttert hab ich ihn auch noch mal. Bis morgen muss er noch durchhalten. 

Den Baum haben wir gestern gekauft. Nach Absprache mit den Kindern ohne die Kinder. Das lief ungefähr so: rauf auf den Weihnachtsbaumverkaufsmarkt, einen 180 Grad Blickschwenk über das Angebot und dann einen auswählen. „Den da!“ sag ich und der Mann zieht eine Augenbraue hoch. „So hoch wie Mama, haben die Jungs gesagt.“ „Na ja, wenn ich sehr hohe Pumps anziehe kommt es doch hin.“ Wir blieben bei diesem Baum, der nun seit gestern Abend im Wohnzimmer steht und morgen, gemeinsam mit den Kindern, geschmückt werden soll. Das ist so ein bisschen aufweichen der bisherigen Rituale. Eigentlich hab ich den Baum in der Nacht zu Heilig Abend immer alleine geschmückt, damit die Augen der Kinder morgens diesen total überraschten und funkelnden Ausdruck haben. Der Quietschbeu bestand aber darauf, helfen zu wollen. Also dürfen sie helfen. Heute haben wir schon mal die gesammelten Baumschmuckwerke aus dem Kindergarten dran gehangen. Baum voll.

Heute kam dann zum Glück auch das letzte fehlende Geschenk für das Meedchen hier an. Die besten Ideen und Einfälle hat man ja meistens kurz vor knapp. Und so ging mir am Wochenende, als alle Kinder malend am Tisch saßen, das Licht auf, dass man dem Meedchen ja auch ihr eigenes Mäppchen schenken könnte, so dass die ständigen Quengeleien und Streitereien um die „Das ist meiner!„- „Nain, Maina!„-Stifte endlich ein Ende hat.

Als ich dann die Geschenke einpacken wollte, für jedes Kind ein Geschenkpapier aus meinem Funfus gewählt hatte, fand ich die Geschenke nicht mehr. Den Millenium Falcon hatte der Mann versteckt. Ein Glück. Alles andere wäre ein Armageddon gewesen! Doch alle Geschenke, die ich Kindersicher versteckt hatte, waren unauffindbar. Kurz vor „Weihnachten fällt dieses Jahr aus!“ verriet mir dann ein Geistesblitz die verschiedenen Lagerplätze. Phew! Das Einpacken aller Geschenke dauerte dann 2 Stunden. Was unter anderem daran lag, dass zum Beispiel alle 3 Kinder einen Dosenspitzer (endlich!) bekommen und ich diesen 3 x unterschiedlich verpacken wollte, damit sie nicht sofort nach dem Auspacken des Ersten wissen: „Ah, den hab ich auch unterm Baum!

Am Nachmittag fuhren wir noch mal kurz in die kleine Nachbarstadt, um ein bestelltes Geschenk für den Neffen (Ja, Philippi, es gibt ein GESCHENK!) abzuholen. Im Auto sagt der Queitschbeu zum Löwenmaul:

„Was wünscht Du Dir eigentlich vom Christkind?“
„Auf jeden Fall was von Star Wars.“
„Und wenn Du nix von Star Wars bekommst??“
„Das Christkind weiß doch was ich mag.“

Den zwei anwesenden Elternteilen entgleisen die Gesichtszüge. Weil, von Star Wars gibt’s eigentlich nix. Aber wo wir schon mal in der Stadt waren, konnte ich auch gerade noch in einen Laden springen und „was für die Nähmaschine“ kaufen. Alle, die heute gemunkelt haben, ab heute Abend gäbe es keine Lebensmittel mehr: Falsch! Ab heute gibt es einfach gar nix mehr. Schon gar keine Spielsachen mit Star Wars Bezug. Leere Regale so weit das Auge reichte. Sowas hab ich noch nie gesehen. Als ich eine Verkäuferin ansprechen wollte, ob sie noch irgendwo, irgendwas von Star Wars hätten, dreht diese sich um und hat ein Malset von Star Wars in der Hand. Ich öffne den Mund, „ähhhh„e kurz und sagte dann: „Kann ich das haben und was kostet das?„. So gab es dann also noch für 6,99 Euro was von Star Wars. Elternherzen sind schwach. Und ich bin froh, dass es kein Porsche war, den er sich auf jeden Fall wünscht.

Auf dem Heimweg wendet sich der Quietschbeu dann an mich:

„Mama, was wünscht eigentlich Du Dir zu Weihnachten?“
„Ich wünsch mir liebe Kinder.“
„Nee, jetzt mal in echt!“
„Das mein ich ernst!“
„Geht auch was anderes? „

Zumindest ist er realistisch. Und das schönste Weihnachtsgeschenk aller Zeit haben wir uns ja gestern bereits selber gemacht, der Mann und ich. Da haben wir nämlich ein Haus gekauft.

Heute Abend habe ich dann 2,5kg Pellkartoffeln und 5 Eier für den morgigen Kartoffelsalat gekocht. Morgen mache ich dann den Burgunderbraten für den 1. Weihnachtstag. Und sonst steht einfach mal Nichts an. Die Bescherung findet am 1. Weihnachtsmorgen statt, so dass wir ohne Hast alle Geschenke morgen Abend, wenn die Kinder im Bett sind, unter dem Baum drapieren können. Ich bin schon so voller Vorfreude über die gespannten und freudigen Augen der Kinder. Und ich gehe jede Wette ein, dass der Quietschbeu wieder für ein 1A Freu-Foto sorgen wird. Wie jedes Jahr.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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14 Gedanken zu „Ich wär dann bereit für Besinnlichkeit

  1. Da steht doch einfach zwischen Einkäufen und Kartoffelsalat das schönste Weihnachtsgeschenk … Ich muss zugeben, wenn es schon in vorherigen Postings stand habe ich es nicht gelesen, aber dennoch hier dann von Herzen: Herzlichen Glückwunsch!!!
    Ich wünsche Ihnen und der gesamten Familie ein wunderbares und entspanntes Weihnachtsfest

  2. Herzlichen Glückwunsch zum Hauskauf! Und ein frohes und besinnliches Weihnachten! :) (ich oute mich mal als ansonsten stille Leserin)
    Ganz liebe Grüße,
    Sabrina

  3. Wir haben uns ein Haus gekauft, so ganz nebenbei:)
    Ihr seit lustig….Herzlichen Glückwunsch!
    Ich wünsche euch zauberhafte, ruhige und stressfreie Weihnachten mit leuchtenden Kinderaugen.

    ganz liebe Grüße
    Simone

  4. „Da haben wir nämlich ein Haus gekauft.“ So eine wichtige, tolle Nachricht einfach mal so mitten im Text versteckt. ;-) Das ist ja toll! Da kommen ja spannende Zeiten auf euch zu – naja, spannend ist es bei euch ja eigentlich immer.
    Ich wünsche euch ein frohes Weihnachtsfest mit leuchtenden Kinderaugen!
    LG Claudia

  5. Ich wünsche euch wundervolle Weihnachten! Und nächstes Jahr habt ihr ja dann auch schon ein Programm – so mit Haus :) Gratuliere euch von Herzen und wünsche euch alles Liebe und Gute für euer neues Heim ….so demnächst <3

  6. Ein Haus gekauft. Wow! Dann wird das neue Jahr ja doppelt spannend. Wir bauen gerade, was auch sehr spannend ist – der Platz wird für die Kinder aber dringend benötigt.

    Liebe Kinder sind übrigens ein toller Wunsch. Mal sehen, wie lange der heute in Erfüllung geht… ;)

    Ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes Fest und ein paar ruhige Tage zwischen den Jahren!

  7. Das mit der Bescherung am Weihnachtsmorgen statt Heiligabend werden wir ab dem nächsten Jahr auch so machen, haben die bessere Hälfte und ich beschlossen. In diesem Jahr gibt’s noch keine Bescherung für das Minikind, mit sechs Wochen ist einem das wohl noch ziemlich egal… ;)

    Ich wünsche Ihnen und der Miezfamilie ein schönes Weihnachtsfest.

    Danke fürs Mitlesen lassen!

  8. Das Rotkraut lockt mich zum kommentieren, denn obwohl ich die Küche sonst eher dem Mann überlasse, ist Rotkraut das einzige, was ich selber koche. Für Rotkraut aus Gläsern bin ich seitdem verloren. Dieses Jahr fällt das aber durch die Strihwitwenweihnacht mit den Kinderlein leider aus ….

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