Aus der Seepferdchenschule

Einige von Euch fragten bereits gestern nach, wie denn nun der Schwimmunterricht gelaufen sei. Da aber eine erste Schwimmstunde noch nichts über die tatsächliche Meinung der Jungs aussagt, wollte ich die heutige Stunde abwarten, um Euch zu berichten. 

Die Jungs waren gestern beide sehr aufgeregt. Der Quietschbeu fragte mich immer wieder, ob ich den dort bleiben würde, ob ich nicht mit zum Schwimmbecken gehen könnte und was er machen solle, wenn er mal auf die Toilette müsste. Nachdem ich ihm soweit alle Fragen immer und immer wieder beantwortet hatte, fühlte er sich zumindest so sicher, dass er voller Vorfreude das Schwimmbad betrat. Eine Weile sahen wir durch das große Fenster des Wartebereichs den anderen Kindern bei ihren Schwimmkursen zu. Das Löwenmaul war wie hypnotisiert und kaum noch ansprechbar. Als dann die Schwimmlehrerin kam und ich die Kursgebühr entrichtet hatte, ging es gemeinsam in die Sammelumkleide. Die Jungs zogen sich weitestgehend selber um. Nur hier und da musste ich sie etwas antreiben und helfen, da so eine neue Situation natürlich wahnsinnig spannend ist und viel Ablenkung parat hält.

20150205Die Schwimmlehrerin erklärte uns, dass sie mit den Kindern gemeinsam zur Toilette und in die Dusche gehen würde. Nach dem Schwimmunterricht könnten wir die Kinder in der Umkleidekabine wieder in Empfang nehmen. Als ich mich verabschieden wollte, um wieder in den Wartebereich zu gehen, klammerte der Quietschbeu sich ängstlich an mich. Ich sah wie die Augen glasig wurden, drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Haare und verließ die Umkleidekabine. Aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie das Löwenmaul nach seiner Hand griff. 

5 Minuten später betraten der kleine Kurs von insgesamt 6 Kindern die Schwimmhalle. Sie grinsten und quietschten, als sie das erste Mal die Füße ins Wasser hielten und langsam die Treppe in das Nichtschwimmerbecken hinunter gingen. Von meinem letzten Schwimmbadbesuch mit dem Löwenmaul wusste ich noch, dass selbst der flache Nichtschwimmerbereich für das Löwenmaul noch zu tief war, um vernünftig stehen zu können. Ich war gespannt, ob die in den letzten Monaten dazugewonnenen Zentimeter ausreichten, damit er jetzt stehen konnte. Sie reichten ganz knapp. Mit in die Höhe gerecktem Kinn konnte er an der flachsten Stelle auf Zehenspitzen stehen. Ich zitterte kurz, ob ihm das jetzt ängstigen oder er das mit gewohnter Coolness einfach hinnehmen würde. Er hüpfte auf Zehenspitzen zum Beckenrand, hielt sich daran fest, entdeckte mich und winkte grinsend. Gut!

Der Quietschbeu verlor seine Scheu vor dem Wasser schneller. Er hüpfte umher und versuchte auch recht bald, den Kopf unter Wasser zu tauchen. Das übt er schon eine ganze Weile in der Badewanne. Die Lehrerin erklärten den Kindern ein paar Tricks, wie sie ohne Probleme den Kopf unter Wasser tauchen konnten. Gemeinsam blubberten sie die Wasseroberfläche auf, tauchten unter einem Reifen, den sie knapp über die Wasseroberfläche hielt, hindurch und spritzten sich gegenseitig nass. Die erste Stunde stand ganz im Zeihen von Spaß haben und Angst verlieren, was auch ganz wunderbar funktionierte. Auch ging die Lehrerin immer wieder auf das Löwenmaul zu, nahm ihn auf die Hüfte und führte ihn vom Beckenrand weg. Er ließ das gut mit sich machen, auch wenn er bei jeder Gelegenheit wieder zum Rand paddelte und in dessen Nähe bliebt.

Nach 45 Minuten war die erste Stunde auch schon rum. Ich empfing in der Umkleidekabine 2 maulende Kinder, weil das Schwimmen „viel zu kurz!“ war. Ich versicherte ihnen, dass sie morgen wiederkommen dürften. Und Montag. Und Mittwoch. Man sah besonders dem Löwenmaul an, dass es ganz schön erschöpft war. Immerhin war es auch schon 18 Uhr und ein langer Tag lag hinter ihnen. Wie versprochen fuhr ich dann noch mit ihnen Pommes essen. Ich erinnere mich noch genau an meinen Heißhunger auf salzige Pommes, wenn ich als Kind im Schwimmbad gewesen bin. 

Als sie endlich in ihren Betten lagen, schliefen sie innerhalb kürzester Zeit ein, so erschöpft waren sie. Das Löwenmaul schrie mitten in der Nacht panisch auf, weckte damit das Meedchen und so verbrachten wir die restliche Nacht zu 4 in unserem Ehebett. Natürlich lagen 3 von 4 Personen auf meiner Betthälfte. Gnarf.

Am Morgen musste ich beide mit großem Tamtam wecken. Das hatten wir auch schon lange nicht mehr. Der Quietschbeu klagte zudem, er sei noch gar nicht ausgeschlafen. Hach, nun ja, frag mich mal, mein Kind.

Ich war ehrlich gespannt wie sie heute auf den Schwimmunterricht reagieren würden. Beim Löwenmaul ist es durchaus möglich, dass er sich erst euphorisch freut und dann kurz vor Beginn nicht mehr mag, weil er sich plötzlich erinnert, wie tief das Wasser ist, wie kalt ihm nach dem Schwimmen war oder dass er sich dann wieder an- und ausziehen muss. Aber – oho – kein Gemecker. Stattdessen Vorfreude und Ungeduld. Sie wollten ins Wasser!

Die zweite Stunde stand wieder im Zeihen des Tauchens und der ersten Schwimmbewegungen der Arme und Beine. Das Löwenmaul blieb wieder in der Nähe des Beckenrandes, sprang aber schon mutiger vom Rand ins Wasser, als am Tag zuvor. Der Quietschbeu war sehr motiviert, tauchte immer wieder unter, sprang sogar einmal ganz ohne die sichernde Hand der Lehrerin ins Becken und versuchte sich immer wieder an den Schwimmbewegungen. 

Wenn ich eine frühe Prognose abgeben würde, dann sähe die so aus: Der Quietschbeu kann am Ende des Schwimmkurses schwimmen und vielleicht sogar das Seepferdchen machen. Das Löwenmaul wird deutlich sicherer und weniger ängstlich im Wasser unterwegs sein, aber dass er schwimmen können wird, glaube ich noch nicht. Da ist und bleibt der große Bruder einfach deutlich ehrgeiziger. 

Ich bin jedenfalls sehr froh, dass wir diesen Kurs gebucht haben und glaube ganz fest, dass er den Jungs etwas bringen wird. Spaß haben sie auf jeden Fall. Das Löwenmaul meckerte nur, dass er nun ganze VIER MAL schlafen müsse, bis er endlich wieder ins Schwimmbad darf. 

Auch heute fielen beide wieder völlig erschöpft in ihre Betten. Und ich habe zum ersten Mal das Gefühl, dass Wasser tatsächlich das Element sein könnte, das dem Quietschbeu viel Spaß und Freude bereiten kann. Und das, obwohl es früher doch sein Kryptonit war. Es bleibt spannend.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Aus der Seepferdchenschule

  1. die 3!! motzkinder kommen tief aus der freudschen küche, ne? :-))))

    cool, dass es ihnen gefallen hat. hier sind die zwei grossen totale wasserratten, die tochter beherrscht fast alle stile und liebt crawlen… aber sie lebten ihre ersten lebensjahre direkt am zürichsee, da ist das auch krin wunder. j1 hat seit drei jahren schwimmunterricht in der schule, jede woche 1x, aber wenns schnell gehen muss, ist ihm der hundeschwumm am liebsten :-)) j3 ist eher der bergbub, das bündnerfleisch eben :-)) viel spass weiterhin!!!

  2. Wir hatten des letzten Herbst! Ich erinnere mich also noch genau…

    Und wenn die 4 Tage zu lang werden, kann man ja darüber nachdenken, ob man die Wartezeit mit einem schwimmbad verkürzt… so alles zusammen als Familie… ^^

    Wir hatten auch einen Intensivkurs: 6 Tage lang, jeden Tag 1,5 Std…aber auch erst für Kinder ab 6 Jahren.

    Liebe Grüße

  3. Oh wow, ihr habt 2 oder sogar 3x die Woche Schwimmkurs? Das wär‘ mir zu stressig glaub‘ ich :D Liegt aber daran, dass wir hier mit ins Hallenbad müssen (inkl. Badeanzug natürlich) und so muss ich auch mit ins Wasser (hab‘ ja noch die Kleine, die noch nicht in den Kurs darf). Wir gehen dafür aber meist auch schon ’ne halbe Std vor Kursbeginn hin damit die Kinder auch noch Zeit zum plantschen haben. Aber da es meist sehr voll und laut ist, ist der Kursabend definitiv Stress pur für mich. Auch nach dem Kurs (ca. 30min) mögen sich die Kids meist noch bisschen austoben im Wasser und das lasse ich sie auch.
    Aber ob Dein Grosser wirklich schon schwimmen kann nach einem Kurs (Seepferdchen)!? Das wird ja noch gar nicht geübt. Das kommt erst im 5. Kurs so langsam, glaube ich… aber vlt ist das ja in DE anders…

  4. Musste grade schmunzeln. Mein Mann ist Hochsensibel und ich hatte mir ein paar Bücher zu dem Thema besorgt. Bin dabei auch den Ansatz gestossen, dass Wasser bei der Reizregulierung hilfreich sein kann. Werden wohl überschüssige Reize übers Wasser abgeleitet.

    Mein Mann war schon im Kindergartenalter im Schwimmverein und wenns zu viel ist flieht er an den See und Wassersport betreiben.

    Vieleicht wirds ja wirklich vom Kryptonit zu Quitschebeus Element.

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