Heute ist mir wieder mal bewusst geworden, wie sehr ich Stille und Ruhe brauche. Das ist nicht erst seit den Kindern so. Das war schon immer so. Aber erst seitdem ich Kinder habe ist wir das richtig bewusst. Im Auto höre ich so gut wie nie Musik. Wenn, dann ganz bestimmte Lieder und dann auch sehr laut. Zuhause, wenn ich alleine bin, laufen weder Radio noch Fernseher. Das Rauschen des Geschirrspülers ist meine Meeresbrandung des Alltags.
Die letzten Wochen waren so turbulent und laut. Ich schlief unruhig und viel zu wenig, weil mein Kopf sich von der Müdigkeit meines Körpers leider überhaupt nicht beeindrucken ließ. Der gestrige Kindergeburtstag hat dem ganzen quasi die Krone aufgesetzt. Ich lag heute Nacht im Bett und hatte das Gefühl in der Matratze zu versinken. Jedes Knacken im und am Haus schien unfassbar laut. Ich jonglierte Termine und To-Dos hin und her und überlegte fieberhaft, wie und wann ich das alles schaffen sollte. Letztendlich schlief ich schlecht und wachte völlig gerädert auf.
Heute morgen war dann da wieder dieses Gefühl: Du musst achtsamer mit Dir selber sein. Du musst auf Dich aufpassen. Sortier die Prioritäten neu!
Und das habe ich dann auch gemacht. Ich sagte zwei Termine für diese Woche ab, die sich auch wunderbar in die kommende verschieben ließen. Dann wandte ich mich einer Aufgabe zu, die bis Freitag erledigt sein muss. Eine sehr kreative Arbeit, auf die ich mich schon so gefreut hatte, unter der Last der anderen To-Dos aber dennoch beim Gedanken daran Bauchweh bekam.
Ich bat um Hilfe. Eine Freundin hatte sich schon mehrfach angeboten, mir bei dem Projekt unter die Arme zu greifen und so nahm ich diese Angebot einfach an. Danach lief alles wie am Schnürchen. Ich fuhr erst in den einen, dann in den anderen Baumarkt und kaufte alles an Material, was wir für unsere Bastel-Session benötigten. Viel Styropor, Gipsbinden, Bauplanen, Pinsel und Pipapo.
Den Vormittag verbrachte ich dann mit einer Säge und vielen Styroporplatten im Wohnzimmer, da es draußen zu windig war, um das Zeug zu zersägen. Sie können sich vorstellen, wie das Wohnzimmer danach aussah. Ne Schneelandschaft ist nen Witz dagegen. Aber ich konnte etwas mit meinen Händen tun. Planen, Zeichnen, Sägen. Das war toll!
Am Nachmittag packte ich dann meine zurecht gesägten Teile und fuhr in den Kindergarten, wo ich mich mit meiner Freundin traf und wir die Teile dann in der Turnhalle so zusammen bauten, wie ich es vorgesehen hatte. Mit Gipsbinden versiegelten wir die Schnittkanten und malten anschließend die ersten Teile bunt an.
Das waren 2,5 sehr entspannende und Energie bringende Stunden. Wir unterhielten uns angenehm, arbeiteten vor uns hin und schwiegen auch mal eine Weile, ganz versunken in unsere Arbeit. Es war toll! Sagte ich schon, oder?
Ich meine, letztendlich habe ich heute nichts getan, womit wir unsere Familie ernähren könnten oder was uns sonst irgendwie produktiv nach vorne bringen würde. Es soll einfach Spaß und Freude für die Kinder und Eltern unseres Kindergartens, anlässlich unseres Maifests, bringen. Und dennoch fühlte ich mich danach so, als hätte ich was ganz Großes vollbracht. Albern, mag sein. Aber das sind die kleinen Dinge, die ich auch für mich tue. Für die innere Ruhe.
Denn, was ich inzwischen gelernt habe: in Stille kann ich am besten arbeiten. Dafür muss es aber nicht nur um mich herum, sondern auch in mir drin still sein. Wenn es dann noch was kreatives ist, hab ich quasi einen Lauf. Ich bin vermutlich die Idealbesetzung für eine selbständige Tätigkeit im Home Office. Meine Zeit, mein Tempo, meine Arbeitsumgebung.
Irgendwie war es mir heute mal ein Bedürfnis, das festzuhalten. Auch, damit ich mich selber öfters daran erinnere, Stille mehr und bewusster zu genießen.
Und nun dürfen Sie raten und gespannt sein, was und für was wir da aus Styropor basteln. Wenn sie fertig sind, zeige ich sie Ihnen natürlich auch noch mal in voller Pracht.
Ich glaube, ich wäre wahnsinnig geworden mit den ganzen Styroporkugeln! Ich kann mir das in der Tat sehr lebhaft vorstellen.
Der Satz, den ich sehr wichtig in diesem Beitrag finde ist aber: „Aber das sind die kleinen Dinge, die ich auch für mich tue.“
Das tut man, tuen wir, tue ich viel zu selten und meistens erst/nur dann, wenn man schon 1-2x auf die Nase gefallen ist. Deswegen finde ich es gar nicht albern, sich sehr gut damit zu fühlen und als wäre etwas Großes erreicht worden. Ganz im Gegenteil.
Auf das, was aus dem komischen Vogel wird, bin ich denn mal auch gespannt :)!
Hmm … Ich tippe mal auf Vogelhochzeit? Sieht auf jeden Fall jetzt schon sehr toll aus!
Das mit der äußeren und inneren Ruhe kann ich sehr gut nachvollziehen – als Selbständige, die vom Home Office aus arbeitet ; )
Vielen Dank für die großartigen Einblicke in Dein/Euer Leben, es macht immer wieder Spaß, mitzulesen und mitzufiebern.
(Danke übrigens auch für das heute von Dir verlinkte Video [dass ich auch nicht uneingeschränkt gut finde] – bei mir ist es der Bruder, der bei der BW ist, da hört man nur die Hälfte der Sprüche, aber arrrrg)
Alles Liebe & eine schöne Restwoche!
@dailypia Dito. Grade auch wieder sehr aktuell. Wird das Jobthema eigtl bald wieder akut?
@dailypia ich beneide dich, um dein Gelerntes! #aufsichachten #Achtsamkeit #beisichsein
„…in Stille kann ich am besten arbeiten. Dafür muss es aber nicht nur um mich herum, sondern auch in mir drin still sein.“
Du sprichst mir aus der Seele. <3
Erinnert mich sehr stark an das Lied „Ruhe“ von Bodo Wartke…
leider nicht online nachzuhören, aber es entspricht total deiner Aussage :-)
Geht mir auch so. Hier läuft kein Radio, ich besitze keine Musikanlage, wenn ich schreibe ist es ganz ruhig. Ich höre Straßengeräusche, Stimmen vom Fußweg, die Uhr tickt leise vor sich hin. Genau SO finde ich am besten in den Flow. Aber Basteln ist gar nicht mein Ding. :)
Viele Grüße!
Christine
Ich stelle immer wieder fest, dass es die kleinen, „nutzlosen“ und „unwichtigen“ Dinge sind, die ich für meine Familie, unsere Freunde und mich selbst tue (ein besonders schön dekorierter Geburtstagskuchen, heute morgen die extra fünf Minuten, die wir eigentlich nicht hatten, die ich aber dennoch damit verbracht habe, meiner Tochter die „Prinzessinnenfrisur“ zu flechten, die sie den ganzen Tag glücklich machen wird, etc.), die schliesslich besonders wichtig sind und unser Glück ausmachen.
Wichtig ist dabei aber für mich, mich selbst nicht unter Druck zu setzen und auch mal zu sagen „heute abend macht es mich glücklicher, ‚dumm‘ vorm Fernseher zu sitzen als ein besonders kreatives Geschenk zu basteln“ oder „meine Tochter hat mehr davon, wenn ich heute nachmittag mit ihr spiele anstatt mich an die Nähmaschine zu setzen um ihr Kleid fertig zu nähen“.
Ein Hoch auf die kleinen Freuden des Alltags – und ein entspannter Basteltag und das daraus entstehende Ergebnis gehören definitv dazu – auch wenn sie diee Familie nicht ernähren… ;o)
Diese Stille !!!! Ja die liebe ich auch !!! Das sieht ganz toll aus, was Du da machst…. Dachte zuerst es wird ein Totem ?!
Sonnige Grüße aus Köln
Angela
Das „für sich selber etwas machen, was kein Produkt für die Familie ist“ kommt ( jedenfalls hier) oft zu kurz. Nach nem 3/4 Jahr mit endlos to do, schlecht/gar nicht schlafen ect hab ich den Mittwoch morgen zu meinen 3 1/2 Stunden Zeit für mich erklärt!!!! Ich finds wichtig, das zeit für einen selber bleibt, bei all dem Termin chaos!!! Liebe Grüße Sonja
Ich glaube, nach diesem Prinzip funktioniert oder wirkt die Ergotherapie. Etwas mit den eigenen Händen erschaffen, sich daran erfreuen und mit den Ergebnissen die (Um)welt etwas mitgestalten.
Stricken wirkt auf mich meditativ.