dropsdem

Kennen Sie das? Sie verbringen tagtäglich viel Zeit mit ihren Kindern und ganz plötzlich, von gleich auf jetzt, scheint doch etwas ganz anders zu sein. Zuletzt habe ich das vor ein paar Tagen an Mimi bemerkt. Zuerst war ich ein wenig irritiert und konnte nicht so richtig greifen, was plötzlich anders an ihr ist. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen Ohren: Mimis Kleinkindsprache ist verschwunden. Ihre Grammatik ist astrein und die Aussprache der meisten Silben inzwischen tadellos. Einzig beim sch kommt manchmal noch ein ß durch. Scheiße kann sie aber schon sehr klar und deutlich sagen. Das war ja sehr lange ein zuckersüßes ßeise.

Guten Morgen, ich konnte nicht mehr schlafen und wollte noch etwas mit dir kuscheln.“ Und das morgens um 5:30 Uhr! Ich bin entzückt. Zudem ist ihre Stimme schon etwas tiefer geworden und entspricht nicht mehr der piepsigen Minni Mouse Stimme, mit der sie uns sonst immer vollgeschnattert hat.

Wenn sie ein Wort nicht richtig ausgesprochen bekommen hat und ich wiederholte es dann ebenso falsch (also zum Beispiel ßeise), dann sah sie mich tadeln an und erklärte:
„Nein, Du sagst das falsch! Sag es richtig!“
„Aber Du hast es doch auch so ausgesprochen?“
„Ich übe ja auch noch! Du kannst das aber schon!“ 
Also habe ich mir das niedlich-nachsprechen ganz schnell wieder abgewöhnt.

Natürlich gibt es immer noch eine handvoll Wörter, die auf ihre putzige Art und Weise falsch sind. „Dropsdem“ ist definitiv mein Lieblingswort. Und sie fragt mich immer sehr lieb, ob ich ihr noch etwas Milch „einschütteln“ kann. Aber im Großen und Ganzen muss ich feststellen: Mimi ist ein großes Mädchen geworden. Und ich genieße das so sehr.

Beim An- oder Ausziehen darf ich ihr schon lange nicht mehr helfen, selbst wenn ich es anbiete. Wenn ich ihr etwas gebe, was sie gerne haben wollte – und sei es etwas so banales wie eine Tasse Milch – dann sagt sie immer „Danke für die Milch, Du liebe Mama.“ Oder sie zählt mir abends im Bett zehn Dinge auf, über die sie sich gefreut hat, ohne dass ich sie danach fragen muss. Wenn ich sie dann frage, was denn nicht so schön war, dann zuckt sie mit den Achseln und entgegnet: „Hm, vergessen.“

Ich wage es ja kaum zu beschreien, aber ich glaube, Mimi hat diesen unumstößliche Optimismus, den die meisten Menschen an mir echt nervig finden, geerbt. Ich wiederum genieße das total, weil für einen Optimisten ist nix schlimmer, als ein Pessimist. Davon habe ich in meiner kleinen Familie gleich 2, aber ich verrate an dieser Stelle dropsdem nicht, wer gemeint ist. Ich freu mich einfach, dass Mimi das ganze nun in die Waage bringt.

Inzwischen möchte Mimi oft genauso groß sein, wie ihre Brüder. Die Baby-Karte spielt sie nur noch sehr selten aus und schimpft stattdessen lauthals darüber, dass sie noch keinen Ranzen haben oder in die Schule gehen darf. Sie fragt Alex nach den Bezeichnungen von Buchstaben und Zahlen und wenn Alex sie dann im Umkehrschluss abfragt und sie sich vertut, dann entgegnet sie: „Ich kann das noch nicht so gut wie du. Ich bin ja auch erst drei!

Mimi weiß wer sie ist. Mimi weiß was sie kann. Mimi weiß was sie will. Mimi ist selbstbewusst und meist furchtlos. Und das, obwohl sie mit 2 Jahren vor Fliegen, Katzen und Pferden gleichermaßen große Angst hatte.

Ich bin unendlich stolz auf sie. Es ist Liebe.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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15 Gedanken zu „dropsdem

  1. Meine Tochter sagte mit drei immer „hestfalten“ statt „festhalten“. Wir liebten es und kichern heute noch mit ihr zusammen darüber.
    Beim Junior gibt es seit Jahren das schöne Wort „überdings“, gemeint ist „übrigens“. Ein Füllwort, das auch für „jedenfalls“, „überhaupt“ und „eigentlich“ steht. Er hat es mit seinen nun sieben Jahren noch nicht abstellen können. Und ich finde dieses überdings einfach zu geil. Da kann er gern noch eine Weile dran hestfalten.

  2. Ich lese die Geschichten immer wieder gerne, weil sie mich als kinderlose an meine Kindheit erinnern.
    Ich habe erst mit 10 (12?) verstanden, dass die Dachziegel gar nicht Dachziegen heißen. Ich glaube ja bis heute, dass meine Eltern das bewusst unterschlagen haben, weil sie es niedlich fanden. Recht so, ich finde es auch heute noch irgendwie schön, keine Ahnung warum.
    Dropsdem ist ein Knaller. Ein schönes Wort :)

  3. Schon irre, wie Kinder so plötzlich Sprünge machen, oder. Ich finde „dropsdeem“ extrem toll. Und ich glaube, das wird noch richtig lustig mit der Tochter, wenn sie jetzt schon so straigt ist.
    Mein Sohn ist zehn und das Sprechen macht ihm keine Mühe. Nur hin und wieder stolpert er dann doch über Wörter, die ihm als kleines Kind Mühe gemacht haben. Das ist dann wie ein flashback ins Kleinkindalter: Hast Du gerade „Paklat“ gesagt? Nein, ich weiß doch, wie es richtig heißt. Aha.

  4. Ich weiß noch, dass ich immer vom Saugstauber gesprochen habe. Und dass ich auch wusste, dass das Wort irgendwie anders geht… ;)

    Mein Bruder hat noch locker bis in die Schulzeit hinein immer „lahmsam“ statt langsam gesagt. Fand ich auch immer irgendwie logisch. ;)

  5. Hach, sooo schön <3

    Immer wenn du über Mimi schreibst fällt mir von Annett Louisan "Unbekümmert" ein.

    Man sollte manchmal einfach wirklich mehr Kind sein, das Leben wäre stellenweise wirklich einfacher.

  6. Ja, diese Sprache ist sooo süß! Manches sagen wir in der Familie heute noch, z.B. zu Schlafanzug “ Schlanggunnn“! Besucherkinder gucken dann immer ganz doof! Mein Sohn( fast 7) klärt sie dann auf! ;0)
    Vielen Dank für die tollen Blogeinträge, liebe Pia!

  7. Musste mich gerade an unsere Große erinnern, die, wenn ihre Liwblingsserie im Fernsehen schon angefangen war und wir noch kurz zurückSPULEN sollten, immer fragte: Mama, kannst du das bitte zurückSPRUDELN? Es war immer so göttlich, was haben wir gelacht… :-D

  8. Das ist so witzig. Bei uns gibt es die „Zahnärzterin“, ich hoffe das bleibt noch ein Weilchen. Der Sohn sagte lange zur Regionalbahn „Jogojogosaibahn“ Die beiden großen sprechen ansonsten auch schon so gut. Schön und schade zugleich.
    Und wirklich, das kommt immer von heute auf morgen.
    Die Jüngste liefert aber schön nach. Sie fängt jetzt an zu sprechen. Am liebsten mag ich, wenn sie „bunte Punkte“ sagen möchte. „bunke Punken“ ist das dann. Und zu Ballons sagt sie „Blonks“.

    Und den Stolz und die Liebe, die kenne ich. Die fühlt man ja fast schmerzhaft. Das kennen nur Mütter/Eltern.
    Lg

  9. Soo süß, da liebe ich sie auch gleich ;) Unsere Vierte hatte auch vor genau diesen Tieren Angst. Irgendwie müssen die beiden beim gleichen Sonnenwind geboren sein. Ich finde es erstaunlich wie sehr und in wievielen Eigenschaften sie sich ähneln. Fast ein bisschen gruselig. Liebe Grüße!

  10. Mein Dreijähriger ist auch grad im Sprachumbruch. Muss ja irgendwann sein, aber auch irgendwie schade, dass die süße Babysprache einfach so verschwindet. *seufz* Einstweilen bleiben uns noch „Backseabsen“ und „Pingowin“ <3

  11. Deine posts von Mimi passen immer richtig gut auch zu uns. Meine Maus wird ja in nem Monat 3 Jahre und da weiß ich immer schon mal, auf was ich mich einstellen muss. Momentan passt der letzte Mimi Post gut… der wo sie ihre „Motz und Mecker“-Phase hatte und sogar die Jungs alles gemacht haben, nur damit sie nicht schimpft. Da sind wir gerade und hoffen, dass es bald aufhört.
    Lustige Wörter gibt es hier aber auch… na kennst du schon den Luftbong? Oder den Matsa?
    Die kleinen Mäuse sind wirklich manchmal zu süß….
    Aber eben auch anstregend. Momentan heißt es auch oft: „Mama du kannst das grade nicht“
    Vorallem das grade oder leider an Stellen wo es eigeneltich nicht hinpasst ist total süß. „Mama, ich kann das schon alleine, leider“

    Übrigens ist ihr Spitzname für mich auch Mimi ;-P

  12. Ach so ein netter Post! Ich freu mich zum einen das die Kleine so eine Optimistin ist, bin selbst so und ich glaube und hoffe meine Tochter mit nun knapp 20 Monaten wird auch so. Sunnyside of Live! Schön wenn Menschen positiv denken;-) und nicht immer das Haar in der Suppe suchen. Hab dazu neulich nen coolen Spruch gehört: man muss ja auch nicht gleich Suizid begehen auf Grund der Tatsache das es den Tod gibt. Ähm jap…
    Mein Lieblingswort das meine Kleine aktuell sagt: Papabrei statt Kartoffelbrei. Weil der Papa immer den Kartoffelbrei kocht…. Bin gespannt was da noch so dazu kommt in den nächsten Monaten, wobei sie schon erstaunlich viel und deutlich spricht.
    Liebe Grüße Katrin

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