Ein Kind ist …

Einer der schlimmsten Sätze, den man Ein-Kind-Eltern sagen kann, lautet: „Ein Kind ist kein Kind.“ Ich weiß das, weil ich hab den auch mal gehört, als ich noch nur ein Kind hatte. Man fühlt sich sofort in seiner Funktion als gestresstes, übermüdetes Elternteil nicht ernst genommen, ja, sogar belächelt bis hin zu verspottet. Belastbar ist man ja scheinbar auch nicht, wenn einen nur ein Kind schon so fordert.

Aber – tatsächlich – fühlt sich zwei Kinder, drei Kinder und vermutlich auch vier Kinder (da muss ich dann mit meinem Wissen aussteigen) haben, nicht anders an, als ein Kind haben. Jedenfalls wenn sie dann da sind.

Und wenn man dann plötzlich nur noch eins hat, weil die anderen Urlaub bei der Verwandschaft machen oder, wie bei uns heute, krank sind, dann denkt man wirklich: „What the hell? Ein Kind is‘ ja mal so easypeasy!

So konnte ich heute morgen eine ganze Stunde länger schlafen, musste nur ein Kind wecken, mit dem ich mich gemeinsam im Bad (für 3 Kinder + Erwachsenen ist das Bad zu klein) fertig machte. Ich musste nur eine Frühstücksdose füllen, nur einmal Schuhe an die Füße reden (was im übrigen auch schneller geht, weil man keine weitere Ablenkung durch die Geschwister hat) und dann einfach ins Auto steigen, ohne 5-minütige Diskussion inklusive Geschrei und Gezeter, wer zuerst einsteigen bzw. später wieder aussteigen darf. Beim Verabschieden im Kindergarten geht auch alles viel schneller.

Alles in allem habe ich heute morgen für das sonst 2-stündige Prozedere gerade mal 45 Minuten gebraucht! Das war so unfassbar entspannt und fluffy und voll schön!

Natürlich ist es trotzdem quatsch, dass ein Kind kein Kind ist. Denn eben genau das ist es: EIN Kind. Vielleicht sollte man es anders formulieren. Sowas wie: „Ein Kind ist nicht zwei/drei Kinder.“ Weil: das wäre die Wahrheit. Klingt halt nicht so tiefgründig.

Ein weiterer Vorteil, dass heute nur noch 2 kranke Kinder zuhause sind: die Zahl der Healing Cats (echt jetzt, den Begriff gibt es wirklich. Gehört vermutlich in den selben Topf wie Homöopathie.) geht wieder perfekt auf:

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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15 Gedanken zu „Ein Kind ist …

  1. Liebe Pia, das ist doch genau wie mit dem Joggen. Wenn ein Anfänger 10 Minuten läuft und stolz darauf ist, kann man ihm ja auch nicht vorhalten: „Pah, ich laufe einen Marathon“. Alles hat mit Übung zu tun, so ist das auch mit dem Kinder haben. Mich hat das Erste manchmal mehr gestresst als meine Beiden nun zusammen. Dennoch – ich kenne auch dieses Gefühl, dass sich nun ein Kind wie Urlaub und Wellness anfühlt! Liebe Grüße von Laura

    1. Liebe Laura,

      du triffst es ganz genau. Ich dachte etwas ähnliches, aber dein Beispiel ist besser.
      „Jedem das Seine“ trifft es auch, finde ich. Ich verstehe nicht, warum man immer wieder die Leistung anderer schlecht machen muss. Jeder leistet was er kann / muss. Fertig, aus.

      Viele Grüße,
      Doro

  2. Außerdem kommt es doch immer darauf an, wie die Kinder so sind- Du mit einem einzigen Kind, das aber Schreikind ist, zum Beispiel; ich mit nur einem Kind, das, wie ich jetzt weiß, Aspie ist (wie ich selber, was ich jetzt auch mal weiß ;-) ). Da ist es egal, dass es „nur eins“ ist, sehr anstrengend ist das trotzdem.

    Und selbst, wenn man „pflegeleichte“ erste Kinder hat: Bei ersten Kindern ist halt immer alles neu, und das macht alles immer schwerer. Man muss sich sein cool erstmal antrainieren.

    Liebe Grüße!

  3. So negativ würde ich den Satz gar nicht sehen. Ich verstehe ihn so, dass man ein Kind im Alltag besser als mehere jonglieren kann in Bezug auf Übernachtung bei Oma, mal eben aufpassen, Urlaubsreisen, Eintritt in diverse Bespaßungsparadiese. Das wird ab dem 2. Kind halt schwieriger. Das ein Kind genauso Aufmerksamkeit und oft auch Anstrengung und Nerven kostet wie mehrere, dass ist klar. Vielleicht kann man sich auch mit einem Zwerg eher mal zurückziehen und auftanken, da man ja ( bei Paaren) eine 2:1 Betreuung hat.

  4. Ja das mag in Deinem Fall so sein. Wenn ich aber zusätzlich noch Sätze wie „erst mit zwei Kindern seid ihr eine richtige Familie“ lese, dann bekommen solche Aussagen ganz faden Beigeschmack. Wir bekommen im August unser drittes Kind, aber niemals würde ich solche „Weisheiten“ von mir geben und finde es für betroffene Eltern schlimm, so abgewertet zu werden.
    Womit ich keinesfalls sagen wollte, dass es in Deinem Text auch nur ansatzweise so rüber kam. Ich finde Deinen Blog wirklich großartig und Deine Beiträge sind immer herrlich normal und unterhaltsam. Vielen Dank dafür ?

  5. Hi Pia!

    Als „Ein-Kind-Mutter“ habe ich auch schon die „Mehr-Kinder-Mütter“ bewundert, wie sie das alles wuppen, wenn ich mit meinem einen Kind morgens schon eeeewig gebraucht habe, bis wir losgekommen sind. Ich habe aber dafür bei anderen schon beobachtet, dass sie es dafür nachmittags einfacher haben, da die Kinder miteinander spielen und die Mama dann nicht mehr so oft gefragt ist – wenn sich die Geschwister nicht gerade streiten. ;-) Es ist wie so oft: Alles hat Vor- und Nachteile.

    Liebe Grüße Karin

  6. Im Rückblick auf meine Karriere als 3fach Mutter kann ich sagen, dass ich mitunter 1 Kind anstrengender empfinde als mehrere. Das eine Kind bezieht sich dauernd auf den/ die Erwachsenen. Geschwister immer öfter aufeinander. Sie haben dann einfach mehr Stellen, an denen die sich abreagieren /reiben/austauschen können. Der Weg dahin dauerte!
    Und ab und an mal nur weniger als 3 zu versorgen ist eh Luxus.
    LG Eva

  7. hallo zusammen,
    kann das mit den „Healing Cats“ bitte mal jemand meinem Lieblingskater verraten? Irgendwie hat er die Info verpasst… Er ist da eher nicht sonderlich feinfühlig… Miau ich hab hunger, miau ich will aufn Balkon, Miau spielen?, miau, miau, miau…. ;-) aber schön das eure beiden Vierbeiner da besser aufgepasst haben :-)

  8. Ich sage es auch öfters,… weils einfach mit einem Kind wesentlich einfacher ist im Alltag.
    Wenn mal ein Kind nicht da ist dann fühlt sich es gleich wie Urlaub an.
    Wobei der Umkehrschluss auch ist, wenn man mit zwei Kindern im Urlaub ist oder woanders dann beschäftigen sich die Kinder untereinander super. Wenn man nur eins hätte dann muss man als Elternteil überwiegend der Spielpartner sein, das hab ich schon ganz oft mitbekommen und war dann wiederrum auch froh mehr als ein Kind zu haben ;-)) also immer so wie man es gerne hätte und möchte. Alles hat seine vor und nachteile! :-)

  9. Ich muss ja sagen, dass es bei uns wirklich mit jedem Kind entspannter wurde.. scheint eine Ausnahme :D Gut, zwischen Kind1 und Kind2 liegen 5 Jahre und zwischen Kind2 und Kind3 4,5 Jahre, was ja heutzutage als großer Abstand gilt. Klar, gibt es auch stressige Situationen, aber eigentlich ist es schon recht entspannt. Die Kinder kümmern sich viel umeinander. Wenn ich da an die ersten 5 Jahre mit Kind1 denke.. puhh.. obwohl sie ein entspanntes Kind ist, hatte sie halt nur uns.. wir mussten sie immer unterhalten.. konnten nie Mal etwas länger schlafen, auf der Couch sitzen etc.. sie war halt alleine. nun ist das viel einfacher. ;-)

  10. Der Spruch ist wirklich blöd. Das erste Kind war eine so große Umstellung. Ich war so müde und erschöpft und angestrengt. Ich war total unfit. Und EIN Kind fordert natürlich auch die ständige Aufmerksamkeit der Mama/Eltern.
    Die Umstellung auf das zweite Kind ging viel schneller. Und heute sind meine 3 Kinder eine sehr lustige Einheit, die sich untereinander beschäftigen können. Ich fand zwar die ersten 1,5 Jahre mit 3 Kindern sehr anstrengend, aber dafür entspannt sich das jetzt alles und wenn die zwei „Großen“ im Kindergarten sind und ich habe nur die Jüngste hier, ist das meistens auch ein „Spaziergang“. Ist also alles eine Frage der Gewöhnung.
    Mamas von einem Kind sind anders gefordert, als Mehrfachmamas. Aber alle sind gefordert.
    Unsere Katzen kuscheln sich auch immer ins Krankenlager. Und obwohl sie lautes Geschrei eigentlich nicht mögen, kommen sie herbei, wenn eins der Kinder aus echtem Kummer oder Schmerz weint.

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