Vom Loslaufen und Loslassen

Seit ein paar Tagen gehen die Jungs morgens alleine zur Schule. Es ist nicht so, dass ich bisher besonders ängstlich war oder besonders dolle helikoptern wollte und sie deshalb jeden Morgen fuhr. Es war einfach praktisch, da ich wegen Mimi ja eh ins Auto steigen und losfahren musste. Die Schule liegt auf dem Weg zum Kindergarten. Ich hab gar nicht darüber nachgedacht, dass man es auch anders machen könnte.

Nun trug es sich Dienstagmorgen zu, dass das Schloss meines Autos eingefroren war. Die Tür ging zwar auf, aber ließ sich nicht mehr schließen. Taadaaa! Da ich das Schloss nun nicht schnell genug enteisen konnte, mussten die Jungs wohl oder übel zu Fuß gehen. Sie zierten sich anfänglich etwas, einfach weil sie Angst hatten zu spät zu kommen, im Stockdunklen zu laufen und vermutlich war der Mond auch nicht schön geformt.

Ich zog ihnen ihre Warnwesten, die sie zum Schulstart von der Polizei geschenkt bekommen hatten, über und schickte sie los. So ein bisschen flau ist einem beim ersten Mal dann doch. Benehmen die sich unterwegs? Werden sie beim Überqueren des Zebrastreifen oder der Ampel vor der Schule gesehen? Die Leute fahren da trotz 30er Zone wie die Henker und ich selber habe bereits einmal einen PKW-Fahrer angezeigt, der unmittelbar vor der Schule mit über 50 km/h über die rote Ampel fuhr. Meine Sorge ist also irgendwie auch berechtigt.

Aber natürlich klappe alles problemlos.

Am Tag darauf hatte Mimi ja Kita-frei und so schickte ich die Jungs erneut alleine los. Sie maulten und murrten noch ein wenig, aber tatsächlich fanden sie die neue Selbstständigkeit schon so ein mini bisschen cool.

Seit Dienstag laufen sie also jeden Morgen alleine. Auch an den Tagen, an denen ich – nun etwas später – ohnehin nochmal mit dem Auto los muss, um Mimi in die Kita zu bringen. Und – Überraschung! – seit Mittwoch vergessen sie auch weder Schal noch Handschuhe in der Schule.  Gnihihi.

Ich bin jedenfalls stolz. Auf meine Jungs und auf mich. Aufs Loslaufen und aufs Loslassen. Es ist ja immer ein beidseitiger Entwicklungsschritt, den wir da machen.

Wir werden so schnell groß!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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17 Gedanken zu „Vom Loslaufen und Loslassen

  1. Wie weit ist es denn? Meiner geht ca. seit der zweiten Hälfte der ersten Klasse allein … aber ! Wir können die Schule aus unserm Fenster im 1. Stock sehen ?
    Er ist also in unter fünf Minuten da.

    Schön wenn sie selbständig werden, ne?
    Gruß Steffi

  2. Sehr cool. Ich würde gerne. Aber Colin ist leider noch nicht so weit. Er dreht sich ständig, läuft rückwärts und albert nur rum. Zudem gibt’s auch hier auch so ne super Ampelkreuzung, bei der, bei fast jeder Rotphase, Autos drüber brettern. Spätestens seit im November unser Nachbarmädchen angefahren wurde, bin ich noch schissiger. Immerhin steht seither alle paar Wochen die Polizei dort und blitzt und zieht Leute aus dem Verkehr. Ich hoffe inständig, dass er ganz bald diese Reife hat und sich im Straßenverkehr mehr konzentriert. Dann würde mir das nicht so große Sorgen bereiten.

  3. Hallo Pia,

    unser Großer ist so alt wie Max. Da er mit dem Schulbus fahren muss, braucht er nur zur Bushaltestelle um die Ecke gehen.
    Trotzdem war mir die ersten Tage, die er alleine lief mulmig. Würde er wirklich in den Bus einsteigen oder wäre etwas anderes interessanter? Ich würde es frühestens nach Schulschluss erfahren. Bisher ist er immer vorbildlich in den Bus eingestiegen – am Aussteigen arbeiten wir noch, aber das ist eine andere Geschichte.

    Es ist wie du sagst, sowohl für die Kinder als auch für die Eltern ein großer Schritt in Richtung Selbstständig und manchmal bin ich mir nicht sicher wem er leichter fällt.

    Dank deinem Post weiß ich jetzt wenigstens, dass es nicht nur mir so geht.

    Viele Grüße
    Mama Maus

  4. Bei uns war es auch eine Sache der Organisation. Daher geht der Zwerg seit den Herbstferien alleine. Auch mit der Tollen Weste <3 Ich musste sie nur selber online kaufen, da unsere Schule keine verteilte =( Mein Vater hat nun auch die Größere schon gekauft. Find die so mega für die Kids.

    Hatte auch erst bedenken, als es morgens imemr dunkler wurde, aber er wollte gar net mehr gebracht werden :O Heim kommt er nun auch allein und geht allein zur Ergo. Die Zeit die ich damit verbrachte nurze ich zum lernen oder eben um eher in der Uni zu sein und mal Pünktlich ind er Vorlesung zu sitzen statt zu spät sich reinzuschmuggeln :D

    Bei uns sind es 500m an einer Hauptstraße, er muss 5 kleine Einbahnstraßen überqueren. Er könnte auch durch die Fußgängerzone, aber das ist ihm zu weit xD Da läuft er ca 100m mehr. mein kleiner fauler stinker.

    Und dennoch, klopft das Herz immer und die gedanken drehen sich "ist alles gut gegangen?"

  5. Hihi, in der Schweiz laufen die Kinder spätestens nach den ersten Herbstferien im obligatorischen Kindergarten alleine. Sie sind da zwischen 4 und 5 Jahre alt.
    Den Kindern ruhig ein bisschen mehr zutrauen!
    LG Kiki

  6. Hier sind Taxi-Mamas verpönt, den Kindergarten- und Schulweg sollten die Kinder möglichst bald alleine meistern oder mit Mama zu Fuss dabei… dafür hast du Alex ja auch schon öfter alleine zuhause gelassen, finde das schon viel mehr. Meiner will das nicht und ich mache es auch nicht, obwohl es einfacher wäre manchmal wenn ich zB die Kleine zur Waldspielgruppe fahre…

    1. Das kommt wohl auf das Kind an. Ich vertraue Alex und würde ich eher alleine zuhause lassen, als in den Straßenverkehr, wo es nicht nur auf seine Achtsamkeit ankommt. Außerdem kommt es auch immer an die Wohn- und Schulwegsituation an. Wir wohnen an der Hauptstraße, die Schule ist durch die Hauptstraße getrennt. Da brauch man schon ein dickes Fell.

  7. Lustig. Meine Tochter ist so ziemlich genauso alt wie dein Max (geboren 27.06.10) und ist diese Woche auch das erste Mal alleine gelaufen. Allerdings von der Schule heim ;) Ich hatte so Bammel, aber sie hat das prima gemacht <3

  8. Bei uns fahren die Grundschüler ab der ersten Klasse mit dem Bus in den Nachbarort. Da schaute man die ersten paar Monate noch der Kleinen um die Ecke nach wenn Sie zur Bushaltestelle lief, aber das war es dann auch. Ab der dritten Klasse oder so hatte Sie dann schon einen Haustürschlüssel falls beim Heimkommen mal aus ungünstigen Gründen niemand zuhause gewesen wäre.
    Ab der 5ten Klasse musste Sie dann mit dem Zug 10 km zur Schule fahren und eben auch des öfteren den einen Kilometer zum oder vom Bahnhof laufen.
    Die Kids wachsen mit der Aufgabe und später kommt es einem zugute weil sie nicht wegen jedem Kinobesuch oder Extremeshoppingvorhaben wegen Fahrdienst anfragen, sondern einfach sich mit der Freundin in den Zug setzen und fertig.

  9. Hier (Schweiz, kleines Dorf) laufen die Kinder bereits alleine in den Kindergarten (2 Jahre vor der 1. Klasse). Nach der Hälfte des ersten Kindergartenjahres kommt ein Polizist und übt mit ihnen den Gang über den Zebrastreifen. Eine Ampel haben wir gar nicht im Dorf…..

    Die Kinder finden das cool mit dem Polizisten und auch sonst ist das für die Kinder eine sehr wichtige Erfahrung, alleine zu gehen. Sie erleben viel mehr, sie können mit den anderen Kindern reden, sie können Sachen finden (Schnecken, Würmer, aber auch irgendwelche schönen Steine oder mal eine Schraube oder was auch immer).

    Loslassen kann schwer sein für die Eltern, aber die Kinder werden stolz sein, wenn die Eltern ihnen etwas zutrauen. :-)

    Mit dem Auto sollte man sie gar nicht fahren finde ich. Sie verpassen so viel…

    Liebe Grüsse
    asty

  10. Mein großes Tochterkind geht seit dem zweitem Halbjahr der 1. klasse alleine. also knapp zwei Jahre schon. Im Frühling und Sommer auch mit dem Fahrrad Aber…das mit dem „Ich vergesse meine Hanschuhe, meinen Schal, meine Mütze in der Schule nicht.t (liste könnte beliebig erweitert werden)…also daran arbeiten wir bis heute

  11. Das löste bei mir auch Panik aus, tut es noch wenn er mal später nach Hause kommt… aber er ist zum Glück selten alleine da fast alle Kinder über die Hauptstrasse müssen und es eine Ampel am Streifen gibt…

  12. Guten Morgen!
    Finde ich prima!
    Es braucht definitiv mehr Eltern, die es wagen, ihre Kinder laufen zu lassen.
    Das macht stark und am Ende auch sicherer.
    Unsere Grundschule ist 1,6 km ein Weg entfernt – eine Entfernung, die auch Erstklässler schon ganz prima bewältigen können.
    Ich habe bei unseren Kindern sehr schnell gemerkt, wie gut ihnen das allein laufen tut. Mental und körperlich.
    Ich bin sehr großer Fan davon :)

    Viele Grüße!

  13. Bin grade doch sehr geschockt zu lesen, dass Kinder mit 4 Jahren alleine in den Kindergarten laufen sollen. Gut in der Schweiz scheinen es kleine Dörfer zu sein, hier am Rande einer Stadt ist das für mich undenkbar. Meine Maus wird im März 4 Jahre und sie passt an der Straße nach wie vor nicht besonders auf. Der Weg bis zur Kita dauert in meinem Tempo etwa 20min mit dem Fahrrad sind es 10min. Wenn ich diese Geschwindigkeit auf mein Kind umsetze, wäre das bestimmt ne Stunde bis zur Kita unterwegs. Sorry aber das wäre mir zu krass.
    Das nächste ist ja noch, dass es bei uns im kleinen Stadtteil etwa 4 Kinder wären die gemeinsam laufen könnten. Und es wären etliche Straßen zu überqueren.
    Nennt mich Schisser, aber da hört bei mir „Vertrauen aufs Kind“ auf.
    Wenn es dann in die Schule kommt, dann werde ich schon gucken, dass mein Kind nicht zwangsläufig mit mir mit fährt, aber momentan könnte ich es mir nicht vorstellen.

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