So ein Kacktag!

Heute war ein ausgesprochener Kacktag und da gibt es nichts dran schön zu reden. Eigentlich wollte ich mit den Jungs unser Familienauto nur fix in die Werkstatt bringen, damit vor unserem Osterausflug zum großen Familientreffen in der alten Heimat noch ein Ölwechsel gemacht und die Sommerreifen aufgezogen werden können.

Die Jungs und ich vertrieben uns die Wartezeit beim nahe gelegenen Bäcker und mit einem anschließenden Bummel durch die Deko-Abteilung des angrenzenden Baumarkts. Wir kauften ein paar hübsche Ostereianhänger aus Holz für unseren Deko-Ast, der zuhause im Fenster hängt und bewunderten diese fancy bunten Gewächse.

Ich gebe zu: ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt so ein pinkes Dings mitzunehmen, aber vermutlich wirken die nur so cool, wenn man sie in der Kombination mit seinen bunten Kumpels aufstellt. Nach 1½ Stunden schlenderten wir dann zurück zur Werkstatt und wurden bereits mit so einem Jetzt gibt’s schlechte Nachrichten Blick empfangen.

Tja, mit Ölwechsel war nichts, da leider das Gewinde an der Ölwanne hinüber ist und unser Auto somit nicht nur neues Öl, sondern direkt eine komplett neue Ölwanne braucht. Mit sowas rechnet man ja quasi auch täglich. Nicht.

Unnötig zu sagen, dass wir das gerade finanziell überhaupt nicht eingeplant haben, gerade 2 Wochen Ferien, ein Wochenendtripp und der Geburtstag des Großen in 2½ Wochen anstehen. Ich schlucke fette Tränen runter, kann aber leider nicht alle zurück halten. Die Jungs sind besorgt, der freundliche Kfz-Meister unser Vertrauens tröstet mich. Es geht nicht anders, wirklich. Das Ersatzteil muss bestellt werden und ist morgen oder übermorgen möglicherweise schon da. Möglicherweise.

Also schiebe ich Max im Buggy zur nächsten Bushaltestelle, an der wir feststellen, dass der Bus vor 2 Minuten bereits gefahren ist und der nächste erst in einer Stunde kommt. Ich breche erneut in Tränen aus und erkläre den Jungs, warum ich gerade so unendlich traurig und verzweifelt bin. Alex weint mit mir und nimmt mich feste in den Arm.

Ich hole tief Luft, schniefe noch einmal laut und sage dann: „Nützt alles nichts! Wir gehen jetzt einfach zu Fuß!“ Google Maps sagt, dass wir in einer Stunde zuhause sind. Unser Weg führt uns über Felder und durch ein kleines Kölner Dorf. Gestartet sind wir in Troisdorf und unser Ziel ist Niederkassel. Ihr könnt Euch das auf Google Map gerne selber mal ansehen.

Zum Glück ist Alex ein guter Läufer, der nicht einmal murrt oder fragt, wie lange der Weg noch ist. Wir schieben abwechselnd den Buggy und Max jammert leise, dass ihm kalt ist. Wir schieben etwas schneller.

Alex bietet an, dass er ja etwas Geld aus seiner Spardose für die Reparatur dazu geben kann. Ich schluchze, ob der Fürsorge und dem Verantwortungsgefühl meines Kindes erneut auf, erkläre ihm aber, dass das gar nicht in Frage kommt. Die Reparatur bezahlen wir schon selber, aber ob der Familienausflug noch machbar ist, steht erstmal in Frage. „Hauptsache wir haben uns!“ sagt er und ich nicke: „Mehr brauch ich auch gar nicht. Ihr seid einfach das Beste, was es gibt.

Wir kommen an einem eingezäunten Naturschutzgebiet vorbei und beobachten eine Weile von einem Aussichtspunkt den See und die Vögel, die dort schwimmen oder fliegen. „Ist schön hier,“ sagt Max und die Sonne kommt auch hinter den Wolken hervor und wärmt uns etwas.

Nach 1½ Stunden und 6,5km sind wir zuhause. Zum Glück hatte ich meine bequemsten Laufschuhe an, aber wir sind trotzdem müde und wärmen uns erstmal unter 3 Wolldecken auf dem Sofa auf.

Als ich am Nachmittag Mimi ebenfalls zu Fuß aus dem Kindergarten abholen muss, sind beide Jungs sofort dabei. Normalerweise bleiben sie lieber zuhause. Aber heute weichen sie nicht von meiner Seite, erzählen lustige Sachen und lachen. Ich lache auch.

Da war offiziell ein absoluter Kacktag, aber nur halb so kacke, wie er wohl ohne die Kinder gewesen wäre. Man muss die kleinen Dinge erkennen, wahrnehmen und genießen. Und meine kleine Dinge sind 3 und im Kopf sind die schon wahnsinnig groß. So viel Liebe!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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23 Gedanken zu „So ein Kacktag!

  1. Liebe Pia,
    deine Kinder sind wundervoll ?
    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es manchmal gar nicht so schlimm ist, wie es anfangs scheint.
    Ich halte euch die Daumen!
    Liebe Grüße
    Simona

  2. Hach Kopf hoch, ich kenn das. Wir renovieren gerade und nahezu täglich steigen mit der nächsten Überraschung (Schimmel, Putz, Elektro…) die Kosten. Gestern war mein Kacktag. Also hab ich geheult und heute war schon besser. Zwar müssen wir evtl auch unseren Urlaub lassen, aber vorhin mit meinen Kids im Garten zu toben ließ mich Alles wieder beruhigter sehen. Wird schon irgendwie werden.

  3. Hallo Pia – ich bin neu bei dir und hab mal ein bisschen gestöbert :)

    Das war ja wirklich ein Kacktag :/ Aber du hast da wirklich zwei tolle Jungs! Wie lieb und sensibel sie reagiert haben! Toll! Ich drücke euch die Daumen, dass die Rechnung nicht allzu hoch ausfällt und ihr den Familienausflug machen könnt! :)

    Habt noch einen schönen Abend!
    Ganz liebe Grüße
    Tonia mit Julius

  4. Kinder sind sooooooo toll!!
    Hab im Januar die Vollkasko rausgenommen, spart 300€ im Jahr. 3 Wochen später Unfall beim abbiegen, knapp 2000€ Schaden… ? „ist nur ein Auto“ kommt vom Großen… wo er Recht hat… und es ist keiner verletzt wurden… dafür gibt es halt keinen neuen Kühlschrank (der nötig wäre….)… und ich hoffe es kommt ein bissl bei der Steuer rum…
    Kann deinen Ärger total nachvollziehen. Kommt immer zu den ungünstigsten Zeiten!

  5. Ja, ein blöder Tag. Hätte euch eure Werkstatt kein Ersatz-Fahrzeug zur Verfügung stellen können? 8km durch die Pampa hätte ich beim derzeitigen Wetter nicht unbedingt laufen wollen. (Bei euch ist das Wetter vermutlich besser, aber gerade mit und für Max im Buggy ist das ja auch nicht sooo toll.)

    Umso besser, dass deine Kinder dann schon „erwachsen“ und einsichtig genug sind, dass sie einfach ohne zu quängeln mitmachen. Respekt. Und das ist ja dann schon wieder ein Lichtblick.

  6. Ach liebe Pia, was für ein Bericht!
    Sollte dich mal jemand fragen, was das tolle an Kindern ist und sollte dir dann nichts passendes einfallen (ich weiß, sehr unwahrscheinlich), dann erzähle einfach diese Geschichte! <3

    Und ich bin sehr froh, dass ich nicht die einzige bin, die in solchen Momenten heult. HILFE! Ich habe letztens geheult, weil mein Auspuff abgefallen ist und ich mit dem runterhängenden, mega laut klappernden Teil noch durch die halbe Stadt bis zur Werkstatt fahren musste. Alle, wirklich ALLE haben mich angestarrt. Der Werkstattmann war völlig unbeeindruckt von meinen Emotionen, dabei sah ich aus wie ausgespuckt.
    Manchmal kommt halt alles zusammen.

    Und dann kommen die Kinder und zeigen einem mal wieder, dass eigentlich alles relativ ist. Ach ja, die Kinder <3

    Liebe Grüße, Bea

  7. Kinder können einem wirklich den Tag retten. Ich merke auch so oft wie sie meine Stimmung spüren. Dann wird oft gekuschelt und getröstet, ohne dass man etwas sagen muss ?
    LG
    Natalia

  8. Hi,

    da ich gerade keine Idee habe, was für ein Auto ihr fahrt… Je nach Modell kann man einen Ölwechsel mit absaugen / Filterwechsel und auffüllen durchführen.

    Mag nicht jede Werkstatt und ist bei weitem nicht so gut, wie der normale Wechsel, aber um die Kosten zu schieben und dennoch in den Urlaub zu kommen, vielleicht eine Idee?

    Bietet nicht jede Werkstatt an, aber viele Tankstellen.

    Gruß
    J

  9. Liebe Frau Drießen,

    ich habe keinen Schimmer, was ein solches Ersatzteil kostet, aber es kann doch nicht unbezahlbar sein. Als 5köpfige Familie ist es immer ratsam einen Notgroschen auf der Seite zu haben, dass sollten Sie wissen. Denn das Unvorhergesehene passiert doch immer … Und wegen ein paar Hundert Euro gleich loszuheulen, dass muss doch auch Ihre Kinder ängstigen und verwirren.

    Viele Grüße und zwei gedrückte Daumen
    Janine

    1. Egal welche Intention dieser Kommentar hatte: die Aussagen „wegen ein paar Hundert Euro gleich loszuheulen […]“ finde ich sehr überheblich. Es gibt Menschen, für die sind 50 Euro schon wahnsinnig viel. Außerdem ging es hier nicht nur ums Geld alleine, sondern auch um das geplante Familienwochenende.
      Was ich mit dem Rat zu einem Notgroschen anfangen soll, weiß ich gar nicht. Halten sie mich für so weltfremd, von sowas noch nicht gehört zu haben? Das hier ist ein kleiner Teil unseres Alltags. Sie kennen doch die Rahmenbedingungen überhaupt nicht. Ich glaube, ich habe hier schon sehr lange keinen so übergriffigen und herablassenden Kommentar mehr zu lesen bekommen. Respekt.

  10. Ach Frau Driessen, ich kann es sehr nachfühlen. Bei mir sind es die Radlager, und und und… Kopf Hoch! Nach der Ebbe kommt die Flut!

  11. Liebe Pia,
    seit Jahren lese ich dein Blog. Immer still und leise. Aber nun muss ich mich doch einmal trauen. Ich weiß, solche respektlosen, ungerechten und provozierenden Worte wiegen schwer. Du bist schon so lang in dieser Bloggerwelt und vielleicht hast du schon ein wenig Hornhaut bekommen, aber kalt lässt einen sowas vermutlich nie. Und auch wenn man öffentlich Einblicke gewährt, das Schlüsselloch öffnet, hat niemand das Recht, dich als Zielscheibe für eigenen Frust zu nutzen. Ich kann mir vorstellen, dass du erstmal durchatmest und dieses Internet Internet sein lässt, aber wenn du zurückfindest, sollen dich diese Worte finden. Ein Gegengewicht sozusagen.
    Dein Blog war mein erster Kontakt in diese Bloggerwelt. Ich las dich Tage über Tage, wochenlang, vom ersten Wort bis ins heute, als ich mein erstes Kind bekam. Abends lag ich stillend da und las. Ich habe viel mitgenommen, Ideen, Gedanken. Einen Text habe ich besonders in Erinnerung. Du schreibst, als da nur zwei Kinder waren, dass du eine Sehnsucht spürst. Und das Wissen, dass da noch jemand fehlt. Dieser Satz war eine klare, plötzliche Antwort für mich und hat meinen erneuten Kinderwunsch ans Tageslicht gebracht. Mittlerweile liegt auch mein zweites Kind friedlich neben mir.
    Du erreichst so viele Menschen. Einer davon war und bin ich. Ich wünsche dir von Herzen, dass all diese Menschen, die dich so gern lesen und nur beste Worte für dich haben, dass all die mehr wiegen als solche Bissigkeit.
    Und nun tauch ich wieder ab! Alles Gute für dich und deine Familie!

  12. Hallo liebe Pia,

    alles gute dafür.. Keine Ahnung was sowas kostet aber als ich das las kamen selbst mir die Tränen und ich habe meinen Mann angerufen ob wir dir unbekannterweise Geld spenden können.. Er hat mich dann wieder auf die rationale Ebene geholt ;)

    Und ärger dich nicht über Kommentare!

    Egal was die Ursache ist wenn man weint, das Gefühl ist authentisch und das ist was für die Kinder zählt. Eine innerlich aufgebrachte Mutter die tut als wäre sie stark verunsichert mehr!
    Alex wird schon nicht glauben ihr naget am Hungertuch. Dafür esst ihr viel zu häufig Sushi ;)

    Schöne April Wetter Grüße,
    Katharina

  13. Ich kann das gerade eben sehr gut nachfühlen. Heute ist unserem Familien-Berlingo das Getriebe verreckt. Die Reparatur dürfte den Restwert überscheiten (Hyperventilier!).

    Seht es mal so, es gibt immer noch einen, der einen größeren Schaden hat. Und nein, das Geld stapel ich auch nicht gerade im Keller :)

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