Ein Sonntag voller Heimlichkeiten

Erwartet hatte ich einen ganz normalen Sonntag, aber dann wurde es zeitweise wirklich spannend bis aufregend. Der Morgen verlief in üblicher Sonntags-Trägheit. Es gab Brötchen zum Frühstück, die Kinder verschwanden recht schnell in den Garten und wir Eltern lasen ein wenig. Dann erhielt ich die Nachricht, dass wir nun doch noch 2 Maibäume bekommen könnten, hatte ich mich die letzten tage doch vergeblich um zwei Birken bemüht.

Dazu muss man wissen: im Rheinland gibt es den Brauch, dass man in der Nacht zum 1. Mai seiner (heimlichen) Angebeteten einen Maibaum vor die Haustür stellt. Ein Maibaum ist bei uns eine Birke, die mit vielen unten Kreppbändern geschmückt wird und an der in der Regel ein Herz mit dem Namen der Beschenkten hängt.

Alex hatte vor einiger Zeit von diesem Brauch erfahren und plante dies nun auch für seine Freundin umzusetzen. Schnell war Max mit von der Partie. Er hat da nämlich schon lange eine heimliche Flamme und das wäre doch ganz toll, wenn die sich über einen bunten Baum freuen würde.

In unser Stadt gibt es einen Jugendtreff, der dieses Jahr einen Maibaum-Service anbot. Sie fahren die Maibäume holen und verteilen sie dann im Stadtgebiet gegen Vorkasse. Im ersten Schwung waren wir leider leer ausgegangen, aber da sie heue noch Mal los mussten, freute ich mich über die Nachricht, dass wir heute nun doch noch eben diese zwei Birken erhalten würden.

Die Jung waren irgendwas zwischen total aufgeregt und total verunsichert, ob ihre Entscheidung nun echt so gut war. Max hat Bammel, dass man sie beim Baumsetzen erwischt. Auch wenn das nichts Verbotenes ist, wäre ihm das in dem Moment wohl etwas peinlich. Verständlich, in dem Alter. Alex wiederum sorgt sich, dass es in der Schule blöde Kommentare gibt, entschied sich aber letztendlich dafür, dass ihm die Freunde seiner Freundin wichtiger ist.

Die Bäume kamen, als ich gerade mit Jillian im Clinch lag. Zuerst Level 2 von Six Weeks Six Pack* und dann noch 6 Workouts aus meiner neuen Shred Bauch, Beine, Po DVD*.

Eigentlich wollte ich das komplette Workout machen, aber kurz vor Ende unterbrach mich ein übler Schmerzensschrei aus dem Garten. Der Papa trug Max herein, der unter Tränen gestand, dass er trotz Verbot Fußball gespielt und dabei einen Tritt gegen das verletzte Gelenk bekomme hatte. Ich schwankte zwischen Selber schuld! und Mein armes Baby! Wir kühlten das Gelenk und ich gab ihm ein Schmerzmittel. Nach einer Stunde Ruhe lief er aber wieder vorsichtig auf beiden Füßen, was ein sehr gutes Zeichen ist und wir somit nicht glauben, dass es zu einem erneuten Bruch gekommen ist. Glück gehabt!

Die Jungs bastelten danach ihre Maiherzen, die später an den Bäumen hängen werden und gemeinsam mit Max schmückte ich zuerst seinen Maibaum. Da es sehr windig war, konnte Max gar nicht groß helfen, sondern machte mir nur Vorgaben, wo ich welche Farbe anzuknoten hätte. Bei Alex‘ Bau, sah das später nicht viel anders aus, aber man glaubt auch gar nicht, wie viel Arbeit das ist, so einen Baum möglichst gleichmäßig und füllend zu schmücken.

Zum Schluss hatten wir jedenfalls zwei kunterbunte Maibäume, die nun darauf warten, gestellt zu werden. Das wird traditionell in der Nacht gemacht. Da unsere Jungs aber erfahrungsgemäß nicht allzu lang durchhalten und dann gerne kurz vor dem Höhepunkt einschlafen (Silvester und so), schickten wir sie heute einfach sehr früh ins Bett. Der Mann wird sie heute Nacht irgendwann wecken und sich mit ihnen auf den Weg machen.

Ich bin ein bisschen geknickt, dass ich nicht dabei sein darf/kann, aber da es so ein Männerding ist, ist das auch eigentlich völlig ok. In 3 Jahren, wenn wieder Schaltjahr ist, kommt Mimis und meine große Nacht. Dann stellen nämlich die Mädels den Jungs einen Baum. Vorausgesetzt, Mimi findet dann irgendwen so gut, dass sie ihm einen Baum stellen will.

Nachdem in den Betten endlich Ruhe herrschte (Herrjeh, sind die aufgeregt!), begab ich mich daran, den Kuchenaufleger für Alex‘ Geburtstagskuchen aus Fondant* zu bauen.

In den vergangenen Jahren habe ich allerlei Zeug ausprobiert: Torten mit Ganache, Motivtorten, komplett in Fondant eingehüllt, mit Formen eingebacken und und und. Aber die Wahrheit ist: die Kinder lieben und wollen ganz normalen Schokoladenkuchen. Die Ganache und der Fondant wurden stets abgekratzt. Also habe ich mich gegen große Experimente entschieden und werde eben einen ganz normalen Schokoladenkuchen mit Schokoguss backen und diesen mit meinem selbst entworfenen Ninjago8-Logo verzieren. Ich bin mir sicher, dass Alex das mega cool finden wird. Und das bisschen Fondant kann man auch ganz prima vom Kuchen runter nehmen.

Nun lasse ich das Fondant-Kunstwerk trocknen und morgen Abend backe ich fix den Kuchen und lege zum Schluss die Deko oben auf. Fertig!

Nun aber husch husch ins Bett. Es kann nämlich gut sein, dass ich dem Mann heute Nacht helfen muss, die Jungs aus ihren Betten zu schälen. Außerdem möchte ich ganz aufgeregt auf dem Sofa sitzen und warten, dass sie von ihrem Abenteuerausflug nach Hause kommen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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5 Gedanken zu „Ein Sonntag voller Heimlichkeiten

  1. Wie supertoll ist das denn ?

    Schön das ihr das mit den Jungs macht.

    Auch immer wieder erstaunlich…uns trennen nur knapp 100 km und doch ist Karneval und Maibaum hier gar kein Thema….und hier heißt es auch Stutenkerl ?

    Liebe Grüße an euch.

  2. Roll/Modellierschokolade ist zwar teurer, lässt sich aber besser als Fondant verarbeiten und wird von Kindern nicht vom Kuchen gekratzt.

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