Das Burgfräulein der Löwenburg

Nach unserem Ausflug zum Drachenfels und der Drachenburg hatten sich die Jungs vorgenommen, jeden Berg des Siebengebirges zu erklimmen. Heute morgen, als Max und Mimi noch verschlafen am Frühstückstisch saßen und ich das Wetter für den heutigen Tag checkte, kam mir dann spontan die Idee, dass heute genau der richtige Tag für den zweiten Berg sei. Berge darf man hier nicht wortwörtlich nehmen. Der höchste Berg des Siebengebirges mist gerade mal 460 Höhenmeter. Aber für uns Flachländer ist das halt schon ein Berg. Immerhin muss man hoch gehen.

Der andere Berg mit einer echten Bergruine ist die Löwenburg, die mit 455 Metern auch der zweithöchste Gipfel des Siebengebirges hat. Und da Mimi im Kindergarten ja nach wie vor das Thema Mittelalter hat, schienen mir mittelalterliche Burgruinen genau das richtige Ziel zu sein.

Ich berichtete den Kindern von meinem Plan und beide waren sofort Feuer und Flamme. „Aber wenn wir zu einer echten Burg gehen …“ „… zu kaputten Burgresten! Es ist eine Ruine.“ „… zu einer kaputten Burg, dann brauch ich auch ein Burgfräuleinkostüm!

Ja, woher nehme ich jetzt auf die Schnelle ein Burgfräuleinkostüm für das Fräulein von und zu? Mimi hatte die Lösung natürlich direkt parat und erinnerte mich daran, dass sie im Kindergarten ja mehrere davon hätten. Und so packten wir alle unsere Rucksäcke mit Obst, Wasser und Müsliriegeln, zogen die Wanderschuhe an und fuhren erstmal in den Kindergarten, um uns dort ein Burgfräuleinkostüm zu borgen.

Dass ich unseren Kindergarten ziemlich liebe und Mimis Idee da natürlich mit großer Freude aufgenommen wurde, ist kein Geheimnis. Also hatte Mimi nun ein Burgfräuleinkostüm in ihrem Rucksack und wir holten noch schnell Alex von seiner Übernachtung ab. Auch er freute sich wahnsinnig auf unseren Ausflug. Er ist sowieso der geborene Wanderer und kann kilometerweit laufen, ohne dass ihm langweilig wird oder er zu jammern anfängt. Das können seine Geschwister deutlich anders.

Aber die Kinder waren motiviert. Wir starteten auf dem Parkplatz Margaretenhof in Königswinter zur Löwenburg.

Das Wetter war einfach herrlich. Mit 11 Grad war es zwar nicht wirklich warm, aber die Sonne schien und der Wald zeigte sich in einer herrlichen Farbenpracht, wie es eben nur der Herbst kann.

Nach einem Kilometer fanden wir den ersten sichtbaren Hinweis auf unser Ziel. „Dem gelben Schlingel nach!“ Max übernahm direkt mal die Führung …

… und entdeckte jeden gelben Schlingel, den es zu finden gab, als Erster.

Zwischendurch genossen wir die Aussicht auf einer der unzähligen Bänke, die am Wegesrand standen und puhlten Mimi Steine aus den Schuhen.

Irgendwann gabelte sich dann der Weg und aus dem gelben Schlingel wurde ein blauer. Auch das hat Max zum Glück sofort verstanden, andernfalls wären wir wohl dem gelben Pfeilen hinterher gelaufen. Ich hatte vorher extra gesagt, dass sie selber den Weg finden müssten und ich ihnen einfach hinter her laufen würde.

Die restlichen 900 Meter bis zur Burgruine ging es nun steiler bergauf und wir schlurften und raschelten gemeinsam durch das dicke Laub auf dem Wandboden. So so so schön. Ich wurde nicht müde zu betonen, wie bunt und schön und hachz der Wald doch im Herbst sei.

Kurz vor unserem Ziel wollten die Kinder dann noch eine Abkürzung nehmen, die sich als Umweg herausstellte, dafür aber nochmal echtes Kletterkönnen forderte.

Am Ziel angekommen war ich doch überrascht, wie viel von der Löwenburg noch steht. Ich hatte irgendwie nur mit ein paar Steinen gerechnet.

Wir suchten uns ein sonniges Plätzchen und machten erstmal eine Snack-Pause. In der Sonne konnte man wunderbar ohne Jacke sitzen. Leider war das Tal heute so nebelig, dass man den Rhein nur durch einen weißen Schleier erkennen konnte. Aber die Ruine selber war sowieso viel spannender.

Nach dem Snack zog Mimi dann ihr Burgfräuleinkostüm an und wir machten ein paar Fotos, die sie dann im Kindergarten zeigen möchte.

 

Ist sie nicht ein hübsches Burgfräulein? Ein älterer Herr mache ihr ganz viele Komplimente und riet ihr dann, weiter oben in der Ruine mal zu gucken, ob es da auch echte Ritter gäbe oder ob vielleicht irgendwo ein Frosch herum hüpft.

Einen Prinz oder Frosch haben wir leider nicht gefunden, aber eine tolle Aussicht und viel Raum zum Entdecken und auch Klettern.

Nach einer dreiviertel Stunde nagte dann doch der Mittagshunger an uns und wir begaben uns an den Abstieg, um im Löwenburg Hof, der etwa einen Kilometer unter den Burgruinen liegt, etwas zu essen.

Wir setzten uns auf die Terrasse, von der man wirklich einen wunderschönen Blick ins Tal hat. Die Jungs wählten je einen warmen Kakao und Mimi wollte lieber eine Apfelschorle. Ich wärmte mich mit einem Chai Latte auf.

Die Mittagskarte war wirklich sehr gut und preislich in Ordnung. Mimi und Max wählten Pfannkuchen mit Nutella, Alex ein Kinderschnitzel mit Pommes und ich nahm Bandnudeln mit Lachs in Tomatensahnesauce. Das Essen kam sehr fix und war wirklich lecker.

Da es aber doch recht kühl wurde, wenn man sich nicht bewegte, aßen wir nur schnell auf und gingen alle noch mal auf die Toilette.

Während die Jungs gerade auf der Klo waren und es mit Mimi am Tisch ganz ruhig wurde, kamen ein paar Kohlmeisen bis an den Tisch geflogen, schauten sich kurz um und klauten Alex dann die übrig gebliebenen Pommes vom Teller.

Vom Löwenburg Hof bis zu unserem Auto waren es dann nochmal 1,7 Kilometer. Wir kamen erschöpft, aber auch sehr selig und zufrieden dort an und fuhren – Sankt Martins Lieder singend – nach Hause.

Das war eine ganz wunderbare Tour, die ich jedem so nur ans Herz legen kann. Wenn man nicht noch zum Essen einkehrt ist das ein absolut preisgünstiger Ausflug mit ganz viel Erleben und Entdecken. Mimi und Max haben insgesamt auch nur so 15 Mal gefragt, wie weit es noch ist und wann wir endlich da sind.

Insgesamt ergab die ganze Tour eine Strecke von 6 km, was für alle problemlos machbar war.

Ich bin sehr froh und glücklich, dass ich diesen Entschluss heute morgen gefasst habe und dass alle drei Kinder mit so viel Begeisterung dabei waren. Daheim kuschelten wir uns alle aufs Sofa und schauten einen Film. Zu mehr waren wir heute gar nicht mehr in der Lage.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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