Vielleicht nur geträumt.

Der letzte offizielle Ferientag. Das ist schon so ein bisschen traurig. Ich genieße die Ferien der Kinder ja immer und lasse ihnen echt alle Freiheiten, die man sich vorstellen kann. Wer will schon in seinen Ferien oder seinem Urlaub von To-Dos und Terminen geknechtet werden. Bis Mittag im Schlafanzug rumhängen. Am helllichten Tage Filme gucken. Im Stockdunklen noch durch den Garten toben. Abend bis in die Puppen Hörspiele hören. XBOX zocken. Macht doch. Nächste Woche ist das Lotterleben wieder vorbei.

Heute nahm das ganze dann aber doch eine unerwartete Wendung. Weil die Sternensinger durch die Straßen zogen, waren die Jungs noch vor dem Frühstück komplett angezogen. Immerhin will man nicht im Schlafanzug die Tür auf machen. Könnten ja Mädels aus der Schule dabei sein. Wäre eventuell etwas peinlich. Beim Frühstück fiel Max dann Mimis Lieblingstasse runter und zerschellte in zig Teile. Sichtlich betroffen saß er da wie ein Häufchen Elend am Tisch, während ich die Scherben zusammen fegte und Alex den Staubsauger holte. Ich ließ ihn erstmal sitzen und saugte das Erdgeschoss. Max ist zwar ein König im „War ich nicht!“ und „Ist nicht meine Schuld!“ , aber die Lieblingstasse seiner Schwester zu zerdeppern, das hat er wirklich nicht gewollt. Er tat mir beinahe mehr leid als Mimi, die den Verlust ihrer pinken Sternchentasse ganz sicher hart betrauern wird.

Als ich gerade das Klo putzte stand er plötzlich neben mir. „Du, Mama, kann ich irgendwie helfen?“ Huch. Hat das Mittelkind mich gerade ernsthaft gefragt, ob er mir im Haushalt helfen kann? Mal vorsichtig umschauen, ob das hier gerade die versteckte Kamera ist oder er irgendwie alienhaft von innen grün glüht. Hm, nee, alles gut.

Du kannst den Müll im Vorgarten einsammeln und die Einfahrt fegen.“ Wir haben ein Eckgrundstück und Burglind hat uns eine ganze Menge losen Müll und Laub in den Vorgarten geweht. Da Max ab und an ja die Seitenstraße fegt, weiß ich, dass er das echt gut drauf hat. Und tatsächlich zog er kurzerhand Schuhe und Jacke an und verschwand nach draußen. Ein bisschen perplex stand ich dann also so im Flur rum und suchte nach einem kleinen Realitätscheck. „Alex, magst Du das Erdgeschoss wischen?“ „Was wischen?“ „Na, den Fußboden.“ „Ja, gerne!

Achtung, Achtung. Dies ist keine Übung. Meine Kinder sind vertauscht/entführt/gebrainwashed worden.

Also putzte Alex den kompletten Fußboden im Erdgeschoss. Und das auch noch beinahe pingeliger und pedantischer als ich das tue. Währenddessen half ich Max draußen mit der Bio-Tonne, die inzwischen so proppenvoll war, dass kaum mehr ein Blatt hinein passte. Erstmal für Kompression sorgen und ein Kind rein stecken.

Das feuchte Laub unserer Korkenzieherweide ist echt hartnäckiger Kackmist, was den Klebefaktor auf Stein angeht. Ich schrubbte und kratzte so gut es ging, aber bekam dennoch nicht alles restlos ab.

Max sammelte derweil den losen Müll aus dem Gebüsch, vom Rasen und aus den zusammengekehrten Laubhaufen. Gute 10 Liter Müll hatte er zum Schluss aufgelesen, von Bonbon-Papierchen über Kondom-Verpackungen, Zigarettenschachteln bis hin zu Böller- und Raketenresten.

Außerdem untersuchte er die Restmülltonne, die seit Burglind vor unserem Grundstück steht, auf Hinweise zu ihrer Herkunft. Aber nichts zu finden. Ein wenig merkwürdig ist es aber schon, dass seit Dienstag scheinbar niemand in der Nachbarschaft seine Mülltonne vermisst. Mir würde das spätestens eine Stunde nach dem Aufstehen auffallen, wäre unsere Restmülltonne verschwunden.

Nach 2 Stunden waren wir draußen und Alex drinnen (ja, er war wirklich so gründlich!) endlich fertig. Die Jungs durften zur Belohnung etwas XBOX zocken und ich holte Mimi vom Kindergarten ab.

Am Nachmittag kamen Steffi und ihre Mädels zu Besuch. Der Mann fuhr mit den Jungs zu Saturn irgendeinen Technik-Schnickeldi kaufen, die Mädels spielten im Garten und Steffi und ich konnten endlich mal wieder etwas quatschen.

Es war schon dunkel draußen, als Mimis kleines Mondgesicht an der Terrassentür auftauchte und diabolisch hindurch grinste. Was hat das Kind nun schon wieder gemacht? „Die Mimi ist ein bisschen schmutzig,“ erklärte Alexa und – nun ja – ein bisschen war die Untertreibung des Jahrhunderts.

Während ich ungefähr 100 mal „Nix anfassen!“ wiederholte, zog ich Mimi mit spitzen Fingern aus, verabschiedete nebenbei Steffi und die Mädels und delegierte das Tochterkind weiterhin „nix anfassen“ summend direkt in die Badewanne. „Wir haben mit Matsch gespielt.“ Ach. Wirklich?

Stellt sich mir nur die Frage, warum das Fräulein die einzige war, die aussah wie ein Erdferkel. Von wegen wir und so.

Die Klamotten fahren nun eine Runde Wasserkarussell, Mimi ist inzwischen wieder blitzeblank und der Rest unserer Nachkommenschaft weilt auch bereits in ihren Zimmern.

Nach Mimis Ausflug in das Schlammloch, das morgen vermutlich vom THW abgesperrt und gesichert werden muss, so verschlammt wie Mimi daraus wieder hervor kroch, darf Alex morgen direkt nochmal alles wischen. Der freut sich drauf. Sagt er.

Vielleicht hab ich das heute aber auch alles nur geträumt und wenn ich gleich aufstehe, liegt der ganze Freitag noch vor mir. Vielleicht aber auch nicht. ?

Diesen Eintrag schubs ich rüber zu Frau Brüllen, wo heute wieder #wmdedgt ist.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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12 Gedanken zu „Vielleicht nur geträumt.

  1. Oh Gott das Matschmonster Bild ist der Hammer… :’D
    Nachdem Ferien hier noch eine ziemliche Zumutung sind hoffe sich sehr dass sich das mal ändert, mit „großen Kindern“.. Klingt schon nicht schlecht so!

  2. Ich liebe einfach diese Old-School-Tagebuch-Blogeinträge <3 Ich hätte gern mal ansatzweise ein so gründliches Kind… meins ist eher das Gegenteil, was den Müll zwar auf der Straße ausliest, jedoch in den Ranzen steckt und im Zimmer entleert, wo es gefühlt Wochen liegt *org* Man könnte ja damit Basteln… joar…

  3. Was habt Ihr denn für eine großartige Garagentür??? Meine Tochter würde ausflippen vor Freude! (2,5 Jahre, bekennender Maus-Fan). Habt ein schönes Wochenende!

  4. Vielleicht ist das ein Ferienende-Syndrom? :-) Hier hat das Töchterchen, die sonst zur eher unkooperativen Sorte gehört und die man zur Hilfe „überreden“ muss, plötzlich den Tisch gedeckt, abgeräumt, die Spülmaschine aus- und wieder eingeräumt. Ich war platt :-D
    Nen guten Start in Schule und Arbeit euch und uns allen morgen!

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