Siebengebirgs-Bingo: Großer Ölberg

Gestern haben wir uns gemeinsam mit der liebsten Nachbarin aufgemacht, um den Großer Ölberg zu erklimmen, der uns in unserer Sammlung von Siebengebirgsgipfeln noch fehlte. Mit 460 Metern über dem Meerespiegel ist er der höchste der insgesamt 13 Berge des Siebengebirges. Für geübte Wanderer ist das vermutlich ein bisschen albern, aber für uns bzw. eine Familie mit drei jungen Kindern, genau richtig.

Wie fuhren um 10:30 Uhr im Konvoi von Zuhause los und waren gegen 11 Uhr am Parkplatz Margarethenhöhe, der Ausgangspunkt für ganz viele tolle Wanderrouten durchs Siebengebirge ist. Ich hatte mich im Vorfeld ein bisschen schlau gemacht, welche Wanderrouten denn zu uns passen würden. Während Alex läuft und läuft und läuft hat Mimi nämlich erfahrungsgemäß recht flott schwere Beine. Ich fand dann diese Route, die wir mit einer GPS-App dann auch ziemlich genau so nachgelaufen sind.

Bis zur ersten Pause liefen wir gerade Mal 2,5 Kilometer. Die Hitze ließ sich auf unserem Weg super aushalten, da wir überwiegend unter Bäumen geschützt liefen und es dort deutlich kühler war. Trotzdem mussten wir natürlich immer wieder zum Wasser greifen und auch unser vierbeiniger Begleiter schlabberte so einiges weg. Bei der ersten Rast aßen wir ein paar belegte Brötchen und etwas Rohkost, bis sich die ersten Wespen zu uns gesellten und Mimi fortan den Mund nicht mehr aufmachte. Also ging es weiter.

Den letzten Kilometer vor dem Gipfel geht es dann richtig steil bergauf. Wir legten also nochmal eine kurze Rast ein, ließen Mimi und ihre schmerzenden Beinchen (aha!) kurz verschnaufen und traten dann den Aufstieg an. Ich werde nie verstehen wie Alex es schafft, den ganzen Weg bergauf, ohne Luft zu holen, durchzuquasseln, während man selber gar nicht weiß, wie man noch Atmen soll, um genug Sauerstoff in die Lugen zu bekommen. Dafür sahen wir neben dem Trampelpfad einen riesigen Armeisenhaufen, Bäume die bis in den Himmel ragten und den ein oder anderen entwurzelten Giganten.

Letztendlich schafften wir es aber doch alle nach ganz oben. Trotz schmerzender Beinchen („Meine Beine wollen nicht weiter laufen. Aber mein Kopf schon!„) und langen Armen, weil ich 2 von 3 Kindern (raten Sie welche) den Berg hochziehen musste. Der Ausblick, oben angekommen, machte den Aufstieg aber sofort wieder vergessen. Bis nach Bonn, über den Rhein, bis rüber in die Eifel konnten wir schauen. Einfach ein Wahnsinn, den die Kinder minutenlang einfach nur stimm bestaunten.

Alex traute sich gar bis ganz an der Rand der Felsen zu klettern und erzählte mir später, dass das zwar auch unheimlich, aber auch ein total gutes Gefühl war. Das hat man auch gespürt als er da eine kleine Ewigkeit einfach nur ganz still stand und die Umgebung beobachtete. Herzschmelzmoment. Mimi traute sich nicht ganz so weit, was auch völlig in Ordnung war. Der Respekt vor der Tiefe war dann doch sehr groß.

Wir blieben eine Weile, entschieden uns dann aber unser Picknick etwas weiter unterhalb des Gipfels in einer Schutzhütte einzunehmen, da die Terrasse des Gipfelrestaurants von Wespen völlig übervölkert war. Das war wirklich nur für die ganz Harten geeignet. Zu denen wir alle nicht zählen.

In der Schutzhütte Dr. Richard Faßbender (ja, die Schutzhütten heißen nach ihren Gönnern) gab es zudem einen kleinen Tisch, auf dem wir Würstchen, Brötchen, Trauben, Tomaten, Kohlrabi, Gurken und Co. ausbreiten und sich jeder bedienen konnte. Von dort aus war es dann noch eine viertel Stunde, bis wir wieder am Parkplatz waren.

Die Tour hatte eine Länge von ca. 5,5 Kilometern, weil wir einmal falsch abgebogen und aus Versehen eine Abkürzung genommen hatten. Der fehlende halbe Kilometer wäre aber auch noch problemlos machbar gewesen.

Wir fuhren also gut gelaunt und ein bisschen müde (besonders Mimi, die im Auto einschlief!) Richtung Heimat, wo wir aber zuerst noch einen Stop in der Eisdiele einlegten und uns das Eis gönnten, das uns die Wespen auf dem Gipfel verleidet hatten.

Wie man sieht war auch da die Laune noch grandios gut.

Die Kinder sammelten den ganzen Tag Eichelschalen, Stöcke und Steine, beobachteten Ameisen und Pillendreher und vergaßen darüber sogar dann und wann sich zu streiten.

Die liebste Nachbarin bedankte sich am Ende des Tages bei mir für den tollen Tag, die schöne Tour und die nette Gesellschaft. Die Kinder seien so toll und ich glaube, da hat nicht viel gefehlt und ich hätte angefangen zu heulen. Ja, das war wirklich ein toller Tag. Ein ganz besonders schöner Tag in freier Natur mit meinen kleinen Lieblingsmenschen.

Zu Abend aßen wir gestern nur die Proviantreste. Wie immer hat die Mutti nämlich maßlos übertrieben und vermutlich ganze 3 Kilo zuviel an Fressalien den Berg hochgeschleppt.

Immerhin musste ich mich so nicht mehr aktiv um ein Abendessen kümmern. Und geschlafen haben auch alle recht zügig.

Nun stellt sich nur die Frage, welchen Berg nehmen wir uns als nächstes vor?

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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2 Gedanken zu „Siebengebirgs-Bingo: Großer Ölberg

  1. Schön dass euch der Spaziergang gefallen hat. Aber „für eine Familie mit 3 jungen Kindern genau richtig“? So eine verallgemeinerung ist schon etwas seltsam. Das waren 5 Kilometer und 165 Höhenmeter.
    Ich habe es nun bereits mit unterschiedlichen Kindern erlebt. Mit 4 Jahren sind 400 Höhenmeter eigentlich kein großer Akt, in dem Alter Deiner Kinder sollten auch 600 kein Problem darstellen. Klar, auf solchen Autobahnen werden die Beine auch schneller müder wie auf schmalen Waldpfaden, buchstäblich über Stock und Stein.

    1. Nun, wir haben hier nun mal keine 400 Höhenmeter vor der Tür. Es ging auch eher um die Distanz für Gelegenheitswandererfamilien. Und wie Sie auf „Autobahnen“ kommen erschließt sich mir auch nicht. Weil ich Fotos von breiten Waldwegen gezeigt habe, bedeutet dass ja nicht, dass wir auch schmale Trampelpfade und quer durch den Wald gelaufen sind. Von Verallgemeinerung kann hier gar nicht die Rede sein.

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