Lageänderung, die X.te

Nichts ist so beständig wie die Lageänderung. Das beschreibt unser Leben als Familie eigentlich ziemlich gut. Hatten wir uns nach den Sommerferien gerade erst wieder in einen strukturierten Alltag und eine geregte Woche eingefunden, so werfen die beiden kleinen Kinder einfach mal wieder alles über den Haufen.

Schon vor den Sommerferien hatten wir häufiger Diskussionen, ob das Handballtraining denn heute unbedingt sein müsse. Abwechselnd schossen die Gegenargumente aus den Kindern. „Der/die X ärgert mich immer.„, „Das und das ist so langweilig.“ oder „Ich bin aber voll müde.“ kamen eigentlich jede Woche. Bei Mimi war insbesondere der Mittwoch echt hart, einfach weil sie morgens schon eine Doppelstunde Sport und am Mittag eine Stunde Tanzen hatte. Dann noch 90 Minuten Handballtraining hinten dran: ja, da wäre ich auch sehr müde!

Für Max ist es einfach fürchterlich demotivierend, dass er auf Grund seines Alters immer noch in der F-Jugend spielen muss, wo doch all die Jungs, mit denen er angefangen hat, bereits in der E-Jugend spielen. Auch war ihm das Training oft zu verspielt. Manchmal hat er sich dann einfach auf die Bank gesetzt und die Teilnahme verweigert.

Irgendwann mussten wir Eltern also einsehen: mit Begeisterung spielen sie kein Handball mehr. Zwar machte das Training Spaß und gerade Mimi gab dann trotz anfänglichem Genörgel doch noch richtig Gas, aber die Kämpfe im Vorfeld nahmen einfach Überhand. Und Sport soll ja Spaß machen.

So erklärten uns beide Kinder, sie wollten lieber auch zum Wing Tsjun, so wie der große Bruder. Max hatten wir bereits letztes Jahr versprochen: Wenn er in der 3. Klasse ist, darf er auch zum Wing Tsjun. Das ist ja jetzt der Fall.

Bei Mimi hatten wir uns eigentlich darauf verständigt, dass auch sie erst ein gewisses Alter haben müsse. Wenn ich sehe, wie unkoordiniert viele jüngere Kinder beim Wing Tsjun noch sind, sehe ich da wenig Sinn und eher eine große Gefahr zur Selbstüberschätzung und Verletzungen. Auch halte ich es für schwierig den jüngeren Kindern zu vermitteln, dass sie das Gelernte nicht aus Spaß an anderen Kindern anwenden sollen. Ein vernünftiges Verständnis dafür, was denn eine Notsituationen ist, in der man die gelernten Verteidigungsgriffe, -schläge und -tritte anwenden kann/sollte, muss schon vorhanden sein.

Um letzteres mache ich mir bei Mimi jetzt keine großen Sorgen. Sie ist schon sehr vernünftig und echter nicht der Typ, der in Konflikten überzogen reagiert. Was aber die Koordination angeht, so war ich mir nicht sicher. Also war ich gestern mit Max und Mimi bei einer Probestunde in unserer Wing Tsjun Schule.

Ich war überrascht, wie schnell die beiden eigentlich in der Menge der anderen Schüler verschwanden. Sie konnten alle Anweisungen und Bewegungsabläufe recht schnell umsetzen und nahmen jegliche Korrekturen und Tipp vom Lehrer und den Mitschülern dankend an. Sogar Alex, der gestern dann  in beiden Gruppen – Mimis und Max‘ sowie in seiner eigenen –  trainierte, durfte ihnen verschiedene Griffe erklären und sie korrigieren. Man sah richtig, wie gut es ihm tat etwas schon gut zu können und sein Wissen weitergeben zu dürfen.

Der Lehrer war jedenfalls sehr zufrieden mit Beiden und lud sie für eine weitere Teststunde – dann ohne mich – ein. So war das auch bei Alex. Eine Stunde ist für die Eltern, um zu sehen, ob die Kinder sich gut zurecht finden und ob der Sport überhaupt zu ihnen passt und eine ist für den Lehrer, wo er dann schaut, wie die Kinder mit der Gruppe harmonieren und wie sie sich auf das Training einlassen. Ohne Eltern.

Hinzu kommt, dass Mimi und Max rein alterstechnisch eigentlich in unterschiedlichen Gruppen trainieren müssten. Es gibt eine Gruppe für 4-6-Jährige, eine für 7-9-Jährige und eine für 10-13-Jährige. Alex ist in der letzten Gruppe und Mimi und Max werden jetzt die mittlere Gruppe besuchen, da es für mich sonst logistisch kaum möglich sein wird alle Kinder zum Training zu bringen. Wenn ich Mimi und Max abhole, bringe ich zeitgleich Alex hin. Also eine zusätzliche Fahrt.

Andernfalls müsste ich erst Mimi bringen, beim Abholen Max abgeben und wenn ich den dann wieder einsammle Alex da lassen, um ihn eine Stunde später wieder abzuholen. Da bekomme ich schon Stresspickel, wenn ich nur daran denke.

Sollte sich das Training am Donnerstag als unproblematisch erweisen und beide Kinder danach auch noch den Wunsch haben, auch wirklich weiter machen zu wollen, dann haben wir eine neue Wochenstruktur. Die macht zwar die Dienstage und Donnerstage – für mich – etwas stressiger, nimmt aber aus den restlichen Tagen der Woche deutlich Geschwindigkeit.

Das gestrige Training schloss mit dem obligatorischen Mattenkampf, bei dem zuerst Mimi und Max aufeinander trafen. Der Kampf endete unentschieden. Danach schickte der Lehrer Alex gegen Mimi und Max gleichzeitig auf die Matte und auch dieser Kampf ging unentschieden aus. Ein sehr fairer Ausgang für den Familienfrieden.

Vielleicht sollte ich für Zuhause große Matten anschaffen und die Kinder ihre Streitigkeiten einfach im Mattenkampf austragen lassen. *gnihihi*

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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2 Gedanken zu „Lageänderung, die X.te

  1. Und ich bekomme schon Stresspickel wenn ich nur dran denke dass mein Kind außerhalb der Schule so ein intensives Hobby möchte! Warum müssen die denn überhaupt alle drei so viel Sport machen? Das wär mir glaub ich zu viel. Haben Kinder nicht heutzutage schon genug zu tun mit der Schule? Das ist für mich unvorstellbar und noch Neuland (Kind erst 4)
    Habt ihr die Erfahrung gemacht dass sie dann ausgeglichener sind? Oder warum? Reicht Radfahren oder im Wald herumtollen nicht aus?
    Wollte dir auch schon länger sagen, dass du uns unglaublich fehlst mit deinem täglichen Blogeinträgen. Das war regelrecht ein Ritual vor dem schlafengehen… seufz… Keine Martinslaternen mehr? Ist das dein Ernst? Heul….
    GsD basteln wir grad an einer hübschen Laterne ;-)

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