Kein Vermissen mehr

Wenn das kleine Kind sagt: „Mama, heute ist Sankt Martin im Kindergarten. Alle gehen da hin!“ und du antwortest, dass diese Alle dort auch noch Geschwisterkinder haben, dann musst du dem Kind entweder erklären, warum du ihm kein weiteres Geschwisterchen unter den Weihnachtsbaum legen kannst/willst, oder Du rennst los, suchst einen alten Laternenstab, holst die alte Laterne vom Schrank und kaufst auf dem Weg zum Kindergarten noch schnell einen Weckmann. Letzteres, weil im Kindergarten ja nur die Kinder einen Weckmann bekommen, die eben noch Kindergartenkind sind oder vorher einen bestellt haben.

Also waren wir gestern spontan und ungeplant in unserem alten Kindergarten und haben dort Sankt Martin gefeiert. Mit einem kleinen Umzug durchs Dorf, einem Sankt Martin auf dem Pferd und dem jährlichen Martinsspiel der Vorschulkinder. Alles wie immer. Alles so vertraut, als wären wir gestern erst da raus gegangen. Mimi traf ihre zwei besten Freundinnen aus der Kindergartenzeit, weil diese dort eben noch Geschwister haben und ich viele liebe Menschen, Erzieher und Eltern, die man über 7 lange Jahre einfach ins Herz geschlossen hat.

Irgendwann fragte mich die Erzieherin, die Alex 5 Jahre lang von U3 bis Ü3 begleitet hat, wie sich das denn anfühlen würde wieder hier zu sein. Nach kurzem in mich hinein fühlen konnte ich ohne den Hauch des Zweifels sagen: „Gut. Da ist kein Vermissen mehr.

Vermissen würde ich den Kindergarten vermutlich, wenn Schule sich für Mimi schwierig gestalten würde und das Kind dort unglücklich wäre. Ist sie aber nicht und so ist es einfach schön an einen Ort zurück zu kehren, an dem man sich lange wohl gefühlt hat, der einem aber auch nicht fehlt.

Auch Alex begleitete uns gestern. Er geht heute sehr viel lieber in den Kindergarten, als zu seiner eigentlichen Kindergartenzeit. Vermutlich auch, weil er heute einen anderen Blickwinkel auf die Dinge hat und selber versteht, warum er dort nie so richtig angekommen ist.

Dafür freut er sich heute umso mehr, wenn er seine alten Erzieher sieht und aufgeregt von der weiterführenden Schule erzählen kann, die er nächstes Jahr gerne besuchen möchte. Und von der Laterne, die sie dieses Jahr in der Schule gebastelt haben.

Natürlich gab es auch Glühwein, Kakao und ein kleines Feuer. Gesungen haben wir auch aus vollem Halse. Alex fand mich auch nur ein ganz kleines bisschen peinlich, sagt er.

Wie in alten Tagen sind wir bis ganz zum Schluss geblieben und waren mit die Letzten, die vom Hof gefegt wurden. Und vermutlich wird es auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Manche Dingen ändern sich eben nie.

Und jetzt alle: Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne …

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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2 Gedanken zu „Kein Vermissen mehr

  1. Toller Bericht!
    Kannst du mir bitte verraten woher das Mützen/Loop Set von Alex ist? Steht ihm ganz ausgezeichnet und wäre was für meinen Großen.
    Bei Alex stehen die Mädels doch bestimmt schon Schlange oder, was ein hübscher Junge!!!!!

    PS: freut mich so wieder mehr von euch zu lesen! ??

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