Was ist Phase, Mutti?

Wissen Sie, wenn ich mal ganz ehrlich bin und tief in mich gehe, dann feierte bis jetzt jede ominöse Phase, die der Große bis dato hatte, ein Revival. Ich kann das sogar ein bisschen am Alter festmachen. Wenn ich mich also etwa 14 Monate zurück erinnere, dann fällt mir wieder ein, wie rebellisch, frech und grenzüberschreitend der Große sich damals verhalten hat.

Er war richtig aufmüpfig, streitsüchtig und hat Grenzen ausgelotet, bis ich mich heulend im Klo einschloss. Das war ne harte Zeit und ich hab damals wirklich Panik geschoben, dass das jetzt so bleibt und wir bald einen Krawall-Teenager im Haus haben.

Doch so überraschend wie diese Phase damals hier einzog, so still und heimlich verabschiedete sie sich auch wieder. Natürlich wurde auch unsere Schmerzgrenze großzügiger. Man wächst ja mit den Kindern auch in seiner Elternrolle.

Nun verlassen wir mal die Erinnerungen an diese Zeit – damals – und kommen wieder im Hier und Jetzt an. Und das ist ganz und gar nicht lustig. Der Mittlere, ne? Inzwischen trage ich eine Papiertüte in der Hosentasche, in die ich ständig und bei jeder Gelegenheit hinein atmen kann.

Atmen, Pia!

Da ist so viel explosive Wut und Aggression in diesem kleinen Kerl. Es reichen Kleinigkeiten und der „zarte Junge“ (so stand es damals auf dem Schuleignungsbescheid des Schularztes) mutiert zu einem knurrenden und schnappenden Bullterrier.

Heute morgen tanzte ich noch zu Karnevalsliedern durch sein Zimmer, als ich ihn weckte. Er lachte und war fröhlich, zog sich schnell an und stand recht fix in der Küche, wo ich die Brotdosen packte. Als er sich gerade eine Schüssel und einen Löffel aus dem Schrank nahm, sagte ich beläufig, dass die Salami leer wäre und ich ihm daher heute Fleischwurst aufs Brot machen würde.

Das Kind erstarrt, seine Augen wurden zu Schlitzen und dann bellt er mir ein „Nö!“ entgegen, warf die Schüssel unsanft auf die Arbeitsplatte und rauschte aus der Küche. Ich stand erstmal sehr verdutzt da, zwinkerte dreimal und rief ihn dann zurück um zu fragen, was denn los sei.

Es folgten seine random Lieblingssätze:

„Ich hab keinen Bock mehr!“ und „Lass mich in Ruhe!“ Dazu stelle man sich bitte einen enorm aggressiven Unterton vor. So ein tiefes, kehliges Brummen in der Stimme. Es ist schwer zu beschreiben.

„Bitte nicht in dem Ton“ mahne ich das Kind, das daraufhin mit den Augen rollt, eine wegwerfende Geste macht und erneut die Küche verlässt.

Und ja, vielleicht bin ich da innerlich so ein kleines bisschen explodiert. Was ich ihm in Gedanken alles an den Kopf geworfen habe wollen Sie gar nicht wissen. Ich war jedenfalls stink wütend. So ein arrogantes, ignorantes und vor allem provokatives Gebahren kann ich ja gut leiden. Ganz besonders morgens um 7 Uhr.

Also erklärte ich ihm, dass er sich heute morgen bitte um sich selber kümmern solle. Zeitmanagment, Frühstück, Zähne putzen, Haare kämmen. Das sind alles Dinge, die unsere beiden anderen Kinder wunderbar selbstständig erledigen, aber das Mittelkind, das braucht da noch viel Anleitung und Begleitung. Also nicht in der Form, dass ich sie für ihn durchführe, sondern dass ich ihm Zeiten und Handlungen ansagen muss.

„Jetzt gehst Du bitte Zähne putzen“, „Kämm bitte Deine Haare“, „Pack bitte deine Brotdose in den Ranzen“, etc. Wir hatten das Thema hier ja schon mal an anderer Stelle. Selbstmanagment fällt diesem Kind immer noch extrem schwer, wobei ich das irgendwo zwischen Träumer und Faulpelz verbuche. Er steht dann halt gerne mal 5 Minuten vor dem Spiegel und begutachtet sich oder sitzt auf der Treppe und beobachtet das Treiben der Geschwister.

Heute nahm ich mich also komplett zurück. Einfach weil ich nicht einsah mich auf der einen Seite wie einen Lakaien behandeln zu lassen (zu dem man im Übrigen auch freundlich sein kann/darf/sollte) und mich dann auch noch anpampen zu lassen, für etwas, für das niemand wirklich etwas kann. Außer vielleicht derjenige, der sich erdreistet hat, die letzte Scheibe Salami zu nehmen. Lassen Sie mich kurz überlegen … nein, auch der nicht.

Und dann nahm das Drama seinen Lauf. Es funktionierte nichts. Gar nichts. Er hat also gar nicht gefrühstückt und erst als seine Geschwister pünktlich das Haus verließen wurde er erst hektisch und dann hysterisch. Zähne putzen. Haare kämmen. Brotdose einpacken. Schuhe und Jacke anziehen. Er schrie, tobte und warf mir noch so einige Nettigkeiten an den Kopf, woraufhin ich mich in die Küche zurück zog um nicht unsachlich zu reagieren. Ach quatsch, um einfach gar nicht zu reagieren. Da wäre sicher nicht Gutes bei rum gekommen. Ich kochte innerlich.

Nun, dann fiel die Haustür krachend ins Schloss. Ohne ein Wort. Ohne einen Blick. Seine Mütze lag noch zitternd vor Furch im Flur, gleich neben der hingedonnerten Bürste.

Erstmal hinsetzen, die zitternden Hände unter Kontrolle bekommen und heulen.

Vielleicht kennen Sie das Gefühl nicht. Dann schätzen Sie sich glücklich. Ich kenne das Gefühl leider allzu gut. So eine Leere und Distanz, wenn sich ein sehr geliebter Mensch in Wut und Zorn abwendet und einen zurück lässt, gepaart mit dem Gefühl das wütende und zornende Kind jetzt nicht in den Arm nehmen und trösten zu können. Seine Verzweiflung wurde meine und ich war sauer und enttäuscht, dass ich mich nicht früher unter Kontrolle gebracht und das augenhöhen Muttertier sein konnte, das er heute vielleicht gebraucht hätte.

Aber wir kennen das ja. Seine Grenzen. Meine Grenzen. Da lag heute einfach der Marianengraben zwischen. Und vermutlich war es so die bessere Variante für uns beide.

Der Vormittag war entsprechend scheiße. Ich benutzte dieses Wort im Vollbesitzt meiner geistigen Kräfte. Scheiße! Ständig kreisten die Gedanken um den Morgen und was hätte anders oder besser laufen können. Was wohl überhaupt die Auslöser und Gründe für seine kurze Zündschnur und die ständig schwelende Wut sind.

Erinnerungen helfen da. Dass es diese Phase halt gibt, in der sie Grenzen testen, sich selber suchen, ihre Position finden müssen. Das geht scheinbar nicht ohne diese kleinen Grabenkämpfe, die gefühlt aus dem Nichts plötzlich über einen herein brechen. Und dann muss man sich von einer Sekunde auf die andere entscheiden, ob man jetzt dagegen halten oder die weiße Fahne schwenken will. Nicht ohne die möglichen Konsequenzen in einer Nanosekunde abzuwägen. Was vermittle ich meinem Kind mit meiner Reaktion? Mit Gleichgültigkeit. Mit Ertragen. Mit Aufgabe. Mit Dagegenhalten. Mit zurück Bellen.

Aus sicherer Distanz (räumlich und zeitlich) kann man da viele kluge Antworten geben, aber in der Situation selber ist das wie eine gezündete Silvesterrakete, die man noch in der Hand hält.

Das Mittelkind kam heute als Erster wieder nach Hause. Ich war schon eine viertel Stunde vorher völlig fertig mit den Nerven, weil ich nicht wusste, was mich erwartet. Und dann steht da ein über das ganze Gesicht strahlendes Kind in der Tür, dass einem ein „Hallo Mami!“ entgegen flötet, den Ranzen direkt an seinen angestammten Platz, die Schuhe ordentlich daneben stellt und die Jacke an den Haken hängt. Dann schlingt es seine Arme um einen, hälten einen ganz fest und man atmet ganz flach, um den Moment zu konservieren. Für den nächsten Ausbruch. Die nächste Situation, die wir gemeinsam überstehen müssen. Bis sich diese Phase wieder davon schleicht. Leise und unbemerkt. Bis sie nur noch eine Erinnerung ist, die man hervor kramt, um sich über die plötzliche Wut und den Zorn der Tochter hinweg zu retten. In 2 Jahren dann, ungefähr. Bleiben Sie also dran.

Den Rest des Tages war dieses Kind übrigens zuckrig wie Rübenkraut. Und sachlich reden konnten wir auch noch über den Morgen, den wir beide scheiße fanden und den wir so nicht noch mal erleben möchten. Da sind wir uns einig.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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46 Gedanken zu „Was ist Phase, Mutti?

  1. Danke ! Für die Gewissheit dass es vorbei geht, für die Bestätigung dass man nicht alleine ist und nicht nur die eigenen Kinder so reagieren und dass man manchmal einfach nur kurzluntig ist ob der Despektierlichkeiten die man aus Liebe erträgt. Meiner ist genau da im Moment u ich auch. Ich bin sonst stummer Mitleser aber dies spricht mir aus der Seele. Mein Mantra schwankt derzeit zwischen „Unrat vorbei schwimmen lassen“ und „wähle deine Kämpfe weise“.

  2. Ach Pia, wissen Sie, das sind so die Beiträge, die ich liebe! Also, verstehen Sie mich nicht falsch, ich lese sehr gerne das Tagebuch Bloggen, aber ein Beitrag wie heute lässt mich lächeln und weinen und gewiss sein, dass ich das als Mama nicht so schrecklich falsch mache, sondern dass Tage wie dieser zum ganz normalen Familienwahnsinn gehören. Haben Sie vielen Dank dafür, dass wir daran teilhaben dürfen!

  3. Das beruhigt mich! Ich sollte auch lfter mal in die Küche gehen und gar nicht reagieren. aich belle immer zurück und so schaukeln wir uns hoch bis er die Türen zuknallt, tobt und plärrt und ich mega grantig und sauer bin…

  4. Danke! Ich schließe mich an. Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.
    Für mich sind solche Tage auch schwer auszuhalten, da finde ich mich total wieder. Ich freue mich besonders über das Happyend. Für den Tag ?

    Knusperauge: Coole Mantren… daran werde ich sicher noch das ein oder andere Mal denken! ?

  5. Aber am allerwichtigsten ist doch jetzt, ob du neue Salami gekauft hast, damit morgen keine Mützen vor Furcht erzittern müssen. ;)

    Ansonsten schließe ich mich oben bei den anderen an?

  6. Liebe Pia ,
    Meine zwei großen Kinder sind nun 17 und 20 und daher kann ich mit Gewissheit sagen: es geht vorbei . Oder sagen wir mal so – es kommen andere Phasen und andere Kämpfe ;-)
    Und rückblickend kann ich sagen , ich kenne genau solche Szenen und oft war es gar nicht mal so schlecht , wenn das tobende Kind gemerkt hat, dass es mit seinen Reaktionen etwas auslösen kann – nämlich dass es Eltern wütend und traurig macht damit . Das zeigt ihnen auch , dass wir weder perfekt funktionieren , noch dass es uns kalt lässt wie sie reagieren . Weil wir sie lieben. Daher mein Resümee : man muss gar nicht immer auf Augenhöhe perfekt deeskalieren ( jedenfalls nicht mehr in dem Alter)… meist waren meine Kinder danach völlig „sortiert“ und könnten auch ihr Verhalten reflektieren . Vielleicht weil nicht nur sie „unperfekt“ waren, sondern auch ich… so in etwa jedenfalls die Meinung meiner nun großen Kinder.
    Ich haette das gerne mal damals gewusst ?…
    Und Danke für diesen ehrlichen Beitrag ?

    1. „Es kommen andere Phasen und andere Kämpfe“ … ganz sicher sogar. Da mache ich mir nichts vor. Ich halte es auch für gefährlich völlig regungslos zu bleiben und dem Kind nicht auch zu signalisieren: Hallo, du walzt gerade eine meiner Grenzen nieder.

  7. Ich kenne den Spruch aus der Arbeitswelt nur auf Englisch als „Pick your battles!“ und da auch nur den Kampf zu wählen, wenn dieser zu gewinnen ist. Im Familienleben würde ich auch einen wählen, bei dem der Ausgang ungewiss ist und ich sogar „verlieren“ könnte, wenn die Sache oder das Nachher wichtig genug sind.

  8. Liebe Pia,
    Ich erlebe in deinem Beitrag ein großartiges Beispiel für „Beziehung“ zu seinem Kind und „wachsen“ lassen. Ich finde es toll, dass die echten Gefühle von allen Familienmitgliedern einen Platz bei Euch haben dürfen. Ich glaube, dass dein Sohn genau an dieser Situation seine Persönlichkeit ein ganzes Stück weiter ausgeprägt hat. Und auch das „Loslassen“ am Beispiel der morgendlichen Routine. Dein Signal war ja nicht, dass er dir egal ist, sondern dass er es auch alleine schafft. Und das hat er wunderbar. Glückwunsch zu Eurem tollen Abschlussgespräch am Abend. Ein toller, reflektierte Junge. Meiner Meinung nach ist es ein guter Tag im Wachstumsprozess von Euch gewesen.
    Gehe deinen Weg gemeinsam mit deiner Familie so empathisch und authentisch weiter!
    Alles Gute

  9. Weißt du, manchmal ist man eben chancenlos, weil wir vielleicht einiges an Göttlichkeit in uns tragen, unter dem Strich aber doch nur Menschen sind. Mein Mantra: Fange keinen Kampf an, den du nicht ‚gewinnen‘ kannst. Und gewonnen bedeutet für mich, diese kindlichen Akte der (wichtigen) Rebellion abzufangen, ohne zu einer hysterischen Harpyie zu werden, die ihr Kind mit gehässigen Kommentaren attackiert. Denn erst einmal in dem Modus gefangen, bin ich echt unerträglich gemein zu meinem Kind. Ich hab mal über das Konzept der neuen Autorität gelesen; über gewaltlosen Widerstand. Ich bin ein Fan von intuitiven elterlichen Kompetenzen. Aber meine Fähigkeiten sind da nicht immer so versiert, wie ich mir das wünschen würde. Insofern hat mir der Abstecher in die pädagogisch wertvolle Literatur echt geholfen. Und weißt du, am Ende ist das mit der Selbstreflexion doch einer der entscheidenen Knackpunkte. Man hinterfragt sich kritisch. Man versucht Handlungsalternativen zu finden. Und so schippert man durch das zuweilen tosende Erziehungsmeer. ?
    Ich lass dir n ‚Schiff Ahoi‘ hier. Und eine imaginäre Packung Salami.

  10. Liebe Pia, Danke! Hier ist es seit Wochen genau so. Zwischendurch habe ich das Gefühl auf Eierschalen zu laufen. Vor allem kenne ich auch das Scheißgefühl nach einem solchen Morgen, das einem den restlichen Vormittag nachhängt. Und den Kloß im Bauch, wenn man sich fragt, was einen nach der Schule erwartet.
    Sehr gut zu wissen, dass es anderen auch so geht und vor allem es exakt beschrieben lesen. Merci!

  11. Uff. Ja ich kenne dieses Gefühl zu gut. Wir hatten das zwar in dem Alter nicht aber dafür schlagen wir uns seit einiger Zeit mit der Pubertät rum. Ich kann gar nicht mehr sagen wie oft ich schon verzweifelt war, geweint habe und vor allem auch falsch reagiert habe. Grad am Anfang. Als aus diesem lieben fröhlichen Kind dieses…. Monster ? würde. Aber auch das wird man irgendwie schaffen.
    Ich finde diesen Beitrag sehr toll und absolut wichtig. Oft wird einem in Social Media nur das perfekte gezeigt. Die Kinder sind immer lieb, die Ehe immer perfekt und die Mama immer super gelassen und ebenfalls perfekt. Es ist eben nicht immer so. Wie könnte es auch wenn verschiedenen Charakterwesen zusammen leben. Vielleicht gibt es sie ja, diese Familien wo man nie Auseinandersetzungen hat. Niemand mal genervt ist oder laut wird. Die Kinder jeden Tag Engel sind. Aber ich glaube da irgendwie nicht dran :D

    Liebe Grüße

    1. „Oft wird einem in Social Media nur das perfekte gezeigt. Die Kinder sind immer lieb, die Ehe immer perfekt und die Mama immer super gelassen und ebenfalls perfekt.“
      Das empfinde ich auch oft so, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass alle Eltern dann und wann mit ihren Dämonen zu kämpfen haben.

  12. Puh.
    Ich finde das SO großartig wie Du mit Deinen Kindern umgehst, wie Du reflektiert und sie so gut einschätzen kannst und ihre Gefühle erkennst usw.
    Und ich staune darüber.
    Und ich merke, dass ich das alles überhaupt nicht mache und kann. Das mich so eine Situation oben auch gar nicht so beschäftigt hätte. Wir sind hier gefühlsmäßig alle irgendwie abgebrühter. Und das ist ja eigentlich schade..

    1. Ob das wirklich schade ist, weiß ich nicht. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte etwas gelassener sein, mir weniger Gedanken machen und einfach aushalten. Klappt nur eben in der Praxis selten.

  13. Nachdem ich heute Morgen so einen Moment mit der Großen (6 Jahre) hatte und mich leider nicht besonders souverän verhalten habe, kann ich das doofe Gefühl gut nachvollziehen. (und besonders doof, dass ich Mittwochs nie da bin abends und kein Happy End daher in Aussicht ist, immerhin haben wir uns nach der Fahrt noch vertragen)

  14. Ich finde, Sie haben da immer noch sehr überlegt reagiert. Chapeau! Ich werfe dann schon mal mit Hausschuhen in der Gegend rum oder brülle „raus“ und so was, wenn der 13jährige sich so unfassbar gruselig benimmt. Es gibt Gründe wütend zu werden, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Da kann ich mich dann auch adäquat pädagogisch verhalten. Aber morgens um sieben wegen solcher Nichtigkeiten, das halte ich ganz schlecht aus.
    Und mir geht es dann auch so: den ganzen Vormittag geht es mir schlecht und oft auch noch den Nachmittag, ich komme erst abends um sechs nach Hause. Ich bemühe mich dann auch um ein Gespräch, aber oft liegt der Vorfall dann halt schon fast zwölf Stunden zurück und ist längst von tausend anderen Sachen überlagert.

    1. Darum warte ich auch wirklich immer bis es eine ganz entspannte Situation gibt, in der ich mit Abstand nochmal über die Situation sprechen kann. Manchmal dauert das auch bis zum nächsten Tag. Aber dann kann man auch viel sachlicher darüber reden.

  15. Hallo Pia,
    das tut mir leid, ich hätte mich genauso gefühlt. Ich glaube es ist einfach, weil er der Mittlere ist. Er ist nicht der Große und nicht das Nesthäkchen, und trotzdem ist er klein. Er wird sich ständig innerlich vergleichen und ausloten wo denn täglich seine Position im Alltag ist. Dann sind solche Salami-Situationen natürlich super um extra Aufmerksamkeit zu bekommen. Und noch besser war es für ihn dich als erster und einziger allein nach der Schule zu haben. Ein Mittelkind eben. Kämpft immer ein bisschen mehr.
    Liebe Grüße
    Andrea

  16. Das kommt mir so bekannt vor. Die Große war bzw ist auch so. Oft kam ich in der Arbeit an und war vorher fix und fertig von dem Ausbruch zuhause.
    Meine jetzt 19j. kann das immer noch. Von einer Sekunde auf die andere bricht der Vulkan aus und ich bekomme es ab. Ich ärger mich dann über die Respektlosigkeit, denn sie ist „erwachsen“. Dann wünsche ich mir, sie würde nicht studieren, sondern arbeiten und bald ausziehen. Und im nächsten Augenblick ist sie so liebevoll,.dass sie natürlich noch hier wohnen darf lach. Aber ich befürchte, es wird so schnell nicht anders werden. LG Tanja

    1. Ich denke mit zunehmendem Alter bekommt das ja auch noch mal eine andere Qualität, weil man dann schon eine gewissen Reife bzw. Tolleranzschwelle erwartet. Ich will gar nicht wissen, wie und ob ich dann noch ruhig bleiben kann.

  17. Huhu.
    Wir sind auch dabei. Kind 1 ist ein 8-jähriger Vulkan kurz vorm oder beim Ausbruch, Kind 2 steckt in der Wackelzahnpubertät, Kind 3 in der Autonomiephase. Am Abend reichen die Mantras einfach nicht mehr aus und dann kommt auch mal das Mamamonster.

  18. An solchen Tagen fragt frau sich, warum es ausgerechnet in der eigenen Familie so zugeht. Und dann kommt so ein Blogeintrag und frau weiß, dass es auch woanders so ist. Vielen Dank fürs Teilhaben.
    Bei uns ist derzeit die 12jährige ein solcher Vulkan. Wobei auch der 8jährige manchmal so ähnlich drauf ist.
    Salami hält sich zum Glück echt lange, hier ist Leberkäse die Lieblingswurst. Und ja, auch wegen „Leberkäse alle“ hatte unser Mittlerer schonmal so einen Anfall.
    LG von TAC

  19. Hallo Pia, heute hat mir eine Freundin von deinem Blog erzählt, nachdem ich ihr mein Herz ausgeschüttet habe über den gestrigen morgen mit meinem Sohn. Sie meinte, sie hat etwas ganz ähnliches gelesen bei dir. Ich kannte dich nicht, habe den Beitrag gesucht, gelesen und fühle mich jetzt tausendmal besser. Denn, mein sensibles zartes Kind mutiert aktuell auch zu einem kleinen Wut Schnauben and aggressions Monster. Scheinbar ohne Grund und ohne große Veränderung aber selbst in der Schule wurde ich schon von der überangagierten Lehrerin darauf angesprochen, das das so nicht weitergehen kann und ich mit ihm vllt mal zum Kindertherapeuten oder in eine Beratungsstelle gehen soll. Seither war ich so wahnsinnig verunsichert, weil mein Junge ein sehr toller Junge ist nur aktuell eigentlich in einer schwierigen Phase – dachte ich. Bis mir die Lehrerin suggerierte dass es anscheinend ein ungewöhnliches Verhalten ist. Aber ist das nicht normal das auch mal richtig wütend sind weil sie nicht mit dem Roller zur Schule fahren dürfen? Das unsere kleinen Menschen Grenzen testen? Dass sie auch manchmal Fehler nicht zugeben wollen?

    Danke für deinen Beitrag und liebe Grüße
    Lilla

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